3. Wakdur. Hohe und heilige Götter walten, Wuotans Kinder, in allen Dingen: Aber einmütig hör' ich die Alten Lob vor allen dem Baldur fingen! Gleichwie der Alpen sonnige Firne Tief noch in unsere nächtliche Grotte Strahlet die ewige heitere Stirne Baldur dem hohen, blühenden Gotte. Alles segnende Sommermilde Webet um seine Augenlieder, Schönheit leuchtet aus seinem Bilde Allbezaubernd zur Erde nieder. Aus seinen Augen, den himmlisch blauen, Azurreinen, unendlichen Quellen Fühlt man die Liebe herniedertauen In ihren sanften, lichthellen Wellen. Gleich wie die Rose aus zarter Hülle Zauber und Duft still prangend entfaltet, Also entströmt ihm der Weisheit Fülle Labend und schön und vielgestaltet. Das Recht verkünden an heiliger Eiche Lehrt er die lauschenden Söhne der Helden, Runenkunst auch, die zauberreiche, Wunder der Vorwelt der Nachwelt zu melden. Hohe und heilige Götter walten, Wuotans Kinder, in allen Dingen: Aber auch mein Lied muß mit den Alten Lob vor allen dem Baldur singen. <Z. Ling. (Aus 6er <Zt>ba.) 4. Aus dem Götterwagen") ziehet Freia durch die Welt einher — Thränenlos ihr Antlitz glühet, Bang in Schmerz und sorgenschwer. Mit dem Schmuck der Perlenkrone"') Und der Glockenblumen Kranz""), Ihrem Unglück wie zum Hohne Schmückt sie ew'ger Schönheit Glanz. Reizumstrahlt im herbsten Kummer, Jugendlich im lichten Schein — Ohne Ruh' und ohne Schlummer Eilt sie durch die Welt allein. Sehnend hebt sie ihre Arme Nach verlornem Liebesglück, Und mit bitterm, tiefem Harme Irrt der trostlos-bange Blick. Areia.*) Schönheit konnt' sie nicht beschützen Vor Verrat und herbem Schmerz. Treue Liebe zu besitzen, Wähnt so bald ein Frauenherz. Ach, und wird so bald verlassen — Männertreu' verweht der Wind. Was sie liebend auch umfassen, Ist vergessen gar geschwind. Denn nur in den Frauenherzen Findet Lieb' ihr Heimatland — Treu gewährt mit tausend Schmerzen, Als ein göttlich Unterpfand. Arme Freia, ach dein Gatte Odur, mit dem leichten Sinn, Deine Liebe, die er hatte, Warf er leicht und lächelnd hin. *) Die nordische Göttin der Liebe. **) Von Katzen, betn Sinnbilb ber Zärtlichkeit, gezogen. ***) Der kostbare Schmuck Breising, ein Werk der Zwerge. * ) Schneeglöckchen, von beneit in ber norbifchen Vorzeit bie Brautkränze geflochten würben