— 38 — wie er stolz sagte, nicht mit Königen um die Wette laufen könne. (Sin seinem Vater zum Kauf angebotenes, wildes Streitroß, Bucepha- los genannt, das selbst die besten Reiter nicht zu besteigen vermoch¬ ten, wußte er zum Erstaunen der Umstehenden zu bändigen. Ein großer Tatendurst beseelte den jungen Alexander. So oft er die Kunde von einem Siege seines Vaters erhielt, war er traurig und sagte: „Mein Vatex wird mir nichts mehr zu erobern übrig lassen?' — Als 19 jähriger Jüngling kämpfte er in der Schlacht bei Chäronea mit und führte als Anführer einer Reiterschar durch einen wilden, unerschrockenen Angriff den Sieg herbei. Hocherfreut soll sein Vater nach der Schlacht ausgerufen haben: „Mein Sohn, suche dir ein arrderes Königreich, Macedonien ist für dich zu klein!" — Regierungsantritt. — In seinem zwanzigsten Lebensjahre gelangte Alexander zur Herrschaft; er mußte sogleich nach Griechen¬ land ziehen, welches große Lust zeigte, das fremde Joch abzuschüt¬ teln. Nachdem er durch die Zerstörung Thebens ein abschreckendes Beispiel gegeben, beugten sich alle griechischen Staaten sofort wieder, und in einer Versammlung zu Korinth ließ er sich zum Oberfeldherrn gegen die Perser ernennen. — Begegnung mit Diogenes. — Hier in Korinth traf er mit Diogenes, einem weisen, aber sehr sonderbaren Manne zusammen, welcher dem Grundsatz des Sokrates, möglichst wenig zu bedürfen, in übertriebener, fast lächerlicher Weise nachlebte. Er trug einen zerrissenen Mantel und wohnte in einer Tonne. Als er vor derselben einst in der Sonne lag, traf ihn Alexander. Er redete ihn freund¬ lich an und erhielt auf feine Fragen weise Antworten. Erfreut fragte ihn Alexander: „Kann ich dir eine Gunst erweisen?" Dio¬ genes antwortete: „O ja, geh' mir ein wenig aus der Sonne." Der über solche Anspruchslosigkeit verwunderte König sprach zu seinen hohnlachenden Begleitern: „Wenn ich nicht Alexander wäre, so möchte ich Diogenes sein." — Zug nach Persien. — Im 23. Jahre seines Lebens (334) brach Alexander mit dem 35000 Mann starken Bundesheere der Macedonier nach Kleinasien gegen die Perser auf. Am Flusse Granicus (334) traf er das persische Heer und schlug es. In dieser Schlacht rettete der macedonifche Feldherr Klitus dem tapfer kämpfenden Alexander das Leben, indem er den auf Alexander ge¬ führten Streich eines herbeigeeilten Persers zu rechter Zeit parierte. — _ Nach diesem Sieg war Alexander sehr bald Herr von ganz Kleinasien. In der Stadt Gordium löste er den berühmten gor¬ dischen Knoten, indem er ihn mit dem Schwerte zerhieb, um sich