12 4. Der Sachsenbund. Nur eng war das Land, das die Sachsen bewohnten, und ge¬ ring ihre Volkszahl. Aber sie waren ein kühnes, verwegenes Volk das seine Wohnsitze auszubreiten trachtete. Über die Elbe zogen sie südwärts ins Land der Chauken und setzten sich hier fest. Sie landeten der Sage nach an der Küste des Landes Hadeln und be¬ mächtigten sich mit List des Landes. Nicht schreckte sie die stürmische See. Auf kleinen, leichtgebauten Schiffen fuhren sie gen Westen und plünderten die Küsten Niedergermaniens, Galliens uud Britan¬ niens, die damals noch den Römern gehörten. Sie setzten sich an der Nordfüste Galliens fest und gründeten, nachdem die Chauken in ihnen ausgegangen, (S. 6) in Verbindung mit Angeln und Jüten um 450 n. Chr. in Britannien eine Reihe kleiner Staaten, aus denen später das angelsächsische Reich und das heutige England her¬ vorgegangen sind. 2. Der Sachseubnnd. Im 4. und 5. Jahrh. n. Chr. entstand an baden Seiten der Weser, östlich bis zur Unterelbe, westlich bis zum Nrederrhein reichend, der Sachsenbuud. Neben Sprache und Stammverwandtschast bildete sich im Laufe der Zeit gleiches Recht, gleiche Verfassung heraus und knüpfte das Band fester, das die einzelnen Völkerschaften des Sachsenlandes zusammenhielt, sodaß die sächsische Bevölkerung einen in sich geschlossenen, einheitlichen Volks¬ stamm bildete, der sich „durch das leicht erkennbare Gepräge einer innerhalb des allgemeinen germanischen Volkscharakters zur Aus¬ bildung gekommenen Eigenart von den übrigen großen Stämmen des^ deutschen Volkes unterschied". Mit der Entstehung des Bundes verschwanden die Namen seiner einzelnen Glieder allmählich. Nur der Cherusker wurde noch hier und da bei römischen Schriftstellern Erwähnung getan; der Name der Angrivarier erschien in veränderter Gestalt als Angrarii (Engern). 3. Die politische Gliederung. Es bildeten sich im Sachsen¬ bunde vier große Gruppen: Ostfalen, Engern, Westfalen und Nord- albingier, die ihren Namen von ihren Wohnsitzen führten; denn ^alen bedeutet Ansiedler, und Engern Anger- oder Wiesenbewohner. Die Ostfalen (Ostfalahi) wohnten östlich von der Leine nach der Elbe zu. Der Mittelpunkt ihres Gebietes war die Gegend zwischen Hildesheim und Wolfenbüttel, die auch noch später als Ostfalengau (Astfalon) bezeichnet wurde. Die Engern (Angrarii, Angarii) Hatten auf beiden Seiten der Weser, von Münden bis hinab nach Bremen, einen breiten Strich Landes imie: sie teilten sich in Ost- und Westengern. Die Sitze der Westfalen (Westfalahi) werden durch die gleichnamige Provinz noch heute angegeben, und die Nord alb in gier wohnten im heutigen Holstein nördlich der Elbe.^ Jede Gruppe besprach ihre gemeinsamen Angelegenheiten auf einer großen Landesversammlung, zu der jeder Gau seine Vertreter sandte, beriet gemeinsam über Krieg und Frieden uud