— 41 — Wirt aufforderte, nach Landessitte mit ihm und dem Ge¬ sinde aus derselben Schüssel zu essen. Freilich, so wie die Stedinger vermochte er nicht in die Speisen einzuhauen. Mit stummer Verwunderung sah er, wie der Breiberg in der großen zinnernen Schüssel immer mehr zusammen¬ schmolz, wie die großen Brotstücke und Käseschnitte wie Spreu vor dem Winde verschwanden. Kein Wunder, daß Leute, welche solchen Appetit besaßen, auch Riesenkräfte im Arme verspürten! Als das Mahl verzehrt war, stand der Freischöffe auf, um sein Amt als Priester seines Hauses zu verwalten und das Abendgebet zu sprechen; alle folgten seinem Beispiele, falteten fromm die Hände und blickten herunter in die leeren Schüsseln, die vor ihnen standen. Ans freiem Herzen mit bewegter Stimme dankte der Hausherr Gott, daß er heute große Gefahr von dem Baterlande, von seinen Fluren und Feldern abgewandt habe; er empfahl auch ferner dem göttlichen Schutz das ganze Land mit allen seinen Bewohnern und all ihrer Habe, und zum Schluß sprach er den alten Vers: „®ott, bewahre Damm un Dieken, Siele, Bullwark un bergliefen, Darto unse Hab' un God, Un en ihrlick Burenblod". Darauf sprach er das Amen, welches laut von allen Haus¬ genossen wiederholt wurde, und dann reichte das Gesinde, einer nach dem andern, dem Freischöffen, seiner Gemahlin und dem fremden Ritter die Hände zum Gutenachtgruß, um sich bald nach den Schlafstätten zurückzuziehen. Auch dem Ritter wies Frau Hilka bald die Lagerstätte im besten Stübchen des Hauses an, und, nicht lange dauerte es, da lag tiefe nächtliche Stille über dem Hose des Frei¬ schöffen Bolko von Bardenfleth. Aber in die Augen des Oldenburgers kam die ganze Nacht kein Schlaf. Freilich das Bett war gut; ein ganzer Berg köstlicher Daunenkissen war in dem Alkoven aufgespeichert, in welchem er fast versank, als er sich hineinlegte; aber die Gedanken an das, was er in den