— 149 — sihungen und zog mit seinem Freunde Friedrich von Baden an der Spitze eines Heeres nach Italien. Bei Tagliacozzo (1268) wurde sein anfänglicher Sieg durch einen feindlichen Hinterhalt in eine schreckliche Niederlage verwandelt, und er selbst geriet mit seinem Freunde in Gefangenschaft. In Neapel wurde ihm wegen Frevels gegen die Kirche und Empörung gegen den rechtmäßigen König der Prozeß gemacht, und obgleich ihn sämtliche Richter mit Ausnahme eines einzigen frei sprachen, ward der letzte Sprößling des einst so mächtigen Kaisergeschlechts in Neapel öffentlich ent* hauptet (1268). Mit den Worten: „O Mutter, Mutter, welch' einen Schmerz bereite ich dir!" empfing er den Todesstreich, nach¬ dem er vorher, in unnennbarem Schmerze laut aufschreiend, das Haupt seines Freundes unter dem Schwerte des Henkers fallen sah. Die sicilianische Vesper. — Vierzehn Jahre später (1282) erhoben sich die Bewohner Neapels und Siciliens in blutigem Auf. stände gegen das sie hart und grausam druckende französische Joch. Bei diesem Ausstande, den man, da er um die Vesperzeit ausbrach, die sicilianische Vesper nennt, verloren alle Franzosen das Leben; Peter von Aragonien, der Gemahl einer Tochter Manfreds, wurde von den Insulanern d zum König gewählt, und alle Bemühungen Karls von Anjou, die Insel wieder zu erobern, blieben erfolglos. Das Interregnum (1256—1273). Nach dem Untergange des Hohenstaufengeschlechts war die Herr* lichkeit des Deutschen Reiches dahin. Es begann jene traurige Zeit des Interregnums, die Schiller im „Grafen von Habsburg" treffend als eine „kaiserlose, schreckliche Zeit" schildert. Die kaiserlose Zeit. — In der Tat war die nun folgende Zeit eine karserlose Zeit; wenngleich dem Titel nach mehrere Kaiser vorhanden waren, so waren sie doch alle ohne Macht. Die deutsche Krone hatte überhaupt nur noch ganz geringes Ansehen, so daß sich nach dem Tode Wilhelms von Holland keiner von den deutschen Fürsten um sie bewarb. Nur einige Fremde wurden von ihrem ehemaligen Glanze angelockt, und so vergab man von seiten einer Partei gegen eine große Geldsumme die deutsche Kaiserwürde an den Grafen Richard von Cornwallis (Bruder des Königs von Eng¬ land), und eine andere Partei wählte Alfred von (Saftilten zum Kaiser. So regierten gleichzeitig zwei Kaiser, aber nur dem Namen iiach;_ denn ersterer ist nur einigemal und letzterer niemals nach Deutschland gekommen.