zerhauenen Österreichern, tot, lebend! So avancirte dann wieder die Infanterie bis zum Talrande der Elbe, wo jenseits dieses Flusses noch sehr heftiges Granatfeuer erfolgte, in das ich auch gerieth, aus dem mich Bismarck ernstlich entsernte. Ich ritt nun noch immer umher, um noch ungesehene Truppen zu begrüßen, wo ich Mutius, Württemberg und Bonin 2) noch antraf. Alle diese Wiedersehen waren unbeschreiblich! Steinmetz, Herwarth fand ich nicht. Wie sah das Schlachtfeld aus! Wir zählten 35 Kanonen, es scheinen 50 genommen zu sein, mehrere Fahnen, alles lag voller Gewehre, Tornister, Patronentaschen, wir rechnen bis heute 12 000 Gefangene, hier befinden sich 50 gefangene Offiziere. — Aber nun den Revers der Medaille. Unser Verlust ist noch nicht er¬ mittelt, er wird hoch sein. Daß General Hiller3) von der Garde ge¬ blieben ist, wirst Du schon wissen, ein großer Verlust! Anton Hohen- zoHern4) hat 4 Gewehrkugeln im Bein; ich weiß nicht, wie es ihm heute geht! Er soll enorm brav gewesen sein. Erckert ist schwer blessirt, ebenso Oberst Obernitz am Kopf. Das 1. Garde-Regiment hat solche Ver¬ luste, daß aus zwei Bataillonen eins formirt ist! In welcher Aufregung ich war, kannst Du denken! Und zwar der gemischtesten Art! Freude und Wehmut! Endlich begegnete ich noch spät 8 Uhr Fritz mit seinem Stabe. Welch ein Moment nach allem Erlebten und am Abend dieses Tages! Ich übergab ihm selbst den Orden pour le m^rite, so daß ihm die Thränen herabstürzten, denn er hatte mein Telegramm mit der Ver¬ leihung nicht erhalten! Also völlige Überraschung! Einstens alles münd¬ lich! Erst um 11 Uhr war ich hier, ohne alles, so daß ich auf einem Sofa kampierte. 1) Bekannter Militärkapellmeister. 2) v. Mutius, kommandierender General des VI. (schlesischen) Armeekorps, Prinz von Württemberg, kommandierender General des Gardekorps, D. Bonin, komman¬ dierender General des I. (oft = und westpreußischen) Armeekorps. 3) General Hiller von Gärtingen, Befehlshaber der 1. Division des Gardekorps. 4) Prinz Anton von Hohenzollern wurde tödlich verwundet. c) Brief Moltkes an seine Gemahlin über die Schlacht bei Königgrätz, Hauptquartier Horsitz, 4. Juli 1866. Am 2. dieses Monats waren eben die Dispositionen für einen Angriff auf die österreichische Hauptmacht abgegangen, als ich mit der Nachricht geweckt wurde, daß dieselben uns zuvorzukommen gedächten. Wir ver¬ mutheten sie hinter der Elbe mit einer Festung auf jedem Flügel, Josef¬ stadt und Königgrätz. Nichts war mir daher erwünschter als dies freund-