— 13 — und den Druck von uns zu nehmen. Daher ist es mein Rat, eine Gesandtschaft zu ihm zu schicken aus den An¬ gesehensten unserer Brüder. Konrad von Warfleth, Ernrno von Oldeuesch und Dietrich von Schlüte sollen den weiten Weg nach Braunschweig unter ihre Füße nehmen und dem Kaiser vorstellen, wie sehr unser freies Land, das feinen andern Herrn fennt als ihn, den Kaiser, unter dem Druck seiner Vasallen leidet. Gewiß sein fürstliches Herz wird sich auss neue uns zuwenden und uns Helsen von unsern Dräugern!" So sprach der weise Alte; und ob¬ gleich viele unter den Versammelten waren, denen dieser Weg zu lang dünkte, so wagte doch niemand ihm zu widersprechen. Die drei Männer, die er genannt, er¬ klärten sich bereit, die weite Reise nach dem fernen Braunschweig zu unternehmen, und schon am andern Tage machten sie sich auf, begleitet von den frommen Segenswünschen der freien Bauern. Ehe jedoch diese ausgesandten Boten von Braun¬ schweig zurückkehren konnten, hatten die Dinge im Ste- dingerlande plötzlich eine ganz andere Wendung ge¬ nommen. Die Deicharbeiten waren beendet; jede Lücke, jeder kleine Riß, jeder Ratten- und Maulwurfsgang war sorgfältig verstopft, und mit neuer Zuversicht konnten die Bauern den kommenden Sturmfluten entgegen sehen. Da sollte deuu nach alter, von den Vätern ererbter Sitte das Fest der Deichschau begangen werden. In feierlicher Prozession zogen alsdann alle Männer, festtäglich ge¬ kleidet, aus allen Ortschaften nach Berne, wo in der altersgrauen Kirche, die einst der Erzbischof von Bremen, Ansgar, zu Ehren des heiligen Aegidius gebaut, ein Hochamt gehalten wurde. Nach Beendigung desselben begaben sie sich dann mit Kreuzen, Fahnen nn'b Bannern nach dem Deiche, welcher seiner ganzen Länge nach ab¬ geschritten wurde, um noch einmal nachzusehen, ob an demselben alles in gutem Zustande sei. Nachdem auch dieses geschehen war, ging der Zug nach Berne zurück, und auf der Dingstätte, unweit der Stadt, wo sich im