Zur Geschichte der Griechen. 107 bekannt, daß er die durch Alter oder Verstümmelung zum Kriegsdienst untauglich Gewordenen vom Heere entlasse und in ihr Heimwesen zurück¬ sende, sie aber bei ihrem Abzüge mit Gaben bedenken wolle, die sie denen zu Hause beneidenswerter machen und die übrigen Makedonier er¬ muntern sollten, an denselben Gefahren und Beschwerden bereitwillig teilzunehmen. Alexander äußerte sich so natürlich im Glauben, seinen Makedoniern damit etwas Angenehmes zu sagen: allein diese, in der Meinung, sie seien bereits von Alexander hintangesetzt und würden überhaupt für untauglich zum Kriegsdienste von ihm angesehen, ärgerten sich wiederum nicht ohne Grund über diese von Alexander gesprochenen Worte, da sie auf diesem ganzen Kriegszuge bereits über vieles andere ärgerlich geworden waren. Oft schon betrübte sie ja die darauf hin¬ weisende persische Tracht und die Ausrüstung der asiatischen Nachkommen nach makedonischer Weise, sowie die Aufnahme der ausländischen Rei¬ sigen in die Reihen der Gefolgsleute. Daher konnten sie es nicht über sich gewinnen, sich schweigend zu verhalten; vielmehr forderten alle ihren Abschied und hießen ihn allein mit seinem Vater ins Feld ziehen, womit sie höhnisch auf Ammon anspielten. Kaum hörte dies Alexander — er war nämlich damals reizbarer und infolge der von den Asiaten ihm dargebrachten Huldigungen nicht mehr so nachsichtig wie früher gegen die Makedonier —, als er mit den Befehlshabern in seiner Umgebung von der Rednerbühne herabsprang und die Haupträdelsführer der Menge ergreifen ließ, wobei er selbst mit der Hand seinen Schildträgern die bezeichnete, die sie festnehmen sollten; deren waren es gegen dreizehn. Diese ließ er denn zur Hinrichtung abführen, und als die übrigen be¬ stürzt schwiegen, betrat er abermals die Rednerbühne uud sprach also: „Nicht um euern Ausbruch in die Heimat zu hintertreiben, will ich jetzt zu euch reden; denn meinetwegen wenigstens könnt ihr gehen, wohin ihr wollt, sondern damit ihr einsehen lernt, wie ihr zum Dank für unsere Verdienste um euch bei eurem Abzug euch gegen uns be¬ nehmt. ..." Alexander zählt zunächst die Verdienste seines Vaters auf; dann fährt er fort: „Dies sind die Verdienste, womit mein Vater bei euch begonnen hat, groß an und für sich selbst betrachtet, klein im Vergleich mit den meinigen. Ich überkam von meinem Vater nur wenige goldene und silberne Trinkgesäße und nicht einmal sechzig Talente im Schatze, dagegen eine von Philipp angehäufte Schuldenlast int Betrage von nahezu fünfhundert Talenten; dazu entlehnte ich selbst noch weitete achthundert, brach dann aus dem Lande auf, das nicht einmal euch selbst gut nährte, und öffnete euch unverweilt den Weg über den Hellespont, obgleich damals die Perser das Meer beherrschten. Siegreich im Reiter¬ treffen gegen die Statthalter des Dareios, vereinigte ich ganz Jonien, ganz Äolis, beide Phrygien und Lydien mit euern Reiche und bekam Milet durch Belagerung in meine Hand. Alles, was sich mir sonst noch