164 20. Das Heerwesen des Mittelalters. Söldner und Landsknechte. Feudalwesen. Söldner. Bogen. Das Heer gliederte sich noch immer nach den verschie¬ denen Stämmen und Gauen. Damit nicht eine zu große Ab¬ nahme der Zahl der Freien durch die vielen Kriegszüge herbei¬ geführt würde, bot Karl d. Gr. nicht immer das gesamte Heer- aus, sondern nur dasjenige der dem Kriegsschauplatz zunächst liegenden Provinzen und Gaue. Die Mannschaft eines Gaus wurde vom Grafen geführt; den Oberbefehl hatte der König. Mit der fortschreitenden Entwicklung des Feudalwesens änderte sich auch die Heeresverfaffung. Die Lehnsleute und Vasallen des Königs, die Herzöge, Grafen, Bischöfe und Äbte bildeten jetzt die nächsten Heerespflichtigen. Sie alle hatten die Verpflichtung, sobald der König das Aufgebot, den Heerbann, erließ, gewaffnet zu erscheinen, je nach dem Umfange ihres Lehens mit einer größeren oder kleineren Schar von bewaffneten Be¬ gleitern, für deren Ausrüstung uud Unterhalt sie zu sorgen hatten. Zehn Panzerreiter zu stellen, war die geringste Leistung: die größereu Städte, wie Augsburg, Mainz, Köln, stellten zur Zeit der sächsischen Kaiser je 100, das Herzogtum Elsaß 70, während kleinere Städte und Grafen 40, 30 oder 20 Reiter aufbringen mußten. Als Durchschnittszahl eines königlichen Heeres wurden im 12. Jahrhundert 30 000 Reiter angesehen, die mit Knappen und Troßbuben etwa 100 000 Mann aus¬ machte«. Da in der Folge durch die Abstufung des Lehnswesens nicht genügend Streiter gefunden werden konnten, fing man im 12. Jahrhundert an, das Heer durch Kriegsleute zu verstärken, die gegen einen bestimmten Lohn oder Sold (vom lat. solidas, daher unsere Bezeichnung „Soldaten") dienten und deswegen Söldner genannt wurden. Dieser Gebrauch wurde besonders auch dadurch herbeigeführt, daß man bei der Entwicklung der Städte mehr und mehr das Fußvolk zum Kampfe nötig hatte. So konnte z. B. ohne Fußtruppen die Belagerung einer Stadt gar nicht ausgeführt werden. Wenn der Krieg beendet war, suchten die Söldner einen anderen Dienst; sie sahen das Kriegshandwerk als ihren Erwerbszweig an. In den allermeisten Fällen stellten sie sich unter einen Anführer, der für ihren Sold sorgte und