113 und höher, daß ihm feine Begleiter nicht zu folgen wagten. Plötzlich stand er aus einer Felsenplatte vor einem furchtbaren Abgrunde. Er konnte nicht vorwärts und auch nicht den Weg zurück, den er ge¬ kommen. Zwei Tage verbrachte er hier ohne Speise und Trank. Maximilian bereitete sich zum Tode vor. Da erschien auf schwindeln¬ der Höhe ein kühner Bergsteiger, wie ein Bote des Himmels, bei dem Kaiferfohu und rettet ihn ganz wunderbar aus seiner verzweifelten Lage. Nach einer Stunde waren beide unten. Der edle Retter verschwand rasch im Gedränge, ohne feinen Lohn abzuwarten. Da man von ihm nichts weiter gehört, so sprach man allgemein, ein Engel habe Maximilian gerettet. Zum Danke für feine Rettung machte Maximilian eine Stiftung an die Kirche zu Zirl, von welcher dem Pfarrer heute noch jährlich zwanzig Gulden ausbezahlt werden. Maximilian war mit Maria, der reichen Erbin von Burgund, verheiratet. Nach ihrem Tode sagte sich die Niederlande, die er von feiner Gemahlin geerbt hatte, los und hielt es mit den Franzosen. Als er einst nach der Stadt Brügge in den Niederlanden kam, nahmen ihn die Bürger gefangen, führten ihn in das dortige Schloß und bewachten ihn fcharf. Sein treuer Narr, Kunz von der Rosen, steckte sich in das Kleid eines Kapuziners, ließ sich eine Platte scheren und gelangte in Begleitung eines Kapuzinerbruders zu Maximilian, indem er sich für einen Beichtvater ausgab. Als Maximilian Kunz in solchem Anzuge erkannte, sprach er: „Kunz, was hast du vor?" Kunz antwortete: „Habe ich dir nicht geraten, aus Brügge zu blei¬ ben? Siehe, da sitzest du nun gefangen." Darauf teilte er dem König feinen Plan mit. Er wollte nämlich Maximilian eine Tonsur scheren und ihm fein Kapuzinerkleid überlassen, damit er entfliehen könne. Statt des Königs wollte er im Gefängnisse bleiben. Maximilian konnte sich zur Flucht nicht entschließen. Weinend ging Kunz mit dem Kapuzinerbruder durch die Wache. Als der Hauptmann den weinen¬ den Kunz sah, sagte er: „Wie habt ihr den kranken König gesunden?" Kunz antwortete traurig: „fromm". Maximilian wurde nicht lange nachher befreit; denn ein starkes Reichsheer züchtigte bald die Bürger von Brügge. c) Auf dem Reichstage zu Worms (1495), auf welchem der ewige Landfriede zu stände kam, stellte der gefürchtete Franzose, Claudius von Barre, genannt der große Würger, in feinet Herberge feinen Schild aus und forderte jeden Deutschen auf, wenn er Mut habe, mit ihm zu kämpfen. Wer ihn besiege, dessen Hundsführer wolle er werden. Drei Tage stand der Schild, und niemand meldete sich. Da entflammte der Zorn Maximilians. Er ließ den Franzosen wissen, ein Deutscher habe feine Herausforderung angenommen. In der fest¬ gesetzten Stunde traten beide Streiter in vollkorniuner Rüstung mit Geschichtsbilder. 8