Die letzten Lebensjahre des Kaisers. \6{ doch als ein Bote1) eintraf, ber bes Paters letzte Gabe, feinen Ring unb fein Schwert nebst münblichem Aufträge bem Sohn überbrachte, („baß er nämlich allen, bie ihm in feiner Not treu gebient, verzeihen unb ferner feine Leiche in Speyer bei feinen (Eltern beifetzen möchte . . .") ba erhob sich ein solcher Freubenlärm, baß bie Stimmen ber189 Glückwünfchenben kaum enben wollten. Vita Heinrici IV., 50 u. 5v Der König erfüllte die Bitte des Vaters nicht: er verzieh nicht ohne weiteres 190 den Getreuen des Kaisers, wenigstens nicht jenen, welche die Massen wider ihn geführt, vor allen Dingen war er in grimmigem Zorn über die wackeren Kölner, weil sie ihm gar zu viel Schaden getan hatten. . . . Doch durch Vermittlung Bertholds von Zähringen wurde ihnen Friede gewährt gegen eine Buße von sechstausend Mark Silbers. Herzog Heinrich erhielt Niederlothringen nicht wieder, ©tbert dagegen wurde zu Gnaden in die Gemeinschaft der Kirche auf¬ genommen, unter der Bedingung jedoch, daß er die Leiche des Kaisers aus der Kirche schaffte und ohne irgend eine Feierlichkeit an einem ungeweihten Grt beisetzte. Floto II, <H9- Nicht lauter fang Israel bem Herrn nach Pharaos Unter» im gange unb selbst bem ©ctamanus ober irgenb einem ber Kaiser rief Rom zum Triumphe nicht lauteren Beifall! )a, ber Zaum, welcher ben Völkern in ben Kinnbacken lag, verwanbelte sich ihnen in Gesang wie bie Stimme eines heiligen festes. Ekkehards Lhronik ;o6. 3a, es war so. Nach kurzem Leiber: hatte Heinrich gesehen, 192 baß fein Tob nahe wäre. Da hatte er noch öffentlich eine Beichte abgelegt, mit heiliger Begier bas Abenbmahl genommen unb bann bas Enbe erwartet mit bitterer Reue im Herzen unb mit fester Hoffnung auf Gott. Unb so war er verschieben, fanft als wäre er nur entschlummert. Floto 11, $\7 u. 4^8. Nicht minber groß aber war ber Jammer bei bem Leichnam193 bes Kaisers. Die Fürsten trauerten, bas Volk wehklagte. . . . Zur Bestattung strömen bie Witwen herbei, bie Waisen unb bie Armen ber ganzen Lanbfchaft; ba bejammern sie ben Verlust ihres Paters, lassen ihre Tränen auf feinen Körper sich ergießen unb bebecken feine „gabenreichen Hänbe" mit ihren Küssen. Mit Not würben sie von ber Umarmung bes entseelten Körpers gerissen, mit Not konnte zur Bestattung geschritten werben. Doch selbst ben Grabeshügel verließen sie nicht. Da weilten sie mit Nachtwachen, Tränen unb Gebeten unb erzählten mit unablässiger Klage, welche Werke bes Erbarmens er an ihnen geübt hatte. Alles bies, obfchon fein Tob nicht zu beklagen war; benn „einebles Leben war ihm vorangegangen," ben wahren Glauben, eine ftanbhafte Zuversicht unb ein Herz voll bitterer Reue tat er in feinen letzten Augenblicken kunb, bie Scham, *) Die Hildesh. Annalen berichten, daß es zwei Boten gewesen seien, Käm¬ merer Lrkenbold und Bischof Burchard von Münster. Falk, Geschichtsunterricht. III. Heft. 1. Teil. ^