— 41 — ringsum, nur unterbrochen von dem Ticken der goldenen Standuhr auf dem Tische neben ihrem Bette. Kein Schlaf kam mehr in ihre Augen die ganze Nacht, und als sie am Morgen von ihrem Lager aufstand, da fühlte sie sich matt und elend, wie eine Schwerkranke. Fahl drang das Morgenlicht durch die Fenster; der Regen klatschte an die Scheiben, der Sturm heulte um die Schloßtürme — — ein schauriger, kalter Novembertag war im Anzuge. — Der Volksmund sagt, daß man am Wetter des Hochzeitstages das Schicksal einer Ehe bestimmen könne; scheint der Braut die Sonne in den Kranz, so wird die Ehe eine glückliche; Regentropfen dagegen, die ihr in den Kranz fallen, bedeuten die Thronen, die sie in der Ehe weinen wird. Bald darauf kam ihre Kammerfrau, um sie zu schmücken zu der feierlichen Handlung, die um elf Uhr in der Schloßkapelle vollzogen werden sollte. Teilnahm¬ los ließ die Prinzessin alles mit sich geschehen; sie ließ sich in die prachtvollen Gewänder hüllen, welche durch einen besonderen Boten aus Paris herbeigeholt waren; sie ließ sich das funkelnde Diadem in den blonden Haaren befestigen, die goldenen Armbänder um die Handgelenke, den Perlenschmuck um den Hals legen; sie dachte nur an ihren Traum, der auch im wachen Zustande sie verfolgte. Dann kam in Begleitung der Damen des Hofes ihre gute, treue Mutter, um sie in die Kapelle zu geleiten, wo der Bräutigam sie bereits erwartete. Wohl erschrak Eleonore, als sie in das Gesicht der Tochter blickte, in deren Augen noch die Thränenspuren standen und deren Wangen mit einer tiefen Blässe, die einen seltsamen Gegensatz bildete zn den kostbaren Gewändern und der glänzenden Umgebung, bedeckt waren. Ach hätte es in ihrer Macht gestanden, sie hätte noch jetzt ihr geliebtes Kind behütet vor dem verhängnisvollen Schritte, der es ins Vederben stürzen mußte. Laut aufschluchzend warf sich die Prinzessin in die Arme der Herzogin, die sie auf Stirn, Mund und Wangen küßte und ihr die süßesten