Qeorg-Eckert-Institut BS78
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Geschichtliche Repetitionsfragen und Ausführungen: 5. Teil.
Tabellarischer
Kettfaden der Geschichte.
Bearbeitet
von
Krof. Dr. Jr. Auröonsen,
Munster i. W.
Dritte Auflage.
Nicolaische
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Berlin 1906.
Georg-Eckert-Institut
für internationale Schulbuchforschung Braunschweig Sohulbuchbibtiothek
<3v/ S6'l
3urbonfett, Geschichtliche Repetitionsfragen und Ausführungen.
5 Teile: Altertum, Mittelalter, Neuzeit, Brandenb.-preußische Geschichte (nebst Quellenbuch), Tabellarischer Leitfaden.
Berlin, Nicolai.
HK-jr
tft-Cifid-s
Einteilung.
A. Das Altertum.
I. Die Orientalen. tl f
Babylonier und Assyrer, Ägypter, Meder und Perser, Israeliten, Phönizier......................................................................1
II. Die Griechen.
1. Zeit der Entwicklung: bis zu den Perserkriegen (—500) .... 4
2. Zeit der Blüte (Perserkriege) und des Verfalles: bis zum Untergänge der Freiheit (—338)......................................................5
3. Hellenistische Zeit....................................................... 9
III. Die Römer.
1. Sagenhafte Zeit der Könige (—510)......................................10
2. Zeit der Republik (—31).
a) Zeit des Aufblühens: bis zur Unterwerfung von Italien (—266) 11
b) Zeit der Blüte: bis zu den Gracchen (—133)...........................12
c) Zeit des Verfalles (—31).............................................13
3. Die Kaiserzeit (—476 n. Chr.)...............................................^
B. Das Mittelalter.
Vorgeschichte: Die Germanen bis zum Sturze des weströmischen Reiches (—476)................................................ .... 18
1. Die fränkische Zeit: bis zur Erneuerung der abendländischen Kaiserwürde (—800)................................................................. 19
2. Zeitalter der Entwicklung von Kaisertum und Papsttum: bis zu den Kreuzzügen (—1096)....................................................... 21
3. Zeitalter der Kreuzzüge (—1270)........................................ 24
4. Zeitalter des Reichsverfalles (— c. 1500).............................. 26
C. Die Neuzeit.
1. Zeitalter der Reformation und der großen Religionskämpfe: bis zum Westfälischen Frieden (—1648).
a) Die Reformation........................................................31
b) Die Religions- und Bürgerkriege........................................34
2. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt: bis zur französischen Revolution (—1789)
a) Zeit Ludwigs XIV.: Vorherrschaft von Frankreich........................33
b) Zeit Friedrichs d. Gr.: Preußen wird Großmacht (Einleitung: Vorgeschichte von Brandenburg-Preußen)....................................40
3. Zeitalter der französischen Revolution (—1815)........................47
3. Zeitalter der nationalen Bewegungen (—1871).........................52
5. Unsere Zeit................................................................58
A. Das Altertum.
Von der Urzeit bis zum Sturze des weströmischen Kaisertums 476 n. Chr.
Die Völker des Altertums, welche für die Entwicklung der Menschheit nacheinander in Betracht kommen, sind die Orientalen, Griechen und Römer; letztere beiden werden wegen ihrer besonderen, bleibenden Bedeutung als klassische (d. i. mustergiltige) Völker bezeichnet.
I. Die Orientalen.
Das Morgenland ist die Heimat der Kultur, welche von dort aus befruchtend auf das Abendland wirkt. Vor dieser kulturellen Bedeutung der alten Orientvölker, deren Eigenart in der Ausbildung der religiösen Begriffe liegt, tritt ihre politische Geschichte in den Hintergrund.
1. Sabylonier und Assyrer.
Ältestes Kulturvolk im südlichen Euphrattale die Sumerier. Aus von Norden eindringenden semitischen Wüstenhorden gehen im Süden des Landes die Babylonier (Babel), im Norden, Uferland des Tigris, die Assyrer (Ninive) hervor. Älteste Keilschrifturkunden aus dem 4. Jahrhundert. Im 3. Jahrtausend die älteste (arabische) Dynastie in Nordbabylonien; volle Entfaltung der Kultur c. 2000 v. Chr.
c. 2100 Der Gesetzgeber Hammurabi in Babylon, Zeitgenosse Abrahams, c. 1500 Beginn der Wechselbeziehungen zwischen Babylonien und Assyrien Letzteres gewinnt die Herrschaft. 8. Jahrh. Blüte Assyriens: c. 720 Sargon, 700 Sanherib.
607 Zerstörung von Ninive durch Nabopolasfar, den assyrischen Statthalter
in Babylon, und Kyaxares von Medien.
607—538 das neubabylonische Reich.
605 Nebukadnezar II., der Sohn Nabopolassars, besiegt den König Necho
von Ägypten bei Karchemisch (Euphrat). Er erobert Syrien, Palästina,
Phönizien; + 562.
539 Eroberung Babylons (letzter König Nabonid) durch den persischen König Eyrus.
Zurbonscn, Geschichtstabclltn. 1
2
A. Das Altertum.
2. Ägypter.
Älteste ägyptische Ansiedlungen im Niltale vor dem 4. Jahrtausend D. Chr. Ältester bekannter König der Pharao Menes c. 3000. 26 Königsdynastien bis zur Eroberung des Niltales durch die Perser.
Bis c. 2000 Das alte Reich von Memphis (nahe Kairo).
c. 2500 Die Pyramidenerbauer Cheops, Chcfren, Mykerinos.
e. 2000—1700 Das mittlere Reich von Theben. Neuausrichtung der Pharaonenmacht. Amontempel in Theben, Labyrinth, c. 1800 Obeliskenzeit.
1700—1580 Fremdherrschaft der Hyksos (semitische Hirtenkönige).
1580—525 Das neue Reich von Theben. Herrschaft über Nubien und Syrien.
Höhe der ägyptischen Macht unter der 18. Dynastie: die Könige des Namens Thutmosis und Amenophis.
c. 1450 Amenophis II., wahrscheinlich der Pharao des Auszuges der Israeliten „ aus Ägypten.
c. 1400 Die sog. Arnarnazeit, bekannteste Periode der orientalischen Geschichte (Funde von Tel el Amanta: Keilschriftberichte ägyptischer Statthalter in Vorderasien).
c. 1300 Ramses II. d. Gr.: Kämpfe gegen die Ehetiter in Syrien. Tempelbauten in Theben (Ruinen von Karnak und Luxor).
c. 670 Psammetich stürzt die Dodekarchie und eröffnet Ägypten dem Ans-lande. — Spätzeit von Sais.
605 Necho, Psammetichs Sohn, erliegt bei Karchemisch der Macht Nebnkad-nezars. Kanal durch die Landenge von Suez, Umschiffung Afrikas (?). — An Stelle seines Nachfolgers Apries erhebt die Kriegerkaste den Amäsis, 525 Niederlage Psammenits durch Kambyses bei Pelusium: Ägypten wird persische Provinz.
3. Meder und Uerser.
c. 700—538 Das INedische Reich (westl. Iran) seit der Losreißung von Assyrien. Hauptstadt Ekbatana. Erster König Dejoees. Kyaxares zerstört Ninive 607. — Die Perser (südwestl. Iran) erobern das uralte Reich Elam (Susa).
558—29 Der Perser Cyrus (in der Bibel Koresch) entthront den Astyages und gründet das persische Reich (—331).
Cyrus besiegt den König Krösus von Lydien, erobert die lydische Hauptstadt Sardes und unterwirft die kleinasiatischen Griechenstädte, 546. 539 Cyrus erobert Babylon. Er dringt nach Indien vor.
529—22 Kambyses, des Cyrus Sohn. Er erobert Ägypten und zieht vergeblich gegen Nubien. Siebenmonatige Herrschaft des Pseudosmerdes (Bartja).
521—485 Darms aus dem Geschlechte der Achämeniden, der Organisator des Perserreiches. Er nimmt das abgefallene Babylon (Zopyrus) ein.
513 Erfolgloser Zug gegen die Scythen: erster Einbruch in Europa. — Mit dem Aufstande der jonischen Griechen verknüpfen sich die Perserkriege der griechischen Geschichte.
I. Die Orientalen.
3
485—65 Xerxes. — Der letzte Achämenide Darms III. Kodomannus (t 330) erliegt Alexander d. Großen.
4. Jsraelitrn.
Die Bedeutung des israelitischen Volkes liegt in der Festhaltung der reinen Gottesidee (Monotheismus) und der darauf begründeten (theokratischen) Staatsidee.
Ursprüngliches Nomadentum unter den Patriarchen, c. 2100 Abraham wandert aus Ur (Südbabylonien) nach Kanaan, c. 1850 Einwanderung Josephs und des Stammes Jakob in Ägypten, c. 1450 Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Moses und die Zehntafelgesetzgebung. Eroberung des Jordanlandes unter Josua. Zeit der Richter (Gideon, Jeptha, Simson, Samuel), c. 1010 Saul, erster König (aus dem Stamme Benjamin), c. 930 David (aus dem Stamme Juda), Blüte des Reiches, Residenz Jerusalem (um 1400, in den Amarnabriefen, zuerst erwähnt), c. 950 Salomo, Bau des Tempels. Handel nach Ophir (Südostküste Afrikas?), c. 920 Teilung des Reiches in Juda (Jerusalem) und Israel (Sichern, später Samaria).
722 Sargon von Assyrien erobert Samaria; Ende des Reiches Israel. 586 Zerstörung Jerusalems durch Nebnkadnezar; Ende des Reiches
Juda. Die Juden werden nach Babylon entführt.
538 Ende der babylonischen Gefangenschaft durch Cyrus (Eroberung Babylons). Wiederaufbau des Tempels.
Die Juden unter persischer Herrschaft bis 332, unter der Herrschaft Alexanders, dann der Ptolemäer bezw. der Selenziden bis 167. 167—130 Freiheitskrieg der Makkabäer.
63 Die Inden werden den Römern zinspflichtig (Pompejus).
70 n. Chr. Zerstörung Jerusalems (Titus). Zerstreuung des jüdischen Volkes.
5. Phmchier.
Die Bedentnng der Phönizier beruht in der Durchbrechung nationaler Beschränkung durch den ersten Welthandelsverkehr.
c. 2750 Erste Erwähnung von Tyrus; Blüte c. 950.
«. 1500 Blüte von Sidon. — Umfassende Kolonisation, c. 850 Gründung Karthagos von Tyrus aus. Die phönizische Macht erliegt nacheinander den Assyrern, Babyloniern (Nebukaduezar), Persern (Cyrus), während die Karthager zur ersten Seemacht aufstreben.
1*
4
A. Das Altertum.
II. Die Griechen.
Die Bedeutung des Griechentums ruht in feinem vorbildlichen Einflüsse auf dem (gebiete von Wissenschaft und Kunst (Schönheitsideal).
1. Zeit -er Entwicklung: bis zu den Perserkriegen (—500).
Das älteste, heroische Königtum (Priester-, Richter-und Feldherrnamt) wird abgelöst durch die Herrschaft der Aristokratie, woraus sich in mehreren Staaten vorübergehend die Tyrannis entwickelt; im übrigen meist Demokratie.
In der Urzeit Einflüsse des Morgenlandes (Sagen von Kadrnns aus Phöuizieu, Pelops aus Kleinasien, Cekrops aus Ägypten) und Züge dorthin (Sage vorn trojanischen Kriege 1194—84?).
In der geschichtlichen Zeit treten 2 Hauptstärnme hervor: die rauhen, aristokratischen Dorer (Herakles) und die geistig regsamen, demokratischen Jon er (Theseus). c. 1100 Einheimische Bewegungen finden ihren Ausdruck in der Wanderung der Torer ans Thessalien nach dem Peloponnes (Sparta); Einfall derselben in das jonische Attika (Athen); Sage vom Opfertode des Kodrus (1068?).
Älteste Kolonisation, infolge von Übervölkerung oder inneren Streitigkeiten, in Kleinasien: Mittelpunkt das jonische Milet. Frühe Blüte des griechischen Wesens daselbst (homerische Gesänge), e. SOÖ Sog. Gesetzgebung des Lykurg in Sparta: Zusammenfassung der bestehenden Verhältnisse. Die Bevölkerung besteht aus Spar-tiaten, Periöfen, Heloten. Beschränktes Doppelkönigtum. Oberste Behörde der Rat der Alten (Gerusia) mit 30 Mitgliedern. Daneben die Volksversammlung der über 30 Jahre alten Spar -tiaten. Verteilung des Grundbesitzes. Öffentliche Erziehung zu Kriegstüchtigkeit und Vaterlandsliebe. — Später Ephoren.
776 Erste Olympiade. Die olympischen Spiele.
8.—6. Jahrh, jüngere Kolonisation (infolge des Handelsverkehres) in Unteritalien (Großgriechenland), Sizilien und am schwarzen Meere.
Die Spartaner begründen durch Unterwerfung der Mcffenier (7. Jahrh.) ihre Vorherrschaft (Hegemonie). — Die beiden ersten messenischen Kriege sind sagenhaft.
In Athen seit der Abschaffung des Königtums Ad elsherrfchaft (Eupatriden). Archonten auf Lebenszeit, dann auf 10 I., feit 682 neun auf je ein Jahr.
II. Die Griechen.
5
c. 620 Drakons Aufzeichnung des Strafrechtes.
C. 610 Kylons mißglückter Versuch auf die Tyrannis.
594 Gesetzgebung Solons; gemäßigte Demokratie. Soziale Rettung der ärmeren Bürger durch die Seisachthie; alle Attiker werden Bürger von Athen. Die Bestimmung der Rechte und Pflichten erfolgt nach dem Ertrage des Grundbesitzes (Timokratie). Die 4 schon vorhandenen Klassen (Steuerklassen) werden von Solon nur näher bestimmt. Aus der ersten Klasse Wahl der neun Archonten, aus den drei ersten Klassen die der 400 Mitglieder des Rates (Verwaltung). An der Volksversammlung (Ekklesia) sowie den Gerichtssitzungen (Heliäa) haben alle über 20 I. alten Bürger teil. Oberster Gerichtshof und Aufsichtshehörde bleibt der uralte Areopag. 560—27 Tyrannis des Pisistratus.
510 Vertreibung der Pisistratiden (Hippias). Klisthenes befestigt die Demokratie: neue Bezirkseinteilung (in Demeu), Rat von 500, Ostrakismus.
2. Zeit der Zlüte Gerserkriege) und des Verfalles: bis?nm Untergänge der Freiheit (—338).
Aufschwung des Geisteslebens durch die Entfaltung nationaler Kraft im Kampfe gegen die Perser. Entartung der Verfassungen und schneller Verfall des politischen Lebens: wechselnde Vorherrschaft von Athen und Sparta (Theben) und schließliches Erliegen vor der Militärmonarchie der Mazedonier.
500—449 Die Perserkriege: erster, von den Griechen abgewehrter Angriff des Morgenlandes auf Europa.
Das Perserreich (letztes orientalisches Weltreich) umfaßte Babylonien und Assyrien, das Hochland von Iran (Medien, Persien), Ägypten, Syrien (Phömzien, Palästina), Lydien und die griechischen Kolonien in Kleinasien.
500—494 Abfall der kleinafiatischen Griechen von Darms mit Unterstützung durch Athen und Eretria. Brand von Sardes.
Die Perser zerstören Milet.
493—79 a) Verteidigungskrieg der Griechen. Aufstreben von Athen.
493 Die persische Angriffsflotte unter Mardouius scheitert am Berge Athos.
490 Zug der Perser unter Datis und Artaphernes nach Attika.
Schlacht bei Marathon: Sieg der Athener und Platääer unter Miltiades.
Miltiades stirbt bald darauf, wegen eines unglücklichen Zuges gegen die Insel Paros verurteilt, im Gefängnisse.
Nebenbuhlerschaft von Themistokles und Aristides in Athen; Verbannung des letzteren durch den Ostrakismus. Themistokles er-
6 A. Das Altertum.
hebt Athen zur Seemacht (Bau einer Flotte und des Kriegshafens Piräus).
480 Zug des L'erxes (Sohn des Darius) nach Griechenland; Überbrückung des Hellespontes (Dardanellen), Durchstechung des Berges Athos.
Heldentod des Leonides mit 300 Spartanern im Paffe von Thermopylae (Oeta).
Unentschiedenes Seegefecht bei Artemisium (Eurybiades).
Seesieg der Griechen bei Salamis unter Themistokles;
Flucht des Xerxes.
Rückkehr des Aristides nach Athen (Themistokles, später ebenfalls verbannt, begibt sich in den Schutz des Perserkönigs und stirbt zu Magnesia in Kleinasien 470?).
479 Sieg der Griechen über Mardonins bei Plataeae in Böotien: Pansanias, Aristides. — Seesieg bei Mykäle (Kleinasien).
479—49 b) Angriffskrieg der Griechen.
477 Stiftung des attischen Seebundes durch Aristides. Beginn der Vorherrschaft von Athen (des Pausanias Verrat in Byzanz und Ende in Sparta).
465 Land- und Flottensieg des Cimon über die Perser am Eury-medon (Kleinasien).
Cimon, von Athen den Spartanern im dritten messenischen Kriege (464—56) zu Hilfe gesandt, wird von diesen zurückgeschickt und von seinen Mitbürgern verbannt: später zurückgerufen.
Spannung und Kämpfe zwischen Athenern und Spartanern. Vollendung der langen Mauern von Athen.
449 Sieg des Cimonischen Heeres über die Perser bei Salamis auf Cypern (Cimon f vor der Schlacht). — Ende der Perserkriege ohne Friedensschluß.
Geistesleben: die Hymnen des größten griechischen Lyrikers Pindar, die Tragödien des sittlich-ernsten Aeschylus, die Geschichtsschreibung des frommen Herodot.
445—39 Zeitalter des Perikles: Blüte von Athen.
Perikles, welcher durch einen dreißigjährigen Frieden mit den Spartanern (445) Athen nach außen Ruhe verschafft, vollendet die Demokratie (Bürgersold), sichert Athens Hegemonie durch die Herrschaft über den Seebund sowie Hebung seiner Handelsmacht und leitet den Staat mit fast monarchischer Gewalt. Er gestaltet Athen znm Mittelpunkte griechischer Kunst und Wissenschaft.
Bauten auf derAkropolis;diePropyläen nndderParthenon, beide dorischen Stiles (charakteristisch die ohne Basis aufsteigende mächtige Sänle mit rundem Wulst und Platte), das Erechtheum,
II. Die Griechen.
7
jonisch (sich stärker verjüngende Säule mit schneckenförmigem Knauf). — Die Bildwerke des Phidias: Statuen der Athene, des olympischen Zeus. — Die Tragödien des großen Sophokles und des geistvollen Euripides, die Sophisten (Protagoras).
431-404 Der peloponnesische Krieg, beschrieben von Thukydides
(und Xenophon).
Ursache: Eifersucht der dorischen, aristokratischen Landmacht Sparta gegen die jonische, demokratische Seemacht Athen; Un-zuftiedeuheit der athenischen Bundesgenossen. Veranlassung: Krieg zwischen Korcyra und Korinth wegen der korcyräischen Kolonie Epidamnus, Abfall Potidäas von Athen.
431—21 Archidamischer Krieg. Einfälle der Peloponnesier (Archi-damus) in Attika.
429 Die Pest in Athen (Hippokrates); Tod des Perikles. Beginnender Einfluß des Demagogen Kleon.
427 Abfall von Lesbos; grausame Bestrafung durch die Athener. Die Peloponnesier zerstören Plataeae.
425 Unternehmungen der Athener an der Westküste des Peloponnes (Pylos, Sphakteria).
422 Sieg des edlen Spartaners Brasidas über Kleon bei Amphipolis in Thrazien. Beide f- Unsichere Waffenruhe (sog. Friede des Nieias 421).
418 Wiederausbruch des Krieges. Niederlage der Athener und Argiver bei Mantinea (Arkadien).
415—13 Unglückliche sizilische Expedition der Athener zur Erlangung der Herrschaft im westlichen Mittelmeer. Flucht des Alzi-biades zu den Spartanern. Gylippus vernichtet das athenische Heer bei Syrakus.
413—404 Dezeleischer Krieg (seit der Besetzung des festen Dezelea in Attika durch die Spartaner). Auflösung des attischen Seebundes und vorübergehende Herrschaft der Oligarchen in Athen.
410 Alzibiades, von der athenischen Flotte zurückgerufen, siegt bei Kyzikus (Propoutis) und wird in Athen an die Spitze der Kriegsmacht gestellt, jedoch nach der Niederlage eines Unterbefehlshabers bei Notium 407 wieder entsetzt. (Er endet später, meuchlerisch überfallen, in Kleinasien).
406 Sieg der Athener bei den Argiuuseu (gegenüber Lesbos). Feldherrnprozeß.
405 Der tüchtige Spartaner Lysander siegt entscheidend über die Athener zu Wasser und zu Laude bei Aegospotami (Hellespont).
404 Übergabe Athens an Lysander. Schleifung der langen Mauern, Einsetzung der dreißig Tyrannen. Die Herrschaft
8
A. Das Altertum.
ber Dreißig wirb nach einjährigem Bestaube von Thrasybul gestürzt; Herstellung ber Demokratie.
401 6t)tu§ ber jüngere fallt gegen feinen Bruber, ben Perserkönig Artaxerxes, bei Knnaxa (Babylonien). Rückzug (Auabasis) ber „Zehntausend" beschrieben von Xenophon.
399 Sokrates trinkt ben Giftbecher in Athen. Sein großer Schüler Plato, „ber Göttliche."
Der große Spartanerkönig Agefilaus bringt zur Befreiung ber griechischen Stabte in Kleinasien siegreich gegen bie Perser vor.
395-87 Die Perser erregen ben korinthischen Krieg gegen Sparta (Korinth, Theben, Athen).
395 Lysanber fällt bei Haliartus gegen bie Thebaner.
394 Der Athener Konon siegt mit einer persischen Flotte über bie Spartaner bei Knibus (kleiuasiatische Küste), ber zurückberufene Agefilaus über bie Verbünbeten bei Koronea (Böotien).
387 Friede des Antalkidas: Die Spartaner geben ben Persern bie kleinasiatifchen Griechen preis.
379—62 Die Besetzung ber Burg vou Theben burch bie Spartaner ent-Zünbet ben thebanischen Krieg.
Epaminonbas (unb Pelopibas) begrünbet im Bnnbe mit Athen, welches einen neuen Seebuub errichtet (378), bie thebanifche Vorherrschaft gegen Sparta.
371 Sieg des Epaminondas über die Spartaner bei Leuktra in Böotien (schräge Schlachtordnung).
Epaminonbas macht erfolgreiche Einfälle in ben Peloponnes unb stellt Messenien wieber her.
362 Epaminonbas fällt siegenb bei Mantinea. — Der zweite attische Seebnnb zerfällt burch ben Bunb es genossenkrieg (357—55).
Philipp von Mazedonien strebt nach der Herrschaft über das zerrüttete Griechenland. Er breitet seine Herrschaft in Thrazien aus unb nimmt Olynth (348). Der große Rebner Demosthenes in Athen wirkt ihm vergebens entgegen (philippische, olynthische Reben).
346 Philipp, von ben belphischen Amphiktyonen zum heiligen Kriege gegen bie Phozier aufgerufen, überwältigt biefe unb wirb Mitglieb bes Amphiktyonenbnnbes.
340 Philipp belagert erfolglos Perinth unb Byzanz. — Von ben Amphiktyonen (Aeschines) abermals zu Hilfe gerufen, besiegt er bie Lokrer von Amphiffa.
338 Philipp besetzt bie Feste Elatea, ben Schlüssel von Griechenland unb besiegt bie (von Demosthenes begeisterten) Athener unb Thebaner bei Chäronca (Böotien).
Ende der griechischen Freiheit.
II. Die Griechen.
9
3. AeUenistische Zeit.
(In politischer Beziehung bis zur Unterwerfung durch die Römer, 146.)
Tic griechische Geschichte verflicht sich mit der mazedonischen, darauf mit
der römischen, die griechische Kultur mit der orientalischen und durchdringt
später, die Einheit desselben vollendend, das römische Weltreich.
336—23 Alexander d. Gr., Sohn Philipps und Schüler des Aristoteles, des größten antiken Gelehrten (f 322). ^
Die Griechen ernennen Alexander, der das aufständische Theben zerstört (335), zu ihrem obersten Heerführer gegen die Perser.
334 Sieg am Granikus über die Satrapen des Perserkönigs Darms: Eroberung von Kleinasien.
333 Sieg bei Jssus (Cilicien) über Darms: Eröffnung des Weges nach Jnnerasien.
Alexander erobert die orientalischen Mittelmeerländer (Tyrus, Jerusalem, Tempel des Amon). Alexandrien, nach ihm benannt, wird später der Hauptsitz des Welthandels und der hellenistischen Gelehrsamkeit.
331 Sieg bei Gaugamela (Assyrien) über Darms: Sturz des persischen Reiches. Alexanders Einzug in Babylon und Susa. Der flüchtige Darius wird von einem Satrapen (Bessus) getötet.
327—25 Alexanders Kämpfe am Oxus und Jaxartes: Zug nach Indien (Pendfchab).
323 Alexanders Rückzug und Tod in Babylon.
Auf die Kunde von Alexanders Tod erheben sich die Griechen vergeblich gegen den Statthalter Mazedoniens (lamischer Krieg): Demosthenes nimmt Gift 322.
Zerfall des persisch-mazedonischen Weltreiches in Teilreiche.
301 Schlacht bei Jpfus (Phrygien): Ende der Diadochenkriege.
Tiadochenreiche: Mazedonien mit Griechenland, späterhin unter den Antigoniden, Ägypten (Alexandrien) unter den Ptole-mäern, Syrien (Seleueia, Antiochien, Babylon) unter den Sekunden. Von Syrien lösen sich ab: P erg am um (Attaliden), Pontus u. a. — Die Einzelreiche fördern die Hellenisierung der alten Welt und erliegen nacheinander den Römern (vgl. unter III.).
In Griechenland schreitet die politische Zerrissenheit fort.
322—189 Der ätoliche Bund; ursprünglich gegen die Mazedonier gerichtet, erliegt er im Bnnde mit Antiochus III. von Syrien den Römern.
279 Einfall der Gallier in Mazedonien und Griechenland (bis Delphi).
250—146 Der achäische Bund. Der Bundesfeldherr Aratus siegt über den König Kleomenes III. von Sparta bei Sellasia 322. Unter Philopömen, dem „letzten Griechen" (f 183), den ganzen Pelo-
10 A. Das Altertum.
pounes umfassend, muß der Bund beim Untergange Mazedoniens 168 den Römern tausend Geiseln stellen (Polybins). Die letzte Erhebung gegen Rom führt zur 146 Einnahme und Zerstörung von Korinth (Mnmmius).
Die Einzelstaaten bleiben autonom, werden aber dem römischen Statthalter von Mazedonien unterstellt. —
27 Griechenland wird römische Provinz Achaia.
III. Die Römer.
Die Bedeutung des Römertums liegt in seiner mustergiltigen Ausbildung des Rechts- und Staatslebens (politisches Ideal).
1. Sagenhafte Zeit -er Könige (—510).
753 Sagenhafte Gründung Roms durch Latiner auf dem Palatin.
Die latinische Gemeinde verwächst besonders mit der sabini-schen (aus dem Qnirinal), woran die Sage vom Raube der Sabinerinnen, der Kult des Janus und des Romnlns Quirinus erinnern. — 30 Kurien.
Zwei Hauptstände: Patrizier (Vollbürger), aus ihnen die Geschlechtsältesten (Senatoren), Plebejer^Eingewanderte oder Einwohner unterworfener latinischer Nachbarorte ohne politische Rechte (vgl. Periökeu). — Dazu Klienten — halbfreie, unterworfene Ureinwohner.
Die Sage von der Gründung durch Romulus (der Name ist später von Roma — Stromstadt abgeleitet) setzt als Ansläuser der Sage vom trojanischen Kriege (Aeneas) den Ursprung Roms in Verbindung mit der griechischen; die Sage von den sieben, abwechselnd kriegerischen bezw. friedlichen Königen (Romulus, Numa Pompilius, Tullus Hostilius, Aukus Martins, Tarquinins Priskns, Servins Tullius, Tarqninins Superbus) ist eine Erinnerung an das älteste, patriarchalische Wahlkönigtum. Die Familie der etruskischen Tarquinier (Bauten) scheint geschichtlich zu sein; alles einzelne ist erdichtet.
Die sog. Verfassung des Servins Tullius war eine Steuerverfassung als Grundlage einer Heeresordnung (Patrizier und Plebejer umfassend). Einteilung des Volkes nach der Größe des
III. Die Römer.
11
Grundbesitzes in 5 Klassen und 193 Centurien; 30 Tribus (Ortsbezirke).
510 Abschaffung des Königtums. Sage von der Lukretia (vgl. Athen).
2. Zeit -er Republik.
a) Zeit des Aufblühens: bis zur Itnleriverfuug von Italien
(-266).
Kampf und allmählicher Ausgleich der Stände. Erstarken des Staates
(Mittelpunkt der Senat) nach innen und außen..
Die äußere Geschichte der ersten republikanischen Zeit ist dürftig und noch sagenhaft. Die Macht der Römer sinkt vor den Etruskern, welche Rom vorübergehend unterwerfen (Porsena); mit den Latinern stehen sie in Bündnis. Fortwährende Kämpfe gegen Etrusker (Veji), Sabiner, Volsker, Aeqner erhöhen langsam die Kraft des Staates. — Erst von dem noch sagenhaft ausgeschmückten Einfalle der Gallier an beginnen die Ereignisse geschichtlich zu werden.
Das Königtum wird durch 2 jährliche Konsuln ersetzt.
Provokation.
494?Einsetzung von 2 (später 5, dann 10) Volkstribunen, Aedilität.
486 Erstes Ackergesetz (Spurius Mälius).
c. 450 Die Dezemvirn zeichnen die Gesetze ans (vgl. Drakon): die zwölf Tafeln. Sage von der Verginia.
445 Gesetz des Kanulejus: die Plebejer erhalten das Recht des Eonnbiums (rechtsgültige Ehe) mit den Patriziern. — Einführung der Konsulartribunen und Censoren.
390 Einfall der Gallier. Schlacht an der Allia, Brand vonRom.
367 Die Lizinischen Gesetze (wichtigste Gesetze des Ständekampfes); 1. Erleichterung der Schuldenlast. 2. Kein römischer Bürger darf über 500 Joch Gemeindeland besitzen. 3. Abschaffung der Konsulartribunen; Zutritt der Plebejer zum Konsulate (L. Sextius erster plebejischer Konsul). — Einrichtung der Prätur (Gerichtsbarkeit).
340—38 Latinerkrieg; römische Siege am Vesuv und bei Trifannm. Auflösung des latinischen Bundes.
Drei vielfach sagenhaft überlieferte Samniterkriege: 333—41, 326—4 (Einschließung der Römer in den kaudinischen Pässen 321) und 298—90 (Todesweihe des jüngeren Decins Mus bei Sentinum) bezeichnen die Unterwerfung von Samnium und entscheiden dadurch die Herrschaft der Römer über Mittelitalien.
326 Gesetz des Poetelius: Aushebung der Schuldknechtschaft.
12
A. Das Altertum.
300 Gesetz des Ogulnius: Zutritt der Plebejer zu den meisten Priester-ämtern.
Ende des Ständekampfes. Aus den beiden Ständen geht ein Amts- und Geldadel (Nobilität) hervor.
282—72 Krieg gegen Pyrrhus von Epirus: erster Zusammenstoß Zwischen Hellenentum und Römertum. Siege des Pyrrhus bei Heraklea (280) und Asknlum (279); Römertugend des Fabricins und des blinden App. Claudius.
275 Niederlage des Pyrrhus bei Ben event (Dentatus): die römische Taktik siegt Zum erstenmal über die griechisch-mazedonische (Phalanx).
Die Römer nehmen Tarent ein und vollenden die Lliiteitoerfuna von Italien.
Sicherung der Eroberungen durch Militärstraßen (erste die appijche Straße in den Samniterkriegen, 312) und Kolonien.
b) Zeit der MttiLe: 6is zu den Gracchen (—133).
Kämpfe um die Weltherrschaft. Die Nobilität beginnt auszuarten zu der Oligarchie der Optimaten. Auftreten einer Aristokratie des Großgrundbesitzes und des Kapitals; soziale Not der großen Volksmassen.
264—41 Erster pnnischer Krieg: um den Besitz von Sizilien. Erster Kampf mit dem Oriente.
260 Erster Seesieg der Römer: Dnilins bei Mylae (Enterbrücken).
256 Regulus siegt Zur See (bei Eknomus) und landet in Afrika, wird aber geschlagen und gefangen.
Die Römer kämpfen mit wechselndem Kriegsglück (Sieg bei Panormus) auf Sizilien; tapfere Wehr des Karthagers Hamilkar Barkas.
241 Entscheidender Seesieg des Katulus bei den ägatischen Inseln. Sizilien wird erste römische Provinz.
1222] Die Besiegung der Gallier diesseits der Alpen vollendet die Unterwerfung des Polandes.
218-201 Zweiter pnnischer Krieg: schwerste Kriegsnot der Römer. Der Krieg entzündet sich in Spanien, wo die Karthager eine neue Herrschaft begründen: Eroberung von Sagunt durch Hannibal, Hamilkars Sohn.
218 Hannibals Zug über die Alpen (Mt. Cenis oder kl. St. Bernhard); seine Siege am Ticinus und an der Trebia.
217 Haimibal siegt am trasimenischen See über Flaminius (+).
Der Diktator Fabius Maximus: „Roms Schild."
216 Hauuibal vernichtet bei Cannae 8 Legionen unter Aemilius Paulus (f) und Tereutius Varro: Roms höchste Not.
III. Tie Römer.
Hamnbals Winterlager in Kap na. Süditalien, Syrakus und Mazedonien verbinden sich mit Karthago.
Marcellus, „Roms Schwert," siegt über Hannibal bei Nola (215) und erobert Syrakus (212; Archimedes f).
211 „Hannibal vor den Thoren." Die Römer erobern Kapua Zurück.
209 Fabius nimmt Tarent wieder ein.
207 Hasdrnbal eilt von Spanien aus, welches der siegreiche^ ältere Scipio zur römischen Provinz macht, seinem Bruder Hannibal zu Hilfe: er wird von den Konsuln Klaudius Nero und Livius Sali-uator am Flusse Mctaurus geschlagen und fällt. — Hannibal geht nach Unteritalien zurück.
206 Die Karthager werden ans Spanien vertrieben, wo zwei römische Provinzen (diesseits bezw. jenseits des Ebro) gebildet werden.
204 P. Kornelius Scipio („Roms Blitz") landet in Afrika.
202 Scipio („Africanus") besiegt den zurückberufenen Hannibal entscheidend bei Zama.
Karthago wird auf Aftika beschränkt und verliert mit der Flotte das Recht freier Kriegsführung. Masinissa. Hannibal + 183.
197 Sieg des Flaminius bei Kynoskephalae (Thessalien) über Philipp III. von Mazedonien.
Philipp verliert ebenfalls das Recht der Kriegsführung; Griechenland wird für frei erklärt.
189 Sieg des L. Korn. Scipio, Bruders des Africanus, bei Magnesia über Antiochus III. von Syrien.
Antiochus tritt Kleinasien diesseits des Taurus ab (an Pergamum und Rhodus).
168 Aemilius Paulus siegt bei Pydua über Philipps Sohn Perseus, den letzten König von Mazedonien. Mazedonien in vier Republiken zerrissen.
149—46 Dritter panischer Krieg. Katos „Ceterum censeo.“ Veranlassung: Karthagos Notwehr gegen Masinissa.
146 Scipio Africanus Minor zerstört Karthago (vgl. Korinth).
Der Susitimt er Viriathus führt gegen Rom einen erfolgreichen Freiheitskampf (wird ermordet 140).
133 Scipio, der Eroberer Karthagos, zerstört nach 10 jähriger Belagerung das spanische Nnmantia.
c) Jett des Werfasses (—31).
Zeitalter der Bürgerkriege. Verschärfung der sozialen Gegensätze: Vorbereitung der Militärmonarchie.
133—21 Die sozialen Unruhen unter den Gracchen.
Tib. Gracchus versucht die Herstellung eines Mittelstandes:
14
A. Das Altertum.
Erneuerung des Lizinischen Ackergesetzes, Erbverpachtnng kleinerer -andlose. Tib. Gracchus fällt im Straßenkarnpse.
6. Gracchus versucht eine Verfassungsänderung: Gesetz über Gleichstellung der Italiker mit den Römern; Kornspenden an das Volk, Kolonialgründungen. — Er läßt sich auf der Flucht töten
D:e Römer fassen inzwischen jenseits der Alpen Fuß: Provinz Gallia Narbouensis (Provence).
113—101 Der Cimbern- und Tentonenkrieg: erstes Auftreten der Germanen in der Geschichte.
Sieg der Cimbern bei Noreja (Kärnthen) 113 und Arausio (Gallien) 105: „cimbrischer Schrecken."
102 Marius besiegt die Teutonen bei Aqnae Sextiae (Gallien).
101 Marius besiegt die Cimbern bei Vercellae (Oberitalien).
111-106 Der jugurthinische Krieg (von Sallust erzählt) enthüllt • den Verfall der Zustände in Rom (Bestechlichkeit). Jngnrtha wird Zuerst von Metellus (am Flusse Muthul), dann von Marius (bei Cirta) besiegt, von Sulla gefangen; sein Hungertod in Rom.
91—88. Der Bundesgenoffenkrieg, von Sulla beendet. Durch die lex Julia erhalten alle Italiker das römische Bürgerrecht.
88-82 Erster Bürgerkrieg: zwischen Aristokratie (Sulla) und Demokratie (Marius). Sulla nimmt Rom, Marius entkommt ans der Hast nach Afrika (Karthago).
87-84^ Gleichzeitiger (erster) Krieg gegen Mithridates von Pontns. Sullas Siege in Griechenland: bei Chaeronea 86, bei Orcho-menos 85. Einnahme von Athen. Mithridates wird auf Pontuö beschränkt. Währenddessen Gewaltherrschaft der Marianer in Rom * Marius f im 7. Konsulate (86).
80 Sulla, der nach seiner Rückkehr die Marianer vernichtet (Ächtungen), als Diktator. Die „Kornelischen Gesetze" übertragen die Gewalt von den Tribntkomitien und Volkstribunen an den Senat Sullas Tod 78.
71 Krassus unterdrückt einen großen Sklavenanfftand unter Spartakus (soziale Not) in Italien.
74—64 Dritter Krieg gegen Mithridates (der zweite, 83—81, unbedeutend): Sieg des §ukullus bei Tigrauocerta in Armenien.
Po mp ejus, der den spanischen Krieg gegen den Marianer Sertorins (72) beendet, stellt darauf als Konsul (mit Krassus) die Befugnisse der Tribntkomitien und Volkstribnneu wieder her.
67 Ponipejus vernichtet, mit der Militärdiktatur bekleidet, die Seeräuber; er beendet darauf den Krieg gegen Mithridates, welcher sich selbst tötet. „Ordnung des Ostens:" Einrichtung von Provinzen in Kleinasien.
UI. Die Römer.
15
63 Anarchistische Verschwörung des Katilina, von Cicero (geb. 106) vereitelt (Katilina fällt bei Pistoria).
60 Erstes (geheimes) Triumvirat: Pompejus, Krassus, Caesar.
Die Gewalt der Optimaten wird gebrochen; Verbannung Ciceros und Katos.
58—50 Caesars Kämpfe in Gallien. Sieg über die Germanen bei Vesoutio (Ariovist), je 2 Übergänge über den Rhein (55 und 53) und nach Britannien (55 und 54). — Die gallischen Kriege begründen die Romanisierung des keltischen Westens, sichern die Rheingrenze und festigen Caesars militärische und volkstümliche Stellung.
Pompejus verbindet sich mit der Senatspartei: Konsul ohne Kollegen.
Zweiter Bürgerkrieg: Caesar (Monarchie) — Pompejus (seuatorische Diktatur).
Caesar geht über den Rubikon, besetzt Rom, Italien, Spanien. 48 Caesars entscheidender Sieg über Pompejus bei Pharsälns (Thessalien). — Pompejus wird in Ägypten ermordet.
Alexandrinifcher Krieg: Caesar setzt Kleopatra als Königin von Ägypten ein. — Er siegt über Pharnäces, des Mithridates 47 Sohn (bei Zela in Pontus).
Afrikanischer Krieg: Caesars Sieg über die Pompejaner (bei 46 Thapsus). Kato, „der letzte Römer," tötet sich in Utika.
Spanischer Krieg: Caesars Sieg über die Söhne des Pompejus 45 (bei Muuda).
Caesar errichtet eine Militärmonarchie aus demokratischer Grundlage: er vereinigt als Diktator und Imperator die wichtigsten republikanischen Ämter in seiner Person uud ernennt alle übrigen Magistrate. Der Senat (900, seit Oktavian 600 Mitglieder) wird eine beratende Behörde. — Caesar begründet eine Militärmonarchie auf demokratischer Grundlage (vgl. Napoleon) und reorganisiert nach Versöhnung der Parteien den Staat. (Seine sozialen Reformen gaben demselben die Möglichkeit des Weiterbestehens bis zu seiner Ablösung durch das Germanentum).
44 Caesar wird ermordet (Brutus, Kassius).
43 Zweites (öffentliches) Triumvirat: Antonius, Oktavian, Lepidns. Ermordung Ciceros.
Dritter Bürgerkrieg: Oktavian, Antonius (Fortsetzung der Monarchie) — Mörder Caesars (Republik).
42 Schlacht bei Philippi (Mazedonien): Antonius und Oktavian siegen über die Mörder Caesars.
Teiluugsvertrag der Triumvirn: Antonius erhält den Osten, Oktavian den Westen (Lepidus, von letzterem bald verdrängt, Afrika).
16
A. Das Altertum.
31 Vierter Bürgerkrieg, um die Person des Herrschers: Antonius— Oktavian.
Seeschlacht bei Aktium (Akaruauien): Oktavian siegt durch den Seehelden Agrippa über Antonius und Kleopatra. Die Besiegten töten sich in Ägypten. Oktavian Alleinherrscher.
3. Die SaiserM: bla 476 n. Chr.
Zusammenfassung und langsames Absterben der antiken Welt.
Bis zum Ende des 2. Jahrh. Schein der Republik, im 3. ausgeprägtes Soldatenkaisertum, im 4. orientalische Despotie, im 5. Schein-
regierung unter allmächtigen Ministern.
31 v. —68 n. Chr. Die Juli er.
31 v. —14 it. Auguftus. Äußere Blüte des Reiches; Grenzen: im N. Rhein und Donau, im S. die Sahara, im W. der Ozean, im O. der Euphrat. Rom P/z Mill. Einw. Goldenes Zeitalter der Literatur und Kunst (Maecenas); die Dichter Horaz, Vergil, Ovid u. a., der Geschichtsschreiber Livius.
12—9 v. Feldzüge des Drusus im nördlichen Germanien.
^ Christi Geburt: Mittelpunkt der Weltgeschichte.
9 n. Schlacht im Teutoburger Walde. Arminius.
14—37 Tiberius, Stiefsohn des Augustus, regiert tyrannisch, baut aber die Monarchie im Innern aus.
14—16 Kämpfe des Germanikus in Germanien. — Der schreckliche Sejan begründet die Macht der Praetorianer (vgl. Janitscharen).
Auf den rasenden Kaligula (t 41), des Germanikus Sohn, und den schwachen Klaudius (f 54), Sohn des Drusus, folgt des letzteren Stiefsohn
54—68 Nero, der Schreckliche. Brand von Rom. Beginn der
Christenverfolgungen (64); Tod der Apostelfürsten.
Auf einige elende Soldatenkaiser (Galba, Otho, Vitellins) folgen:
69—96 Die Flavier.
09 79 Vespasian, der Neubegründer des Kaisertums, streng und rechtlich. Der Aufstand der Bataver 71 (Civilis) unterdrückt.
70 Zerstörung Jerusalems durch Titus.
79 81 Titus, Vespasiaus Sohn, „die Wonne des Menschengeschlechts."
79 Ausbruch des Vesuv: Verschüttung von Pompeji und Herkn-lanum (vgl. Plimus).
81 96 Domitian, des Titus Bruder, feige und grausam. Unterwerfung Britanniens durch Agrikola, Ausbau des germanischen Limes.
2. Jahrh. Kaiser durch Adoption (die Nervier). Glücklichste Zeit des Reiches.
III. Die Römer. 17
96—98 Nerva, der Treffliche, vom Senat erhoben.
98—117 Trajan, der beste Kaiser, erster Ausländer (Spanier) auf dem Throne. Unter ihm die größte Ausdehnung des Reiches: Gesamtgebiet von c. 5V3 Mill. qkm mit c. 85 Mill. Einw. Höhe des silbernen Zeitalters der Literatur (Tazitus, Quintiliau, Plutarch).
117—38 Hadrian, der gebildetste Keiser. Beginnende Verkleinerung des Reiches.
136—61 Antoninus Pius, der Tugendhafte. Friede im ganzen Weltreiche.
161—80 Marc Aurel, der Philosoph auf dem Throne* f im Kriege gegen die Markomannen in Vindobona (Wien).
3. Jahrh. Soldatenkaiser, beginnend mit dem rauhen Septimius
Severus. Zunehmende Sittenverderbnis und Erschlaffung, Thronstreitigkeiten und Reichsteilungen. Ansturm der Germanen über Rhein und Donau, der Parther und Neuperser über den Euphrat.
c. 270 Aurelian, nach der Zeit der sog. 30 Tyrannen (in den Provinzen) „restitutor orbis.“ Er gibt Dazien auf, befestigt Rom.
c 300 Diokletian, der Despot. Vierteilung des Reiches unter Angusti: Jtalia (Rom), Gallia (Trier), Jllyricum (Sirmium), Oriens (Niko-medien). — Letzte allgemeine Christenverfolgung.
4. Jahrh. Die christlichen Kaiser.
323—37 Konstantin d. Gr. gründet nach Besiegung der -Mitregenten seine Macht auf das erstarkte und als Staatsreligion anerkannte Christentum. Er bildet das besoldete Beamtentum aus. Unter ihm: 325 Erstes allgemeines Konzil zu Nicaea (Artus).
330 Konstantinopel (Byzanz) wird Hauptstadt des Reiches.
c. 360 Julian der Abtrünnige, Neffe Konstantins, versucht vergeblich eine Neubelebung des Heidentums. Er fällt gegen die Perser.
378 Valens bei Adrianopel von den Westgoten besiegt; f.
Theodosins d. Gr, erst Kaiser des Ostens, dann (zum letztenmal) Alleinherrscher, begräbt das Heidentum.
395 Theodosins teilt das Reich unter seine Söhne: Arkadius (Osten) und Honorins (Westen).
Die Regierung liegt in den Händen von Ministern (Stilicho).
5. Jahrh. Unaufhaltsames Absterben des weströmischen Reiches.
476 Sturz Westroms (letzter Kaiser Romulus Augustulus) durch die
Germanen (Odoakar), in deren Geschichte die römische nun aufgeht.
Christentum und Germanentum werden die Träger einer neuen Zeit.
Zurbonsen, Geschichtstabelleir.
2
18
B. Das Mittelalter.
B. Das Mittelalter.
Die herrschenden Elemente des Mittelalters sind Kirche und Germanentum (Papsttum uud römisch-deutsches Kaisertum): beide vertreten die religiöse bezw. politische Einheit des Mittelalters.
Vorgeschichte: Z)ie Germanen öis zum Sturze des weströmischen Weiches (—476).
Älteste Zustände: Zwei Stände, Freie (daraus der Adel) und Unfreie, Mittelstufe Hörige. Abstufung der Stämme in Familie, Gemeinde oder Markgenossenschaft, Hundertschaft und Gau: letztere unter Gaufürsten, im Kriege Vereinigung unter Herzögen (Gefolgschaftswesen). Bei einigen Stämmen Königtum, alle aber ohne nationales Band.
9 Die Varusschlacht: Ammins rettet Germanien vor der Romani-sieruug. Rachezüge des Germanikns.
Aufstand der Bataver unter Kaiser Vefpasian.
167—80 Kämpfe der Markomannen an der Donau gegen Kaiser Marc Aurel. Die Römer gründen den Limes an Rhein und Donau (Zehntländer); Eindringen römischer Kultur.
3. Jahrh. Völkerbünde: Alemannen, Franken, Sachsen, Goten (Ulfilas). 375 Einbruch der Hunnen in Europa. Gewaltigster Vorstofe der Völkerwanderung.
Der Sieg über Ostrom bei Adrianopel (378) überliefert den Westgoten die Donauländer. König Alarich führt sie zum Kampfe gegen Ost- und Westrom; Italien von Stilicho verteidigt (402). 410 Alarich plündert Rom; er stirbt am Busento.
Alarichs Nachfolger (Athaulf) gründen das Westgotenreich in Gallien (Tolosa) und dehnen es allmählich über die Pyrenäen ans (Toledo).
Niederlassung der Vandalen und Sueven in Spanien.
429 Die Vandalen (Andalusien) setzen unter Geiserich uach Afrika
1. Die fränkische Zeit.
19
über; St. Augustinus stirbt während der Belagerung in seiner Bischofsstadt Hippo.
c. 450 Übergang der Angeln und Sachsen nach Britannien.
451 Der Hunnenkönig Attila wird von den Römern und Westgoten auf den katalannischen Feldern in Gallien geschlagen: Rettung der abendländischen Kultur.
452 Attila bricht in Italien ein, wird aber von Papst Leo d. Gr. zum Rückzüge bewogen. Nach seinem baldigen Tode in Pannonien werden die Hunnen in die Pontussteppen versprengt.
455 Die Vandalen unter Geiserich plündern Nom.
476 Der germanische Söldnersührer Odoakar stürzt das weströmische Kaisertum (Nomulus Augustulus).
1. Die fränkische Zeit: bis zur Erneuerung -er abendländischen Kaiscrivürde (—800).
Einigung der germanischen Staaten im Frankenreiche; Bildung des
Lehnstaates und der Hierarchie. Vordringen des Islam.
493-555 Nach Odoakars Sturze (493) gründet Theodorich d. Gr. (Dietrich von Bern) das italische Ostgotenreich und sucht Römer und Germanen zu vereinigen. — Sein Zeitgenosse St. Benedikt, der Stifter und Gesetzgeber des abendländischen Mönchtums (Benediktinerregel). Erstes Kloster in Monte Casino 529.
527—65 Justinian, der Kaiser von Ostrom und neben Theodorich der größte Herrscher des 6. Jahrhunderts, läßt im Corpus iuris das römische Recht zusammenstellen. Sein großer Feldherr Belisar
534 erobert das Vandalenreich in Afrika und kämpft glücklich gegen die Ostgoten in Italien. Sturz des Ostgotenreiches (555) und vorübergehende Herrschaft der Oströmer.
568 Die Langobarden (Alboin) lassen sich in Italien nieder.
c. 600 Gregor d. Große, der Begründer der päpstlichen Macht.
622 Mohamed der Prophet (f 632) flieht von Mekka nach Medina. Hedschra.
Der Islam dringt unter den nächsten Nachfolgern Mohameds (Kalifen) siegreich bis zum Indus und Atlantischen Ozean vor. Damaskus, Bagdad.
711 Tie Mauren stürzen dnrch den Sieg bei Xeres das spanische Westgotenreich. Erster Ansturm des Islam gegen die abendländische Christenheit. ■
Das Kalifat von Kordova wird im 8. Jahrh, selbständig und ein Mittelpunkt mohamedanischcr Gelehrsamkeit. Blüte von Spanien.
2*
20 B. Das Mittelalter.
496 Der Merovinger Chlodwig, König der (salischen) Franken, welcher die römische Herrschaft in Gallien vernichtet (486), tritt zum katholischen Christentnme über (Schlacht gegen bie 2t Ient (innen). Setztercs erlangt baburch bas entfcheibenbe Über-gewicht über ben Arianismus unb förbert bie Verschmelzung ber Franken unb Römer in Gallien.
507 Chlobwig besiegt bie Westgoten (Schl, bei Voulon) unb bereinigt alle Frankenstämme. — Unter Chlobwigs Nachfolgern wirb bas Reich jenseits bes Rheines (Thüringen, Burgunb, Bayern) erweitert, Zerfällt aber im 6. Jahrh, (letzte Vereinigung 613) bauernb in bas westliche Neustrien, bas östliche Austrasien unb Bnrannd (Rhonegebiet).
Das Reich zerfällt in Grafschaften, bereu Vorsteher an Königsstatt Rechtspflege, Verwaltung ber Einkünfte unb Anführung im Kriege üben. Das Märzfelb, zugleich Heerschau, beschließt über Krieg unb berät über Gesetze. Träger ber Gewalt ist ber König, welcher Grunbbesitz als Allob (Eigentum) ober Benefizium (Zum Nießbrauch) vergibt. In Königsfchutz stehen bie Vasallen, um ihn Pfalzgraf, Kanzler, Hofbeamte (Hausmeier).
687 Pipiu von Heristal, Hausmeier in Austrasien, wirb burch ben Sieg über bie Neuftrier bei Testri ber eigentliche Herrscher im ganzen Frankenreich.
<32 Ter Hausmeier Karl Martell besiegt die vordringenden Mauren bei Poitrers: Rettung ber christlichen Kultur.
751 Pipin der Kleine, Karl Martells Sohn, wird unter Zustimmung des Papstes König der Franken. Er schenkt bent Pg-pstturne einen Teil bes langobarbifchen Gebietes: Anfang bes Kirchenstaates.
754f St. Bonisatius (Winfrib), ber Apostel Deutschland, führt als erster Erzbischof von Mainz bie kirchliche Organisation bes Frankenreiches im Anschlüsse an ben päpstlichen Stuhl burch. Klostergrünbungen (Fulba, St. Gallen) werben bie Kulturstätten von Deutschland
768—814 Karl d. Große, der gewaltigste Herrscher des Mittelalters. Ziel seiner Regierung: Vereinigung ber germanischen Stämme zu einem Reiche unb Glauben.
772—804 Die c. dreißigjährigen Sachsenkriege. Zerstörung ber Eresburg, Nieberlage ber Sachsen an ber Hase, Taufe Wittekinbs. Karl grünbet 7 Bistümer: Münster, Osnabrück, Paberborn, Minden, Bremen, Verben, Halberstabt. Durch bie Einverleibung bes kernigen sächsischen Stammes erlangt bas beut sche Element im Frankenreiche bas Übergewicht über bas romanische.
In bie Zeit ber Sachsenkriege fallen:
2. Zeitalter der Entwicklung von Kaisertum und Papsttum. 21
774 Einverleibung des italischen Langobardenreiches (Desi-
derins).
778 Zug nach Spanien gegen die Mauren: Tod Rolands.
Einziehung des Herzogtums Bayern (Thassilo).
Kämpfe gegen die Avaren (Ostmark: Ursprung des öster-
reichischen Staates) uud Slaven (sorbische Mark: Ursprung
800 Weihnachten (Beginn eines neuen Jahres und Jahrhunderts): Karl empfängt in Rom vom Papste Leo III. die römische Kaiserkrone. Dieses bedeutendste Ereignis gibt der Politik des Reiches ihre Richtuug für das ganze Mittelalter.
Karls Reformen (Schöffengerichte, Königsboten) und Bestrebungen sür die Hebung der Bildung (Alkuin).
2. Zeitalter -er Entwicklung von Kaisertum und Papsttum: dis zu den KreuMgeu (—1096).
814—40 Karls Nachfolger sein Sohn Ludwig d. Fromme. Teiluugs-streitigkeiten mit und unter feinen Söhnen (das Kolmarer „Lügenfeld" 733).
843 Teilungsvertrag von Verdun Zwischen den Söhnen Ludwigs: Lothar erhält als Kaiser Italien und die Länder zwischen Rhone und Saone — Rhein und Alpen (Lothringen), Ludwigd. Deutsche Ostfranken = Deutschland, Karl d. Kahle Westfranken = Frankreich.
Ludwig d. Deutsche kämpft gegen Normannen und Slaven.
870 Vertrag von Meersen (Maas). Das erledigte Lothringen fällt an Deutschland; Beginn des Streites um das linke Rheinufer.
887 Ende der (echten) Karolinger in Deutschland: Karl d. Dicke, Ludwigs d. Deutschen Sohn, durch Erbfolge vorübergehend Kaiser des ganzen Karolingerreiches, wird wegen Schwäche gegen die Normannen abgesetzt.
In Frankreich erlischt das entartete Geschlecht gerade 100 Jahre später (Ludwig d. Faule).
887—99 Arnulf von Kärnthen, Karls d. Dicken unechter Neffe und Nachfolger, schlägt die Normannen bei Löwen (891) und empfängt in Rom die Kaiserkrone (896).
899—911 Ludwig d. Kind, Arnulfs Sohn, unter Vormundschaft (Erzb. Hatto von Mainz). Beginn der Ungarnzüge und Emporkommen der Stammes-Herzöge.
911—18 Konrad I. von Franken kämpft vergeblich gegen die Herzöge an (Heinrich von Sachsen).
22
B. Das Mittelalter.
919—1024 Die sächsischen Könige und Kaiser.
919—36 Heinrich I. Er einigt bie Stämme (Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben, Lothringen), erweitert bie OftgrenZen (Slavenkriege) unb sichert bas Reich burch Burgen unb eine neugebilbete Reiterei.
933 Sieg über die Ungarn bei Riade.
936-73 Otto I. d. Grosze. Er gibt ben Teutschen eine Weltstellung unb festigt bas Nationalgefühl.
Otto kämpft gegen Empörungen in feiner Familie unb begnabigt feinen Bruber Heinrich, bem er Bayern gibt; Lothringen verleiht er später seinen Bruber, Erzb. Bruno von Köln.
Kämpfe gegen bie Slaven an ber Elbe.
951 Otto erneuert bie Züge nach Italien. Er erwirbt Anspruch an basselbe burch Vermählung mit ber Königin Abelheib.
955 Sieg über die Ungarn aus dem Lechselde (bei Augsburg): Beginn ihrer Seßhaftigkeit unb Christianisierung (Stephan b. Heilige
c 1000).
962 Otto empfängt in Rom die Kaiserkrone und begründet das h- römische Reich deutscher Nation. Seine Kaiferibee: Schirmherrschaft über Welt unb Kirche.
967 Für bie Slaven ersteht bas Erzbistum Magbeburg.
Aus einem letzten Römerzuge feiert Otto bie Vermählung seines Sohnes mit ber griechischen Kaisertochter Theophano.
973—83 Otto II. kämpft gegen Frankreich (Zug vor Paris), Böhmen, Polen.
Die Ostmark (Österreich) erhalten bie Babenberger.
Ctto wirb von ben Arabern in Unteritalien geschlagen und stirbt in Rom.
983 1002 Otto III. folgt als Kinb unter Vormuubfchaft seiner Mutter (unb bes Erzb. Willegis von Mainz). Phantastischer Plan ber Wieberherstelluug bes römischen Weltreiches. Aufenthalt in Rom. [1000] Glaube an bas Weltcnbe: Ottos Bußfahrt durchs Reich nach ©tiefen (Grab St. Abalberts) unb Aachen (Grab Karls b. Gr.).
1002-24 Heinrich II. b. Heilige von Bayern, Förberer ber Geistlichkeit. Er führt unglückliche Kriege gegen Polen.
1024—1125 Die fränkischen (salischen) Kaiser.
1024 39 Konrad II., klug unb kraftvoll. Er sichert bie Grenzen gegen Polen unb Dänen; Ktrnb d. Gr., ber mächtigste König bes Norbens im Mittelalter, erhält bie Mark Schleswig (1027). Empörung Ernsts von Schwaben.
1032 Vereinigung des Königreiches Burgund mit Deutschland
(bauert bis auf Karl IV.).
2. Zeitalter der Entwicklung von Kaisertum und Papsttum. 23
Konrad strebt nach Erblichkeit des Königtums; er zieht die großen Herzogtümer an sich und erklärt die kleineren Lehen in
1037 Italien für erblich (Constitutio de feudis).
1039—56 Heinrich III., der besonnenste und tatkräftigste Kaiser. Abhängigkeit des Papsttumes (die „deutschen Päpste"), der Herzöge und der Nachbarreiche (Polen, Ungarn). Das Reich hat seine größte Ausdehnung, das Kaisertum sein höchstes Ansehen.
Reform der Kirche (angeregt von dem Kloster Klnny) begonnen durch gemeinsames Streben von Papsttum und Kaisertum, fortgesetzt vom Papsttume (Hildebrand).
1056—1106 Heinrich IV. unter Vormundschaft seiner Mutter (Agnes), später des strengen Erzb. Anno von Köln (und des Erzb. Adalbert von Bremen).
1066 Wilhelm d. Eroberer, Herzog der Normandie, erobert England durch die Ritterschlacht bei Hastings.
Empörung der Sachsen; Bayern kommt an die Welsen.
Heinrich siegt über die Sachsen bei Hohenburg (Unstrut).
Beginn des Kampfes mit dem nach Unabhängigkeit ringenden
1073—85 Papsttume: Gregor VII., der gewaltigste Papst, verbietet Simonie (Kauf geistlicher Stellen), Priesterehe und Investitur (Belehnung mit geistlichen Stellen durch Laien vermittelst Ring und Stab).
Heinrich läßt den Papst absetzen (in Worms); er wird gebannt und durch die Fürsten suspendiert.
1077 Heinrichs Buhe und Lossprechung in Kanossa. Die Fürsten setzen ihn ab und wühlen Rudolf von Schwaben, welches Heinrich an die Hohenstaufen gibt.
Heinrich belagert den Papst in der Engelsburg; Gregor stirbt in der Fremde (Salerno).
Gregors Nachfolger Urban II., von der Markgräfin Mathilde von Tuscien unterstützt, bleibt dem Kaiser überlegen. Abfall feines Sohnes Konrad.
Der Kaiser wird von seinem Sohne Heinrich bekämpft und muß abdanken (Ingelheim). Er stirbt unter Kricgsrüstungen.
1106—25 Heinrich V. nimmt den Papst (Pascha! II.) in Rom gefangen (Vertrag von Sntri 1111).
1122 Das Wormser Konkordat schlichtet den Jnvestitursteit; der Kaiser belehnt die deutschen Bischöfe (und Äbte) mit den weltlichen Hoheitsrechten durch das Zepter vor der kirchlichen Investitur. — Tatsächliche Anerkennung der Gleichberechtigung des Papsttums mit dem Kaisertums
24
B. Das Mittelalter.
3. Zeitalter der KreuMge (—1270).
Kämpfe des Christentums gegen den Islam sowie zwischen Kaisertum und
Papsttum; Sieg des letzteren. Erstarken des Fürstentums; Blüte des mittelalterlichen Lebens.
1095 Das Konzil von Clermont (Frankreich) entzündet die Begeisterung der Kreuzzüge; Peter von Amiens.
1096—99 1. Kreuzzug unter Gottfried von Bouillon, Raimund von Toulouse u. a.
1099 Eroberung von Jerusalem. Das feudale Königreich Jerusalem, erst unter Gottfried (Protektor), dann unter seinem Bruder Balduin u. a. Die geistlichen Ritterorden der Johanniter und Templer).
1147-49 2. (erfolgloser) Kreuzzug, gepredigt von St. Bernhard von Clairvaux und unternommen von Kaiser Konrad III. und Ludwig VII. von Frankreich.
1189 92 3. Kreuzzug, infolge des Falles von Jerusalem (1187). Friedrich Barbarossa ertrinkt im Seleph (Cilieien). Die Könige Richard Löwenherz von England und Philipp August von Frankreich erobern As sott. Durch Vertrag bleibt die Küste in den Händen der Christen. — Stiftung des Deutschordens.
1202—4 4. (lateinischer) Kreuzzug, Eroberung von Konstantinopel und Stiftung des vorübergehenden lateinischen Kaisertums (—1261).
1228—29 5. Kreuzzug; Kaiser Friedrich II. krönt sich Zum Könige des durch Vertrag zeitweilig gewonnenen. Jerusalem.
1244 Jerusalem geht den Christen auf immer verloren.
1248 6. (erfolgloser) Kreuzzng Ludwigs i>. Heiligen von Frankreich gegen Ägypten. Seine Gefangennahme.
1270 7. (erfolgloser) Kreuzzug Ludwigs d. Heiligen nach Tunis: Ludwig s.
1291 Verlust Slkkons. Ende der christlichen Herrschaft im hl. Lande.
_ Wenn auch unmittelbar ohne Ergebnis, sind die Kreuzzitge doch wie alle großen Begebenheiten von weitreichenden Folgen gewesen: Steigerung der Macht von Papsttum und Kirche, Anwachsen der fürstlichen Gewalt, Entwicklung des Bürgertums und Aufschwung des Handels, Veredelung und Blüte des Rittertums, Erweiterung der geistigen Bildung (Künste und Wissenschaften).
1125—37 Lothar von Sachsen gibt Sachsen im Kampfe gegen die Hohenstaufen an die bayrischen Welsen.
1138—1254 Das Hans der Hohenstaufen.
1138 52 Konrad III. Kampf gegen die Welfen: Sieg bei Weinsberg.
3. Zeitalter der Kreuzzüge.
25
Heinrich der Löwe hehält Sachsen; Bayern kommt an die österreichischen Babenberger.
Konrads Kreuzzug.
1152—90 Friedrich I. Barbarossa, Konrads Neffe, der glänzendste Kaiser. Seine Regierung erfüllt der Kamps mit dem Papsttume (über die Papstwahl) und den lombardischen Städten.
Friedrich unternimmt 4 bewaffnete Nömerzüge.
1155 Nach der Kaiserkrönung in Rom läßt er durch einen Reichstag aus den ronkalischen Feldern die kaiserlichen Hoheitsrechte in den lombardischen Städten festsetzen.
1156 Heinrich d. Löwe erhält Bayern zurück; Österreich wird Herzogtum (Babenberger).
1162 Friedrich zerstört Mailand; er wird vom Papste (Alexander III.) gebannt. — Anfänge des lombardischen Städtebundes.
Die Deutschen erobern Rom (1167); der Kaiser verliert sein Heer durch die Pest und geht flüchtig über die Alpen zurück.
1176 Friedrich wird, nach vergeblicher Belagerung des festen Alessandria und von Heinrich d. Löwen verlassen, bei Legnano durch die Lombarden geschlagen.
Im folgenden Jahre Aussöhnung mit dem überlegenen Papst-lume zu Venedig; der Friede mit den lombardischen Städten folgt zu Konstanz (1183).
1180 Heinrich d. Löwe wird geächtet. Bayern kommt an die jetzigen Wittelsbacher, Sachsen wird geteilt: Westfalen fällt an das Erzstift Köln, das Land östlich der Weser an die Assanier. — Den Welfen werden die Familiengüter Brannfchweig und Lüneburg zurückgegeben (von Friedrich II. 1235 zum Herzogtum erhoben).
[1184] Hoftag zu Mainz: glänzendstes Reichssest des Mittelalters. — Des Kaisers Sohn Heinrich wird in Mailand mit der Erbin von Sizilien vermählt.
Friedrichs Kreuzzug und unglücklicher Tod (Kyffhäusersage).
1190-97 Heinrich VI., der mächtigste Kaiser, zugleich König von Sizilien und Neapel. Sein Ziel: Erblichkeit der Krone in seinem Geschlechte (von den Fürsten bekämpft) und Unterwerfung des griechischen Reiches (Plan seines „Kreuzzuges").
Richard Löwenherz, in Heinrichs Gefangenschaft, nimmt England von ihm zu Lehen.
«. 1200 Höhe der päpstlichen Macht unter Jnnoeenz III* (1198—1216).
1198—1208 Philipp von Schwaben, Heinrichs Bruder, kämpft mit Otto, dem Sohne des Löwen, um die Krone. Er wird (in Bamberg) durch Otto von Wittclsbach ermordet.
26
-B. Das Mittelalter.
1198—1215 Otto IV., nach Philipps Tod allgemein anerkannt. Wegen seines Angriffes aus das ftaufische Erdreich in Unteritalien von Papst ^nnocenz III. gebannt, erliegt er dem von letzterem unterstützten Sohne Heinrichs VI., Friedrich.
1215 Magna charta Johanns ohne Land, die Grundlage der englischen Verfassung, wichtigster mittelalterlicher Staatsakt in England 1215-50 Friedrich II. ü
Seine Zeit erlebte die Blüte des mittelalterlichen Lebens in Deutschland. Höhe des Glanbenslebens (Bettelorden) und der Kreuzzugsbegeisteruug (Kreuzzug der Kinder), des geistlichen und weltlichen Rittertums (Wartburg, Wien); Blüte der Philosophie, Aufftrebeu der gotischen Baukunst (Kölner Dom 1248 begonnen), erste Blütezeit der Literatur.
. Friedrich besucht von Italien aus (sizilisches Erdreich) nur
einigemal das Reich, wo sein Sohn Heinrich (gestorben als Empörer in Gefangenschaft) vorübergehend die Regentschaft führt.
Friedrich, wegen wiederholten Aufschubs des übernommenen
Kreuzzuges gebannt, im heiligen Lande. — Aussöhnung mit dem
Papste 1230 (Friede von San Germano).
^ Friedrichs Gesetzgebung in seinem sizilischen Erdreiche: das Vorbild des modernen Staates im Mittelalter. Erste vollständige Universität in Neapel.
1235 Großer Reichstag in Mainz: erste deutsche Landfriedensordnung. Friedrich besiegt (1237) die Lombarden bei Eortennova.
1241 Mongolenschlacht bei Liegnitz: Die schlesischen Fürsten schützen, wenngleich unterliegend, christliche und deutsche Kultur vor den Mongolen, den Eroberern von Rußland und Polen. —
1245 Friedrich wird vom Konzil zu Lyon gebannt; Gegenkönige Heinrich Raspe von Thüringen, Wilhelm von Holland.
1250 54 Conrad IVFriedrichs Sohn, König. Er kämpft für fein italisches Erdreich gegen den Papst. Konrads Halbbruder und Erbe Manfred fällt gegen den vom Papste unterstützten Karl von Anjou bei Beueveut (1266).
1268 Konradrn, König Konrads Sohn, von Karl besiegt, wird in Neapel Hingerichtet.
1254—73 Zwischenreich in Deutschland. Herrschaft des Faustrechts.
4. Zeitalter -cs Reichsverfalles.
Ausbildung der Fürstenmacht und des Bürgerstandes. — Hervortreten von Frankreich und England.
1273—1346 Könige und Kaiser ans verschiedenen Hänsern.
1273 91 Rudols I. von Habsbnrg, König. Ausgeben der bisherigen
4. Zeitalter des Reichsverfalles.
27
Kaiserpolitik, Sorge für den Landfrieden. Kämpfe mit Ottokar von Böhmen um Österreich, das Erbe der Babenberger.
1278 Rudolfs Sieg über Ottokar auf dem Marchfeld: Österreich mit Steiermark und Krain kommt an die Habsburger.
1292—98 Adolf von Nassau, König, versucht sich in Thüringen eine Hausmacht zu gründen; er wird abgesetzt und fällt (bei Göllheim in der Pfalz) gegen seinen Nachfolger.
1298—1308 Albrecht I., Rudolfs Sohn, König. Er sucht ebenfalls Thüringen zu gewinnen: wird ermordet von seinem Neffen Johann Parrieida. — Sage vom Rütlibunde und von Tell.
1308—13 Heinrich VII. von Luxemburg: macht seinen Sohn Johann zum Könige von Böhmen und erwirbt wieder die Kaiserkrone, in Italien begrüßt von Dante (t 1321), dem größten Dichter des Mittelalters („Göttliche Komödie").
1305 Anfang der c. 70 jährigen „babylonischen Gefangenschaft" der Päpste in Avignon, womit der Verfall der politischen Ölacht des Papsttums beginnt.
1314—47 Ludwig d. Bayer: Gegenkönig Friedrich d. Schöne von
Österreich, dessen Bruder Leopold von den Schweizer Eidgenossen (1315) bei Morgarten besiegt wird.
1322 Ludwig siegt bei Mühldors über Friedrich; letzterer wird nach dreijähriger Gefangenschaft Mitregent, stirbt aber einige Jahre später.
Der Papst (Johann XXII.) belegt Ludwig im Streite über die Reichsverweserschast in Mailand mit dem Banne, das Reich mit dem Interdikte. — Ludwigs Krönung in Nom durch den Adel.
1338 Der Kurverein zu Rhense erklärt gegenüber dem Ansprüche des Papstes die Unabhängigkeit der Königswahl von päpstlicher Bestätigung.
Der machtgierige Kaiser (besetzt Brandenburg, Tyrol) wird von den Fürsten entsetzt.
1346—1437 Kaiser aus dem Hause Böhmen-Luxemburg.
1347—78 Karl IV., Enkel Heinrichs VII., des H. römischen Reiches „Erzstiefvater," gebildet und klug, Freund des großen italienischen Dichters Petrarka. Sein von der bayerischen Partei erhobener Gegenkönig Günther von Schwarzburg dankt bald ab und stirbt.
1439 Gründung der ersten Universität im Reiche zu Prag.
Der schwarze Tod, die größte Heimsuchung des Mittelalters, rafft Millionen von Menschen dahin. Geißlerfahrten.
1356 Die Goldene Bulle: Reichsgrundgesetz. Bestimmungen über die Königswahl durch die sieben Kurfürsten (Mainz, Köln, Trier, Böhmen, Sachsen, Pfalz und Brandenburg), Landeshoheit derselben und Unteilbarkeit der erblichen Kurlande.
B. Das Mittelstster.
Blute der Hansa (Vorort Lübeck); siegreicher Krieg gegen Dänemark. Entfaltung der westfälischen Veme.
e°^n' untätig und grausam (St. Nepomuk). ^te Eidgenossen sichern durch den Sieg bei Sempach (Winkelried) ihre Unabhängigkeit von Österreich.
1388 Der schwäbische Städtebund erliegt (bei Dösfingen) dem Grafen Eberhard von Württemberg.
1397 Union der drei nordischen Reiche zu Kalmar: wichtigstes mittelalterliches Ereignis der nordischen Geschichte.
Wenzel wird wegen der Aufgabe Mailands von den Fürsten abgesetzt. Doch strebt der an seiner Stelle erhobene
[1400-10] Ruprecht von der Pfalz in Italien uud dem Reiche vergeblich nach kaiserlichem Ansehn.
1410-37 Sigismund, Wenzels Bruder, Kurfürst von Brandenburg und durch Heirat König von Ungarn. Drei Könige (neben Sigismund Wenzel und Jobst von Mähren) und drei Päpste (Zeitalter der Kirchenspaltung) stehen sich eine Zeitlang gegenüber.
1414-18 Konzil zu Konstanz, Zugleich großer Fürsteukongreß und ^eichstag. Hus wird verbrannt (1415) und das päpstliche Schisma beseitigt; mit den einzelnen Ländern werden Konkordate (über die kirchlichen Angelegenheiten) abgeschlossen.
1419-36 Die verheerenden Hnsitenkriege (Ziska), welche im wesentlichen beendet werden durch die Prager Kompaktsten (Baseler Konzil), 1433: Laienkelch, Priesterehe.
1429 ^Jungfrau von Orleans rettet gegen Ende des hundertjährigen eiiglnch-französischen Erbfolgekrieges das französische Königtum (Königs-tronnng in Rheims). Sie wird von den Engländern gefangen und verbrannt (1431). Ö
1438—1806 Kaiser aus dem Hause Habsburg (feit 1740 Habsburg-Lothringen).
1438—39 Albrecht II., Sigismunds Schwiegersohn, vereinigt die luxemburgische Hausmacht (Ungarn, Böhmen, Mähren, Schlesien die Lausitzen) mit der habsburgischen.
1440—93 Friedrich III. (längste Regierung), schwach und untätig: letzter in Rom gekrönter Kaiser.
Händel im Reiche: Soester Fehde, Kampf um das Erzstift Mainz, süddeutscher Städtekrieg.
1476 Herzog Karl d. Kühne von Burgund wird von den Schweizern geschlagen bei Granson und Murten. Karl fällt vor Nancy (1477) Karls d. Kühnen Erbtochter Maria vermählt sich mit des Kaisers Sohn Maximilian; derselbe behauptet gegen Frankreich die burguudischen Lande außer dem eigentlichen Herzogtum Burgund (Friede von Arras 1482). Böhmen und Ungarn unter einheimischen Königen.
4. Zeitalter des Reichsverfalles.
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1455—85 Dreißigjähriger Bürgerkrieg der roten und weißen Rose in England: ein großer Teil des englischen Adels geht zu Grunde.
1492 Fall von Granada: die Mauren werden aus Spanien vertrieben.
1493—1519 Maximilian L, der „letzte Ritter" (führt zuerst den Titel: „Erwählter römischer Kaiser"). Erfolglose Teilnahme an den Kriegen in Italien und Frankreich. (1515 Schl, bei Marignano).
1495 Reichstag von Worms: Ewiger Landfriede, Einsetzung des Reichskammergerichts, Reichssteuer („der gemeine Pfennig")., Einteilung des Reiches in 10 Kreise (1512).
Frankreich: Hervorragendste Könige.
Philipp II., August, d. H. der Erhabene, um 1200; 3. Kreuzzug, Vertreibung der Engländer, Stiftung der Parlamente (Reichsgerichtshöfe).
Ludwig d. Heilige um 1250; Beendigung der Albigenserkriege, 6. und 7. Kreuzzug, Beschränkung des englischen Besitzes.
Philipp IV. d. Schöne um 1300; erfolgreicher Kampf gegen das Papsttum (Bonisaz VIII.), Zulassung des bürgerlichen Elementes, neben Adel und Geistlichkeit, zu den Reichstagen, Beginn der päpstlichen Hofhaltung in Avignon, Aushebung des Templerordens.
Karl VII. um 1450; glückliche Beendigung des hundertjährigen Erbfolgekrieges mit England (Johanna d'Arc), Neuordnung des Staates, Anfang stehender Heere. Sein Nachfolger
Ludwig XI. vollendet den absolut beherrschten Einheitsstaat durch Überwältigung der großen Vasallen (Einziehung von Burgund).
Dynastien: die Karolinger (843—987), die Kapetinger (987 bis 1328), die Valois (1328—1498), denen das Hans Bourbon folgt.
England: Hervorragendste Könige.
Alfred d. Gr., um 900, der Gesetzgeber und Organisator der Angelsachsen, Begründer der Flotte.
Knud d. Gr., der Begründer der Dänenherrschaft (1016) und mächtigste Herrscher von England.
Wilhelm d. Eroberer, der Sieger von Hastings (1066).
Heinrich II., der erste Plantagenet (t 1189), beherrscht über die Hälfte von Frankreich; Irland lehnspflichtig. Sein Sohn
Richard Löwenherz; Kreuzzug und Gefangenschaft in Deutschland, Beginn des Streites um die Besitzungen in Frankreich.
Heinrich V. (Anfang des 15. Jahrh.): Höhepunkt des Kriegsglückes gegen Frankreich.
Dynastien (seit Wilhelm dem Eroberer): die Normannen (1066 bis 1154), die Anjou oder Plantagenet (1154—1339), die Lancaster (1339—1461), die Fork (1461—85), denen das Haus Tudor folgt.
30
ß. Das Mittelalter.
Die östlichen Länder: bedeutendste Dynastien.
Polen: die Piasten, 840—1370, christlich um das 1.1000 (Boleslaus d. Glorreiche), die litauischen Jagellonen, 1386-1572, unter welchen das Land seine höchste Blüte erlebt (Ausdehnung von der Ostsee bis Zum schwarzen Meere) j nach ihnen tritt die 23ahlmonarchie ein.
Böhmen: die Przemysliden, bis 1306, christlich Ende des 9. Jahrh.; der geschichtlich bedeutendste, Ottokar II, fällt gegen Rudols von Habsburg auf dem Marchfelde. Das Haus wird abgelöst von den Luxemburgern und Habsburgern (letztere dauernd seit 1526).
Ungarn: die Arpaden, bis 1301, christlich um das I. 1000, unter (Stephan den Heiligen. Nach dem Erlöschen der Arpaden vorübergehend unter den Häusern Anjou (Ludwig d. Gr.) und Luxemburg (Sigismund), einem einheimischen Königtume (Mathias Corvinus, f 1490) sowie ber' bunden mit Böhmen, fällt das Land mit diesem an das Hvus Labsburg 1526.
^ Rußland: das Haus Rurik (862—1598), unter welchem um das S. 1000 das Christentum herrschend wird, besonders in den Großfürstentümern Kiew und Moskau. Vom 13. bis 15. Jahrh. Herrschaft der Mongolen (goldene Horde).
1. Zeitalter der Reformation und der großen Religionskämpfe. 31
C. Die Ueuzeit.
Die Geschichte gewinnt einen allgemeineren Charakter; zunehmende
Wechselbeziehungen unter den Völkern.
Anleitende Ereignisse und Umstände:
a) Umgestaltung des Kriegswesens durch Einführung des Schießpulvers (in Deutschland in den Husttenkriegen): Untergang des Rittertums.
b) Anwendung des Kompasses aus der See: Ermöglichung weiter Seefahrten.
c. 1450 c) Erfindung der Buchdruckerkunst durch Gutemberg: Verallgemeinerung der Bildung.
Erster Druck: Lateinische Bibel (1456); erster deutscher Druck: Fabelbuch von Boner (1461).
1453 d) Eroberung von Konstantinopel durch die Türken und Eude des oströmischen (griechischen) Reiches: Aufhören des Orienthandels, Wiederbelebung der antiken Künste und Wissenschaften (Renaissance) im Abendlande, zunächst in Italien, durch flüchtige Griechen.
1492 e) Entdeckung Amerikas durch den Genuesen Christoph Kolumbus, sowie
1198 f) Entdeckung des Seeweges nach Ostindien durch den Portugiesen Vasco de @antet: mächtige wirtschaftliche Einflüsse der überseeischen Länder auf das Abendland, Verschiebung des Welthandels nach Westeuropa.
1517 g) Ausbruch der Reformation: religiöse Trennung der christlichen Völker.
1. Zeitalter -er Reformation und -er großen Religions-Kämpfe: ins }m Westfälischen Lrie-en (—1648).
a) Aie Deformation.
1517 31. Okt. Luther (geb. 1483) schlägt seine 95 Thesen an der Schloßkirche von Wittenberg an.
1519 Zwingli tritt als Reformator in Zürich auf.
32
C. Die Neuzeit.
1520 Luther verbrennt nach der erfolglosen Unterhandlung mit Kardinal Kajetan zu Augsburg und der Leipziger Disputation mit Eck die päpstliche Bannbulle zu Wittenberg.
1519-56 Karl V., Kaiser, als Enkel Maximilians I. Erbe der Habsburgischen und burgundischen Lande, als Enkel Ferdinands von Aragonien Herr von Spanien, Sizilien, Neapel und dem spanischen Amerika.
1521 Luther auf dem Reichstage in Worms (vgl. Hus in Konstanz): das Wormser Edikt ächtet ihn und verbietet seine Lehre. — Er beginnt, von dem sächsischen Kurfürsten (Friedrich d. Weisen) vorübergehend aus der Wartburg geborgen, seine Bibelübersetzung (1522—34).
Erhebung des Rittertums unter Franz von Sickingen (Zug gegen Trier), der aus der Burg Landstuhl fällt.
1525 Ter Bauernkrieg in Süddeutschland (Götz) und Thüringen (Münzer) von den Fürsten unterdrückt. Schlacht bei Frankenhausen.
Schlacht bei Pavia: glänzendster Ersolg der kaiserlichen Waffen gegen Frankreich.
Vier Kriege Karls gegen Franzi, um Neapel, Mailand und Burgund. 1. Krieg 1521—26: Gefangennahme Franz' I. bei Pavia; er muß im Frieden von Madrid 1526 auf alle Ansprüche verzichten.
2. Krieg 1527—29: die Kaiserlichen erstürmen nach Georg Frundsbergs Tod unter Karl von Bourbon (f) Rom, 1527, und erobern Neapel (Andreas Doria). Franz I. erhält im „Damenfrieden" von Cambrai 1529 nur das Herzogtum Burgund.
3- Krieg 1536—38: Vergeblicher Einfall Karls in Frankreich; Waffenstillstand zu Nizza.
4. Krieg 1542—44: Karl dringt nach Unterwerfung des mit Franz verbündeten Herzogs von Geldern bis Paris; der Friede von Crespy (Isle de France) bestätigt Franz im Besitze von Burgund.
1526 Erster Reichstag zu Speyer: „Die Stände sollen sich in Religionssachen verhalten, wie ein jeder vor Gott und Kaiserlicher Majestät zu verantworten sich getraut." Einrichtung evangelischer Landeskirchen (Hessen, Sachsen).
1529 Zweiter Reichstag zu Speyer: bis zu einem künftigen Konzil sollen alle Neuerungen in Glaubenssachen verboten sein. — „Protestanten."
Erste Belagerung von Wien (Sultan Soliman).
1530 Reichstag von Augsburg: die Augsburger Konfession (Melanchthon).
Karl wird in Bologna vom Papste gekrönt: letzte Kaiserkrönung.
Bündnis protestantischer Stände zu Schmalkalden in Hessen unter Führung von Kursachsen und Hessen.
1. Zeitalter der Reformation und der großen Religionskämpfe. 33
Zwingli fällt im Kampfe gegen die katholischen Urkantone (bei Kappel).
1533 Religionsfriede von Nürnberg: „Keiner soll den andern des Glaubens wegen vergewaltigen."
1535 Das Wiedertäuferreich in Münster unter Jan von Leyden.
Der Kaiser unternimmt einen glänzenden Zug nach Tunis und 6 Jahre später eine unglückliche Meerfahrt gegen die algerischen Korsaren.
Kalvin (geb. 1509 in der Picardie) beginnt (1536) seine refor-matorische Tätigkeit in Genf, wo er einen Religionsstaat einrichtet. Hauptunterschiede von Luther: Abendmahls- und Prädestinationslehre.
Der Katholizismus wird den Reformationsparteien gegenüber gefestigt durch:
1540 a) Die Stiftung des „Ordens der Gesellschaft Jesu"
durch Ignatius von Loyola. Franz Xaver, der Apostel Japans. (Aufhebung des Ordens 1773, Erneuerung 1814).
1545—63 b) Das Konzil von Trient, welches die Einheit der
katholischen Kirche stärkt durch bestimmte Fassung des Lehrbegriffs, Kräftigung der Hierarchie und Kirchenzucht, Hebung von Predigt und Unterricht.
1546 Luther stirbt, 63 I. alt, in Eisleben (bestattet in Wittenberg).
1546-47 Der schmalkaldische Krieg.
Karl V. unterwirft die süddeutschen Protestanten, siegt über den Kurfürsten von Sachsen bei Mühlberg an der Elbe und nimmt ihn sowie den Landgrafen (Philipp) von Hessen gefangen. — Herzog Moritz von Sachsen, aus der albertinischen Linie, erhält Kursachsen, während für die abgesetzte ernestinische später die thüringischen Herzogtümer gebildet werden.
1548 Das Augsburger Interim: der Kaiser gestattet seinerseits den Protestanten Laienkelch und Priesterehe (vgl. Husiten).
1552 Moritz von Sachsen fällt vom Kaiser ab, verbündet sich mit Frankreich, welchem die Stifter Metz, Toul und Verdun überlassen werden, und zwingt Karl zu dem
Vertrag von Passau: ein Reichstag soll die kirchlichen Fragen entscheiden. — Karl belagert vergeblich Metz.
1555 Der Augsburger Religionsfriede. Die Anhänger der Augsburgischen Konfession erhalten Gleichberechtigung mit den Katholiken. „Cuius regio, eius religio.“ Das Normaljahr 1552. Der „geistliche Vorbehalt," von den Protestanten nicht anerkannt.
Die lutherische Lehre verbreitet sich auch in den germanischen Ländern des Nordens, die kalvinistische (reformierte) in Frankreich (Hugenotten), den Niederlanden, Schottland, die Lehre Zwinglis bleibt auf die Schweiz beschränkt.
Zurbonsen, Geschichtstabellen. ^
34
C. Die Neuzeit.
Nach Karls Abdankung, 1556, folgt in Deutschland sein Bruder
1556—64 Ferdinand I.. durch Heirat mit der Schwester des 1526 in der Türkenschlacht bei Mohaes gefallenen Königs Ludwigs II. zugleich König von Ungarn und Böhmen: in Spanien, den Niederlanden zc. Karls Sohn Philipp II. (die spanischen Habsburger — 1700).
1571 Don Juan d'Austria (Philipps Halbbruder) schlägt die Türken in der
— glorreichen Seeschlacht bei Lepanto (Griechenland).
b) pie Wekigions- und Bürgerkriege.
1. Gegen Philipp II. von Spanien, welcher eine politische Vorherrschaft in Europa und die Wiedererhöhung der katholischen Kirche anstrebt, erheben sich zum Schutze ihrer Landesfreiheiten die Niederlande (Adelsbund der Geusen).
1568—1648 Abfall der Niederlande. Herzog Alba als Statthalter in den
Niederlanden; der „Blutrat." Die Grafen Egmont und Hoorn werden
hingerichtet.
Wilhelm von Oranien Beginnt den Freiheitskrieg. Die Spanier belagern vergeßlich Leyden (1575).
1579 Die 7 nördlichen protestantischen und niederdeutschen Provinzen (Holland) erklären sich für unabhängig und schließen die Utrechter Union; Generalstatthalter Wilhelm vou Oranien (ermordet 1584). Die südlichen katholischen und romanischen Provinzen (Belgien) Bleiben bei Spanien.
Seit dem Anfange des 17. Jahrh. Waffenstillstand.
1648 Anerkennung der Unabhängigkeit der Niederlande durch den westfälischen Frieden. — Höchste Blüte derselben in der ersten Hälfte des 17. Jahrh.: Entwickelung zur ersten Seemacht der Welt bei nur 3 Mill. Einw., Gründung eines Kolonialreiches durch Eroberung der spanisch-portugiesischen Kolonien in West- und Ostindien, Entdeckungsfahrten in der Südsee (Tasmanien). Großartiger Gewerbefleiß: Schiffs- und Wasserbauten, Tuchbereitung, Gartenbau 2c. Hohes wissenschaftliches Leben (Leyden), Blüte der Malerei (Rembrandt; sein Zeitgenosse Rubens in Antwerpen).
1562-98 2. In Frankreich wüten unter der Herrschaft der letzten Valois (Katharina von Medici) die dreißigjährigen religiös-politischen Hugenotten-kriege. (Guisen—Bourbonen.)
1572 Die Bartholomäusnacht: Blutbad unter den Hugenotten (Admiral Eoligny t)-
1539 Nach der Ermordung des letzten Dalois folgt das Hans Bourbon mit dem protestantischen Heinrich IV., welcher zum Katholizismus übertritt.
1598 Das Edikt von Nantes beendet die Hugenottenkriege. Es gewährt den Protestanten Freiheit der Religionsübnng, Zutritt zu den Staatsämtern und mehrere Sicherheitsplätze, deren letzter (La Rochelle) ihnen aber 30 Jahre später von Richelieu entrissen wird.
Wiederaufblühen des Landes in Ackerbau, Handel und Gewerbe unter Heinrich IV. (Minister Sully). — Auf den letzteren, der mitten unter
1. Zeitalter der Reformation und der großen Religionskämpfe. 35
seinen Plänen gegen das Haus Habsburg einen meuchlerischen Tod findet, folgt
1610 mit Ludwig Xin. die Reihe der letzten Ludwige in Frankreich.
3. In England, unter dem Hause Tudor (1485—1603), wird die Reformation durch den tyrannischen Heinrich VIII. (1509—47) begonnen. Nach vorübergehender Unterdrückung derselben durch seine Tochter Maria die Katholische, Gemahlin Philipps II. von Spanien, vollendet deren Halbschwester
Elisabeth (1558—1603) die anglikanische Staatskirche (Hochkirche) mit Beibehaltung der bischöflichen Verfassung und von Resten des katholischen Ritus; die 39 Artikel. Elisabeths Regierung bezeichnet das Aufblühen der englischen Macht durch Gewerbe, Seeverkehr und Kolonisation (Gründung der englisch-oftindischen Kompagnie). Ihr Zeitgenosse und Untertan war Shakespeare, der größte Dramatiker christlicher Zeitrechnung (f 1616).
1587 Maria Stuart, die katholische Königin von Schottland, welche als rechtmäßige Enkelin von Heinrichs VIII. Schwester Ansprüche auf den englischen Thron erhebt, wird nach 19 jähriger Gefangenschaft auf Elisabeths Befehl hingerichtet.
1588 Untergang der gegen England von Philipp II. ausgerüsteten spanischen Armada. Spanien verliert seine Großmachtstellung.
Nach Elisabeths Tode gelangt mit Jakob I., dem Sohne Marias, das Haus Stuart (1603—88) auf den Thron. — Der Gegensatz des unumschränkten Königtums und der Parlamentsrechte führt aber bald zur Revolution.
1649 Karl I., Marias Enkel, wird hingerichtet, England Republik. Der Protektor Eromwell begründet die englische Seeherrschaft an Stelle der holländischen (Navigationsakte 1651). Kurz nach seinem Tode wird das Haus Stuart vom Heere zurückgeführt (1660).
4. In Deutschland setzen seit Ferdinand I. Tode (1564) die Reihe der habsburgischen Kaiser fort Zunächst der protestanten-framdliche Maximilian II. (1564—76), der gelehrte Rudolf II. (1576-1612), welcher den Böhmen durch den Majestätsbrief von 1609 freie Religionsübung und Rechtsgleichheit gewährt, und der schwache Matthias (1612—19). Fortwährende konfessionelle Spannung (Wiederausbreitung der katholischen Kirche) und Türkengefahr (Sultan Soliman t vor Sigeth 1566) erfüllen ihre Zeit.
1608 Gründung der protestantischen Union unter dem Kurfürsten (Friedrich IV.) der Pfalz.
1609 Gründung der katholischen Liga unter dem Herzoge (Maximilian) von Bayern.
Als unmittelbare Vorspiele des kriegerischen Ausbruches der Spannung in Deutschland sind zu betrachten: die Donauwörther Händel (bayrische Exekution gegen die geächtete protestantische
3*
36
C. Tie Neuzeit.
Reichsstadt Donauwörth) und der jülich-klevesche Erbfolge-streit zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg (1609—14).
1618—48 Ter dreißigjährige Krieg: der große Entscheidungskampf Zwischen den kirchlich-politischen Gegensätzen in Deutschland, den katholisch - Habsburgischen und den protestantisch-reichsfürstlichen Interessen.
1618-25 a) Der böhmisch-pfälzische Krieg, veranlaßt durch einen Streit in Böhmen über die Anwendung des Majestätsbriefes auf protestantische Kircheubauten. Der Prager Fenstersturz. Die Böhmen wählen nach dem Tode von Matthias den reformierten Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem Könige.
1619—37 Ferdinand II., Enkel Ferdinands I., Kaiser.
1620 Schlacht am weißen Berge bei Prag: die Böhmen werden von den kaiserlichen und ligistischen Truppen (Tilly) geschlagen; Friedrich V., der „Winterkönig," flieht nach Holland. Der Protestantismus wird in Böhmen vernichtet. — In der von den Spaniern besetzten Pfalz kämpfen als Parteigänger Friedrichs Ernst von Mansseld, MarkgrafFriedrich vonBaden nndHerzogChristian von Braunschweig.
Tilly siegt bei Wimpfen in Hessen über Friedrich von Baden, bei Höchst in Nassau und Stadtlohn in Westfalen (1623) über Christian von Braunschweig.
1623^ Der Kaiser überträgt die Kur der Psalz an Bayern.
1625—29 b) Ter dänische Krieg: Norddeutschland wird von den Kaiserlichen unterworfen. — Der König (Christian) von Dänemark erneuert als Kriegsoberster des niedersächsischen Kreises mit Ernst von Mansfeld und Christian von Brauufchweig den Krieg.
Tilly als Feldherr der Liga und Wallenstein als kaiserlicher Generalissimus dringen nach Norddeutschland vor.
1626 Wallenstein siegt bei Dessau über Mansseld, Tilly bei Lutter in Braunschweig über König Christian. Mansfeld und Christian von Braunschweig flüchtig. Tilly und Wallenstein besetzen ganz Norddeutschland.
1628 Wallenstein, zum „Admiral des baltischen Meeres" und Herzog von Mecklenburg ernannt, belagert erfolglos das feste Stralsund.
1629 Friede von Lübeck mit Dänemark (status quo).
Das kaiserliche Restitntionsedikt befiehlt die Rückgabe aller seit dem Passauer Vertrage säkularisierten Güter an die Katholiken.
1630—35 c) Ter schwedische Krieg: Übergewicht der Schweden.
1630 Aus dem Kurfürstentag zu Regensburg wird der herrische Wallen-stein entlassen.
Gustav Adolf, König von Schweden (seit der Reformationszeit, 1523, unter dem Hause Wasa von der nordischen Union
1. Zeitalter der Reformation und der großen Religionskämpfe. 37
getrennt), beginnt aus politischen Absichten (auf die Ostseeküsten) sowie in protestantisch-kirchlichem Interesse in Deutschland den Krieg gegen den Kaiser.
1631 Magdeburg von Tilly erstürmt. Furchtbarer Brand der Stadt (vgl. Moskau).
Tilly wird von Gustav Adolf bei Breitenfeld (unweit Leipzig) geschlagen.
Durch Bündnisse mit den protestantischen Fürsten itrtd Städten gestärkt, dringt der Schwedenkönig nach Süddeutschland (Bayern) vor; der meisterhafte Zug begründet namentlich seine Bedeutung als Heerführer.
1632 Tilly wird in einer Niederlage bei Rain am Lech tätlich verwundet. Wallenstein, znm zweitenmal kaiserlicher Generalissimus, hält sich gegen Gustav Adolf im Lager vor Nürnberg.
Gustav Adolf fällt, über Wallenstein siegend, bei Lützen (Prov. Sachsen): letzter ans dem Schlachtfelde gefallener König. — An seine Stelle tritt der schwedische Kanzler Oxenstierna.
1634 Wallenstein, des Verrates verdächtig, wird zu Eger in Böhmen ermordet. — Die Kaiserlichen siegen bei Nördlingen in Bayern.
1635 Kursachsen schließt mit dem Kaiser Frieden und Bündnis zu Prag gegen Bestätigung des Besitzes der seit 1627 eingezogenen geistlichen Güter auf 40 Jahre. Die meisten protestantischen Stände treten dem Frieden bei.
1635 -48 d) Ter schwedisch-französische Krieg: planlose Plünde-rungs- und Eroberungszüge. Das Kriegsglück schwankt (Wittstock, Jankau). Namhafte Feldherren: die Kaiserlichen Gallas, Jan von Werth; dieSchweden: Banär,Torstenson,Wrangel; die Franzosen: Turenne, Sonde; der Freibeuter Bernhard von Weimar.
1637—57 Ferdinand III., Kaiser.
1648 Der westfälische Friede (von Münster und Osnabrück), deutsches und europäisches Grundgesetz bis zur französischen Revolution.
Bestimmungen: a) politische: Frankreich erwirbt das österreichische Elsaß, Schweden Vorpommern mit Rügen, die Stifter Bremen, Verden sowie Wismar in Mecklenburg. Als Entschädigung für das erbrechtlich beanspruchte Pommern erhält Brandenburg außer Hinterpommern die Stifter Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kamin, b) staatsrechtliche: die Fürsten werden souverän; sie dürfen Krieg führen und Bündnisse eingehen außer zum Schaden des Reiches. Errichtung einer 8. (pfälzischen) Kur. Die Schweiz und die Niederlande werden als unabhängig anerkannt, e) religiöse: die Reformierten erhalten gleiche Rechte mit Katholiken und Protestanten.
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C. Die Neuzeit.
Für den Besitzstand der Religionsparteien gilt das Normaljahr 1624. Tie Fürsten Behalten das jus reformandi.
Ergebnis des Krieges: gänzliche Ohnmacht der Nation nach innen und auherr (vgl. peloponnes. Krieg).
Außerdeutsche Staaten um 1648: Frankreich unter den Bourbonen, von den Pyrenäen bis jenseits der Vogesen; Spanien unter den Habsburgern (-1700), mit Neapel, Sizilien, Mailand, Belgien und der Freigrasschaft Burgund; Portugal, uach 60jähriger Abhängigkeit von Spanien seit 1640 selbständig unter den Braganzas (beide Lander verloren ihre Kolonien großenteils an Holländer und Engländer)» Großbritannien und Irland, seit c. 1600 ein Gesamtstaat (Republik' vgl.S.35); die Freistaaten Holland und dieSchweiz; Italien mit einer Reihe kleinerer Staaten, insbesondere Herzogtum Savoyen, Genua, Venedig (nordöstl. Italien, Istrien, Küstenland von Dalmatien, Kreta, jonische Inseln), Großherzogtum Toskana, Kirchenstaat; Schweden (Großmacht) seit 1654 unter dem Hause Psalz-Zweibrückeu, mit einem großen Teile der heutigen russischen Ostseeprovinzen, den Inseln Gotland. Schonen 2' und den Erwerbungen in Deutschland; Dänemark (mit Norwegen verbunden); Polen (Wahlreich) mit Littauen verbunden, mächtigster Staat von Osteuropa, vom baltischen bis zum schwarzen Meere; Rußland unter den Rnriks; das osmani sche Reich, in Europa mit fast ganz Ungarn und Siebenbürgen, der griechischen Halbinsel, Cypern, Moldau und Walachei.
2, Zeitalter der unumschränkten Fürstengewatt: bis zur frmniffifrljnt Revolution (—1789). a) Zeit Ludwigs XIV.: Wo Herrschaft von Arankreich.
1643—1715 Ludwig XIV., Zunächst unter Leitung von Mazarin. Ludwigv absolute Regierung (l’etat c’est moi) und glänzende Hos-baltnng Zu Versailles werden das Vorbild für die europäischen Höfe; französisches Wesen dringt in alle gebildeten Kreise.
Ludwigs Minister Colbert (Finanzen), Louvois (Krieg), Feldherren Cond6, Turenne, Vendöme. Goldenes Zeitalter der französischen Literatur: Corneille, Racine, äMiere u. a.
1658—1705 Leopold I., Kaiser, bedrängt von Türken und Franzosen: Raubkriege Ludwigs XIV.
1668 1. Raubkrieg gegen die spanischen Niederlande (Tripelallianz: Holland, England, Schweden), beendet durch den Frieden von Aachen: Frankreich erhält einen Teil von Flandern.
1672—79 2. Raubkrieg gegen Holland, welches unterstützt wird von Brandenburg, später auch vom Reiche und Spanien. Wilhelm von Dramen wird Erbswtth alter. Condäs und Turennes Siege.
Ludwig erhält im Frieden zu Nymwegen von Spanien die Freigrasschast Burgund.
2. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt. 39
1680—84 Ludwigs gewaltsame „Reunionen" in Elsaß-Lothringen.
1681 Straßburg fällt durch Verrat.
1683—99 Türkenkrieg.
1683 Zweite Belagerung Wiens durch die Türken; Entsatz durch den Polenkönig So diesky.
1685 Aushebung des Ediktes von Nantes (S. 34); viele tausende von Reformierten wandern nach England und Deutschland (Preußen) aus.
1688—97 3. Raubkrieg wegen bourbonischer Erbansprüche auf die erledigte Pfalz. Allianz der Mächte. Barbarische Verwüstung der Pfalz, Zerstörung von Speyer, Worms, Heidelberg re. Siege der Franzosen in den Niederlanden (Flenrus, Steenkerken, Neerwinden) und Italien, dagegen der Holländer uud Engländer zur See (La Hogue 1692).
Ludwig behält im Frieden von Ryswyck Stratzburg und die Reunionen.
Prinz Eugen von Savoyen, Österreichs größter Feldherr und Staatsmann, verdrängt die Türken fast ganz aus Ungarn: Erstürmung von Ofen (1686), Sieg bei Zenta (1697). Friede von Karlowitz 1699.
1701—14 Der spanische Erfolgekrieg (Kampf um das europäische Gleichgewicht), veranlaßt durch den Tod des letzten spanischen Habsburgers (Karl II.). Gegen den testamentarischen Erben Philipp von Anjou, Enkel Ludwigs XIV. und der älteren Schwester des Erblassers, erhebt Kaiser Leopold als Gemahl der jüngeren Schwester desselben Ansprüche für seinen Sohn Karl. Er findet Unterstützung bei Holland und England (von 1688 bis 1714 unter dem Hause Dranien, feit 1714 unter dem Hause Hannover), im Reiche namentlich bei Preußen.
1704 Eugen und Marlborough (fpr. Marlbro) siegen bei Höchstedt über Franzosen und Bayern. — Die Engländer erobern das wichtige Gibraltar und dehnen sich in Amerika aus.
1705—11 Joseph I., Kaiser.
1706 Eugen besiegt mit Hilfe der Preußen die Franzosen bei Turin, Marlborough bei Ramillies in Flandern.
1709 Beide siegen vereint bei Oudenarde und Malplaquet (Niederlande); Ludwig erbietet vergeblich den Verzicht auf Spanien.
1711—40 Karl VI., Kaiser, der Prätendent in Spanien. Infolge der nun drohenden Vereinigung Spaniens mit Österreich wendet sich England von ihm ab.
1713 Friede zu Utrecht bezw. 1714 zu Rastatt (Kaiser) und Baden (Reich): Philipp V. erhält Spanien und die Kolonien, Österreich die Nebenländer Neapel, Mailand, Sardinien (bald gegen Sizilien
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C. Die Neuzeit.
vertauscht) und die Niederlande. - Ergebnis: die Vorherrschaft H-rankreichs ist gestürzt, England erste Seemacht.
”^bif^5ric0:S^toebenun{er^arlxn- wehrt sich gegen
St Tr s n f r‘ 1689-1725)' Dänemark, Polen, Sachsen (Kurfürst 17nn August II. d. Starke, seit 1697 zugleich polnischer König).
Karl XII zwingt Dänemark zum Frieden von Travendal und siegt
2 6ei ^artoa: te^te Großtat der schwedischen Waffen. l $ Peter d. Gr. gründet St. Petersburg.
lz0b ^arI. brin0t Polen nach Sachsen vor und zwingt August im
Frieden von Altranstädt vorübergehend zum Verzicht auf den polnischen
^.hron (Lescinski).
1709 dcter d. Gr. siegt über Karl bei Pultawa: erster großer Sieg der Russen. Karl flieht zu den Türken, welche Peter am Prnth einschließen Zurückgekehrt, fällt Karl 1718 in Norwegen (vor
1720 Friede zu Stockholm: Stettin und Vorpommern kommt an das in den Krieg eingetretene Preußen, Bremen und Verden an Hannover.
Rußland erhält im folgenden Jahre (Friede von Nystädt) die OstseeprovinZen außer Finnland. Es wird Großmacht an Stelle Schwedens und von Peter der westeuropäischen Kultur erschlossen PrmZ Eugens glänzender Sieg über die Türken bei Belgrad. 1718 Friede von Passarowitz: Österreich erreicht die größte Ausdehnung, wird aber nach einem folgenden unglücklichen Türkenkriege im Frieden von Belgrad (1739) wieder auf Ungarn beschränkt. 1/33—38 Eine europäische Verwicklung führt der polnische Erbsolge-krieg herbei. Im Frieden von Wien wird Augusts d. Starken Sohn (August III.) anerkannt, sein Gegner Lescinski, Schwiegervater Ludwigs XV. von Frankreich, erhält Lothringen, welches nach seinem Tode (1766) an Frankreich fällt. Franz von Lothringen erhält das durch Aussterben der Medizeer erledigte Toskana, und Österreich tritt Neapel uud Sizilien (gegen Parma und Piaeenza) an einen spanischen Prinzen ab.
KarlVI. erlangt mühsam die Anerkennung dersog.pragmatischen Sanktion ^1723) zu gunsten der Erbfolge seiner später mit Franz von Lothringen vermählten Tochter Maria Theresia.
b) Seit Kriedrichs d. $r.: Preußen wird Großmacht.
Einleitung: Vorgeschichte von Brandenburg-Preußen.
Ursprung des Staates: Die von König Heinrich I. begründete gogj'^e ^orbmar^ an der unteren Elbe (Eroberung von Brennabor
1134—1320 Die Askauier.
2. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt.
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1134 Albrecht der Bär empfängt von Kaiser Lothar die Belehnung mit der Nordmark; er wird 1142 reichsunmittelbar und Erzkämmerer. Albrecht ist der Gründer des brandenburgischen Staates.
Unter seinen Nachfolgern treten zu der Nord- oder Altmark hauptsächlich hinzu: Mittelmark, Uckermark, Priegnitz, Neumark. Bistümer: Brandenburg, Havelberg, Lebus. Am bedeutendsten ist der vorletzte Askanier Waldemar d. Gr. (f 1319).
1324—73 Die Wittelsbacher (3 Söhne Kaiser Ludwigs d. Bayern).
1356 Auftreten des „falschen Waldemar." Die Mark Brandenburg wird Kurfürstentum (goldene Bulle).
Kaiser Karl IV. erzwingt (im Vertrage von Fürstenwalde) die Abtretung der Mark.
1373-1415 Die Luxemburger.
Karl IV. verbindet die trefflich verwaltete Mark mit der Krone Böhmen. Sein Sohn und Nachfolger Sigismund verkauft die Neumark an den deutschen Orden und verpfändet die zerrüttete Mark zeitweise an Jobst von Mähren.
1415—1701 Die Hohenzollern als Kurfürsten (12).
1415 Kaiser Sigismund überträgt (auf dem Konzile von Konstanz) die Mark erblich an Friedrich (YI.) I. von Hohenzollern, Burggrafen von Nürnberg (die Hohenzollern in Nürnberg seit c. 1190); er belehnt ihn mit der Kur 1417.
Friedrich kämpft gegen den räuberischen Adel, die Nachbarfürsten und als Reichsfeldherr gegen die Husiten (f 1440).
Friedrich II., der Eiserne (—1470), verlegt seine Residenz aus den fränkischen Besitzungen (Ansbach-Bayreuth) nach Berlin-Kölln und kauft die Neumark zurück.
Albrecht Achilles (f I486', ritterlich und glanzliebend, hält sich meist in Franken auf.
1473 Dispositio Achillea (Hausgesetz): die Kurmark soll ungeteilt auf den ältesten Sohn übergehen, das fränkische Besitztum darf in 2 Teilen an die jüngeren fallen.
Johann Cicero (t 1499), gelehrt, sparsam und ordnungsliebend. Die fräukischen Lande gehen auf jüngere Brüder über (fallen erst 1791 an Brandenburg zurück.)
Joachim I. Nestor (t 1535), gebildet und beredt, Gegner der Reformation.
1506 Stiftung der Universität Frankfurt a./D. (von Friedrich Wilh. IV. nach Berlin verlegt); Gründung des Kammergerichtes.
Joachim II. Hektor (f 1571), gutmütig und friedlich.
1537 Erbverbrüderung mit den schlesischen Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlan.
1539 Einführung der Reformation.
Johann Georg (+ 1598), wirtschaftlich und einsichtig.
Joachim Friedrich (f 1608), gebildet und tätig; vermählt mit einer jüngeren Tochter des geistesschwachen letzten Herzogs (Albrecht II) von Preußen, für den er die Regentschaft führt.
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C. Die Neuzeit.
Johann Sigismund (t 1619), gewissenhaft und ausdauernd; vermählt mit der ältesten Tochter des Herzogs von Preußen, Nichte und Erbin des kinderlosen Herzogs (Joh. Wilhelm) von Jülich-Kleve (wie die zweite Gemahlin seines Vaters).
1609 Beginn des jülich klevifcheu Erbfolgeftreites mit Pfalz-Neuburg.
1613 Joh. Sigismund tritt im Erbfolgestreite zur reformierten Kirche über.
1614 Vertrag von Xanten (später erneuert): Brandenburg erhält Kleve, Mark und Ravensberg: es faßt Fuß am Rheine.
1618 Preußen fällt an Brandenburg, welches Fuß an der Weichsel faßt.
Aas Land Preußen.
997 St. Adalbert, der Apostel der Preußen, stirbt den Märtyrertod.
1230—83 Eroberung Preußens durch den Deutschorden, begonnen auf Veranlassung des polnischen Herzogs Konrad von Masowien unter dem Hochmeister Hermann von Salza.
1254 Gründung von Königsberg (König Ottokar von Böhmen).
14. Jahrh. Goldenes Zeitalter des Ordens. Glänzende Hochmeister: Siegfried von Feuchtwaugen, welcher den Ordenssitz von Venedig nach der Marienburg verlegt (1309), und Winrrch von Kniprode. Blüte der preußischen Hansastädte. Im Anfange des 15 Jahrh., nach Erwerbung der Neumark und Estlands, reichte der Ordensstaat von der Oder bis zur Düna (3000 □ M.).
1410 Schlacht bei Tannenberg (Ostpr.), eine der blutigsten des Mittelalters: Niederlage durch die Polen.
1411 1. Friede von Thorn: ber Orden tritt Samogitien an Polen ab. Beginnender Ordeusversall im Kampfe gegen Polen, Landadel, Städte.
1466 2. Friede von Thorn: Westpreußen und Ermland an Polen abgetreten, Ostpreußen polnisches Lehen. — Der Ordenssitz, wird nach Königsberg verlegt.
1525 Hochmeister Albrecht von Brandenburg führt die Reformation ein und verwandelt das Ordensland in ein erbliches, von Polen lehnsabhängiges Herzogtum. Stiftung der Universität Königsberg. Nach seines Nachfolgers Tode Anfall an Brandenburg. —
Georg Wilhelm (t 1640), wohlmeinend, aber schwach und unselbständig (Minister Schwarzenberg). Not des 30jährigen Krieges.
1640—SS Friedrich Wilhelm, der grohe Kurfürst, der größte europäische Regent des 17. Jahrh.
Friedrich Wilhelm ist der Neubegründer des branden-burgisch-preußischen Staates durch einheitliche Regelung der Verwaltung, Brechung der ständischen Macht, Einrichtung eines stehenden Heeres sowie kräftiges militärisch-politisches Auftreten
2. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt.
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nach außen. Seine Gemahlin die edle Luise Henriette von Oranien. — Derfflinger.
Friedenstätigkeit: Besondere Förderung des Ackerbaues: Aufnahme deutscher, holländischer, schweizerischer Ansiedler; Unterstützung der Gewerbetätigkeit (Fabrikanlagen), besonders des Handwerks (Werkhäuser); Anlage von Verkehrswegen: erste Einrichtung eines Postwesens, Bau eines Kanals Zwischen Oder und Spree, Anfänge einer Flotte zum Schutze des Handels und erste Kolonialgründuug in Afrika (Großfriedrichsburg). — Stiftung einer Universität zu Duisburg, Begründung der Bibliothek in Berlin u. a.
1648 Der große Kurfürst, im 30jährigen Kriege neutral, erlangt im westfälischen Frieden Hinterpommern und die Stifter Magdeburg (erst nach dem Tode des sächsischen Administrators, 1680), Halber-stadt, Minden und Kamin (in Pommern).
Mit der Hoheit über Pommern hatte schon Kaiser Friedrich II. die Askanier belehnt. Joachim I. erhielt die Znsicherung der Erbfolge. Das Land war jedoch nach dem Aussterben der dortigen Herzöge (1637) in den Händen der Schweden verblieben.
1656 In einem Kriege zwischen Schweden und Polen siegt der große Kurfürst auf schwedischer Seite bei Warschau. — Er erlougt erst im Vertrag zu Labiau (1656) von Schweden, dann im Vertrage zu Wehlau (1657) von Polen die Unabhängigkeit des Herzogtums Preußeu.
1660 Friede von Oliva (bei Danzig): Bestätigung der Nn-abhängigkeit Preußens. Der gr. Kurfürst wird dadurch selbständiger europäischer Regeut.
Der gr. Kurfürst nimmt an • dem holländischen Kriege gegen Ludwig XIV. teil; die von diesem aufgereizten Schweden fallen in die Mark ein.
1675 Sieg über die Schweden bei Fehrbellin: erste große, selbständige Kriegstat der Brandenburger. Der gr. Kurfürst erobert Schwedisch-Pommern und Rügen; Zug über das frische und kurische Haff.
1671) Friede mit Frankreich und Schweden zu St. Germain:
der gr. Kurfürst behält von seinen Eroberungen nur einen kleinen Strich am rechten Oderuser.
Die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten finden eine Zuflucht in Preußen (Berlin).
1688—1701 Friedrich III. als Kurfürst, gutmütig, prachtliebend. Seine Gemahlin die geistvolle Sophie Charlotte von Hannover (Charlottenburg).
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C. Die Neuzeit.
Stiftung der Universität Halle, der Akademien der Künste (Schlüters Denkmal des großen Kurfürsten, Zeughausbau in Berlin), der Wissenschaften (Leibniz).
Seit 1701 Die Hohenzollern als Könige.
1701 18. Jan. Stiftung der Königswürde: Friedrich III. (I.) krönt sich in Königsberg (als König in Preußen).
Einsetzung des Schwarzen Adlerordens (Suum cuique).
Preußen erlangt eine selbständigere Stellung in Deutschland und Europa.
1701-13 Friedrich I. als König.
Aus der oranischen Erbschaft (Wilhelm III. von England, Neffe der Luise Henriette, f 1702) erwirbt Preußen die Grafschaften Singen, Mörs uud später das Fürstentum Neuenburg in der Schweiz (—1857).
Kämpfe und Siege der Preußen unter Leopold von Dessau im spanischen Erbfolgekriege (Höchstedt, Turin).
1713—40 Friedrich Wilhelm I., streng, einfach und sparsam. Er führt eine zentralisierte Verwaltung durch (Generaldirektorium) und bildet den Militärstaat aus. Heranbildung eines tüchtigen Beamtentums.
Friedenstätigkeit: Begründung des Schulzwanges (Einrichtung von c. 1000 Schulen), teilweise Aufhebung der Hörigkeit auf den königlichen Domänen, Durchführung einer strengen Rechtspflege, Entrichtung von Krankenhäusern (Charite), des Militärwaisenhauses zu Potsdam, von medizinischen Schulen, Korn-magazinen u. a.
1713 Im tttrechter Frieden erhält das als Königreich anerkannte Preußen den größeren Teil des Herzogtums Geldern (span. Niederlande) und verzichtet auf das Fürstentum Orange.
Preußen nimmt teil am nordischen Kriege und erhält im Frieden zu Stockholm (1720) Stettin und Vorpommern bis zur Peene.
1740—86 Friedrich II. der Große: „erster Diener des Staates," erhebt Preußen zur europäischen Großmacht.
Friedrich beansprucht von Österreich (Maria Theresia) Teile von Schlesien,
Nach dem Aussterben der seit 1535 mit Brandenburg erbverbrüderten Herzöge von Liegnitz rc. (1675) war deren Besitz von Österreich eingezogen gegen Überlassung des Kreises Schwiebns an den großen Kurfürsten, den aber Friedrich III. wieder herausgeben mußte gegen Anwartschaft auf Ostfriesland (Anfall 1744). — Der hohenzollernsche Fürst (Johann Georg) von Jägerndorf war als Parteigänger des „Winterkönigs" im 30jährigen
2. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt.
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Kriege vom Kaiser vertrieben, aber trotz der Amnestie des westfälischen Friedens nicht wieder eingesetzt.
1740—42 1. schlesischer Krieg.
Friedrichs Siege bei Mollwitz (Schlesien) und Czaslau (Böhmen). Im Frieden von Breslau erhält Friedrich Schlesien (bis zur Oppa) nebst der Grafschaft Glatz.
Österreichischer Erbfolgekrieg (1741—48): Frankreich.
Spanien und Sachsen verbinden sich mit dem Kurfürsten Karl Albert von Bayern zur Unterstützung seiner Ansprüche auf die österreichischen Erblande gegen die pragmatische Sanktion. Die Ungarn für Maria Theresia (1740—80).
Karl VII. von Bayern (+ 1745), Kaiser gegen Maria Theresia.
1744—45 2. schlesischer Krieg.
Friedrichs Siege bei Hohenfriedberg (Schlesien), Sorr (Böhmen), Kesselsdorf (unweit Dresden).
Der Friede von Dresden bestätigt den preußischen Besitz von Schlesien; Friedrich stimmt für Maria Theresias Gemahl Franz von Lothringen als Kaiser.
1745—65 Franz I., Kaiser, Gründer des habsburgifch-lothringischen Hauses.
1756—63 Der 7jährige Krieg (gleichzeitig der Seekrieg zwischen Frankreich uud England).
Preußen im Bunde mit England, Braunschweig, Hessen-Kassel gegen Österreich, Frankreich (Ludwig XV.), Rußland (Elisabeth), Sachsen, das Reich, Schweden.
1756 Friedrich dringt in Sachsen ein, siegt über die Österreicher bei Lowositz (Böhmen) und zwingt die Sachsen bei Pirna zur Übergabe.
1757 Friedrich siegt bei Prag (Schwerin tX wird aber von Daun bei Kolin (Böhmen) geschlagen.
Niederlage des englisch-hannoverschen Hilfsheeres bei Hastenbeck (unweit Hameln) durch die Franzosen, der Preußen unter Lehwald bei Großjägerndors in Ostpreußen durch die Russen.
Friedrichs glänzendste Siege: bei Roßbach (Prov. Sachsen) über die Franzosen uud Reichstruppen (Seydlitz), bei Leuthen (unweit Breslau) über die Österreicher unter Daun (schiefe Schlachtordnung).
1758 Ferdinand von Braunschweig schlägt die Franzosen bei Krefeld, Friedrich die Russen bei Zorndorf (Brandenburg), wird aber bei Hochkirch (Sachsen) von Daun überfallen.
1759 Herzog Ferdinand schlägt die Franzosen bei Minden, Friedrich erliegt den Österreichern und Russen bei Kunersdorf (Brandenburg).
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C. Die Neuzeit.
1760 Friedrich verliert durch Thronwechsel in England die englische Unterstützung. Österreicher und Russen in Berlin.
Friedrich siegt bei Liegnitz über Laudou, bei Torgau über Daun (Ziethen).
1761 Friedrich im Lager bei Bunzelwitz (Schlesien). Schweidnitz und Kolberg fallen.
1762 Auf Elisabeth folgt in Rußland Peter III. (mit dem das Hans Hol-stein-Gottorp zur Regierung gelangt), der mit Friedrich ein Bündnis schließt, aus ihn seine Gemahlin Katharina II., „die Semiramis des Nordens" (1762—96), welche neutral bleibt.
Friedrich siegt über die Österreicher bei Burkersdorf unweit Schweidnitz, welches wiedererobert wird, sein Bruder Heinrich und Seydlitz bei Freiberg in Sachsen.
1763 Der Friede von Hubertsburg (Sachsen) bestätigt die früheren
Friedensschlüsse.
Friedrichs Friedenstätigkeit: Großartige Beförderung von Ackerbau (Kartosselbau 1770), Handel und Gewerbe (Hingabe von 24 Mill. Talern), besonders der Fabriken (königl. Porzellanmanufaktur in Berlin, schlesische Leinenweberei); Anlage der königlichen Bank, der Seehandlung und von Landschaftskreditbanken; Unterstützung der inneren Kolonisation, Regelung des Rechtsversahrens (allgemeines Landrecht), Trennung der Justiz von der Verwaltung. Reform der Acciseverwaltung (Regie).
1780—90 Joseph II. Kaiser, seit dem Tode Maria Theresias zugleich Herrscher von Österreich, Nachahmer Friedrichs d. Großen (Reformen: Toleranzedikt, Aufhebung der Leibeigenschaft und vieler Klöster).
1772 1. Teilung Polens zwischen Rußland, Österreich, Preußen. Friedrich erhält Westpreußen (außer Danzig und Thorn) und Ermland und nennt sich seitdem „König von Preußen."
1773 — 83 Freiheitskrieg der englischen Kolonien in Nord-Amerika. Franklin und Washington. Die Unabhängigkeit, 1776 von den durch Frankreich unterstützten Kolonien erklärt, wird anerkannt im Frieden von Versailles. Einfluß der Freiheitsidee auf Frankreich.
1778—79 Bayrischer Erbfolgestreit, veranlaßt durch Josephs II. Ansprüche auf Bayern gegen die von Friedrich d. Gr. unterstützten pfälzischen Wittelsbacher beim Aussterben der pfälzischen Linie. Im Frieden von Teschen (Böhmen) Vereinigung der Pfalz mit Bayern.
1785 Friedrich stiftet gegen Josephs II. erneute Pläne auf Bayern den deutschen Fürftenbund.
1786—97 Friedrich Wilhelm II., König von Preußen.
1790—92 Leopold II., Josephs Bruder, Kaiser.
1792—1806 Franz II., letzter Kaiser (f 1835).
3. Zeitalter der französischen Revolution. 47
1793 2. Teilung Polens. Preußen erhält Großpolen (Südpreußen) nebst Danzig und Thorn.
1795 3. Teilung (Auflösung) Polens. Koseiusko. Preußen erhält das Land zwischen Weichsel, Bug und Memel mit Warschau (Neuostpreußen): das Ganze etwa */« von Polen mit fast 2400 llM.
3. Zeitalter der französischen Revolution (—1815).
Frankreich im Kampfe gegen Europa (Napoleon). Umbildung des europäischen Staatensystems.
Ursachen der Revolution: die drückende Lage der niederen Bevölkerung, die Vorrechte (Steuerfreiheit) der beiden ersten Stände, Schuldenlast und Unordnung im Heerwesen, die entartete Willkür-regierung und die Angriffe der französischen Literatur (Voltaire 2c.) aus Staat und Kirche.
1789 Ausbruch der Revolution unter Ludwig XVI.; Berufung der Reichsstände in Finanznot.
Die konstituierende Nationalversammlung. — Erstürmung der Bastille 14. Juli. Sturz des Feudalstaates; Emigration des Adels. Erklärung der „Menschenrechte."
1791 Die gesetzgebende Versammlung. Die Jakobinerklubs.
1792 Kriegserklärung an Österreich. Unglücklicher Feldzug der Österreicher und Preußen in die Champagne; Kanonade von Valmy. Die Franzosen erobern die österreichischen Niederlande (Dumouriez) und nehmen Mainz (Custine).
1792 Nationalkonvent. Erklärung der Republik 21. Sept. Robespierre, Murat, Danton, die gemäßigten Girondisten.
1793 (21. Jan.) Lndwig XVI. wird enthauptet. Wohlfahrtsausschuß (Robespierre) und Schreckensherrschaft. Die Königin Maria Antoinette, Tochter Maria Theresias, folgt ihrem Gatten anss Blutgerüst (Okt.). Kultus der Vernunft.
1793—97 1. Koalition; England, Holland, Österreich, Preußen li. a. Massenaufgebot in Frankreich (Caruot). Die Revolutions-Heere siegen 1794 bei Fleurus in den Niederlanden (Holland wird Zur batavischen Republik) und am Rhein (Niederlage der Preußen bei Kaiserslautern).
1795 Im Frieden von Basel tritt Preußen von der Koalition zurück. Der Rhein Grenze, Vorbehalt einer Entschädigung Preußens auf dem rechten Rheinufer. Nach Robespierres Sturz
1795—99 durch die Gemäßigteren Herrschaft des Direktoriums.
Die beiden französischen Rheinarmeen werden von den Österreichern (Erzherzog Karl) zurückgeworfen, dagegen ist in Italien
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C. Die Neuzeit.
der 27jährige Bonaparte (geb. 1769) siegreich in den Schlachten bei Millesimo, Lodi, Arkole, Rivoli; er diktiert den italienischen Staaten den Frieden.
1797 Nach der Einnahme von Mantua gegen Wien vorrückend, nötigt Bonaparte Österreich im Frieden von Campo Formio (Venetien) Zur Abtretung der Niederlande und der Lombardei (cisalpinische Republik) gegen Venetien.
1797—1840 Friedrich Wilhelm III. König von Preußen, pflichttreu und verständig.
1798 Bonapartes Zug nach Ägypten (Ruhmsucht). Sein Sieg an den Pyramiden, Niederlage der Flotte durch die Engländer unter Nelson bei Abukir (unweit Alexandrien), vergebliche Belagerung von Akka (Akkon) in Syrien.
Einrichtung einer helvetischen (Schweiz) und römischen Republik (Papst Pius VI. stirbt in Gefangenschaft) durch das Direktorium.
1799—1802 2. Koalition: England, Rußland, Österreich u. a. Die Franzosen aus Italien (Neapel wird parthenopeische Republik) durch die Russen unter Snwarow, vom rechten Rheinufer durch Erzherzog Karl verdrängt. Snwarows erfolgloser Übergang über den St. Gotthard.
1799 Bonaparte stürzt nach seiner Rückkehr aus Ägypten das Direktorium und wird erster Konsul (Konsulatsregierung —1804).
1800 Bonaparte zieht über die Alpen und besiegt die Österreicher bei Marengo; Moreaus Sieg (über Erzherzog Johann) bei Hohenlinden in Bayern.
1801 Friede von Lnneville (Lothr.): das linke Rheinufer wird französisch. Wiederherstellung des Kirchenstaates, französische Friedensschlüsse mit den übrigen Mächten.
1803 Reichsdeputationshauptschluß. Zahlreiche Säkularisierungen und Mediatisierungen zu gunsten der aus dem linken Rheimifer geschädigten Fürsten. Von den geistlichen Kurfürstentümern bleibt nur Mainz, dagegen Bildung von 4 neuen Kuren: Baden, Württemberg, Heffen-Kaffel, Salzburg. Sechs freie Städte: die 3 Hansestädte, Frankfurt a. M., Augsburg, Nürnberg. Preußen erhält als Entschädigung die Bistümer Hildesheim, Paderborn, Erfurt und ein Drittel von Münster.
1804 Napoleon I., Kaiser der Franzosen, vom Papst Pius VII. in Paris gesalbt; im folgenden Jahre auch König von Italien.
1805—7 3. Koalition: England, Österreich, Rußland (Schweden), zuletzt Preußen.
1805 Napoleons Sieg über Österreicher und Russen bei Austerlitz (Mähren); Österreich verzichtet im Frieden von Preß bürg aus
3. Zeitalter der französischen Revolution.
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Venetien und Tyrol, welches Bayern (gegen Salzburg) erhält. Bayern und Württemberg werden Königreiche. — Englischer Seesieg bei Trafalgar (spanische Südküste); Nelson f.
Im Vertrage von Schönbrunn (bei Wien) tritt Preußen Ansbach (an Bayern), den rechtsrheinischen Teil von Kleve mit der Festung Wesel sowie das Fürstentum Neuenburg an Frankreich ab und erhält dafür das von den Franzosen besetzte englische Hannover zugesichert.
Napoleons Bruder Joseph wird König von Neapel, Ludwig König von Holland, sein Schwager Murat Großherzog von Berg.
1806 Napoleon gründet den Rheinbund der süd- und westdeutschen Fürsten unter seinem Protektorate (Heeresfolge). Hessen-Darmstadt und Baden Großherzogtümer.
6. Aug. Franz II., seit 1804 „Kaiser von Österreich," legt die deutsche Kaiserkrone nieder: Ende des Reiches.
Preußen erklärt an Napoleon den Krieg. (Durchmarsch der Franzosen durch Ansbach-Bayreuth).
10. Okt. Prinz Louis Ferdinand von Preußen fällt bei Saalfeld.
14. Okt. Doppelschlacht bei Jena (Hohenlohe gegen Napoleon) und Auerstädt (Ferdinand von Braunschweig gegen Davoust). Gänzliche Niederlage der Preußen. Übergabe der Festungen außer Kolb erg (Nettelbeck) und Grandenz (Courbiöre) u. a. Napoleon ordnet in Berlin die Kontinentalsperre gegen England an. Sachsen tritt als Königreich dem Rheinbünde bei.
1807 Preußen im Bunde mit Rußland. Unentschiedene Schlacht bei Preußisch-Eylau; Napoleon siegt über Preußen und Russen bei Friedland.
7./9. Juli Friede von Tilsit: Preußen verliert alle Länder westlich der Elbe (nebst Magdeburg) sowie den größten Teil der polnischen Besitzungen und darf nur 42 000 Mann unter Waffen halten. Große Kontributionen.
Danzig wird Freistaat, der König von Sachsen Herzog von Warschau, Napoleons Bruder Jerome König des aus Gebietsteilen von Preußen, Braunschweig, Hessen-Kassel gebildeten Westfalen (Hauptstadt Kassel).
Joseph Bonaparte wird König von Spanien, Murat von Neapel. Volkskrieg in Spanien (Wellington).
1807—13 Preußens Wiedergeburt unter Stein (1808 von Napoleon geächtet), Hardenberg, Scharnhorst, Gneisenan: Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern, Städteordnung (Selbstverwaltung), Gewerbeordnung(Aushebung derZünste und Monopole), Freiheit des Gewerbes und des Güterverkehrs. — Durchführung ber allgemeinen Wehrpflicht (Krümpersystem), Zutritt Bürger-
Zurbonscn, GeschichMabellen. 4
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C. Die Neuzeit.
Wer Zu den Offiziersstellen, Aufhebung entehrender Strafen u. a. Völlige Ausbildung des Rechtsstaates.
1808 Fürstenkongreß von Erfurt.
1809 Österreich gegen Napoleon: Erzherzog Karl bei Aspern Sieger, bei Wagram (beide unweit Wien) besiegt. Volkserhebung in Tyrol; Andreas Hofer (1810 in Mantua erschossen). Unglückliche Züge Schills (fällt in Stralsund) und des Herzogs Ferdinand von Braunschweig in Deutschland.
Im Frieden von Wien tritt Österreich große Gebietsteile in Galizien, den Alpen und besonders am adriatischen Meere ab, wo Napoleon das Königreich Jllyrien bildet. — Der Kirchenstaat wird Frankreich einverleibt.
181« Napoleon auf dem Gipfel der Macht. Holland und die deutsche Küste bis Lübeck werden zu Frankreich gezogen. Napoleon vermählt sich mit Marie Luise von Österreich. Marschall Berna-dotte wird Kronprinz von Schweden.
Die edle Königin Luise von Prenhen stirbt.
1812 Napoleons Feldzug nach Rußland. Preußen muß 20000 Mann stellen (unter York). Siege bei Smolensk und an der Moskwa (Borodino). Brand von Moskau (vgl. Magdeburg 1631). Untergang der großen Armee auf dem Rückzüge; 3 tägiger verhängnisvoller Übergang über die Beresina (Nebenfl. des Dnjepr).
30. Dez. Konvention von Tauroggen: Neutralitätsvertrag Yorks mit den Russen.
1813 Beginn der Freiheitskriege. Friedrich Wilhelms III. Breslauer Aufruf „An mein Volk" 17. März. Bündnis mit Rußland zu Kali sch. Einrichtung der Landwehr.
Napoleons Siege bei Lützen und Bautzen nötigen die Verbündeten zum Rückzüge nach Schlesien und zum Waffenstillstände. (Juni—Aug.). England, Schweden, Österreich treten dem Bunde bei, welcher nun gegen Napoleons Stellung bei Dresden 3 Heere vorschiebt:
a) Die böhmische Hanptarmee (Schwarzenberg), von Napoleon bei Dresden geschlagen, siegt über Vandamme bei Kulm und Nollendors (Kleist).
b) Die Nordarmee (Bernadotte) rettet Berlin durch Bülows Siege in Brandenburg: bei Groß beeren (über Oudinot) und Dennewitz (über Ney).
c) Die schlesische Armee (Blücher) siegt über Macdonald an der Katzbach in Schlesien; Elbübergang nach einem Siege bei Wartenburg (York).
16. 18. Okt. Napoleon wird in der Völkerschlacht bei Leipzig (Möckern, Wachau, Probstheida) von den Ver-
3. Zeitalter der französischen Revolution.
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kündeten geschlagen. Die zu den Verbündeten übergetretenen Bayern (Wrede) werden bei Hanau von dem zurückziehenden Napoleon zersprengt.
Der Rheinbund löst sich aus: die vertriebenen Regierungen (Oldenburg, Braunschweig, Hessen) kehren zurück.
1814 Feldzug in Frankreich. Blücher geht in der Neujahrsnacht bei Kaub über den Rhein; er besiegt Napoleon bei La Rothiöre und, nach mehreren Verlusten einzelner Korps, bei Laon.
Die Hauptarmee siegt über Oudinot bei Bar sur Aube (der spätere Kaiser Wilhelm I. im Gefechte), über Napoleon bei Arcis sur Aube.
Die Verbündeten ziehen nach Erstürmung des Montmartre in Paris ein (31. März); Napoleon dankt ab und zieht sich nach Elba Zurück.
1. Pariser Friede (Ludwig XVIII.). Frankreich behält die Grenzen von 1792. Die drei Monarchen schließen in Paris die h. Allianz.
Der Wiener Kongreh tritt zusammen.
1815 Napoleons Rückkehr und Herrschaft der hundert Tage.
Blücher wird von Napoleon bei Ligny besiegt, entscheidet aber den Sieg bei Waterloo (Wellington), 18. Juni.
2. Pariser Friede. Frankreich erhält die Grenzen von 1790. Napoleon in Gefangenschaft auf St. Helena (f 1821).
Abschluß der Wiener Verträge.
Die früheren Dynastien werden wiederhergestellt (mit Ausnahme der mediatisierten). Rußland gewinnt den größten Teil von Polen als Königreich; England behält die meisten eroberten Kolonien; aus Holland und den österreichischen Niederlanden ersteht das orauische Königreich der Niederlande; Österreich erhält zurück die Lombardei und Venetien sowie seine deutschen Besitzungen bis auf die Vorlande (Schweden und Norwegen werden dnrch Personalunion vereinigt).
Preußen behält aus der 2. und 3. Teilung Polens Danzig, Thorn sowie die Provinz Posen und gewinnt die größere Hälfte von Sachsen unb den größten Teil der jetzigen Provinzen Rheinland und Westfalen. Schwedisch-Pommcrn tauscht es von Dänemark gegen Lauenburg ein. (Es verliert Ansbach, Bayreuth, Ost-sriesland u. a.). Preußen wird durch die Neugestaltung wieder vorwiegend deutsch (Österreich vorwiegend slavisch).
An Stelle des alten deutschen Reiches ersteht der deutsche Bund (Bundesakte vom 8. Juni), ein Staatenbuud von 39 Gliedern (gegen 266 am Ende des Reiches). Hannover wird Königreich. Bundessitz ist Frankfurt a./M., Bundesfestungen Luxemburg, Mainz,
4*
52 C. Die Neuzeit.
Landau (später Rastatt, Ulm). Engere Bundesversammlung mit 17, weitere mit 69 Stimmen. Bundesgericht zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen den Gliedern. Präsidialstellnng von
Österreich.
4. Zeitalter -er nationalen Bewegungen (—1871).
Das wirtschaftliche Völkerleben nimmt von jetzt an unter dein Einflüsse großartiger Erfindungen*) einen außerordentlichen Aufschwung. Dampfkraft und Elektrizität beherrschen die Entwickelung. Die riesige Ausdehnung und Vervollkommnung des Fabrikwesens erzeugt einen fortschreitenden internationalen Wettbewerb derJndustrien; Dampfschiffe,Eisenbahnen, Telegraphen vermitteln Welthandel und Weltverkehr.
Die deutsche Geschichte seit 1815 charakterisiert die Gegnerschaft Zwischen Österreich und Preußen um die Leitung der Bundesverhältnisse und die endgültige Gestaltung von Deutschland; in den ersten Jahrzehnten innerhalb der einzelnen Staaten das Streben nach zeitgemäßer Gestaltung des politischen Lebens (Verfassung).
Die H. Allianz wird erweitert und gestärkt durch den österreichischen Kanzler Metternich, welcher als Leiter der deutschen Politik die nationalen Freiheits- und Einheitsbestrebungen unterdrückt. (Karlsbader Kongreß 1819 gegen „demagogische Umtriebe.") 1817 Union der lutherischen und reformierten Konfession in Preußen.— Ordnung der Verhältnisse der katholischen Kirche durch ein Konkordat mit dem Papste (1821).
1823 Anordnung der Provinzialstände in Preußen.
1821—29 Der griechische Freiheitskampf gegen die Türken. Fall von Mefsolnnghi. Die türkisch-ägyptische Flotte wird von der englisch-französisch-russischen bei Na Var in o (Morea) vernichtet.
Im Frieden von Adrianopel, der zugleich einen russisch-türkischen .Krieg (1828/29) beendet, erkennt die Pforte die Unabhängigkeit Griechenlands (Königreich, jetzt unter Georg von Dänemark) und Rußlands Schutz über die Donaufürstentümer an.
1830 Algier wird von den Franzosen erobert.
Die Pariser Juli-Ncvolution. An Stelle Karls X., des Bruders von Ludwig XVIIl., wird Louis Philipp von Orleans König der Franzosen. Einfluß der Umwälzung auf andere Staaten:
Belgische Revolution (gegen Holland): Belgien wird Königreich unter dem Hause Koburg.
*) 1763 Erfindung der Dampfmaschine (Watt), 1807 Einführung der Dampfschiffahrt (Fulton), 1814 Erfindung der Lokomotive (Stephenfon), 1835 erste deutsche Eisenbahn Nürnberg-Fürth, 1833 Erfindung des elektrischen Telegraphen (Gauß und Weber).
4. Zeitalter der nationalen Bewegungen.
53
Polnischer Aufstand gegen Rußland, blutig unterdrückt.
Revolutionäre Bewegung in Italien, Bürgerkrieg in Spanien.
1834 Preußen stiftet den deutschen Zollverein: wirtschaftliche Annäherung der deutschen Staaten unter sich und an Preußen: als Schöpfung von nationalem Charakter Vorläufer der späteren Einigung Deutschlands (zuletzt 1853 Beitritt von Hannover).
1837 Hannover wird nach dem salischen Gesetze (männliche Erbfolge) von England (Königin Viktoria) getrennt.
1840—61 Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, kunstsinnig, milde und wohlwollend.
1847 Friedr. Wilh. beruft den vereinigten Landtag nach Berlin.
1848-51 Nevolutiousjahre.
1848 Frankreich: die Februar-Revolution in Paris erhebt die Republik; Louis Napoleon, der Sohn des ehemaligen Königs von Holland, wird Präsident (auf 4 Jahre).
Österreich-Ungarn: März-Revolution in Wien; Metternich wird gestürzt, Kaiser Ferdinand I. flüchtet. Fürst Windischgrätz erobert Wien. Der Kaiser dankt ab Zu gunsten seines Neffen Franz Joseph.
Die Magyaren versuchen unter Kossuth die Losreißung von Österreich, werden aber mit russischer Hilfe niedergeworfen (1849).
Italien: Die Lombardei erhebt sich, von Sardinien unterstützt, gegen Österreich. Feldmarschall Radetzky behauptet die österreichische Herrschaft in Oberitalien (Sieg bei Novara). Ter flüchtige Papst Pins IX. wird von den Franzosen nach Nom zurückgeführt. Volksbewegungen in Neapel und Sizilien.
Preußen: Märzaufftand in Berlin. Eine konstituierende Nationalversammlung wird berufen, aber nach Wrangels Einrücken in Berlin aufgelöst (Ministerium Brandenburg-Manteuffel). Friedrich Wilhelm IV. verheißt und erläßt eine Verfassung.
1850 31. Jan. Die preußische Verfassung wird nach Revision durch die Kammern publiziert.
Landtag mit 2 Kammern: Herrenhaus und Abgeordnetenhaus; die Mitglieder der ersteren erblich oder berufen, die der letzteren in 3 Klassen nach Maßgabe der Staatssteuern durch indirekte Wahlen (Urwähler über 24 I., Wahlmänner) gewählt (jetzt auf 5 I.). Die Kammern üben die gesetzgebende Gewalt mit dem (unverantwortlichen) Könige; Entwürfe des Staatshaushaltes und Finanzvorlagen gehen zuerst an das Abgeordnetenhaus. Staats-nertrage, welche Lasten enthalten, bedürfen der Zustimmung der Kammern. Wehrpflicht vom vollendeten 20 I. ab: 3 I. aktiv, 4 I. in der Reserve, sodann Landwehr (jetzt 5 I. erstes Aufgebot, zweites bis zum vollendeten 39. I.); Landsturmpflicht vom
54 C. Die Neuzeit.
17. bis 45. I. — Alle Preußen siud vor dem Gesetze gleich, wahlfähig und wählbar sowie frei im religiösen Bekenntnisse. Freiheit der Meinungsäußerung, Preßfreiheit und Vereinsrecht.
Preußen übernimmt die Fürstentümer Hohenzollern.
Das übrige Deutschland: AllenthalbenVerfassnngsändernngen. Eine Nationalversammlung in Frankfurt a. M. wählt 1848 den Erzherzog Johann von Österreich zum Reichsverweser, der Buudesrat löst sich aus. Die Nationalversammlung berät eine demokratisierende Reichsverfassung und wählt König Friedrich Wilhelm IV. zum erblichen Kaiser (März 1849); derselbe lehnt wegen des Mangels an Einverständnis der Regierungen ab. — Aufstände in Sachsen (Dresden), Baden und der bayerischen Pfalz, durch preußische Truppen (Prinz Wilhelm) unterdrückt. Der Reichsverweser dankt Ende 1849 ab.
Die Nnionsbestrebnngen Preußens (Erfurter Parlament, Berliner Fürstenkongreß 1850) scheitern. Österreich zwingt durch den Vertrag von Olmütz Preußen zur Rückkehr zu den Zuständen seit 1815 und bewirkt die Wiedereröffnung des Bundestages 1851.
Schleswig-Holstein erhebt sich, anfänglich mit deutscher Hilfe, gegen die Einverleibungsabsichten von Dänemark, 1849 (Wrangel erobert das Danewirk), wird aber zuletzt entwaffnet und durch das Londoner Protokoll den Dänen überlassen, 1851.
1852 Louis Napoleon, nach dem Staatsstreiche von 1851 Präsident auf 10 I., wird durch Volkswahl Kaiser der Franzosen. Er erlangt durch glückliche Politik die Vorherrschaft in Europa.
5854-—56 Der Krimkrieg. Rußland verlangt das Protektorat über die griechischen Christen in der Türkei und die Donaufürstentümer. England und Frankreich verbünden sich mit der Türkei. Erstürmung von Sebastopol (Krim).
Im Pariser Frieden entsagt Rußland seinen Forderungen. Das schwarze Meer wird neutral.
1857 Friedrich Wilhelm IV. verzichtet auf das Fürstentum NeuschLtel.
1859 Italienischer Krieg Frankreichs und Sardiniens gegen Österreich. Bei Magenta und Solforino besiegt, verliert letzteres die Lombardei an Sardinien, dessen König Viktor Emannel seit 1861 sich König von Italien nennt.
1861—88 Wilhelm I. (seit 1858 Negent) König von Prentzen; tatkräftig, entschlossen und ausdauernd. Er reorganisiert das Heer (Roon, Bismarck).
1861—65 Bürgerkrieg zwischen den industriellen Nordstaaten und den sklaven-haltenden Südstaaten der nordamerikanischen Union: Aufhebung der Sklaverei.
4. Zeitalter der nationalen Bewegungen.
55
1864 Schleswig-Holsteinscher Krieg Österreichs und Preußens gegen Dänemark: veranlaßt dnrch die dänische Einverleibung von Schleswig. 18. April: die Preußen (Friedrich Karl) erstürmen die Düppeler Schanzen; Übergang nach Alseu.
Im Frieden von Wien verzichtet der König (Christian IX.) von Dänemark auf Schleswig-Holstein und Lanenbnrg.
1865 Vertrag von Gastein: Schleswig kommt in preußische, Holstein in österreichische Verwaltung, Lauenburg (durch Kauf von Österreich) an Preußen.
1866 Der deutsche Krieg. Der Gegensatz zwischen Österreich und Preußen kommt über die Frage der staatsrechtlichen Gestaltung Schleswig-Holsteins zum Ausbruche. Der Bund beschließt Mobilmachung gegen das mit Italien und mehreren norddeutschen Staaten verbündete Preußen, welches sich von ihm lossagt (14. Juni). Kriegsplan Moltkes.
Die Preußen besetzen Sachsen, Hannover, Hessen-Kassel, Nassau. Einrücken von 3 Armeen (Elbarmee unter Herwarth, 1. Armee unter Prinz Friedrich Karl, 2. Armee unter dem Kronprinzen) in Böhmen. Gefechte bei Trautenau, Nachod, Münchengrätz re.
3. Juli. Sieg der vereinigten Armeen unter König Wilhelm bei Königgrätz, entschieden durch den Kronprinzen (größte Schlacht der neueren Zeit). — Die Preußen vor Wien.
Die Mainarmee unter Vogel von Falkenstein siegt in mehreren Gefechten über die süddeutschen Bundestruppen (an der fränkischen Saale, bei Aschaffenburg, 14. Juli) und besetzt Frankfurt.
Die Italiener werden von den Österreichern zu Lande bei Cuftozza, zur See bei Lissa geschlagen.
Dem Waffenstillstände und Friedensprämilinarien von Nikolsburg (Mähren) folgt der Friede von Prag (23. Ang.). Österreich tritt Venetien an Italien ab, scheidet aus Deutschland aus und erkennt die bevorstehenden preußischen Veränderungen in Nord-deutschland an; es zahlt 20 Mill. Taler Kriegskosten.
Schleswig-Holstein, Hannover, Knrhessen, Nassau und die freie Stadt Frankfurt a. M. werden der preußischen Monarchie einverleibt. Letztere erhält einen Gebietszuwachs von über 1300 □ M. mit 4V2 Mill. Einw. (zusammen 6400 □ M. mit jetzt c. 34 Mill. Einw.) und gewinnt insbesondere durch die Einverleibung von Hannover, wodurch die notwendige Verbindung zwischen ihren östlichen und westlichen Teilen hergestellt und die Nordseeküste erreicht wird, die naturgemäße Grundlage einer Großmacht.
Preußen schließt gleichzeitig mit den süddeutschen Staaten (Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt) geheime Schutz-
56 C. Die Neuzeit.
und Trutzbüudnisse ab: dieselben stellen für den Fall eines Krieges ihre gesamten Streitkräste unter preußischen Oberbefehl.
Stiftung des norddeutschen Bundes durch Preußen.
1867 24. Febr. Erster Reichstag des Norddeutschen Bundes in Berlin.
17. April. Bundesverfassung: der Norddeutsche Bund, die 22 nördlich des Main liegenden Staaten (einschl. der hessen-darm-ftcidtischen Provinz Oberhessen) mit c. 30 Mill. Einw. umfassend, konstituiert sich als einheitliches Militär-, Post- und Telegraphen-, Zoll- und Handelsgebiet unter dem Könige von Preußen als Bundespräsidenten; letzterer vertritt den Bund völkerrechtlich, erklärt in seinem Namen Krieg, schließt Frieden und Bündnisse und beglaubigt Gesandte. Die Vertretung der Regierungen bildet der Bundesrat, von dessen 43 Stimmen Preußen 17 führt, die Vertretung des Volkes der Reichstag, welcher aus allgemeinen und direkten Wahlen hervorgeht. — Bundeskanzler Graf Bismarck.
Die „Luxemburger Frage:" Preußen erhebt Einspruch gegen Napoleons III. Absichten auf das Großherzogtum Luxemburg (Kaufverhandlungen mit dem Könige von Holland) und verweigert die Räumung der Festung. Die Londoner Konferenz spricht die Neutralität des Großherzogtums und die Schleifung der von Preußen aufzugebenden Festung aus.
Kaiser Maximilian von Mexiko, von den Franzosen eingeführt, aber verlassen, wird von den Republikanern erschossen.
1868 Das erste deutsche Zollparlament tritt in Berlin zusammen: letzter Vorläufer der nationalen Einigung (vgl. preußisch-deutschen Zollverein, preußische Militär- und Postkonventionen, Norddeutschen Bund, Trutzbündnisse mit den süddeutschen Staaten).
1869 Eröffnung des Suezkanals (Lesseps): hochbedeutsam für den Welthandel.
1870 Das Vatikanische Konzil erklärt die Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubenssachen. — Die Italiener besetzen Rom.
1870/71 Der deutsch-französische Krieg.
Ursachen: Der nationale Haß der Franzosen gegen das in Einigung begriffene Deutschland, die Besorgnis vor dem Aufschwünge Preußens, Napoleons unsichere Stellung in Frankreich. Veranlassung: die Throukandidatur des Prinzen Leopold von Hohenzollern in Spanien.
19. Juli: Übergabe der französischen Kriegserklärung in Berlin.
Gesamtstärke der norddeutschen Heere 750 000 Mann (davon 200 000 Mann Landwehr), der süddeutschen 100 000 Mann. Oberbefehlshaber König Wilhelm I., Ehcf des Generalstabes von Moltke.
4. Zeitalter der nationalen Bewegungen.
57
Die 3. (Süd-) Armee (Kronprinz Friedr. Wilh.) siegt bei Weitzenburg (4. Aug.) unb Wörth (6. Aug.) über Mac Mahon.
Die 1. (Nord-) Armee (Steinmetz, später Mcmteuffel) siegt bei Spicheru über die Vorhut der „Rheinarmee."
Das Centrum (Friedrich Karl) und 1. Armee hindern die Vereinigung Bazaines mit Mac Mahou und werfeu ihn auf Metz zurück: Schlachten bei Mars laTour (16. Aug.) und Gravelotte (18. Aug.). Bildung einer 4. Armee (Kronprinz von Sachsen).
Die deutschen Heere umzingeln Mac Mahon, der Metz zu entsetzen sucht, bei Sedan; Schlacht am 1., Gefangennahme von Kaiser und Heer am 2. Sept. Frankreich Republik.
Marsch der 3. und 4. Armee aus Paris. Zernierung der Stadt.
Organisation des Volkskrieges durch den Diktator Gambetta.
27. <&ept. Übergabe von Stratzbnrg (Werder).
27. Okt. Übergabe von Metz durch Bazaine (Friedrich Karl).
1871 Friedrich Karl siegt über die 1. Loire-Armee (Chanzy) bei Le Maus,
Werder über die 2. Loire-Armee (Bonrbaki) bei Belsort (15. bis 17. Jan.), Goeben über die Nord-Armee bei St. Quentin.
18. Jan. König Wilhelms Proklamation zum deutschen Kaiser in Versailles.
28. Jan. Waffenstillstand. Übergabe der Forts von Paris. — Die französische Nationalversammlung tagt in Bordeaux: Thiers an der Spitze der Exekutive.
26. Febr. Friedenspräliminarien in Versailles: Elsah (ohne Belsort) und Deutsch - Lothringen werden wieder deutsch: im ganzen 265 □ M. mit V/2 Mill. Einwohnern.
Frankreich zahlt in drei Jahren an das deutsche Reich 5 Milliarden Franken (4000 Mill. Mark) Kriegsentschädigung, bis zu deren Tilgung deutsche Truppen auf französischem Gebiete verbleiben sollen.
1. März. Einzug von 30000 Mann deutscher Truppen in Paris.
21. März. Der erste deutsche Reichstag tritt in Berlin zusammen.
28. März—22. Mai. Schreckensherrschaft der Kommune in Paris.
10. Mai. Endgültiger Friede zu Frankfurt a. M.: der ruhmvollste deutsche Friedensschluß überhaupt.
In dem Feldzuge, dem gewaltigsten der Geschichte, wurden von den Deutschen 17 Schlachten und über 150 Gefechte geliefert, 26 Festungen und Forts genommen, 380 000 Gefangene gemacht, 6700 Geschütze und 120 Feldzeichen erbeutet.
Ergebnis des Krieges: Frankreich verliert seine vorherrschende Machtstellung, während sich für das an seine Stelle tretende Deutschland, welches mit der Wiedergewinnung von Elsaß und Deutsch-Lothringen eine militärisch-sichere Westgrenze erhält, die langersehnte Einigung der Nation unter dem starken Kaisertum der Hohenzollern
verwirklicht. Georg-Eckert-lnstitut
für internationale Schulbuchforschung Braunschweig Sehulbucao i b iiothek
58
C. Die Neuzeit.
5. Unsere Zeit.
_ Das geeinigte Deutschland die erste Macht von Europa: Aufschwung des
nationalen und wirtschaftlichen Lebens *) Bewegungen auf sozialem Gebiete.
Seit 1871: Die Hohenzollern als Kaiser und Könige.
1871 14. April. Deutsche Neichsverfassung: das neue deutsche Reich bildet einen Bundesstaat von 26 Gliedern, einschließlich des Reichslandes Elsaß-Lothringen (9900 □ M. mit 56 Mill. Einw.). Der König von Preußen ist erblicher „Deutscher Kaiser;" er vertritt das Reich völkerrechtlich, erklärt (mit Zustimmung des Bundesrates) Krieg und Frieden, schließt Bündnisse und sührt den Oberbefehl über die gesamte Land- und Seemacht. Das Reich bildet ein zusammenhängendes Zoll- und Handelsgebiet mit einheitlichem H e e r -, P o st - und Telegraphenwesen (Reservatrechte von Bayern und Württemberg), teilweise auch gemeinsamer Gesetzgebung; einheitliches Münz-, Maß- und Gewichtssystem. Es wird vertreten durch den Bundesrat (unter Vorsitz des Reichskanzlers), von dessen 58 Stimmen Preußen 17 führt, und den Reichstag von (397) aus allgemeinen und direkten Wahlen hervorgehenden Abgeordneten.
1873 Sept. Die deutschen Besatzungstruppen räumen nach beschleunigter Abtragung der Kriegsentschädigung den französischen Boden. — Napoleon III. stirbt in England.
1874 Der von Deutschland angeregte Weltpostkongreß in Bern verbindet die zivilisierten Staaten zu einem einheitlichen Poftgebiete.
1877—78 Russisch-türkischer Krieg, dessen Vorspiel Erhebungen der Donaustaaten Serbien und Montenegro gegen die Türkei waren. Kriegsschauplatz in Armenien und am Balkan. Heldenmütige türkische Verteidigung und Fall von Plewna, Kämpfe am Schipka-passe, Präliminarfriede der besiegten Türkei mit Rußland zu San Stefano.
1878 Kongreß und Friede von Berlin: Rumänien, Serbien (beide bald daraus Königreiche) und Montenegro unabhängig. Bulgarien wird ein tributpflichtiges Fürstentum unter türkischer Hoheit, Ostrnmelien autonome türkische Provinz (hat sich neuerdings an Bulgarien angeschlossen). Bosnien und die Herzegowina kommen unter österreichische Verwaltung. Rußland erhält Erweiterungen in Armenien und tauscht von Rumänien Bess-arabien ein.
11. Mai, 2. Juni. Mordversuche auf Kaiser Wilhelm in Berlin.— Erlaß des Gesetzes „gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der
*) Glänzende Entwicklung der chemischen Industrie sowie der Verwendung
der Elektrizität, Fernsprecher:c.
5. Unsere Zeit.
59
Sozialdemokratie" (—1890); Beginn von Reformen in Preußen und dem Reiche zum Wohle des Arbeiterstandes (Fabrikgesetzgebung).
1879 Deutsches Schutzbündnis mit Österreich („Zweibund"). —
Einführung einer einheitlichen deutschen Gerichtsverfassung. Reichsgericht in Leipzig.
1880 Begiuueude Verstaatlichung der preußischen Eisenbahnen. — Vollendung des Kölner Domes.
1881 17. Nov. Soziale Botschaft Kaiser Wilhelms I.: Durchgreifende Fortführung der Reichsgesetzgebuug zum Wohle des den Irrlehren der Sozialdemokratie ausgesetzten Arbeiterstandes.
Hanptgesetze: Krankenversicherungsgesetz, Unsallversichernngs-gesetz und Gesetz über Alters- und Jnvaliditätsversichernng (in Wirksamkeit seit 1891).
1883 Beginn der deutscheu Kolonialpolitik.
Erwerbungen in Westafrika (Kamerun und Togo), Ostafrika und der Süd fee (Kaiser-Wilhelmsland auf Neuguinea, Bismarckarchipel). — Aufstand im Sudan (Mahdi).
1884 Die Berliner Kongokonferenz schafft den neutralen Kongostaat (König der Belgier).
1887 Der Zweibund erweitert sich dnrch den Zutritt Italiens zum Dreibunde.
1888 Das Dreikaiserjahr:
9. März stirbt Wilhelm I., fast 91 Jahr alt;
15. Juni stirbt Friedrich III., nach 99 tägiger Regierung;
Thronbesteigung Wilhelms II., dessen Regierungsanfänge bezeichnet sind durch weitere Bestrebungen für das Wohl der arbeitenden Klassen (Alters- und Jnvaliditätsversichernng 1889).
1890 Internationale Konferenz in Berlin zur Beratung über die Lage des Arbeiterstandes. Bismarck (t 1898) wird als Reichskanzler durch Eaprivi ersetzt. England tritt Helgoland an das Reich ab (gegen Kompensationen in Ostafrika).
1894 Fürst Hohenlohe Reichskanzler.
1894—95 Siegreicher Krieg Japans gegen China wegen der Schutzherrschaft über Korea.
1895 Eröffnung des Kaiser Wilhelms- (N-ordostfee-) Kanals.
1897 Unglücklicher Krieg Griechenlands gegen die Türkei wegen der Insel Kreta. — Kreta wird autonom.
Deutschland erwirbt von China pachtweise den Hafen von Kiautfchou.
1898 Krieg der Union gegen Spanien, welches Kuba, Portorico und die Philippinen verliert.
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C. Die Neuzeit.
1899 Friedens-Konferenz im Haag.
Die Engländer siegen bei Omdnrman und erobern Khartum wieder. Kaiser Wilhelm II. in Jerusalem.
Spanien tritt gegen eine Geldentschädigung die Marianen, Karolinen- und Palao-Jnseln an das Deutsche Reich ab.
1899—1902 Der Burenkrieg in Südafrika. Die Engländer erobern die Transvaal- und die Oranje-Republik. — Deutschland erwirbt die beiden Hauptinseln der Samoagrnppe.
1900 Aufstaud^ der Boxer in China gegen die Fremden (Ermordung des deutschen Gesandten). Internationale Expedition nach China (Waldersee).
Graf Bülo w (seit 1905 Fürst) deutscher Reichskanzler. Einführung des Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich.
. -dOi Königin Viktoria von England f. Auf das Haus Hannover folgt mit Eduard VII. das Haus Koburg.
1904—5 Russisch-japanischer Krieg (Friede von Portsmouth). Herero-Aufstand in Deutsch-Südweftasrika.
1905 Treunuug Norwegens von Schweden. Verfassungsunruhen in Rußland. Marokko-Konferenz.
Gedruckt in Kroll's Buchdruckerei, Berlin S., Sebaftianstraße 76.
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