§ 7. Die Brüdergemeinde. 339 fand sein Werk anfangs auch von Seite lutherischer Theo¬ logen, und wahrhaft frommer Männer darunter, heftigen Widerspruch. Und allerdings war die Vermischung der Confeffionen dabei bedenklich; so hatte auch das Wesen der Gemeinde seine „Extravaganzen", wie sie Zinzendorf fpäter felbst erkannte, insonderheit gab sich dieselbe anfäng¬ lich einer gewissen Gefühlsschwärmerei hin. Allein eben die Angriffe auf sie bewirkten, daß sie sich ernüchterte und von den Extravaganzen frei zu machen suchte. Sie sah auch ein, daß die Unbestimmtheit hinsichtlich der Confession nicht bleiben könnte, und erklärte sich öffentlich zur un¬ veränderten Augsburgischen Confession, so daß sie als ein Theil unserer lutherischen Kirche, nur mit eigener Ver¬ fassung, zu betrachten ist. — Zinzendorf umfaßte sein Werk mit ganzem Herzen und beschloß selbst in den geist¬ lichen Stand zu treten, um es besser fördern zu können. Er ließ sich auf der Universität Tübingen prüfen und wurde von der theologischen Fakultät unter die lutherische Geistlichkeit aufgenommen. Jetzt (1737) trat er als evan¬ gelischer Bischof an die Spitze der Gemeinde; unter ihm arbeiteten Presbyter (Geistliche und Laien), Diakonen und Diakonissen. Es lag ihm aber nebst dem innern Ausbau der Gemeinde vornehmlich auch die Ausbreitung ihres Geistes und Lebens mächtig an. Hiezu reiste er vielfältig umher und sandte auch häufige Boten aus, welche bis zu den Heiden giengen. Er selbst fuhr zweimal nach Amerika unter die Wilden hinein. Und unter Christen und Heiden gewannen die Brüder zahlreiche Anhänger. So lange Zinzendorf lebte, regierte er den Verein selbst und besorgte dessen Angelegenheiten mit unermüd¬ lichem Eifer. Er starb 1760. Nun wurde der gelehrte Spangenberg Bischof, der eine nochmalige „Läuterung" der Gemeinde bewerkstelligte. Aber nach Zinzendorf hat nicht mehr der Bischof (es gab später mehrere zugleich), sondern eine Aeltestenkonferenz (in Berthelsdorf) die Ober¬ leitung, und alle zehn Jahre tritt eine Synode zusammen,