— 145 — freudiges Ereignis war, welches die Leute hier zusammen¬ geführt hatte; die Stedinger erwarteten ihren geliebten Landesherrn, den Großherzog Paul Friedrich August von Oldenburg, welcher versprochen hatte, heute, am sechs- hnndertsten Jahrestage der Schlacht von Altenesch, auf den Sankt Veitshügel zu kommen, um der Enthüllung des Denkmals beizuwohnen, welches den für ihre Freiheit und für ihren Glauben gefallenen Helden hier errichtet worden war. So sehr hatten sich die Zeiten geändert, daß der Nachkomme jener Grafen, welche einst das Kreuz gegen die Stedinger genommen, jetzt der Feier beiwohnte, welche zu Ehren der gefallenen Feinde seines Hauses hier gehalten wurde, obgleich auch er im Wappen noch das Kreuz trug, welches ihn fort und fort an den Kreuz¬ zug erinnerte. Die Zeit hatte auch diesen Groll vergessen gemacht; die Herzen der Stedinger jubelten jetzt _ dem Fürsten entgegen, gegen dessen Ahnen ihre Väter ihren Glauben und ihre Freiheit verteidigt hatten, der aber jetzt mit ihnen eins war im Glauben und der ihre Freiheit achtete. „Stedingsehre" wurde au diesem Tage der Ort genannt, auf welchem nun, hart am Deiche, auf dem unscheinbaren Hügel sich das Denkmal befindet. Es ist genau an der Stelle errichtet, wo sich einst die dem heiligen Vitus geweihte Sühnekapelle befand, und der Sandsleinsockel des Denkmals steht auf den dort noch aufgefundenen Grundmauern der Kapelle. Auf diesem Sandsteinsockel erhebt sich ein einfacher, eiserner Obelisk, den ein eisernes, sinnig aus Kreuzen und Schwertern gebildetes Gitter umgiebt. Die Inschrift auf der Vorder¬ seite lautet: „Den im Kampfe für Freiheit und Glauben auf diesem Schlachtfelde gefallenen Stedingern". Rechts steht: „Ant 27. Mai 1234 unterlag den mächtigen Feinden das tapfere Volk"; links: „Bolko von Bardenfleth, Tammo von Hnntorp, Detmar tom Dyk fielen als Führer mit ihren Brüdern"; und endlich hinten: „Am Jahrestage der Schlacht 1834 gewidmet von späten Nachkommen". In einem schattigen Eichenhaine steht dieses einfache, fast zu einfache Denkmal; vom Fuße desselben überschaut man Tiemann, Der Freischöffe von Berne. 10