— 144 — Befehl zum Rückzug. Infolge einer unvorhergesehenen Aender¬ ung des Schlachtplans durch Friedrich und dadurch verur¬ sachter Mißverständnisse verwandelte sich aber der Sieg in eine so vollständige Niederlage, daß er die Belagerung von Prag aufheben und mit einem Verlust von 14 000 Mann, 45 Geschützen und 22 Fahnen, der sich auf dem Rückzug noch weit höher steigerte, Böhmen räumen mußte. 15) In Wien, wo man sich in sehr gedrückter Stimmung befunden hatte, war die Freude groß, und auch die Ver¬ bündeten, die nach dem Tage von Prag sehr kleinlaut ge¬ worden waren, bekamen wieder neuen Mut. 16) Mit großer Macht fielen die Russen in Ostpreußen ein und drängten, das Land nach Barbarenweise verheerend, die ihnen entgegenstehende, nur 30 000 Mattn zählende preußische Armee zurück. Von Westen her aber rückte in Verbindung mit der Reichsarmee ein französisches Heer durch Thüringen gegen Sachsen vor unb bedrohte Berlin. Deshalb wandte sich Friedrich, seine Hauptmacht in Schlesien und Sachsen gegen die Oesterreicher zurücklassend, mit nur 22 000 Mann gegen diesen augenblicklich gefährlichsten Feind. 17) Bei Roßbach, nordwestlich von Weißenfels, kam es am 5. November zur Schlacht. Die Franzosen, auf ihre zwei- bis dreifache Überlegenheit pochend, glaubten des Sieges vollständig sicher zu sein und spotteten über die „Potsdamer Wachparade", wie sie das kleine Heer Friedrichs verächtlich nannten; ihr Befehlshaber prahlte sogar in einem Briefe, er werde den König von Preußen demnächst als Gefangenen nach Paris bringen. Unter dem schallenden Lärm ihrer sämtlichen Feldmusiken umgingen die Franzosen schon beit linken Flügel des preußischen Heeres; Friedrich aber setzte sich noch ruhig zu Tische, und seine Soldaten lagen ebenso ruhig um ihre Feldkessel. 18) Da, um zwei Uhr nachmittags, wurde es plötzlich lebendig int preußischen Lager, und nach kurzer Zeit stand das Heer in Schlachtordnung. General Seydlitz, der