— 27 — Welt, wie einst die Cimbern, mit Weibern und Kindern, Knechten und Mägden, Vieh und joabe, zogen sie umher und suchten das Glück. An¬ dere germanische Stämme folgten ihnen, schoben sich durcheinander; wurden auch wohl im Kampf miteinander oder mit den Römern oder den Äunnen aufgerieben und vernichtet. Wenn ihr die alten Sagen lest vom Nibe¬ lungenlied, da könnt ihr noch mancherlei davon finden. Wenn dann so ein Volksstamm zertrümmert war, dann schlüpften die Reste wohl unter bei einem andern Stamm, oder die umherschweifenden Banden taten sich zusammen zu einem neuen Riesenhaufen und suchten ihr Glück. So ein Laufe hat unter dem Lelden Ottokar 476 n. Chr. wirklich das Römer¬ reich zertrümmert. Nach ihm sind die Ostgoten hingekommen und haben unter ihrem Äeldenkönig Theodorich ein stattliches Reich in Italien ge¬ gründet. Auch von diesem König lest ihr im Nibelungenlied und in andern herrlichen deutschen Sagen; er heißt dort in der Sage Dietrich von Bern. Aber weil die Ostgoten doch so einzeln und fremd zwischen den Italienern saßen und nicht mit andern deutschen Stämmen ein großes, einiges Deutsches Reich bildeten, so haben sie sich nicht lange halten können. Es dauerte nicht viel über 50 Jahre, da war es mit diesem Gotenreich schon wieder vorbei. Und wirklich stark wurden die Deutschen erst, als ein Stamm an¬ fing, unter einem starken König einen wirklichen deutschen Staat zu bilden und andere Stämme in demselben Reich zusammenzubinden und so den Grund eines Deutschen Reiches zu legen. Das war der Stamm der Franken.