172 seine ©eite trete. Allein weder der russische, noch der österreichische Kaiser ließen sich durch solche Versprechungen verlocken. Kaiser Franz verlangte vielmehr, daß Napoleon den Rheinbund auflöse, seine ge¬ raubten Länder zurückgebe und Preußen innerhalb seiner früheren Grenze wieder herstelle. In Dresden verhandelte der österreichische Minister Metternich mit Napoleon wegen des Friedens. Napoleon benahm sich in der hoffähigsten Weise und rief aus: „Was, ohne Schwertschlag soll ich meine eroberten Länder zurückgeben, mit umge¬ kehrtem Gewehr soll ich meine siegreichen Legionen hinter den Rhein, die Alpen und die Pyrenäen zurückführen?" Die Worte jedoch: „Herr von Metternich, wie viel hat Ihnen Eng¬ land gezahlt, daß Sie diese Rolle gegen mich übernehmen?", die Napoleon, nach vielen Geschichtsbüchern, noch weiter gesprochen haben soll, sind erfun¬ den und von Metternich selbst in Abrede gestellt. (Oncken. Bd. II.) Napoleon wollte keinen Frieden. Das ward immer klarer. Der Waffenstillstand lief ab, und der Friedenskongreß zu Prag hatte nichts erreicht. In banger Sorge blickte der König von Preußen, der sich auf einem Schlöffe in Schlesien befand, nach den böhmischen Bergen; denn es war verabredet worden, daß, wenn keine Vereinigung stattfinde, und Österreich sich den Verbündeten anschließe, Feuerzeichen gegeben wür¬ den. Am 10. August, um Mitternacht, stand der König am Fenster. Tiefes Dunkel lag auf den Bergen; kein Stern erhellte die Nacht. Siehe da! — Am fernen Horizont stieg ein Feuer empor, es folgte ein zweites, drittes und dann viele, immer näher und näher. Der Krieg begann also von neuem, und Krieg schallte es durch ganz Deutschland! Krieg rief der Edelmann und der Landbewohner, der verarmt war; Krieg der Bauer, der sein letztes Pferd unter Vorspann tottrieb; Krieg der Bürger, den die Einquatierung erschöpfte; Krieg der Taglöhner, der keine Arbeit mehr finden konnte; Krieg die Mutter, die ihren einzigen Sohn ins Feld schickte; Krieg die Braut, die den Bräutigam mit Thränen des Stolzes und Schmerzes entließ. Das Heer der Verbündeten, 500,000 Mann stark, dem Napoleon nur 440,000 Mann entgegenstellen konnte, wurde in drei Armeen ge¬ teilt, nämlich: 1) Die Hauptarmee, unter dem Oberbefehlshaber Fürsten Schwarzenberg; sie bestand aus Österreichern, aus Russen, unter Wittgenstein, und aus Preußen, unter Kleist. 2) Die schlesische Armee. Sie bestand aus Preußen, unter Hork, aus Russen, unter Sacken, und wurde von Blücher komman¬ diert.