102 123. Das Gefecht bei Saalfeld. 124. Die Schlacht bei Nuerstädt. 123. Das Gefecht bei Saatfeld (10. Oktober 1806). Ein alter Thüringer erzählt in den Erinnerungen aus seinen Knabenjahren: In Haufen versammelten sich die Einwohner, und Todesschrecken durch¬ zuckte alle Herzeit, als ein Mann das Thal von Arnsgereuth herabgeeilt kam und erzählte, die Franzosen hätten ans dem Durchzuge nach Saalseld bei ihnen geplündert und die Nacht bei Hoheiche ein Lager gehalten, wohin sie aus den nahe liegende» Dörfern Betten, Möbel, eine Menge Vieh, aber auch Kleidungsstücke, Geld und andere wertvolle Sachen fortgeschafft hätten. Dabei schilderte er besonders die französische Jufauterie als eine abscheuliche Bande, die er heut morgen mit ihren grauen Kitteln und mit ihren auf deu ver¬ trackten Hüten aufgesteckten Löffeln, viele auch mit toten Hühnern oder Gänsen hinten am Tornister, habe thaleinwärts nach Saalfeld ziehen sehen. . . . Gegen Abend erfuhren wir durch zurückkehrende Neugierige, die auf die erste Nach¬ richt, daß bei Saalseld eine Schlacht geliefert werde, auf die Höhen westlich von dieser Stadt geeilt waren und von da aus das gauze Gefecht mit ange¬ sehen hatten, daß die Preußen von den Franzosen umgangen und die Sächselt durch die Saale gejagt worden seien, daß die Franzosen gesiegt hätten uud schon das Saalthal hinunter den fliehenden Preußen nachgezogen wären. Zugleich aber lief auch die Nachricht ein, daß auf der Straße oberhalb Saal¬ felds, also nahe bei unserm Dorfe, neue Franzosenhaufen teils nachrückten, teils Lager machten. (Aus den „Erinnerungen eines alten Thüringers".) 12-1. Die Schlacht bei Auerftädt (14. Oktober 1806). Scharnhorst schrieb am 5. November 1806 aus Lübeck an seinen Sohn: Mein lieber Wilhelm! In einem Wirbel von unaussprechlichen Arbeiten, Unruhen und Beschwerden habe ich seit 21 Tagen auch nicht einen Augenblick Zeit gehabt, an dich, mein innigst geliebter Sohn, zu schreiben. Eine un¬ glückliche Schlacht am 14. Oktober und eine Menge Nachtrab-Gefechte und 21 Märsche, jeden von 5—7 Meilen, zum Teil in der Nacht, habe ich glück¬ lich überstanden. In der Schlacht habe ich einen Schuß in die Seite be¬ kommen, der in 8 Tagen geheilt sein wird; eine andere Kugel ging durch die Raupe cm der Schulter, wo sie mattiert war, und streifte mich nur. Ein Pferd verlor ich auf der Stelle; das audere wurde mir verwundet und trug in der Not den Prinzen Heinrich ans der Schlacht, nachdem sein Pferd er¬ schossen war, und er nicht gehen konnte. Ich schlug mich mit einer Muskete in der Hand mit den letzten Musketieren durch. Ich hatte viel Glück. Der linke Flügel, den ich führte, siegte, unb nur erst, als der rechte geschlagen war und der Feind dem linken in den Rücken kam, wurde der linke gezwungen, sich zurückzuziehen. Das schlechte Betragen mehrerer Kavallerie-Regimenter, die Verwirrung in der Führung, bas Zurückhalten ber Ersatztruppen, 2/s der Armee unter Kalkreuth, entzog uns den Sieg. Ich war rasend, klagte bei dem König, als ich aus der Schlacht kam, alle die an, welche es verdienten. Seit dieser Zeit hielt ich mich an den Mann, mit dem ich glaubte etwas ausrichten zu können, den General von Blücher. Wir haben den Nachtrab 21 Tage gemacht, eine Menge Gefechte geliefert und die meisten glücklich,