— 30 — Herren jetzt selbständiger, eigenmächtiger und unabhängiger als je. Sie unterschie¬ den nicht mehr zwischen ihrem Eigentum und dem Krongut. Nach Ottos Tode er¬ kühnten sie sich sogar, selbst kleinen Landbesitz an angehende Herren und Untergrafen zu vergeben. So sicherten sich jene bei ihren neuen Untertanen wMge Unterwürfigkeit im Frieden und Macht und Gefolgschaft im Kriege. In dieser Ottonenzeit haben gewiß manche adelige Familien Westfalens ihr Geburtsjahr. Auf dieses Zeitalter mögen zurückreichen die Adeligen von Horstmar, von der Mark und Ravensberg, von Werl und Arnsberg, die Herren von Gemen und Velen usw. — Fürstliche Selbständigkeit erlangten damals besonders die Bischöfe. Ihnen vertraute Otto gar gern. Sie waren ihm gefügiger als die Großen. Bei ihnen war die Erblichkeit und Entartung des Lehnswesens ausgeschlossen. Der Tod des Bischofs machte dem Lehen ja ein Ende, und dessen Erbe war der Kaiser. Er verlieh ihnen daher hohe Verwaltungsämter mit großen Rechten und warb mit reichen Gütern um ihre Treue. Wegen treuer Gefolgschaft auf einer Römerfahrt erhielt der Bischof von Minden um 960 weltliche Hoheitsrechte. Sejn Nachfolger kam in den Besitz des Münzrechts. — Das gefährliche Streben der Großen nach eigener Macht führte zu zahllosen Kämpfen mit Kaiser und Reich und zwischen Landesherren und Städten. Selbst Ottos Brüder erhoben sich. Thankmar, ein Stiefbruder Ottos, leistete dem Reichsfeinde Eberhard von Franken sogar Kriegshilfe. Bei Belecke überfiel Thankmar seinen Bruder Heinrich, der auf Ottos Seite kämpfte. Er schickte ihn als Gefangenen zu den Franken. Diese Tat sollte nicht ungesühnt bleiben. Thankmar glaubte sich sicher auf der Eresburg. Doch die Kaiserlichen folgten ihm auf dem Fuße. An geweihter Stätte, in der Kirche, mußte er nach verzweifelter Gegenwehr erliegen. Heinrich des Löwen Tätigkeit im Sachsenlande (1180). Heinrich war mit Mechtildis, einer englischen Königstochter, vermählt. Im Dome zu Minden fand ihre Trauungsfeier statt. Heinrich schenkte dem damaligen Bischof als Sportel den Hof in Lahde und wertvolle Reliquien. Nächst Hermann Billung war Heinrich der Löwe der bedeutendste Sachsen¬ herzog. Er konnte von sich sagen: „Von der Elbe bis zum Rhein, von den Alpen bis zur See, all' das Land ist mein." Durch Erbschaft hatte er seinen umfangreichen Besitz noch um den Nachlaß der Billunger vermehrt. Er war aber auch von feiner Macht so