— 14 — eine für sich abgeschlossene Truppe von Freiwilligen zu Fuß und zu Pferde, in schwarzer Uniform; ihre Offiziere wählten sie selbst, mußten sie aber vom Könige bestätigen lassen. Für die Lützower hatte Jahn in Breslau ein be¬ sonderes Werbehaus eingerichtet, j Ihm wandte sich ein großer Teil der deutschen Studentenschaft zu. Die Freiwilligen sammelten sich still in den Städten ihrer Landschaft und zogen mit ernstem Gesang aus den Toren der Hauptstadt, nach Königsberg, Breslau, Colberg, bald auch nach Berlin. Die Geistlichen verkündeten in der Kirche den Aufruf des Königs, es war kaum nötig, die Leute wußten bereits, was sie zu tun hatten. Als ein junger Theologe, der predigend seinen Vater vertrat, die Gemeinde von der Kanzel ermahnte, ihre Pflicht zu tun, und zufügte, daß er nicht leere Worte spreche und sogleich nach dem Gottesdienst selbst als Husar eintreten werde, da stand sofort in der Kirche eine Anzahl junger Männer auf und erklärte, sie würden dasselbe tun. Als ein Bräutigam zögerte, sich von seiner Braut zu trennen, und ihr endlich seinen Entschluß verriet, sagte ihm die Braut, sie habe in der Stille getrauert, daß er nicht unter den ersten aufgebrochen sei. Es war in der Ordnung, es war nötig, die Zeit war gekommen; niemand sand etwas Außerordent¬ liches darin. Die Söhne eilten zum Heere und schrieben vor dem Aufbruch ihren Eltern von dem fertigen Entschluß; die Eltern waren damit einverstanden; es war auch ihnen nicht auffallend, daß der Sohn selbstwillig tat, was er tun mußte. Die akademischen Borlesungen mußten geschlossen werden, in Königsberg, Berlin, Breslau. Auch die Universität Halle, noch unter westfälischer Herrschaft, hörte auf. Die Studenten waren einzeln oder in kleinen Haufen aus dem Tor nach Breslau gezogen. Die preußischen Zeitungen meldeten das lakonisch in den zwei Zeilen: „Aus Halle, Jena, Göttingen sind fast alle Studenten in Breslau angekommen, sie wollen den Ruhm teilen, die deutsche Freiheit zu erkämpfen." Aus den Gymnasien waren die großen und alten Schüler jetzt die beneideten, der Stolz der Schule. Herzlich drückten die Lehrer ihnen die Hand, und mit Bewunderung sahen die jüngeren den Scheidenden nach. Nicht nur die erste blühende Jugend trieb es in den Kampf, auch die Beamten, unentbehrliche Diener des Staats, Richter, Landräte, Männer aus jedem Dienstkreise. Wenige adlige Familien, die nicht ihre Söhne dem Vaterlande