— 152 — nicht gewachsen, und, wenn auch grollend, kehrten sie in das Lehnsverhältnis zurück, in dem sie vordem zu den deutschen Kaisern gestanden hatten. Unter den Fahnen Lothars wurde wiederum der Name des Kaisers zu einem geachteten und gefürchteten in ganz Italien; der alternde Lupplmgenburger zeigte es der Welt, daß der Geist des großen Otto ihn beseelte und daß er gewillt war, den Einfluß, den einst die großen Sachsenkaiser in Italien geübt, sich wieder zu erwerben. In Bari in Unteritalien, an der Küste des adriatischen Meeres, trafen die beiden Heere wieder zusammen, und dort kam auch die Kunde, daß der Gegenpapst Anaklet Plötzlich gestorben sei. Ohne erheblichen Widerstand zog jetzt Jnnocenz in Rom und in die Peterskirche ein, aber er glaubte auch, durch diese günstige Wendung seines Geschickes des Dankes gegen den Kaiser überhoben zu sein. Ja er machte letzterem sogar das Recht streitig, über die dem Sicilianer abgenommenen Gebiete nach eigenem Ermessen zu verfügen, im Gegenteil beanspruchte er, ebenfalls Lehnsrechte in diesen Ländern auszuüben. Diese Anmaßung des Papstes erfüllte den alten Kaiser mit großem Verdruß, und es hatte den Anschein, als wenn dieser Stxeit zu einem unheilbaren Riß' zwischen den beiden obersten Häuptern der Christenheit führen sollte, zumal es nicht an Leuten fehlte, welche auf beiden Seiten das Feuer der Zwietracht schürten. Aber die Klugheit des Abtes Bernhard fand einen Ausweg aus dieser Verlegenheit. Er schlug vor, daß der Kaiser ge¬ meinsam mit dem Papst die Belehnung Apuliens an den Grafen Rainulf von Alife vollziehen möchte, und so geschah es. Die Welt erlebte nun das seltsame Schauspiel, daß bei der Uebergabe der besahnten Lanze an den Vasallen der Kaiser dieselbe am Schafte, der Papst an der Spitze hielt. Wohl fehlte es schon damals nicht an Stimmen, welche den Kaiser wegen dieser Nachgiebigkeit hart tadelten, und besonders war es Heinrich der Stolze und mit ihm viele deutsche Ritter, welche viel lieber mit den Waffen in der Hand die Entscheidung herbeigeführt hätten. Nur