— 126 — Kaisers. Überleget und ziehet in Erwägung, was ich Euch sage; es ist nicht schimpflich, vor dem vierfach über¬ legenen Feinde sich zurückzuziehen!" Die Worte Detmars riefen eine große Bewegung hervor. In manche Brust zog wieder neue Lebenshoffnung ein, mancher dachte an sein Weib und seine Kinder, für welche sich eilt Weg der Rettung zeigte. Die Mehrzahl der Bauern aber schüttelte mit den Kopsen, und der Freischöffe ergriff das Wort, um auf Detmars Vorschlag zu antworten. „Laßt uns nicht thun nach den Worten meines Freundes", sprach er; „der Rat, den er uns giebt, ist wohlgemeint, aber es ist nicht würdig eines Stedingers, jetzt die bedrohte Heimat zu verlassen. Meine Brüder, es bleibe bei unserm Entschluß; laßt uns kämpfen bis zum letzten Blutstropfen, laßt uns der Welt zeigen, daß wir verstehen entweder zu siegen oder zu fallen!" „Aber wo bleiben unsere Weiber, wo bleiben unsere unschuldigen Kinder, wenn wir untergehen?" rief Detmar. „Sie werden mit uns fallen", lautete Bolko's Antwort; „Gnade von den Kreuzfahrern hat niemand zu erwarten, und ehe sie sich lebend in die Hände der Barbaren übergeben, werden unsere Frauen den Dolch gegen ihre Kinder und gegen das eigene Herz kehren!" Laut stimmten die Männer der Rebe des Freischöffen zu, und auch bte Weiber, welche sie gehört hatten, riefen ihm Beifall. Da sprach Detmar: „Nun wohl, so bin auch ich zusriebeu mit Eurem Beschluß, so werbe gekämpft bis zum letzten Atemzüge. Ich weiß, Ihr glaubet nicht, baß ich diese Worte gesprochen habe. Euch von Eurer Pflicht abwenbig zu machen ober weil ich ben Tob fürchte; ich bachte babei nicht an mich unb mein Leben, fonbern an bie, die uns bte Liebsten sittb auf der Welt. Wer von uns könnte den Gedanken ertragen, daß sein Weib und seine Kinder fort¬ an in Knechtschaft leben sollten? Wenn sie aber mit uns sterben wollen, wohl, wohl, so sei es; lieber tot, als Sklav!" Mit zitternder, thränenerstickter Stimme hatte Detmar tom Diese gesprochen. Von dem hohen Steine,