6. Preußens Fall und Wiederaufrichtung unter Friedrich Wilhelm m. 187 Alle Tristen, alle Stätten Färbt mit ihren Knochen weiß! Welchen Rab' und Fuchs verschmähten, Gebet ihn den Fischen preis! Schlagt ihn tot! Das Weltgericht Fragt euch nach den Gründen nicht. In der That fanden einzelne Ausstände statt; sie mißglückten aber, weil sie nicht genügend vorbereitet waren und nicht miteinander im Einvernehmen standen. In Westfalen ries der Oberst Dörnberg im April 1809 eine Empörung hervor, um bot Kurfürsten von Hessen wieder zurückzuführen. Da er die Soldaten nicht zum Abfall bewegen konnte, rückte er mit einem Haufen Bauern, die über den Mißhandlungen ber Fremben bas Sklavenleben der „guten alteu Zeit" vergessen hatten, gegen Kassel vor. Sie würben aber leicht auseiuanbergetrieben; Dörnberg selber entkam nach Böhmen zum Herzog vou Brauuschweig. Zur selben Zeit suchte ber Husarenmajor v. Schill (S. 176) in Berlin, ber sich in Kotberg ausgezeichnet hatte unb bafür vom Königspaar geehrt war, bitrch einen Eiufall in Westfalen ben Aufstanb in Norbbeutsch- lanb zu entfachen. Um feinen Plan unbeachtet ausführen zu können, ließ er sein Regiment täglich mit vollem Gepäck zum Exerzieren ausrücken. Am 28. April hielt er auf dem Exerzierplätze an seine Husaren eine begeisternde Ansprache, in ber er sie zur Befreiung bes Vaterlandes aufforberte unb ihnen mitteilte, daß er sich mit Dörnberg verbinben wolle; er schloß mit ben Worten: „Lieber ein Enbe mit Schrecken als ein Schrecken ohne Enbe." Alle ohne Ausnahme erklärten sich zu bem Zuge bereit. Einige Tage später folgten ihm auch einige Hundert Mann Fußvolks aus Berlin nach, und ans dem Marsche über Wittenberg, Dessau und Köthen wuchs sein Heer ans einige Töusenb an. Aber seine Hoffnung, baß sich ganze preußische Regimenter ihm anschließen würben unb er baburch den König zum Kriege fortreißen könne, erfüllte sich nicht. Das norbbeutfche Volk blieb ruhig; bazn erfuhr Schill, baß Dörnbergs Aufstanb bereits unterbrückt fei. Deshalb entschloß er sich, über Mecklenburg unb Pommern nach Englanb zu gehen. Bei Magbeburg bestaub er ein siegreiches Gefecht; auch gelang es ihm, bie kleine Festung Dömitz a. b. E. zu überrumpeln. Napoleon erklärte ihn für einen Räuber, ber König von Westfalen für vogelfrei; auch Friebrich Wilhelm mußte feinen Schritt öffentlich mißbilligen. Schon zogen von allen Seiten westfälische, bänische und hollänbifche Truppen gegen Schill heran, mit Mühe erzwang er sich ben Weg nach Stralsunb; aber hier würbe er eingeschlossen unb über¬ wältigt. Er scinb in einem Straßenkampfe einen ehrlichen Reitertob. Man schnitt ihm bas Haupt ab unb bestattete bann ben so verstümmelten Leichnam; elf Offiziere würben auf Napoleons Befehl in Wesel, vierzehn Mann, meist aus bem Königreich Westfalen gebürtig, in Brauuschweig erschossen; bie übrigen Gefangenen würben auf französische Galeeren geschleppt. Die Glaubhaftigkeit ber „Opfer zu Wesel" preist Martin Schmibt wie folgt: Die Opfer p Wesel. Generalmarsch wird geschlagen zu Wesel in der Stadt, Und alle fragen ängstlich, was das zu deuten hat?