— 22 — und Wurzeln, diese plötzlich stürzenden Bäume, halb verfault, immer noch wuchtig genug, im Regensturm fallend zehn auf einmal zu erschlagen. Es ist gar nicht möglich, zusammen zu bleiben, ioundert Krieger mit Fuhr- werken und Troß winden sich aus dem Dickicht, treten in eine Lichtung hinaus, wissen nicht, wo die Nächsten vor ihnen, wie weit die Folgenden hinter ihnen sind. Da brechen plötzlich mit Geschrei in Riesensätzen, keulen¬ schwingend, schwertklirrend, die Germanen in Hellen Laufen hervor. Um¬ zingelt, werden die Römer hingeschlachtet. So geht es Tag um Tag. Es wurde ein gräßliches 'Morden. Endlich verbrannten sie ihre Wagen, um nur vorwärts zu kommen. Es war schon nicht mehr möglich, ein Lager zu schlagen. Die Germanen haben immer mehr Zuzug bekommen, es war bekannt geworden, daß hier die Römer vernichtet würden wie eingelappte Lasen. Auf einer großen Waldblöße haben sie noch versucht, verzweiselten Widerstand zu leisten. Durchnäßt und erstarrt konnten sie sich kaum ordent¬ lich rühren. Den Deutschen machte das Wasser nichts aus. Sie waren gegen das Wetter hart wie Stein, badeten von Kind auf im Winter wie im Sommer in ihren Flüssen, konnten im Lauf den Lirsch und den Lasen einholen und wußten kaum, was Müdesein heißt. And nun end¬ lich kam Varus dahinter, daß alles verloren sei. All seine vielen herrlichen Legionen, so nannten die Römer ihre Regimenter, waren dahin. Da nahm er zuletzt sein Schwert und tötete sich selbst. And als Augustus die Nachricht endlich nach Rom bekam, daß die ganze Römermacht in Deutschland zerbrochen war, da rannte er mit dem Kopf gegen die Wand und rief: „Varus, gib mir meine Legionen wieder." Er war schon 71 Jahre alt. Monatelang ließ er sich Laare und Bart wachsen, um seine Trauer zu beweisen. Das. war die Schlacht im Teutoburger Walde im Jahre 9 n. Chr. Aber nun denkt ihr wohl, die Deutschen wären nun nach allen Seiten durch ihr Land gegangen und hätten die Richter verjagt und die Paar Wachtmannschaften, die noch zurückgeblieben waren, niedergehauen und die Kastelle zerbrochen oder besser noch selber besetzt? Ja, wenn sie ein einiges Reich gewesen wären und eine Regierung gehabt hätten, die ihre Kräfte zusammengehalten und für die Zukunft gesorgt hätte. Aber so wurde nur eine einzige Festung der Römer von den Cheruskern belagert, und die anderen Stämme, die noch immer mit den Fremden Freundschaft hielten, flehte Lermann vergebens an, sie möchten doch nun die deutsche Freiheit