— 92 27) t¥ovt#<mg der Reformation. 1) Das Bewußtsein, daß er Gottes Werk treibe, inachte Luther getrost ititö mutig, das begonnene Werk fortzusetzen. Das kaiserliche Aechtnngsdekret wurde zwar an vielen Orten angeschlagen, aber mit Ausnahme von Bayern und Oesterreich wenig beachtet. Kaiser Karl V selbst fand nicht Zeit, seinem Willen Nachdruck zu verschaffen, da ihn seine Erbländer (26,?), namentlich aber seine Kriege mit König Franz I von Frankreich so in Anspruch nahmen, daß er in nenn Jahren (1521 — 1530) gar nicht nach Deutschland kam. 2) Des Kaisers Bruder aber, Ferdinand von Oester¬ reich-Ungarn, der während Karls Abwesenheit als „Neichs- verweser" das Regiment führte, versperrte zwar in seinen Erb ländern (23,ie) sowie in dem während Herzog Ulrichs (23,1*) Vertreibung (1519 -1534) von ihm verwalteten Württemberg der Reformation den Eingang, ließ aber die deutschen Fürsten und Städte einstweilen gewähren. 3) Zu dieser Haltung bestimmte ihn ein doppelter Grund. Erstens bedurfte er der Hilfe des deutschen Reiches, also auch der evangelisch gesinnten Stände gegen die Türken (22,15), die in Ungarn eingefallen waren und von da aus Wien bedrohten. Daneben wollte er sich durch seine Nachsicht für den Fall einer Kaiserwahl die Stimmen der deutschen Kurfürsten (19,5) gewinnen. Auf diese Weise waren dem Hause Habsburg die Hände gebunden, und das angefangene Werk nahm seinen Fortgang. 4) Schon hatte die neue Lehre weite Volkskreise ergriffen. Wer lesen konnte, suchte sich Luthers Schriften und namentlich die Bücher der Heiligen Schrift, wie sie aus Luthers Händen kamen, zu verschaffen. 5) Der neue Geist zeigte sich auch auf den Kanzeln. Mit jedem Jahr gingen von der Universität Wittenberg, die dank des Rufes, den sie durch Luther und Melanchthon erlangt hatte, bald 2000 Studenten zählte, neue begeisterte Zeugen