XIII. Denkschrift Bismarcks vom März 1858. 205 und seine eigenen Interessen geben zu lassen. Denn diese Unannehm¬ lichkeiten sind für die meisten von ihnen, und namentlich für Sachsen, Braunschweig, beide Hessen, Nassau, vermöge ihrer Kleinheit, ihrer binnenländischen Lage und ihrer Grenzverhältnisfe zu Preußen viel schwerer auf die Dauer zu ertragen als für Preußen selbst, mag es sich dabei um Zollgemeinschaft, um Eisenbahnanlagen, um gemein¬ sames Wechsel- und Handelsrecht, um Kartellkouventionen, Posteinrich¬ tungen, Papiergeldfragen, Bankwesen oder irgend einen anderen der Gegenstände handeln, welche die österreichische Präsidialpolitik und die Majoritätsstaaten der Bundesgesetzgebung allmählich zu unterziehen beabsichtigen. Nur Hannover ist vermöge seiner Lage an der See und zwischen dem Osten und Westen Preußens im Verhältnis zu den übrigen deutschen Staaten mit mehr Elementen für eine unabhängige Stellung Preußen gegenüber ausgestattet, und das Einverständnis mit ihm ein zwar nicht schlechthin notwendiger, aber doch nicht ohne große Übelstände zu entbehrender Schlußstein für das Gebäude einer selb¬ ständigen preußisch-deutschen Politik. Auf allen oben genannten Gebieten kann Preußen die Ausfüh¬ rung jedes Planes, über den es mit Hannover einig ist, ohne erheb¬ liche eigene Unbequemlichkeiten in Angriff nehmen und den Anschluß anderer abwarten. Hannover ist deshalb der einzige unter den deut¬ schen Mittelstaaten, in betreff dessen die deutsche Diplomatie Preußens, ohne sich durch Schwierigkeiten und Mißerfolge irre machen zu lassen, unausgesetzt alle Anstrengung und Geschicklichkeit zur Anwendung bringen sollte, um seinen guten Willen für Preußen zu gewinnen und sein Mißtrauen zu beruhigen. Aber selbst, wenn dies nicht gelänge, hat Preußen von selbstän¬ diger Benutzung der eigenen Kraft immer noch mehr zu hoffen, als von einer längeren Duldung der Bundespolitik seiner Gegner. Bei keinem Teile des deutschen Volkes und bei wenigen Staaten des Auslandes ist zugleich die Zufriedenheit mit der eigenen Regie¬ rung, die Bereitwilligkeit, derselben vertrauensvoll und opferbereit entgegen zu kommen, in dem Maße wie in Preußen von dem Ge¬ fühle abhängig, daß dem Lande eine selbständige und angesehene Stellung nach außen hin gewahrt wird, unb die Wahrnehmung, daß Preußen in Deutschland von Österreich überflügelt mürbe, baß bayerische unb sächsische, hessische unb württem&ergische Majoritäten irgenb welchen bestimmenden Einfluß auf Preußen wider dessen Willen mit Erfolg beanspruchen könnten, wäre selbst in der heutigen Zeit