30 wurde darauf in Grafschaften aufgelöst. Einige Jahre nachher (791) züchtigte Karl die Avaren. Es war ein gefürchtetes türkisches Reiter¬ volk, an Raubgier und Wildheit den Hunnen vergleichbar. Mit einem gewaltigen Heer aus allen Teilen des Frankenreichs zog Karl auf der rechten und linken Seite der Donau in das Land der Ava¬ ren und eroberte es von der Enns bis an die Raab. Im Jahre 795 drang Herzog Erich von Friaul, ein Straßburger von Gebnrt, ins Herz des Landes ein und eroberte die Königsburg. Sie war von meilenlangen, kreisförmigen Verschanzungen umschlossen, die aus Baumstämmen gebildet waren. Die je fünf Meter entfernten Stämme waren mit Lehm ausgefüllt und oben mit Rasen bedeckt. In dieser Burg hatten die Avaren unermeßliche Schätze, die seit Jahrhunder¬ ten geraubte Beute, aufgespeichert. Alles fiel den glücklichen Siegern in die Hände. Das Land wurde nun bis an die Theiß erobert und daraus die avarische Mart, das Ostreich, gebildet. Erst mit der An¬ nahme des Christentums trat völlige Ruhe ein. Karls Krönung zum Kaiser. (800.) Karl hielt sich wieder einmal in Paderborn auf; da erhielt er den Besuch des Papstes Leo III., der ihn um Hilfe bat. Böse Men¬ schen hatten ihn bei einer Prozession überfallen, zu Boden geworfen, seine Kleiber zerrissen unb ihn schwer mißhanbelt. Nur mit Not war er bem Tobe entronnen. Darauf verwüstete die böse Rotte die Kir¬ chen Roms und plünderte sie. Karl gab dem Papste eine starke Be¬ deckung mit nach Rom und zog das nächste Jahr selbst mit einem Heere dorthin, um die Empörer zu strafen. In Rom feierte er das Weihnachtsfest. Am ersten Weihnachtstage wohnte er in der Peters¬ kirche dem Gottesdienste bei. Er kniete ganz in der Nähe des Altars und betete. Da trat der Papst heran, kniete nieder zum Gebete, er¬ hob sich darauf und setzte Karl eine goldene Krone aufs Haupt. Nach¬ dem das geschehen, hing er ihm einen prächtigen Kaisermantel um und sprach: „Hiermit ernenne ich dich im Namen des römischen Volkes und der heiligen Kirche zum römischen Kaiser." Das Volk rief jauchzend: „Earolo Augufto, dem von Gott gekrönten, großen, friedebringenden Kaiser der Römer, Leben und Sieg!" Nun salbte der Papst Karl zum Kaiser und seinen Sohn zum König von Italien. So war Karl zum ersten Fürsten Europas und zum obersten Schirmherrn der Kirche ernannt. Seine Pläne gingen jedoch weiter. Er gedachte durch Vermählung mit der griechischen Kaiserin Irene