7. Erhebung Preußens zu einem Verfassungsstaate unter Friedrich Wilhelm IV. 237 Einwohnerzahl war von neun auf fünfzehn Millionen, die Staatseinnahme auf das Dreifache gestiegen. „In keinem Lande der Welt gab es eine so mensch¬ liche, so sorgsame, so gerechte Verwaltung, in keinem eine so volkstümliche, so ganz unerschöpfliche Wehrbarkeit." Preußen konnte schon damals ein Heer von 500000 Mann ins Feld stellen. Dazu stand das Schulwesen in Blüte; besonders die preußischen Seminare und Volksschulen konnten denen anderer Länder als Muster dienen. 7. Die Erhebung Preußens zu einem Verfassungsstaate unter Friedrich Wilhelm IV. 1. Bis zum Ausbruch der Revolution. Als Kind berechtigte Friedrich Wilhelm IV. (geb. 15. Oktober 1795) durch ungewöhnliche Begabung und Wißbegierde zu den größten Hoffnungen. Seine Mutter, die Königin Luise, erweckte in seinem em¬ pfänglichen Gemüte deu Siun für alles Schöne und Edle und legte in ihm den Grund zur Gottesfurcht. Tüchtige Lehrer, wie Scharnhorst uud der Staats¬ mann und Gelehrte Niebuhr, führten ihn in die Kriegs¬ und Staatswifsenschast ein. Als Knabe sah er Preußen in seiner tiefsten Erniedrigung, als Jüngling nahm er an den Be¬ freiungskriegen teil, uud eine tiefe Abneigung gegen die Re¬ volution sowie eine wahre Frömmigkeit, gepaart mit großer Sittenstrenge, war die Frucht dieser bewegteu Jahre. Die Kunstschätze von Paris und Rom, der Umgang mit bedeutenden Künstlern uud eigene Übung bildeten seinen edlen Krmstgeschmack. Gelehrte bewunderten sein reiches Wissen; am meisten zogen ihn Theologie, Geschichte, Musik und Baukunst an. Dabei war er ein Meister der Rede. Auf dein Schlachtfelde hatte er sich zwar stets unerschrocken gezeigt; aber er schätzte die Friedensarbeit höher als das Kriegs¬ handwerk, das Einerlei des Militärdienstes ermüdete ihn; auch war er schon in seinem Äußern weniger ein Muster streng soldatischer Zucht als sein Vater uud sein Bruder Wilhelm. Im Jahre 1823 vermählte sich Kronprinz Friedrich Wilhelm mit der ihm geistig verwandten Prinzessin Elisabeth von Bayern. Friedrich Wilhelm IV,