Coriolanus. 173 er immer innig geliebt hatte, nnb an feine Fran Vvlnmnia, und baten sie, einen Versuch auf fein Herz zn machen. Beide begaben sich mit feinen Kindern und in Gesellschaft einer Menge anderer Fraueu hinaus ins Lager. Als man ihm meldete, daß man einen langen Zug römischer Frauen sich nähern sähe, wandte er sich unwillig ab. Aber da man ihm sagte, man glaube an der Spitze feine Mutter, feine Fran und feine Kinder zu be¬ merken, so eilte er ihnen freudig mit offenen Armen entgegen. Aber die Mutter stieß ihn zurück. „Erst laß mich wissen," rief sie, „ob ich mit meinem Sohne oder mit dem Feinde RomA rede! Habe ich so lange leben müssen, um den Jammer zu er¬ fahren, daß mein Sohn erst ein Verbannter, und endlich gar ein Feind Roms ist! Wie? Du kannst Rom bekriegen, die Stadt, die dich geboren hat, die Alles enthält was deinem Herzen teuer fein muß? Hätte ich keinen Sohn, so brauchte die Stadt jetzt nicht die Belagerung auszustehen. O, ich unglückliche Mutter! indem du dir Schande bereitest, machst du mich unaussprechlich un¬ glücklich. Doch, was kümmerst du dich um mich? was soll aber aus deinen unschuldigen Kindern werden, die, wenn du so fort¬ fährst, einem frühen Tode oder der Sklaverei nicht entgehen könnend" Diese Rebe wurde durch die Thränen und Bitten der römischen Frauen unb bie Umarmungen feiner Kinber, welche sich fchmeichelnb an feine Kniee hängten, unterstützt. Länger konnte er nicht widerstehen. Er drückte Mutter und Weib an feine Brust, rief schmerzhaft: „Mutter! Rom hast du gerettet, aber dein Sohn ist verloren!" Er hob nun die Belagerung auf, und führte die Volsker zurück, die, erbittert über die getäuschte Hoff- nung, ihn erschlugen. Nach einer anderen Nachricht erreichte er unter ihnen ein hohes Alter und beklagte fortwährend das Un¬ glück feiner Verbannung. 4. Oppins Claudius (449 v. Chr.). Wollten die Tribunen die Plebejer nachdrücklich gegen die Anmaßungen der Vornehmen schützen, so mußten geschriebene Ge¬ setze eingeführt werden. Bisher hatten pcttrizifche Richter nach herkömmlichen Satzungen entschieden und dabei oft ihre Standes- genossen bevorzugt. Diesen Überstand hoffte man durch fchrift- liche Gesetze zu beseitigen. Allein die Patrizier widersetzten sich den von dem Tribunen Terentilius Arfa (462) dahinge¬ richteten Anträgen und suchten das Volk durch andere Zuge¬ ständnisse — die Gestattung von zehn Tribunen — zu befrie¬ digen. Dadurch wurden die Plebejer wohl einige Zeit beschwichtigt,