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der
Geschichte tu Tadellenform
für die
oberen Klassen höherer Lehranstalten.
Teil III.
Geschichte der Neuzeit.
Von
Otto Reinhardt,
Gymnasiallehrer.
Ncubraudcnbilrg. .
Otto N a h m mache r.
1891.
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für die
oberen Klassen höherer Lehranstalten.
Teil in.
Geschichte der Neuzeit.
Von
Otto Reinhardt,
Gymnasiallehrer.
Neubrandenburg.
Otto Nahm mache r. 1891.
Vorrede.
Der vorliegende Leitfaden soll ein Lernbuch sein für die Schüler der oberen Klassen höherer Lehranstalten. Ich habe die Tabellenform gewählt, weil ich die Erfahrung gemacht habe, daß die Schüler bei Repetitionen immer zu Tabellen greifen. In der Ausdrucksweise habe ich mich möglichster Kürze zu bedienen gesucht Ohne den Vortrag des Lehrers dürfte deshalb das Buch nur für denjenigen zu gebrauchen fein, der ein anderes Lehrbuch daneben benutzt oder die Geschichte bereits im Zusammenhange kennt und sich nur an das früher Gelesene oder Gehörte erinnern will. Um die Benutzung desselben neben anderen Lehrbüchern zu ermöglichen, habe ich mich in der Darstellung der politischen Geschichte möglichst wenig von den mir bekannten entfernt. Etwaige Anklänge an diese sind aus dieses Bestreben zurückzuführen, übrigens auch wohl bei der Gleichartigkeit des Stoffes selbstverständlich. In der neueren deutschen Geschichte habe ich mich vielfach ziemlich eng an David Müllers Deutsche Geschichte angeschlossen, da dieses vortreffliche Buch ja so vielfach in den Händen der Schüler ist. Die neueste Zeit besonders das Zeitalter Kaiser Wilhelms I., ist ziemlich eingehend behandelt, weil ich die Kenntnis der Ereignisse gerade dieser Periode und der Ideen, die die heutige Zeit bewegen, für dringend notwendig erachte. Es ist dabei mein Bestreben gewesen, die neueste Geschichte möglich^ sine ira et studio darzustellen; natürlich mutzte der nationale Gedanke überall m den Vordergrund gestellt werden; hoffentlich ist es mir da gelungen, das Richtige zu treffen. Kurze Bemerkungen über Kunst und Wissenschaft, über Künstler und Gelehrte halte ich
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für notwendig, und die Darlegung ihrer Bedeutung für die Entwickelung der Menschheit für unerläßlich im Geschichtsunterricht ; deshalb können dieselben auch in einem solchen Leitfaden nicht entbehrt werden. Gerade darin aber glaubte ich mich auf das Notwendigste beschränken zu müssen. Sollte ich nach der Ansicht meiner Kollegen in dieser Beziehung zu viel oder zu wenig geboten haben, so ist es bei der Anordnung, die ich gewählt, sehr leicht, auszulassen. was überflüssig erscheint, oder Fehlendes zu ergänzen. Einerseits aus diesem Grunde, andererseits, um die Übersichtlichkeit der politischen Begebenheiten nicht zu stören, habe ich die Kultur vom 15. bis 18. Jahrhundert in einem besonderen Abschnitt behandelt.
Einige Daten, deren Erlernung überflüssig schien, habe ich in Klammern gesetzt; auch sonst dürste vielleicht noch eine oder die andere Zahl zu entbehren sein, die für den Zusammenhang der Ereignisse unwichtig erscheint.
Ich habe mit dem dritten Teile, der Geschichte der Neuzeit, begonnen, weil mir das Bedürfnis dazu am meisten vorhanden zu sein schien. Die beiden ersten Teile, das Mittelalter und das Altertum umfassend, sollen womöglich noch im kommenden Winter fertiggestellt werden.
Neubrandenburg, im Oktober 1890.
Der Verfasser.
Inhalt.
Seite
I. Periode.
Zeitalter der Reformation................................................... 2
A. Deutschland...................................................... 2
B. Spanien und die Niederlande......................... 13
C. Frankreich.......................................... 15
D. England............................................. lg
E. Schweden............................................ 19
F. Die Hohenzollern in Brandenburg.....................20
II. Periode.
Kämpfe ttrn die Religion....................................................22
A. Der große deutsche Krieg............................22
B. Englische Revolution................................29
III. Periode.
Zeit des Absolutismus.......................................................31
A. Der große Kurfürst..................................31
B. Ludwig der Vierzehnte...............................33
C. Der Norden und der nordische Krie^..................38
Kunst und Wissenschaft vom 15- bis 18. Jahrhundert. . 41
IT. Periode.
Friedrich der Große........................................................44
A. Vorbereitung........................................44
B. Friedrich der Große.................................4g
C. Joseph der Zweite und Friedrich der Große.... 53
T. Periode.
Französische Revolution und ihre Folgen................................54
A. Europa vor und während der Revolution .... 54
B. Nordamerikanischer Freiheitskrieg ....... 56
C. Französische Revolution......................................57
D. Koalitionskriege.........................................60
E. Preußens Erniedrigung und Wiedergeburt. Napoleons
Weltherrschaft.......................................... 64
F. Freiheitskriege............................................. 69
TI. Periode.
Zeitalter der Reaktion....................................................75
A. Deutschland . ■.............................................75
B. Südeuropa und Amerika........................................78
TU. Periode.
Die Revolutionen des neunzehnten Jahrhunderts und ihre Folgen 80
A. Julirevolution...............................................80
B. Februarrevolution und ihre Folgen............................82
C. Übergewicht Napoleons des Dritten............................86
Till. Periode.
Zeitalter Wilhelms des Ersten.............................................88
A. Gründung des Deutschen Reiches..............................88
B. Europa von 1870—1890 ....................................... 99
C. Chrakteristik der neuesten Zeit.............................103
Berichtigung:
Seite 13 Zeile 5 von unten lies Lepanto statt Leponto.
Seite 29 Zeile 10 von unten lies Hampden statt Hampdon.
Seite 30 letzte Zeile lies Wighs und Tories statt Wigh und Tory. Seite 36 Zeile 8 von oben lies Neerwinden statt Neerminden.
Seite 62 Zeile 2 von oben lies parthenopiiifche statt parthenopeische. Seite 78 Zeile 10 von oben lies Angoulßme statt Anjoulßme.
Neuzeit.
Neuzeit vorbereitet durch eine Anzahl von (Ereignissen,
die umgestaltend auf die Welt wirken.
1453. 1) Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Eindringen eines nicht christlichen Volkes in die europäische Welt.
2) Entdeckungen. Gesichtskreis erweitert. Handel schlügt andere Bahnen ein. Überseeische Kolonisation.
3) Erfindungen.
c. 1300. a. Kompaß, erfunden von Flavio Gioja. Einfluß
auf die Seefahrt.
1354 (?). b. Schießpulver, der Sage nach durch Berthold
Schwarz erfunden. Rittertum zurückgedrängt. Ausbildung von Fußvolk und Artillerie. Soldtruppen.
c. Buchdruckerkunst, erfunden von Johann Gutten-berg aus Mainz, der im Verein mit Johann Fust und Peter Schösser die erste Druckerei
1456. errichtet. Erste lateinische Bibel gedruckt.
Schnelle Verbreitung der reformatorifchen und humanistischen Schriften.
4) Humanismus. Neubelebung der klassischen Studien in Deutschland.
1455. L. Johann Reuchlin, geb. zu Pforzheim. Studium
des alten Testamentes in hebräischer Sprache.
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Streit mit dem Inquisitor von Hoogstraten und den Dominikanern von Köln. Epistolae virorum obscurorum.
1465 geb. b. Desiderius Erasmus (von Rotterdam). Herausgabe des neuen Testaments in griechischer Sprache.
1488. c. Ulrich von Hutten, geb. zu Steckelberg, wegen seiner lateinischen Schriften von Maximilian I. zu Augsburg gekrönt, schrieb später Deutsch.
I. Weriode.
Zeitaller der Reformation.
A. Deutschland.
Allgemeine Gährung.
1) Kirche. Die großen Konzilien, zur Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern berufen, erfolglos. Widerspruch gegen das Treiben der Geistlichkeit allgemein, besonders zum Ausdruck gebracht in der deutschen Volksliteratur, die in satyrischer Weise gegen die kirchlichen Zustände kämpft.
a. Sebastian Brant. Narrenschiff.
b. Johann Fischart. Bienenkorb des heiligen römischen Jmenschwarms.
c. Thomas Murner. Schelmenzunft und Narrenbeschwörung. Ihm fälschlich zugeschrieben:
ä. Eulenspiegel.
6. Reineke Fuchs.
2) Das Reich. Kaisertum eingeschränkt durch die Reichsstände, bestehend aus a. Kurfürsten (7), b. Fürsten (geistliche und weltliche Bank), c. Städte (51).
Nicht vertreten auf den Reichstagen waren:
1) Die Ritter.
2) Die Bauern. Mächtige Gährung durch Verbreitung taboritischer Ideen: Holz, Feld, Vögel, Wild u. s. w. Gemeingut der Armen. Aufstände im Elsaß, Breisgau („Bundschuh") und in Schwaben („Der arme Konrad") — Vehmgerichte in Westfalen.
10. Nov. 1483. Martin Luther, geb. zu Eisleben, eines Bergbauers Sohn, besucht die Schule zu Magdeburg und Eisenach (Frau Cotta), bezieht 1501. die Universität Erfurt, um auf Wunsch seines Vaters Jurisprudenz zu studieren, beschäftigt sich aber besonders mit klassischen Studien.
1505. Luther geht ins Augustinerkloster zu Erfurt. Generalvikar des Ordens Johann von Staupitz.
1508. Luther Professor in der von Friedrich dem Weisen neu gestifteten Universität Wittenberg.
1510. Luther nach Rom.
1512. Luther Dr. der Theologie.
Großer Ablaß ausgeschrieben von Leo X. Vertrieb in Deutschland dem Erzbischof von Mainz und Magdeburg übertragen, der den Dominikanermönch Tetzel dazu benutzt.
31. Oktober 1517. Luther schlägt seine 95 Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg. Wirksamkeit des Ablasses ohne Buße und Reue bestritten.
1518. Disputation zu Augsburg zwischen Kardinal Thomas Vio de Gaeta (Cajetan) und Luther. Berufung Cajetans auf den Papst, Luthers auf die Bibel. Dann Appellation Luthers „von dem Übel unterrichteten an den besser zu unterrichtenden Papst."
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Nach der Rückkehr nach Wittenberg Appellation an ein allgemeines Konzil.
Der päpstliche Kammerherr Karl von Miltiz mit der goldenen Rose an Friedrich den Weisen geschickt.
1519. Unterredung zu Altenburg. Luther verspricht zu schweigen, wenn auch seine Gegner schweigen.
Litterarische Fehde des Jngolstädter Professors Eck mit Luthers Freunde Karlstadt. Von Eck 13 Sätze aufgestellt, deren Spitze gegen Luther gerichtet. Deshalb verlangt Luther an einer Disputation teilzunehmen.
1519. Disputation zu Leipzig zuerst zwischen Eck und Karlstadt, dann zwischen Eck und Luther. Papsttum von Luther für eine menschliche Institution erklärt.
1520. Von Eck in Rom Bannbulle gegen Luther erwirkt, in Köln Luthers Schriften verbrannt.
1520. Bannbulle von Luther vor dem Elsterthore in Wittenberg verbrannt.
1519. Maximilian I. f. Auf Betrieb Friedrichs des Weisen Karl von Spanien zum Kaiser gewählt.
Wahlkapitulation: 1) Alle Reichsämter mit Deutschen besetzen. 2) Keinen Reichstag außerhalb Deutschlands halten. 3) Kein fremdes Kriegsvolk nach Deutschland führen. 4) Reichsregiment einrichten.
Karls Verhalten bestimmt durch seine auswärtige Politik. Wegen seines Kampfes gegen Türken und Franzosen zuerst nachgiebig.
1521. Reichstag zu Worms. Luther dorthin mit freiem Geleit, trotz der Abmahnung seiner Freunde.
Reichsversammlung im bischöflichen Palast. (Georg von Frundsberg.)
Luther erkennt seine Schriften an, bittet aber inbetreff des Widerrufes um Bedenkzeit.
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18. April. Luther weigert sich zu widerrufen, wenn er nicht durch deutliche Zeugnisse der heiligen Schrift widerlegt werde. Versuche, Luther zum Nachgeben zu bewegen, erfolglos. Luther reist ab. Durch das nach der Abreise Friedrichs des Weisen und anderer Fürsten gegebene und zurückdatierte Wormser Edikt Luther in die Acht erklärt.
Weltliche Angelegenheiten. 1) Reichsregiment von 22 Mitgliedern zu Nürnberg eingesetzt. 2) Reichskammergericht hergestellt. 3) Dem Kaiser 4000 Mann zu Pferde und 20000 Mann zu Fuß bewilligt.
Luther unterwegs von Reitern Friedrichs des Weisen überfallen und auf die Wartburg gebracht. (Junker Georg.) Bibelübersetzung.
Fortgang der Reformation in Wittenberg. (Aufhebung der Klöster, Priesterehe, Abendmahl in beiderlei Gestalt.)
Zwickauer Propheten nach Wittenberg (Wiedertäufer). Karlstadt mit ihnen verbunden. Bildersturm.
1522. Luther nach Wittenberg zurück, gewinnt durch seine Predigten die Oberhand über die Bilderstürmer und stellt die Ruhe her.
1522—23. Reichsregiment zu Nürnberg regiert, während Karl V. im Kampf mit Frankreich, sein Bruder Ferdinand mit den Türken. Beschluß des Reichsregiments: „Bis zu einem allgemeinen Konzil soll das reine Evangelium gelehrt werden."
1524. Reichsregiment aufgehoben. Reformation breitet sich immer mehr aus. Der neuen Lehre treten bei: Johann der Beständige von Sachsen, Friedrichs des Weisen Bruder und Nachfolger; Philipp der Großmütige von Hessen; Herzöge von Braunschweig-
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Lüneburg, Mecklenburg und Pommern; Fürst von Anhalt; Graf von Mansfeld; Hochmeister des deutschen
1525. Ordens Albrecht von Brandenburg verwandelt das Ordensland Preußen in ein weltliches Herzogtum; dazu viele Städte, wie Nürnberg, Augsburg, Straßburg, Hamburg, Lübeck, Bremen und Magdeburg.
Dagegen Verbindung der altgläubigen Fürsten zur Aufrechterhaltung der Lehre.
1524. Versammlung der süddeutschen zu Regensburg,
1525. Der norddeutschen zu Dessau. (Georg von Sachsen, Joachim I. von Brandenburg.) Verbindung von Revolution und Reformation.
1522—23. 1) Adelskrieg. Streben der Ritterschaft nach Teilnahme am Reichsregiment. Umsturz der geistlichen Fürstentümer.
1522. Franz von Sickingen greift den Erzbischof von Trier an. Sickingen vom Pfalzgrafen bei Rhein und Philipp von Hessen zum Rückzüge gezwungen, auf seiner Burg Landstuhl belagert.
1523. Landstuhl übergeben. Sickingen stirbt. Hutten stirbt auf Ufnau.
2) Bauernkrieg. 12 Artikel, worin neben Freiheit von Fischerei und Jagd Aufhebung der Leibeigenschaft verlangt (zum Teil von Luther gebilligt). Allgemeiner Aufstand in Franken und Schwaben. Sturm auf die Ritterburgen. (Götz von Berlichingen.)
1525. Truchseß von Waldburg schlägt die schwäbischen Bauern bei Böblingen und Sindelfingen; mit den Kurfürsten von Pfalz und Trier die odenwälder bei Königshofen a. d. Tauber.
Die rheinischen Bauern von Pfalz und Trier geschlagen, die elsässischen vom Herzoge von Lothringen. Furchtbares Strafgericht.
Thomas Münzer in Mühlhansen. („Himmlisches Jerusalem auf Erden". Gleichheit, Gütergemeinschaft.) Verbindung Johanns des Beständigen und Philipps von Hessen mit Georg von Sachsen und dem Herzoge von Braunschweig-Wolfenbüttel.
1525. Thomas Münzer bei Frankenhausen geschlagen, gefangen und hingerichtet.
Währenddessen Karl im Kampfe mit Frankreich.
1521—26. Erster Krieg Karls gegen Franz I. Ursache: Ansprüche Karls auf das von Franz I. eroberte Mailand und die von Maximilian abgetretene Bourgogne.
1521. Georg von Frundsberg siegt bei Bicocca. Zug Karls gegen die Provence mißlingt, aber Bund Karls mit Heinrich VIII. von England und Übertritt des Connetables Karl von Bourbon zu Karl V.
1524. Franzosen von Karl von Bourbon und Pescara aus Italien vertrieben. (Bayard f). Franz I. selbst nach Italien, belagert Pavia.
1525. Franz I. von Georg von Frundsberg geschlagen und gefangen.
1526. Friede zu Madrid. Franz gegen Herausgabe von Mailand und der Bourgogne freigelassen. Aber Vertrag von Franz für erzwungen erklärt.
1526. Ligue von Cognac zwischen Franz I., Papst Clemens VII. und den meisten italienischen Staaten.
Rückwirkung dieser Ereignisse auf Deutschland.
Nach dem Frieden von Madrid Furcht der refor-matorischen Fürsten vor Zwang.
1526. Torgauer Bund zwischen Johann von Sachsen und Philipp von Hessen.
Anschluß von Braunschweig - Lüneburg, Mecklenburg, Anhalt, Mansfeld und Magdeburg.
Nach der Ligue von Cognac Karl V. versöhnlich gestimmt.
1526. Reichstag zu Speier von Ferdinand abgehalten. Reichstagsabschied: „In Sachen der Religion möge ein jeder es halten, wie er es vor Gott und kaiserlicher Majestät zu verantworten sich getraue." Daraus von den reformatorischen Fürsten das Recht einer selbständigen Kirchenbildung hergeleitet. Ausbildung der Landeskirchen.
1527. Sächsische Kirchenvisitation durch Luther und Melanch-thon. (Katechismus.)
1526—29. Zweiter Krieg Karls gegen Franz I. Forderung der deutschen Landsknechte, gegen Rom geführt zu werden. (Frundsberg vom Schlage gerührt.)
1527. Rom erstürmt und geplündert. Bourbon stirbt.
1529. Damenfriede zu Cambray. (Louise von Savoyen und Margarete von Parma.) Franz I. verzichtet auf italienische Besitzungen, behält aber die Bourgogne. Franz Sforza erhält Mailand unter Anerkennung von Karls Oberhoheit.
Unterdessen Kampf Ferdinands gegen die Türken.
1520—66. Soliman der Prächtige erobert Belgrad und Rhodos und bedrängt Ungarn.
1526. Ludwig II. von Ungarn bei Mohacs geschlagen, fällt. Gegen Ferdinand ruft die nationale Partei unter Johann Zapolya die Türken zu Hülse.
1529. Türken vor Wien, das tapfer verteidigt. Soliman zieht ab.
Karl und Ferdinand ihrer Gegner ledig.
1529. Reichstag zu Speier. Die Stände sollen sich jeder Neuerung enthalten. Dagegen Protestation der evan-
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gelischen Minderheit (seitdem Protestanten): Johann der Beständige von Sachsen, Philipp von Hesien, Georg von Brandenburg, Ernst von Lüneburg, Wolf von Anhalt und 14 Städte.
Zur Abwehr von Gewalt Versuch einer Verbindung mit den Zwinglianern in der Schweiz.
1484. Huldreich Zwingli geb. Prediger in Zürich. Hauptunterschied im Abendmahl. (Sakramentierer.)
1529. Religionsgespräch in Marburg. Einigung Luthers mit Ökolampadius, Melanchthons mit Zwingli in allen Punkten außer dem Abendmahl.
In der Schweiz Verbindung von Politik und Religion. Umgestaltung des Bundestags zu gunsten der größeren Städte.
1531. Zwingli von den Waldstädten bei Kappel geschlagen, fällt. Alte Verfassung bleibt, aber auch evangelische Lehre in den großen Städten.
Karl V. nach Deutschland, verlangt Zusammenstellung der protestantischen Lehre. Torgauer Artikel.
1530. Reichstag zu Augsburg. Confessio augustana. Dagegen die katholische confutatio zusammengestellt. Reichstagsabschied verlangt Unterwerfung unter die alte Lehre. Dazu Absicht Karls, seinen Bruder Ferdinand zum römischen Könige wählen zu lassen.
1531. Bund zu Schmalkalden zur Abwehr von Gewalt, geschlossen von Sachsen, Hessen, Braunschweig-Lüneburg, Anhalt, Mansfeld, Magdeburg, Bremen, Lübeck und vielen oberdeutschen Städten (darunter Straßburg und Ulm). Nürnberg und Georg von Brandenburg nur teilweise einverstanden.
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1531. Ferdinand von Östreich gegen die Einsprache von Sachsen zum römischen Könige gewählt.
1532. Neuer Einfall der Türken in Ungarn.
1532. Religionsfriede zu Nürnberg. Den Protestanten Ausübung ihrer Religion gestattet. Hülfe der Stände gegen die Türken. Die heldenmütige Verteidigung von Günz und der Anmarsch Karls V. bewegen Soliman zum Rückzüge.
Auftreten Philipps von Hessen für Ulrich von Württemberg (im Bunde mit Franz I.)
1534. Die Kaiserlichen bei Laufen von Philipp geschlagen.
1534. Friede zu Kadan. Ulrich erhält Württemberg als Afterlehn von Östreich. Reformation durchgeführt.
1534—35. Wiedertäufer in Münster. Johann von Leiden und seine Helfershelfer Knipperdolling und Krechting.
1535. Münster erobert. (Philipp von Hessen.)
In den nordischen Reichen Kampf gegen Christian II.
1520. Stockholmer Blutbad.
1523. Der entflohene Gustav Wasa erobert Schweden.
Christian II. in Dänemark abgesetzt. Sein Oheim Friedrich von Schleswig-Holstein König. Protestantismus begünstigt. Kampf Christians III. mit Lübeck. Bürgermeister Jürgen Wullenweber, Stadthauptmann Markus Mejer. Vertrag mit Heinrich VIII. von England.
1535. Die Lübecker bei Asiens auf Fünen unter Albrecht von Mecklenburg von den Dänen geschlagen. Reaktion in Lübeck. Wullenweber vom Erzbischof von Bremen gefangen, an den Herzog von Braunschweig ausgeliefert und getötet.
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1535. Karl V. besiegt Chaireddin Barbarossa von Tunis. 20 000 Christensklaven freigelassen.
1536—38. Dritter Krieg gegen Franz I., der mit Söliman verbündet.
1538. Waffenstillstand zu Nizza.
1539. Weitere Ausbreitung der Reformation. Kurfürst Joachim II. von Brandenburg. Heinrich von Sachsen (Nachfolger seines katholischen Bruders Georg). Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz. Endlich Hermann von Wied, Erzbischof von Köln.
Der Kaiser in neue Kriege mit Franzosen und Türken verwickelt.
1541. Soliman dringt in Ungarn ein.
1541. Karl in Algier mit großen Verlusten zurückgeschlagen.
1542—44. Vierter Krieg gegen Franz I. Karl V. im Bunde mit England. Einfall in Frankreich erfolglos.
1544. Friede zu Crespy. Franz I. behält Burgund, Karl V. die italienischen Besitzungen.
1*545. Friede mit den Türken, denen Ungarn bis auf einige Grenzfestungen gelassen. Karl nach Deutschland zur endlichen Unterdrückung des Protestantismus. Uneinigkeit unter den Protestanten, besonders seit Luthers
1546. Tode. Moritz von Sachsen vom Kaiser gewonnen durch die Aussicht auf die Kurwürde und religiöse Zugeständnisse. Geheimer Vertrag.
1546—47. Schmalkaldischer Krieg.
Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen als Rebellen geächtet. Pläne Schärtlins von Burtenbach, Feldhauptmanns der oberdeutschen Städte. Unentschlossenheit Johann Friedrichs, der auf die Nachricht von der Eroberung seines Landes durch Moritz abzieht. Infolge dessen Aufgabe des Kampfes in Süd-
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deutschland. Städte erhalten kleine Zugeständnisse. Hermann von Wied durch einen katholischen Erzbischof ersetzt.
1547. Johann Friedrich bei Mühlberg von Karl V. im Bunde mit Ferdinand und Moritz geschlagen und gefangen. Philipp von Hessen ergiebt sich auf Gnade und Ungnade, nachdem sich Joachim I. von Brandenburg und Moritz für seine Freiheit verbürgt. Kursachsen an Moritz gegeben, die thüringischen Lande den Söhnen Johann Friedrichs gelaffen. Philipp und Johann Friedrich gefangen von Karl fortgeführt.
Versuch einer Reformation der katholischen Kirche.
1545—47, 51—52, 62—63. Konzil zu Trient. Mißbräuche abgeschafft, aber alte Lehre als allein richtig hingestellt. Jesuitenorden, gestiftet von Ignatius von Loyola. Zweck Ausrottung des Protestantismus.
1548. Augsburger Interim von Karl V. erlassen, von Geistlichen beider Bekenntnisse verfaßt. In Süddeutschland mit Gewalt durchgeführt.
Leipziger Interim (das Augsburger in wenig veränderter Form), von Moritz in Sachsen eingeführt. Widerstand in Norddeutschland.
1550. Reichstag zu Augsburg. Reichsacht über das widerspenstige Magdeburg ausgesprochen, Ausführung an Moritz übertragen.
Moritz, empört über die dauernde Gefangenschaft seines Schwiegervaters (Philipp von Heffen), schließt ein Bündnis mit Heinrich II. von Frankreich (erhält Geld gegen Abtretung von Metz, Toul, Verdun und Cambray) und Frieden mit Magdeburg.
1552. Moritz erstürmt die Ehrenberger Klause. Karl V. entflieht mit Mühe aus Innsbruck.
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1552. Passauer Vertrag. Von Ferdinand den Protestanten Religionsfreiheit gewährt, Freilassung Philipps von Hessen und der anderen Geächteten versprochen.
Karls V. Versuch, Metz wieder zu erobern, mißlingt.
1553. Moritz siegt und fällt bei Sievershausen gegen den mit Karl V. verbündeten Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach.
1555. Reichstag zu Augsburg.
Religionsfriede für die Augsburger Konfessionsverwandten (reservatum ecclesiasticum). Kammergericht den Protestanten zugänglich.
1556. Karl V. legt die Kaiserkrone nieder.
1558. Karl V. stirbt.
Reformation in den außerdeutschen Ländern geht aus von 1509. Calvin, geb. zu Noyon in der Picardie, führt die Reformation in Genf ein. Lehre von der Prädestination. Einfachheit des Kultus. Reformierte.
B. Spanien und die Niederlande.
1556—98. Philipp II. von Spanien. Gewaltsame Herstellung der katholischen Religion. Inquisition.
1556—59. Im Bunde mit England (Maria die Blutige) Krieg gegen Frankreich.
1557. Bei St. Quentin 1 _ r. , r
1558. Bei ©rcmetingen ) Sp°n>er ft-gr-.ch (Egmont).
Den Engländern von den Franzosen Calais abgenommen.
1559. Friede. Die Franzosen behalten Calais.
1571. Die Türken bei Leponto von Don Juan d'Austria geschlagen.
Portugal mit Spanien vereinigt.
Diese Erfolge aufgewogen durch den Abfall der Niederlande.
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Philipp verletzt die Rechte und Freiheiten der Niederländer. Margarete von Parma Statthalterin, Ratgeber Granvella, Erzbischof von Mecheln. Allgemeine Gährung. Granvella auf Wunsch Margaretes abberufen, aber trotz der Sendung Egmonts nach Madrid die Ketzergerichte beibehalten.
1565. Kompromiß des niederländischen Adels zu Breda. (Geusen.)
Revolution, Bildersturm, Zerstörung von Kirchen.
1567—73. Herzog Alba in den Niederlanden. Wilhelm von Oranien entflieht, Egmont und Hoorn hingerichtet. Margarete legt die Statthalterschaft nieder.
Unerträgliche Steuern.
1572. Die Wassergeusen erobern Briel.
1572. Holland, Seeland, Utrecht wählen Wilhelm von Oranien zu ihrem Erbstatthalter. Alba abberufen.
1573—76. Requesenz.
1574. Heinrich und Ludwig von Nassau (Brüder Wilhelms) auf der Mooker Haide von Requesenz geschlagen.
Belagerung von Leiden mißlingt.
Leiden protestantische Universität.
1576. Genter Pacifikation der nördlichen und südlichen Staaten zur Vertreibung der spanischen Truppen und Erlangung freier Religionsübung.
1576—78. Don Juan d'Austria nach Requesenz Tode Statthalter.
Ewiges Edikt auf Grund der Genter Pacifikation.
1578—92. Alexander Farnese, Sohn Margaretes von Parma, nach Don Juans plötzlichem Tode Statthalter.
Durch Absendung der spanischen Truppen die südlichen Staaten gewonnen.
1579. Utrechter Union der sieben nördlichen Staaten.
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1581. Unabhängigkeitserklärung.
1584. Wilhelm von Dramen von Balthaser Gerard ermordet. Moritz, Wilhelms Sohn, Statthalter.
Nach dem Tode Maria Stuarts die unüberwindliche Armada ausgerüstet unter Medina Sidonia.
1588. Armada vernichtet. (Howard und Franz Drake.)
Nach dem Tode Farneses der Vorschlag Philipps, den Gemahl seiner Tochter Jsabella, Albrecht von Östreich, anzuerkennen, zurückgewiesen.
1609. Waffenstillstand. Niederlande große Seemacht. Dst-indische Compagnie. Republik der Generalstaaten endgültig im westfälischen Frieden anerkannt.
C. Frankreich.
1547—59. Heinrich II., vermählt mit Katharina von Medici. (Macchiavelli.)
Protestanten in Frankreich verfolgt, in Deutschland unterstützt. Dadurch Metz, Toul, Verdun und Cambray, im Kriege mit England Calais gewonnen.
1559—60. Franz II.* vermählt sich mit Maria Stuart und
* Heinrich II. verm. m. Katharina von Medier.
Franz II. Elisabeth Heinrich III., Franz Margarete
verm. m. verm. m. König v. Polen v.Alentzon. verm. m. Hein-
Maria Stuart. Philipp II. u. Frankreich. rich v. Navarra.
Claudius von Guise.
Franz von Guise Maria verm. m. Jakob V. Karl v.
Heinrich StaU. Ludw.g ÄS
v. Guise. Mayenne. (Kardinal). Maria Stuart. '*
Karl von Bourbon.
Anton v. Navarra Karl v. Bourbon Ludwig v. Conde. verm. m. Johanna v. Navarra. (Kardinal). ' Heinrichs Condl. Heinrich v. Navarra.
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schießt sich an die katholischen Guisen an. Hugenotten stiften die Verschwörung von Amboise (La Renaudie), um die Bourbons an die Spitze der Regierung zu stellen. Verschwörung entdeckt. Anton von Navarra und Ludwig von Conde gefangen. Franz II. stirbt.
1560—74. Karl IX. unmündig. Vormundschaft der Katharina von Medici.
1562. Religionsfreiheit für die Hugenotten außerhalb der Städte. Katholisches Triumvirat: Franz von Guise, Connetable von Montmorency, Marschall von St. Andree. Blutbad von Vassy.
1562—63. Erster Hugenottenkrieg. Anton von Navarra fällt.
1562. Unentschiedene Schlacht bei Dreux. Conds und Mont-morency gefangen. St. Artdree fällt. Franz von Guise ermordet.
1563. Friede von Amboise. Freie Religionsübung auch in den Vorstädten mit Ausnahme von Paris.
Karl IX., mündig geworden, schließt sich an die Katholiken an.
1567—68. Zweiter Hugenottenkrieg endet mit einem Religionsfrieden. Calvinische Lehre von neuem verboten.
1569—70. Dritter Hugenottenkrieg.
1570. Friede von St. Germain. Volle Religionsfreiheit außer Paris, 4 Sicherheitsplätze. Admiral Coligny, Haupt der Hugenotten, an den Hof. Vermählung Heinrichs von Navarra mit Karls IX. Schwester Margarete.
24. August 1572. Pariser Bluthochzeit. Ermordung Colignys und vieler Hugenotten.
1572—73. Vierter Hugenottenkrieg. Energischer Widerstand der Hugenotten. Religionsfreiheit und Sicherheitsplätze gewährt.
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1574. Karl IX. stirbt.
1574—89. Heinrich III. (vorher König von Polen). Sein Bruder Franz von Alen^on verbündet sich mit Heinrich von Sonde und Heinrich von Navarra gegen die Guisen.
1575—76. Fünfter Hugenottenkrieg endet mit einem Religionsfrieden.
Heilige Ligue geschlossen zwischen Heinrich von Guise, Philipp II. von Spanien und dem Papste, um die Guisen aus den Thron zu bringen.
1576—77 und 79—80. Sechster und siebenter Hugenottenkrieg, mit einem Religionssrieden endend.
Durch den Tod des Franz von Alen^on Heinrich von Navarra wahrscheinlicher Thronfolger. Heilige Ligue erneuert. Zurücknahme aller Duldungsedikte.
1585—89. Achter Hugenottenkrieg. (Krieg der 3 Heinriche.)
In Paris Bund der 16. Ausstand. Barrikadentag. Die königlichen Truppen geschlagen. Heinrich III. flieht aus Paris.
1588. Heinrich von Guise zu Blois ermordet. Karl von Mayenne in Paris Generalstatthalter. Bund Heinrichs III. mit Heinrich von Navarra. Paris belagert.
1589. Heinrich III. in St. Cloud von Jacques Clement (Dominikanermönch) ermordet.
L589—1610. Heinrich IV.
1590. Heinrich IV. siegt bei Jvry.
Heinrich tritt zum Katholicismus über. Paris öffnet die Thore.
1598. Edikt von Nantes. Den Hugenotten Religionsfreiheit, Sicherheitsplätze und Zutritt zu allen Ämtern gewährt. Ordnung der Finanzen durch Sully. Kanada erste Kolonie.
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Hauptgedanke: Vernichtung der habsburgischen
Macht und Friedensbund aller europäischen Mächte unter Frankreichs Führung.
1610. Heinrich IV. von Franz Ravaillae ermordet.
D. England.
1485—1509. Heinrich VII. Tudor stellt die Ruhe her.
1509—47. Heinrich VIII. vermählt mit seines Bruders Witwe Katharina von Aragonien. Tochter Maria. Liebe zur Hofdame Anna Boleyn. Ehescheidung vom Papste verweigert, von der englischen Geistlichkeit unter Erzbischof Cranmer ausgesprochen. König als oberster Herr der Kirche anerkannt. Anna Boleyn geheiratet. Tochter Elisabeth. Anna Boleyn wegen Ehebruchs hingerichtet. Johanna Seymour geheiratet. Sohn Eduard VI. Noch 3 Frauen, aber ohne Kinder.
1547—53. Eduard VI.
42 Artikel durch Cranmer zusammengestellt, protestantische Lehre, aber katholische Form. Von Eduard die Schwiegertochter seines Günstlings, des Herzogs von Northumberland, Jane Gray (als Enkelin von Heinrichs VIII. Schwester) zur Nachfolgerin erklärt.
Nach Eduards Tode Jane Gray ausgerufen, aber Katharinas Tochter Maria bemächtigt sich des Thrones.
1553—58. Maria die Blutige. Katholische Reaktion. Niederlage gegen Frankreich, Calais verloren.
1558—1603. Elisabeth.
42 Artikel (jetzt 39) hergestellt. Durch Parlamentsbeschluß König (oder Königin) oberster Herr der Kirche. Suprematseid. Minister William Cecil Lord Burleigh. In Schottland calvinische Lehre eingeführt durch John Knox, Schüler Calvins. Aufstand gegen die katholische
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Regentin Maria von Guise. Elisabeth unterstützt die schottischen Protestanten. Maria stirbt.
1560. Vertrag von Edinburg. Maria Stuart verzichtet auf den Titel einer Königin von England und Irland. Vertrag von Maria Stuart nicht bestätigt?
1561. Maria Stuart nach Edinburg. Vermählung mit ihrem Vetter Darnley. Versuch einer katholischen Restauration. Widerstand des Adels. Zerwürfnis mit dem Gemahl (Ermordung Riecios). Darnley getötet, der Mörder Bothwell geheiratet. Maria zur Abdankung gezwungen zu gunsten ihres Sohnes Jakob VI., für den ihr Halbbruder Graf Murray die Regierung führt. Abdankung widerrufen. Flucht nach England.
Maria von Elisabeth gefangen gesetzt und vor ein englisches Gericht gestellt. Befreiungsversuche und Verschwörungen gegen das Leben der Elisabeth.
1587. Maria Ltuart hingerichtet. Glücklicher Kampf gegen Spanien. Aufschwung der englischen Seemacht Vir-ginien erste Kolonie. Ostindische Compagnie. Aufstand des Grafen Essex.
E. Schweden.
1523. Gustav Wasa König. Protestantismus eingeführt. Ihm folgen seine Söhne Erich und Johann (letzterer katholisch gesinnt). Johanns Sohn Sigismund Wahlkönig von Polen. Nach Johanns Tode Karl von
Heinrich VII. von England. Jakob IV. von Schottland verm. m. Margarete.
Jakob V. verm. m. Maria von Guise.
Maria Stuart.
2*
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1604. Südermanland, dritter Sohn Gustav Wasas, König von Schweden als Karl IX. Sigismunds Angriffe zurückgeschlagen.
F. Die Hohenzollern in Brandenburg.
Unter den Wittelsbachern Herrschaft des Raubrittertums. (Die Quitzows.) Kurze Friedenszeit unter Karl IV. Unter Sigismund und Jobst beginnt das Räuberunwesen von neuem.
1415. Friedrich VI., Burggraf von Nürnberg, aus dem Hause Hohenzollern wird Kurfürst von Brandenburg.
1415—1440. Friedrich I., Freund Kaiser Sigismunds, meistens im Reichsdienst thätig. Hussiteneinfälle.
1440—1470. Friedrich II. (Eisenzahn). Adel gewonnen, (Schwanenorden), Städte mit Gewalt bezwungen. (Burg in Köln an der Spree.) Neumark vom deutschen Orden zurückgekauft.
1470—86. Albrecht Achilles. (Bruder Friedrichs II.)
1473. Dispositio AcMllea. Der älteste Sohn erbt die Marken unteilbar, jüngere Söhne mit Ansbach und Baireuth oder Geld abgefunden.
1479. Vertrag von Prenzlau. Im Falle des Aussterbens der Herzoge soll Pommern an Brandenburg fallen.
1486—99. Johann Cicero. Bierziese. Berlin Residenz.
1499—1535. Joachim I., Nestor, eifriger Katholik. Kampf mit dem Adel. Universität Frankfurt. Kammergericht. Verletzung der dispositio Achillea durch Übertragung der Neumark an seinen Sohn Johann.
1535—1571. Joachim II., Hektor.
Erbvertrag mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau.
1539. Reformation eingeführt.
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1571—1598. Johann Georg. Sparsamkeit.
1598—1608. Joachim Friedrich. Durch günstige Heirat Ansprüche auf Preußen und die Jülich-Clevesche Erbschaft.* Ansbach und Baireuth fallen an die Hauptlinie zurück, zugleich das gekaufte Jägerndorf, das von Joachim Friedrich an seinen Sohn Johann Georg gegeben wird.
1608—1619. Johann Sigismund.
1609. Johann Wilhelm von Jülich, Cleve, Berg, Mark und Ravensberg stirbt. Jülich-Clevescher Erbfolgestreit. Johann Sigismund wird reformiert.
1614. Vertrag von Xanten. Brandenburg übernimmt Cleve, Mark und Ravensberg, Neuburg Jülich und Berg. Dieser Zustand dauernd geworden.
1618. Nach dem Tode Albrecht Friedrichs von Preußen erhält Johann Sigismund Preußen als Lehn von Polen.
[Höchste Blüte des Ordenslandes Preußen im 14. Jahrhundert unter Winrich von Kniprode. Verfall durch Sittenlosigkeit der Ordensritter. Kampf mit den Jagellonen in Polen.
1410. Orden bei Tannenberg geschlagen. Marienburg von Heinrich von Plauen verteidigt. Günstiger Friede.
Innere Kämpfe. Anschluß der weltlichen Ritter und Städte an Polen. Orden unterliegt.
* Wilhelm der Reiche von Jülich, Cleve u. s. w.
Marie Eleonore verm. m. Albrecht Friedrich von Preußen.
Johann Wilhelm. Anna
verm. m. Pfalzgraf von Neuburg.
Anna Eleonore Wolfgang Wilhelm
verm. m. Johann Sigis- verm. m. Joachim Friedrich von Neuburg, mund v. Brandenburg. v. Brandenburg.
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1466. Friede von Thorn (2.). Westpreußen an Polen. Ostpreußen Ordensland unter polnischer Oberlehns-hoheit.
1525. Albrecht verwandelt das Ordensland in ein weltliches protestantisches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit.^ .
1619—40. Georg Wilhelm. Schwankende Politik.
II. Periode.
Kampfe um die Religion.
A. Der große deutsche Krieg.
1556—64. Ferdinand I., versöhnlich gestimmt.
Ausbreitung der protestantischen Lehre auch in den östreichischen Erblanden.
Uneinigkeit der Protestanten.
Erste Partei mit Anschluß an Östreich, ganz lutherisch, unter Führung von Kursachsen und Kur-brandenburg.
Zweite Partei mit Anschluß an Niederländer und Engländer, meist reformiert, unter Führung von Kurpfalz und Hessen.
1564—76. Maximilian II., den Protestanten wohlgesinnt. Kampf mit den Türken.
1566. Soliman stirbt vor Szigeth. (Zriny.)
Waffenstillstand.
Grumbachsche Händel.
1576—1612. Rudolf II., jesuitisch erzogen.
Weitere Ausbreitung der protestantischen Lehre (Bistümer). Übertritt des Erzbischofs Gebhard von Köln. Gebhard durch spanische Truppen vertrieben.
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Katholische Reaktion unter Ferdinand von Steiermark und Maximilian von Bayern.
Donauwörth wegen Störung einer Procession geächtet, von Maximilian erobert und behalten.
1608. Protestantische Union unter Friedrich IV. von der Pfalz.
1609. Katholische Liga unter Maximilian von Bayern.
Streit in den österreichischen Erblanden. Abfall Ungarns. Vertrag, von Erzherzog Matthias mit den Ungarn abgeschlossen, von Rudolf nicht anerkannt. Rudolf muß Östreich, Ungarn und Mähren an Matthias abtreten.
1609. Majestätsbrief in Böhmen. Den Ständen Religionsfreiheit und Erbauung von Kirchen zugestanden. Beim Versuch, dies rückgängig zu machen, Rudolf abgesetzt, bleibt nur Kaiser.
1612—19. Matthias Kaiser von Deutschland.
Ferdinand von Steiermark zum Nachfolger ernannt. Protestantische Kirche in Braunau geschlossen, in Kloster Grab zerstört. Klage der protestantischen Stände zurückgewiesen.
1618. Die kaiserlichen Räte Martinitz und Slawata und der Geheimschreiber Fabricius aus dem Fenster gestürzt. (Matthias Thurn.)
1618—48. Der dreißigjährige Krieg.
1619. Matthias stirbt.
1619—1637. Ferdinand II., in Frankfurt zum Kaiser gewählt, von den Böhmen als König zurückgewiesen. Friedrich V. v. d. Pfalz, Schwiegersohn Jakobs I. von England, König von Böhmen.
1620. Die Böhmen am weißen Berge bei Prag von Tilly, dem Feldherrn Maximilians von Bayern, geschlagen. Friedrich V. flieht nach den Niederlanden. Prag
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ergiebt sich. Majestätsbrief zerrissen. Böhmen mit Gewalt katholisch gemacht. Friedrich V. und seine Anhänger abgesetzt und geächtet. (Johann Georg von Jägerndors.)
1621—23. Der pfälzische Krieg. Ernst von Mansfeld, Georg Friedrich von Baden und Christian von Braunschweig, Administrator von Halberstadt.
1622. Tilly von Ernst und Georg Friedrich bei Wiesloch geschlagen. Trennung.
Georg Friedrich von Tilly bei Wimpsen vernichtet.
Christian von Braunschweig (Paderborn) vor der Vereinigung mit Ernst von Mansfeld bei Höchst geschlagen.
Kurwürde und die Oberpfalz an Maximilian von Bayern übertragen. Süddeutschland mit Gewalt katholisch gemacht.
1623. Christian von Braunschweig von Tilly bei Stadtlohn in Westfalen geschlagen.
Bündnis zwischen Dänemark, England und Holland zur Unterstützung des Mansfelders und Braunschweigers mit Geld. Christian IV. von Dänemark Feldherr des niedersächsischen Kreises.
Um von der Liga unabhängig zu sein, von Ferdinand II. ein eigenes Heer unter Albrecht von Wallenstein ausgestellt.
Gallenstein, aus protestantischer böhmischer Familie stammend, aber auf der Jesuitenschule erzogen, durch seine erste Heirat reich geworden, durch seine zweite mit der Gräfin Harrach an den Hof gekommen, Herzog von Friedfond.]
1625. Wallenstein kaiserlicher Feldhauptmann mit unbedingter Vollmacht zur Erhebung von Naturalien und Geld.
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1626. Ernst von Mansfeld von Wallenstein an der Dessauer Brücke geschlagen. Mansfeld nach Ungarn zur Verbindung mit Bethlen Gabor von Siebenbürgen, aber Bethlen verträgt sich mit dem Kaiser. Mansfeld stirbt auf dem Wege nach Venedig.
Christian IV. von Tilly bei Lutter am Barenberge geschlagen.
Wallenstein vertreibt die Herzöge von Mecklenburg und durchzieht in Verbindung mit Tilly Dänemark bis zur Nordspitze von Jütland.
Wallenstein mit Mecklenburg belehnt.
1628. Stralsund, von Schweden unterstützt, vergeblich belagert.
1629. Friede zu Lübeck. Christian IV. erhält sein Land zurück, tritt vom Kriege zurück.
1629. Restitutionsedikt. Die seit dem Passauer Vertrage protestantisch gewordenen geistlichen Güter sollen zurückgegeben werden. Beschränkung der Religionsfreiheit auf die Augsburger Konfessionsverwandten. (Ferdinand II. auf der Höhe seiner Macht.)
1630. Reichstag zu Regensburg. Allgemeine Klagen über Wallenstein. Seine Abberufung durchgesetzt.
Eingreifen Gustav Adolfs von Schweden in den Krieg.
Gustav Adolf seinem Vater Karl IX. gefolgt. Jngermanland von Rußland; Livland und Esthland von Polen erobert. Plan, die Ostsee zu einem schwedischen Meere zu machen.
1630. Gustav Adolf landet auf Usedom.
Herzog Bogislav von Pommern wird zum Anschluß gezwungen. Stettin besetzt.
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Tilly erstürmt auf dem Wege nach der Mark Neubrandenburg, zieht dann zur Unterstützung Pappenheims nach Magdeburg.
Gustav Adolf erobert Frankfurt a./Oder und verlangt von seinem Schwager Georg Wilhelm freien Durchzug durch Brandenburg. Infolge der Verweigerung von seiten Georg Wilhelms (Neutralitätsbeschluß eines Konventes protestantischer Fürsten zu Leipzig) Gustav Adolf gegen Berlin. Spandau schwedischer Waffenplatz.
1631. Magdeburg von Tilly und Pappenheim erstürmt und schrecklich verwüstet. Tilly nach Sachsen. Der Kurfürst ruft Gustav Adolf zu Hülfe.
1631. Tilly von Gustav Adolf bei Breitenfeld geschlagen. Gustav Adolf nach Thüringen und Franken. Einzug in Nürnberg. Gedanke eines protestantischen Kaisertums.
1632. Tilly bei Rain am Lech geschlagen und stirbt.
München erobert.
1632. Wallenstein kaiserlicher Generalissimus. Bedingungen: Alleiniger Befehlshaber kaiserlicher Truppen. Übertragung eines Fürstentums.
Wallenstein und Gustav Adolf beziehen ein festes Lager bei Nürnberg. Sturm Gustav Adolfs mißlingt, deshalb zieht er an die Donau.
Wallenstein nach Sachsen, Gustav Adolf folgt.
16. Nov. 1632. Schlacht bei Lützen. Gustav Adolf fällt.
Pappenheim verwundet, stirbt. Bernhard von Weimar
besiegt die Kaiserlichen. Axel Oxenstierna führt die
Regierung für die Tochter Gustav Adolfs, Christine.
1633. Bernhard von Weimar erobert Regensburg. Wallenstein, nach Böhmen gegangen, verhandelt mit Schweden und Sachsen (zuerst auf Befehl des Kaisers, später auf eigene Hand).
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Wiedereroberung von Regensburg von Wallenstein für unmöglich erklärt. Bruch mit dem kaiserlichen Hofe. Revers der Offiziere zu Pilsen. Offiziere vom Kaiser des Gehorsams gegen Wallenstein entbunden. Abfall der Offiziere. Wallenstein nach Eger. (Gordon, Lesley, Buttler.)
25. Februar 1634. Zuerst Jlow, Terzky, Kinsky, dann Wallenstein vom Hauptmann Deveroux ermordet.
1634. Bernhard von Weimar und Horn von Ferdinand von Ungarn bei Nördlingen geschlagen.
1635. Prager Friede. Sachsen tritt zum Kaiser über, Restitutionsedikt für Sachsen aufgehoben. Beitritt anderer Staaten, besonders Brandenburgs.
Schweden nach Norddeutschland zurückgewichen.
1636. Banör siegt bei Wittstock über die Kaiserlichen.
1637—1657. Ferdinand III.
Bernhard von Weimar von Richelieu in Sold genommen.
1638. Bernhard siegt bei Rheinselden über Johann von Werth und ist im Begriff, sich ein eigenes Fürstentum zu gründen.
1639. Bernhard von Weimar stirbt. (Gift?).
1640. Versuch Banörs, den Regensburger Reichstag gefangen zu nehmen, durch plötzliches Tauwetter verhindert.
1642. Die Kaiserlichen bei Leipzig (Breitenfeld) von Torstenson, Banörs Nachfolger, geschlagen. Zug Torstensons nach Dänemark.
1645. Torstenson siegt bei Jankau über die Kaiserlichen. Wien bedroht.
Nach Brandenburgs Vorgang tritt Sachsen vom Prager Frieden zurück.
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1643. Auf dem westlichen Kriegsschauplätze Turenne und Conds bei Tuttlingen von Johann von Werth geschlagen.
1645. (Sonde siegt bei Allersheim.
Der an Torstensons Stelle getretene Wrangel vereinigt sich mit den Franzosen.
1648. Graf Königsmark erobert die Kleinseite von Prag.
1648. Westfälischer Friede zu Münster mit den Franzosen, zu Osnabrück mit den Schweden.
Frankreich erhält: Metz, Toul, Verdun, die Landgrafschaft im Elsaß und Sundgau, die Reichsvogtei über die elsässischen Zehnstädte, Breisach und das Besatzungsrecht von Philippsburg.
Schweden erhält: Vorpommern mit Stettin, Wismar, Bistümer Bremen ohne die Stadt und Verden. Schweden deutscher Reichsstand.
Schweiz und Niederlande völlig selbständig.
Brandenburg erhält: Hinterpommern und die Bistümer Kammin, Minden, Halberstadt und die Anwartschaft auf Magdeburg.
Mecklenburg: Bistümer Ratzeburg und Schwerin.
Bayern: Oberpfalz und die Kurwürde. Friedrichs V. Sohn Karl Ludwig erhält eine achte Kurwürde. (Unterpfalz.)
Religion: Reformierte den Lutheranern gleichgestellt. Restitutionsedikt aufgehoben. Normaljahr 1624.
Reichsrecht: Reichsstände souverän. Reichstag (seit 1663 ständig in Regensburg) machtlos. 3 Kollegien: Kurfürsten, Fürsten und Städte.
Kammergericht und Reichshofrat: Verschleppung der Prozesse.
Reichsarmee der Spott auswärtiger Nationen.
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Folgen des großen Krieges: Hohe Kultur des 16. Jahrhunderts vernichtet, das deutsche Volk verarmt.
B. Englische Revolution.
1603—1625. Jakob I. von England, Sohn der Maria Stuart, von Elisabeth zum Nachfolger bestimmt. Anhänger der Episkopalkirche.
1605. Pulververschwörung. Treueid den Katholiken auferlegt. Kampf mit dem Parlament. Mangelhafte Unterstützung seines Schwiegersohnes.
1625—1649. Karl I. Geldnot. Kamps mit dem Parlament.
1628. Bitte um Recht: Steuerbewilligungsrecht und Unverletzlichkeit des Privateigentums.
Tonnen- und Pfundgeld erhoben. Widerstand.
1629. Parlament aufgelöst. Berater: Graf Strafford und Erzbischof Saud von Canterbury.
Einführung einer bischöflichen Siturgie in Schottland. Widerstand von Adel und Geistlichkeit, (covenant.)
1640. Parlament von Karl berufen, aber gleich aufgelöst. (Kurzes Parlament.) Karl von den Schotten geschlagen. Das lange Parlament berufen, durchweg puritanisch. John Hampdon und Oliver Crymwell. Strafford hingerichtet. Bewaffnete Vereine der Puritaner (Rundköpfe. Royalisten — Kavaliere.)
1644. Karls I. Neffe Ruprecht von der Pfalz von Cromwell bei Marstonmoor geschlagen.
1645. Ruprecht von Cromwell bei Naseby geschlagen.
Karl flieht zu den Schotten und wird an das englische Parlament ausgeliefert.
1648. Parlament beherrscht von den Independenten unter Cromwell. Gegner durch Soldaten ausgetrieben.
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Rumpfparlament. „Karl Stuart" des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt.
30. Januar 1649. Karl I. hingerichtet.
Republik erklärt. Krieg mit den Schotten. Karl II. ausgerufen als König.
1650. Bei Dunbar die Schotten geschlagen.
1651. Bei Worcester Karl II. geschlagen. Krieg mit Holland. Schiffahrtsakte.
1653. Die Holländer, anfangs siegreich (de Ruyter und van Trornp), von Admiral Blake bei Newport geschlagen.
Friede mit Holland. Stuarts ausgewiesen. (Wilhelm III., Enkel Karls I.)
Das lange Parlament aufgelöst, ebenso das neugewählte Barebone-Parlament.
1653—58. Oliver Cromwell Lord Protektor.
Glücklicher Kampf mit Frankreich. (Jamaika erobert.) England erste Seemacht der Welt. Herstellung einer Erbmonarchie scheitert an dem Widerspruch des Heeres.
1658. Cromwell stirbt. Sein Sohn Richard Lord Protektor, unfähig.
1660.. Karl II. von General Monk zurückberufen.
1660—85. Karl II. Versprechen von Straflosigkeit und Gewissensfreiheit nicht gehalten. Verschwendung. Schwankende äußere Politik. Duldungsedikte für Katholiken. Vom Parlamente die Testakte ertrotzt. (Suprematseid und Abendmahl nach anglikanischer Lehre für alle Beamten.)
Habeaskorpusakte. (Keine Verhaftung ohne richterlichen Befehl.)
Parteien der Wigh und Tory.
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1685—89. Jakob II., Karls Bruder, katholisch. Sein Neffe, Herzog von Monmouth, gefangen und hingerichtet. Viele Flüchtlinge nach Holland zu Wilhelm III. von Dräniert, vermählt mit Jakobs II. protestantischer Tochter Maria.
Aufstand bricht aus, als Jakob II. ein Sohn geboren wird.
1688. Wilhelm III. von Dramen, von den Wighs gerufen, landet in England. Der nach Frankreich geflohene Jakob vom Parlament abgesetzt. Wilhelm König.
1689—1702. Wilhelm III. König von England.
1690. Eine irisch - französische Flotte von Wilhelm an der Boyne geschlagen.
1692. Bei la Hague die französische Flotte vernichtet.
III. Periode.
Zeit des Absolutismus.
A. Der große Kurfürst.
1640—88. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
Aufenthalt in den Niederlanden.
Nach dem Tode des Vaters Minister Schwarzenberg entlassen. Heer aufgelöst, neues Heer geschaffen. Waffenstillstand mit den Schweden. Festes Auftreten bei den westfälischen Friedensverhandlungen.
1655—60. Schwedisch - polnischer Erbfolgekrieg.
Von Christine von Schweden Karl X. Gustav von Pfalz-Zweibrücken zum Nachfolger ernannt. Ansprüche Johann Kasimirs von Polen. Schweden siegreich.
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Vertrag Friedrich Wilhelms zu Königsberg mit Schweden.
20.—30. Juli 1656. Schweden siegen bei Warschau durch die Unterstützung Friedrich Wilhelms; seitdem „der große Kurfürst." Sieg von den Schweden nicht ausgenutzt.
1656. Im Vertrage von Labiau dem Kurfürsten von den Schweden die Souveränetät in Preußen zugestanden. Anschluß des Kaisers und Dänemarks an Polen.
1657. Im Vertrage von Wehlau dem Kurfürsten von Polen die Souveränetät in Preußen zugestanden. Schweden überall geschlagen. Karl X. Gustav stirbt.
1660. Friede zu Oliva. Souveränetät in Preußen allseitig anerkannt.
Nach dem Aussterben der Herzöge von Liegnitz, Brieg und Wohlau diese Länder vom Kaiser eingezogen. Für Jägerndors der Schwiebuser Kreis abgetreten. (Geheimer Vertrag mit dem Kurprinzen).
Kampf des großen Kurfürsten mit den Ständen, besonders in Preußen. Oberst von Kalkstein (Herstellung der polnischen Souveränetät) hingerichtet, Königsberger Schöppenmeister Hieronymus Rohde gefangen.
Armee von 28000 M. „Der alte Derfflinger" und Otto von Sparr. Flotte. Großfriedrichsburg an der Guineaküste. Zur Hebung des Ackerbaues Kolonisten ins Land gerufen. 20000 Hugenotten. Müllrose-Kanal. Kunst und Wissenschaft gepflegt; Universitäten Frankfurt und Duisburg. 2 Gemahlinnen: Luise Henriette von Oranien (Sohn Friedrich III.) und Dorothea von Holstein. Testament.
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B. Ludwig XIV.
1610—1643. Ludwig XIII. Günstlingsregiment. Kardinal Richelieu wird der Begründer der absoluten Königsmacht in Frankreich. Widerstand des Adels gebrochen. Den Hugenotten die Sicherheitsplätze genommen.
1628. La Rochelle durch Hunger erobert. Protestanten in Deutschland unterstützt. Richelieus Nachfolger Kardinal Mazarin.
1643—1715. Ludwig XIV., zuerst unter Vormundschaft seiner Mutter Anna.
Kampf der Fronde. Mazarin vertrieben. Conde.
Turenne siegt über Conde. Mazarin zurück.
Glückliche Erfolge im dreißigjährigen und im spanischen Kriege. (Pyrenäischer Friede 1659.)
1661. Mazarin stirbt. Selbständige Regierung Ludwigs XIV.
Glänzende Hofhaltung, Hofadel. Sittenlosigkeit. Absolutismus. Schutzzollsystem. (Colbert.)
1685. Aufhebung des Edikts von Nantes. Dragonaden. Auswanderung vieler Hugenotten.
Auswärtige Politik gerichtet auf die Vernichtung der habsburgischen Macht und die Gewinnung der Rheingrenze.
1667—68. Erster Raubkrieg gegen Spanien. Trotz des Verzichtes seiner Gemahlin * erhebt Ludwig XIV. nach
* Philipp III. von Spanien.
Anna, verm. m. Philipps Maria Anna, verm.
Ludwig XIII — --------------------------- m. Ferdinand III.
Ludwig XIV., verm. rn. ftarsIL ^resia^ verm. nt. Leopold I.
Ludwig d. Dauphin. Maria Antonie, Joseph I. Karl VI.
Ludwig v. Burgunds Philipp " s- verm. m. Max
-A v.gntnitfV\ Emanuel v.Bayern.
Ludwig XV. Joseph Ferdinand.
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dem Tode seines Schwiegervaters Ansprüche auf Teile der spanischen Monarchie.
Einfall in die Niederlande und die Franche Comte.
Tripelallianz: Holland, England und Schweden.
1668. Friede zu Aachen. Ludwig behält einen Teil Flanderns mit Lille.
Holland, geleitet vom Ratspensionär Johann de Witt, durch Bezahlung von Subsidiengeldern an England und Schweden, von Ludwig XIV. isoliert.
1672—78. Zweiter Raubkrieg gegen Holland.
Einfall in Holland, Besetzung Lothringens.
1673. Separatfrieden des großen Kurfürsten zu Vossem.
Revolution in Holland, Gebrüder de Witt erschlagen, Wilhelm III. von Oranien Erbstatthalter. Anschluß Spaniens und des Kaisers an Holland.
1674. Unentschiedene Schlacht bei Senef.
Siegreiche Gefechte Turennes gegen die Kaiserlichen.
1675. Schweden fallen in Brandenburg ein. Der große Kurfürst in Eilmärschen herbei. Infanterie in Magdeburg zurückgelassen. Rathenow überrumpelt. (Derff-linger.)
28. Juni 1675. Sieg des großen Kurfürsten bei Fehrbellin. (Prinz Friedrich von Hessen-Homburg. Sage von Froben.)
Schweden aus Pommern vertrieben. Angriff auf Preußen zurückgeschlagen. Verfolgung über das frische und kurische Haff.
1675. Turenne bei Sasbach geschlagen, fällt.
1678. Friede von Nymwegen. Von Spanien die Franche dornte und einige Grenzfestungen abgetreten, von Deutschland Freiburg im Breisgau. Lothringen von den Franzosen besetzt.
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1679. Friede zu St. Germain. Der große Kurfürst von Ludwig XIV. zur Herausgabe von Pommern gezwungen. (Exoriare aliquis u. s. w.)
Reunionskammern eingerichtet. 600 deutsche, spanische und holländische Städte oder Dörser weggenommen.
1681. Straßburg durch Verrat des Bischofs Egon von Fürstenberg eingenommen.
Deutschland von den Türken bedroht.
Erhebung der Türken unter Mahomed IV.
1664. Sieg Montecuculis bei St. Gotthard an der Raab. Aufstand der Ungarn unter Emmerich Tökeli.
1683. Türken vor Wien, das von Rüdiger von Stahremberg verteidigt. Sieg Karls von Lothringen und Johann Sobieskis von Polen über die Türken unter Kara Mustafa.
Angriffskrieg der Kaiserlichen gegen die Türken.
1687. Karl von Lothringen siegt bei Mohacs.
1691. Ludwig von Baden und Prinz Eugen von Savoyen („der edle Ritter") siegen bei Salankemen.
1697. Prinz Eugen siegt bei Zenta an der Theiß.
1699. Friede zu Karlowitz. Ganz Ungarn mit Siebenbürgen an Östreich, Asow an Rußland, Morea an Venedig.
Aussterben der Linie Pfalz - Simmern. Pfalz-Neuburg erbberechtigt. Trotz des Verzichtes der Elisabeth Charlotte, Gemahlin von Ludwigs XIV. Bruder, auf jeden pfälzischen Besitz erhebt Ludwig XIV. Ansprüche. Einfall in die Pfalz.
3*
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1688—97. Dritter Raubkrieg gegen die Pfalz.
Bund Englands, Hollands, Spaniens, Deutschlands und Savoyens.
Verwüstung der Pfalz. Worms, Speier, Heidelberg. (Melac.)
1690. Bei Fleurus | Wilhelm III. vom Marschall von
1692. Ber Steenkerken \ ' , r, r
1693. Bei N°°rmind°u J Luxemburg geschlagen.
1692. Bei La Hague die französische Flotte von der englischholländischen vernichtet. Ludwig XIV. erschöpft.
1697. Friede von Ryswik. Eroberungen von Ludwig zurückgegeben außer Elsaß und Straßburg.
Karl II. von Spanien ernennt Joseph Ferdinand von Bayern zu seinem Nachfolger und nach dessen Tode Philipp von Anjou. Verträge Wilhelms III. mit Ludwig zwecks Teilung der spanischen Monarchie von letzterem nicht gehalten.
1700. Karl II. stirbt. Ludwig XIV. tritt für seinen Enkel die Erbschaft an. *
1701—1714. Spanischer Erbfolgekrieg. Frankreich, Spanien, die Kurfürsten von Bayern und Köln auf der einen Seite, der Kaiser, das deutsche Reich, Brandenburg, England, Holland, Savoyen, Portugal auf der andern Seite.
1702. Wilhelm III. stirbt. Es folgt seine Schwägerin Anna.
Prinz Eugen erobert fast ganz Italien.
Vendome von Ludwig nach Italien geschickt.
1702. Unentschiedene Schlacht bei Luzzara.
Marschall Villars vereinigt sich in Süddeutschland mit den Bayern. Deshalb Eugen aus Italien und Marlborough aus den Niederlanden herbeigerufen.
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1704. Marlborough, mit Ludwig von Baden vereinigt, siegt über die Franzosen am Schellenberge bei Donauwörth.
1704. Eugen und Marlborough siegen bei Höchstedt und Blindheim. Eugen nach Italien, Marlborough nach den Niederlanden zurück.
1706. Eugen siegt bei Turin. (Brandenburger unter Leopold von Dessau.)
1706. Marlborough siegt bei Ramillies.
1708. Vendome von Eugen und Marlborough bei Oudenaarde geschlagen.
Friedensverhandlungen zerschlagen sich.
1709. Unentschiedene Schlacht bei Malplaquet.
Kamps in Spanien mit wechselseitigem Erfolge geführt. Philipp von den Kastilianern, Karl VI. von den Aragoniern unterstützt.
1704. Engländer erobern Gibraltar. Madrid zweimal von Karl erobert, aber wieder verloren.
1711. Joseph I. stirbt. Karl VI. Kaiser von Deutschland. Seine Erhebung auf den spanischen Thron widerspricht dem Grundsätze vom europäischen Gleichgewicht. (Wilhelm III.) In England Friedenspartei ans Ruder, Marlborough abberufen. (Glas Wasser.)
1713. Friede zu Utrecht (ohne Teilnahme des Kaisers).
Bedingungen: 1) Spanien und Indien erhält Philipp V.
2) England erhält Gibraltar, Menorca, Neu-foundland und die Hudsonsbayländer und die Anerkennung des Hauses Hannover.*
* Jakob I. von England.
Elisabeth, verm. m. Friedrich V. v. d. Pfalz.
Sophia, verm. m. Ernst August von Hannover.
Georg Ludwig von Hannover, als König: Georg I.
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3) Holland erhält das Besatzungsrecht in einigen Plätzen an der niederländisch - französischen Grenze. (Barriere.)
4) Preußen und Savoyen Königreich, (letzteres bekommt Sicilien).
1714. Friede zu Rastatt mit dem Kaiser und zu Baden mit dem Reiche.
Bedingungen: 1) Karl VI. erhält die spanischen Niederlande, Neapel, Mailand, Sardinien.
2) Kurfürsten von Köln und Bayern wieder eingesetzt.
C. Der Norden und der nordische Krieg.
1480. Rußland von der zweihunderhährigen Herrschaft der Mongolen befreit durch Iwan Wasiljewitsch.
Von seinem Enkel Iwan dem Schrecklichen europäische Kultur eingeführt.
1598. Die männliche Linie des Hauses Rurik stirbt aus.
Falscher Demetrius.
1603. Michael Romanow Zar von Rußland. Es folgen sein Sohn Alsxei und sein Enkel Feodor.
Nach Feodors Tode der schwachsinnige Iwan von seiner Schwester Sophia auf den Thron gehoben. Ihr Halbbruder Peter von seiner Mutter Natalie Naryschkin in Preobraschensk bei Moskau erzogen. (Lefort und Timmermann).
Versuch der Sophia, Peter ermorden zu lassen, mißlingt, Sophia ins Kloster gesteckt.
1689—1725. Peter der Große Alleinherrscher.
Heer und Flotte geschaffen. Durch Herbeiziehung von Ausländern Industrie und Ackerbau gefördert. Reisen (Schiffszimmermann in Holland). Minister Mentschikow. Gemahlin Katharina.
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Schweden. Während Karls XI. (Sohnes Karls X. Gustav) Unmündigkeit Krongüter von dem Adel in Besitz genommen, von Karl XI. wiedergewonnen. Widerstand in den Ostseeprovinzen. (Reinhold von Patkul.)
1697—1718. Karl XII. (15 Jahre alt).
Durch Patkul Bündnis Peters von Rußland, Friedrichs IV. von Dänemark und Augusts II. von Sachsen-Polen (Übertritt zum Katholicismus) gegen Schweden zu stände gebracht.
1700—1721. Der nordische Krieg. (Raubkrieg.)
1700. Einfall der Dänen in das Gebiet des Herzogs von Holstein Gottorp, Schwagers Karls XII. Karl XII. vor Kopenhagen. Friede von Travendahl. Herzog von Holstein wieder eingesetzt, Dänemark tritt vom Kriege zurück.
1700. Karl siegt bei Narva über die Russen. Polen erobert. August II. abgesetzt, Stanislaus Leszcynski König.
1706. Die Sachsen bei Frausladt von Karl geschlagen. Karl nach Sachsen.
1706. .Friede zu Altranstedt. August II. erkennt Stanislaus als König von Polen an. Inzwischen Peter vortrefflich gerüstet. Jngmnanland erobert. Petersburg angelegt. (1703.)
Karl XII., irrt Begriff auf Moskau loszugehn, von Mazeppa durch das Versprechen eines allgemeinen Abfalls der Kosaken von den Russen nach der Ukraine gelockt. General Lewenhaupt, zur Hülfe herbeieilend, von den Russen geschlagen.
1709. Karl XII. bei der Belagerung von Pultawa von Peter zur Schlacht gezwungen und geschlagen. Karl flieht in die Türkei. Peter von den Türken am Pruth
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eingeschlossen, durch seine Gemahlin Katharina I. befreit. (Bestechung des Großveziers.) Asow an die Türken zurückgegeben.
Karl XII. in Warnitza bei Bender, dann gefangen nach Demotika bei Adrianopel gebracht.
August II. und Friedrich IV. verbinden sich von neuem mit Peter.
1710. Haager Konzert zwischen Östreich und den Seemächten zum Schutze der deutschen Besitzungen Schwedens, von Karl XII. nicht bestätigt.
1712. General Steenbock siegt glänzend bei Gadebusch über die Dänen, muß sich aber bei Tönningen den vereinigten Russen, Sachsen und Dänen ergeben.
Preußen und Hannover schließen sich an die Feinde Schwedens an. Stettin von den Russen erobert und an Preußen ausgeliefert.
1714. Karl XII. kehrt nach Stralsund zurück. Herausgabe Stettins von Preußen verweigert. Rügen und Stralsund, von Karl selbst verteidigt, von Leopold von Dessau erobert.
Karls Angriff auf Norwegen.
1718. Karl XII. fällt vor Friedrichshall (durch Meuchelmord).
Karls Schwester Ulrike Eleonore, vermählt mit Friedrich von Hessen-Kassel, schließt mit den Feinden Frieden.
1719 u. 20. Friede zu Stockholm 1) mit Hannover: erhält Bremen und Verden.
2) mit Preußen: erhält Vorpommern bis zur Peene.
1721. Friede zu Nystadt mit Rußland: erhält Livland, Esthland, Jngermanland.
Rußland an Stelle Schwedens europäische Großmacht.
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Kunst und Wissenschaft vom 15. bis 18. Jahrhundert.
Im 15. Jahrhundert Wiedererwachen der klassischen Studien. Einfluß in Wissenschaft und Kunst: Humanismus und Renaissance.
Italien. 1) Litteratur: Ariost (Rasender Roland) e.1520.und Torquato Tasso (Befreites Jerusalem) am Hofe der Este zu Ferrara, und in Florenz der Staatsmann und Geschichtsschreiber Macchiavelli (II principe, Lorenzo II. von Medici gewidmet), der Astronom Galilei aus Pisa (gest. 1642), der Philosoph Giordano Bruno (verbrannt).
2) Kunst: Michel Angelo, Maler, Bildhauer und Baumeister (Peterskirche, Moses); Rafael Sanzio, der größte Meister der italienischen Malerei (Sixtinische Madonna); Leonardo da Vinci (Abendmahl); Correggio (die Nacht) stellen ihre Kunst in den Dienst der Kirche. Vielfach mythologischen Stoffen zugewendet ist Tizian. (Venus.) Ausbildung des Renaissancebaustils.
Deutschland. Humanismus und satirische Volkslitteratur bereits erwähnt. Meistergesang: Hans Sachs aus Nürnberg. Kirchenlied: Paul Gerhard. Astronomie: Nikolaus Kopernikus aus Thorn stürzt das ptolemäische Weltsystem. (Sonne steht im Mittelpunkt des Weltalls.) Johann Kepler berechnet den Lauf der Planeten. Kunst blüht besonders in Nürnberg: Adam Kraft, Bildhauer; Veit Stoß, Holzschnitzer; Peter Bischer, Erzgießer; Albrecht Dürer, Maler. Außerdem die Maler Lukas Cranach in Wittenberg; Hans Holbein, Vater und Sohn, in Augsburg und Basel, meistens im Dienst der Reformation thätig. Hohe Blüte
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des Kunsthandwerks, wobei zuerst das Renaissanceornament aus Italien eindringt. Renaissancebaustil selbständig verarbeitet, im Norden Backsteine und Fachwerk beibehalten. (Heidelberger Schloß, schönster Renaissancebau Deutschlands; Fürstenhof in Wismar.) Durch den 30jährigen Krieg in Deutschland die ganze Blüte von Kunst und Litteratur vernichtet. Im 18. Jahrhundert neue Blüte der Dichtkunst. Klopstock, Lessing. — Winckelmann erschließt unserem Volke das Verständnis sür die Antike. Seine Lehren werden zur That durch Goethe (Tasso, Iphigenie) und den Dänen Thorwaldsen (Bildhauer).
Niederlande. Hohe Blüte der Malerei. Dem
15. Jahrhundert angehört Jan van Eyck. Auch im
16. Jahrhundert trotz des Studiums der Italiener Selbständigkeit bewahrt.
2 Schulen: Flandrische Schule: Peter Paul
Rubens und sein Schüler Antonius van Dyck ragen schon in das 17. Jahrhundert hinein. Noch jünger sind Adrian Brouwer und David Teniers, die Meister der niederländischen Genremalerei. Holländische Malerschule beeinflußt durch die Freiheitskriege. (Porträt.) Rembrandt. Wissenschaft: Hugo Grotius, Jurist; Spinoza, Vater des Pantheismus.
Spanien. Litteratur: Cervantes (Don Quixote) ; Calderon, Dramatiker (Leben ein Traum); Lope de Vega, Epiker und Lyriker. Malerei: Murillo.
England. Litteratur: Shakespeare; John Milton, Puritaner (Das verlorne Paradies), Zeitgenosse Karls I.; Baco von Verulam, Begründer der Erfahrungsphilosophie, und seine Nachfolger Thomas
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Hobbes, John Locke und David Hume (Empirismus), (17. und 18. Jahrhundert); Historiker Gibbon.
Frankreich. Kunst: Eindringen des Renaissancebaustils im 16. Jahrhundert. (Schloßbauten.) Blüte der Malerei im 17. Jahrhundert: Claude Lorrain, Landschaftsmaler. Verfall der Kunst durch Überladung. Barockstil unter Ludwig XIV., Roccoco unter Ludwig XV. Rückkehr zur graben Grundlinie. Zopfstil unter Ludwig XVI. Diese Stilarten in den meisten Ländern Europas, besonders in Deutschland nachgeahmt. (Ausnahme: Andreas Schlüter.) Litteratur: Corneille und Racine, Tragiker; der Vater der neueren Komödie Moliöre; La Fontaine, Fabeldichter; Fenelon (Die Abenteuer Telemachs). In der Philosophie tritt an Stelle des im 17. Jahrhundert herrschenden und von Descartes (Cartesius) begründeten Rationalismus (Gegensatz gegen den Empirismus der Engländer) die „Aufklärung". Kritik und Opposition gegen alle Überlieferungen in Staat, Kirche und Gesellschaft. Verbreitung einer atheistischen Weltanschauung. Voltaire, Dichter, Geschichtsschreiber und Philosoph. Montesquieu (Geist der Gesetze). Encyklopädisten: Diderot, d'Alembert und La Mettrie. Materialismus als Läugnung alles Geistigen am schroffsten zum Ausdruck gebracht in dem „System der Natur". (Baron Holbach.) Gegner derselben Rousseau. (Rückkehr zur Natur.) Im Gegensatz zu dem Naturalismus und Realismus der Engländer und Franzosen steht auch Leibnitz. Französische Aufklärung gerichtet durch Kant. (Kritik der reinen Vernunft. — Kategorischer Imperativ.) Kants Einfluß auf Schiller.
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IV. Jeriode.
Friedrich der Große.
A. Vorbereitung.
1688—1713. Friedrich III. (I.) Günstlingsregiment: Kolb von Wartenberg. Verschwendung durch Hoffeste und große Bauten. Kunst gefördert. Andreas Schlüter: Denkmal des großen Kurfürsten, Schloß (noch Renaissance), Zeughaus. Wissenschaft begünstigt durch Friedrichs Gemahlin Sophie Charlotte von Hannover. (Lietzow-Charlottenburg.) Verkehr mit Leibnitz. Tho-masius, Jurist, und Hermann Francke, Stifter des Halleschen Waisenhauses, in der neu gegründeten Universität Halle. Akademie der Künste und Societät der Wissenschaften.
Grafschaften Mörs, Singen und Fürstentum Neuenburg durch Erbschaft von den Dräniern, Tecklenburg durch Kauf gewonnen.
1700. Kronvertrag mit Leopold I. Anerkennung der Königswürde gegen Stellung von 8000 M. im spanischen Erfolgekriege.
18. Jan. 1701. Königskrönung in Königsberg. Friedrich I. König in Preußen. (Schwarzer Adlerorden gestiftet — suum cuique.)
1713—1740. Friedrich Wilhelm I., gewaltthätiger Despot, aber militärisches und wirtschaftliches Genie.
Armee von 80000 M. bei 2y2 Mill. Einw. Kantonssystem. (Anfang der allgemeinen Wehrpflicht.) Durch Heranziehung des preußischen Adels das Offiziercorps nationalpreußisch. Riesengarde. Der alte Dessauer. (Einführung des eisernen Ladestocks.)
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Industrie durch Verbot der Einfuhr fremder Erzeugnisse gehoben. Ackerbau und Viehzucht gefördert. 15 000 Salzburger Protestanten aufgenommen. Volksschule. Einheitliche Verwaltung. (Generaldirektorium. — Kriegs- und Domänenkammern in den Provinzen.)
Anschluß an Östreich. (General von Grmnbkow und Graf Seckendorf.) Vertrag von Königswusterhausen (Berg gegen Anerkennung der pragmatischen Sanktion) vom Kaiser nicht gehalten.
Zerwürfnis Friedrich Wilhelms mit seiner Gemahlin Sophie Dorothea von Hannover und seinem Sohne Friedrich (geb. 24. Januar 1712). Kronprinz Friedrich nach des Vaters Willen einfach erzogen. Vorliebe für französische Litteratur (Duhan de Jandun) und Flötenspiel (Quanz). Mißhandlung von seiten des Vaters. Fluchtversuch in Verbindung mit den Leutnants Katte und Keith vereitelt. Kronprinz und Katte (Keith entflieht) vor ein Kriegsgericht gestellt wegen Desertion. Katte von demselben zu lebenslänglicher Festungshaft, vom Könige zum Tode verurteilt, vor Friedrichs Fenster hingerichtet. Friedrich, dem gegenüber das Kriegsgericht sich ineompetent erklärt, durch Fürsprache des Kaisers begnadigt, arbeitet auf der Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin. Versöhnung nach der Vermählung des Kronprinzen mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern. Aufenthalt in Rheinsberg. Studium der Kriegswissenschaften und französischen Litteratur. (Voltaire.) Anti-maechiavell.
1716—18. Türkenkrieg endet mit dem günstigen Frieden von Passarowitz. Angriff Philipps V. von Spanien
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auf Sardinien und Sieilien, und polnischer Erbfolgekrieg. Frankreich für Stanislaus Leszeynski, Karl VI. für August III. von Sachsen.
1735. Friede von Wien. Das von Savoyen für Sardinien (Königreich Sardinien) eingetauschte Sicilien, sowie Neapel an einen spanischen Prinzen gegeben, dafür Parma und Piaeenza an Östreich. August III. König von Polen, Stanislaus erhält Lothringen (nach seinem Tode an Frankreich), Franz von Lothringen wird Großherzog von Toskana, vermählt sich mit Maria Theresia, die durch die pragmatische Sanktion Erbin in allen östreichisch-habsburgischen Ländern.
1736. Prinz Eugen stirbt.
1737—39. Türkenkrieg mit ungünstigem Ausgang.
B. Friedrich der Große.
1740. Friedrich Wilhelm I. und Karl VI. sterben.
1740—1786. Friedrich II., der Große.
1740—1780. Maria Theresia.
Friedrich verlangt für die Anerkennung der pragmatischen Sanktion Teile Schlesiens. (Erneuerung der alten Ansprüche auf Liegnitz, Brieg, Wohlau und Jägerndorf.) Auf die Weigerung Maria Theresias rückt Friedrich in Schlesien ein und besetzt das ganze Land.
1740—42. Erster schlesischer Krieg.
1741. General Neipperg nach anfänglicher Niederlage der preußischen Reiterei von Graf Schwerin geschlagen.
1741. Vertrag zu Nymphenburg (bei München) zwischen Karl Albert von Bayern, Frankreich und Spanien gegen Östreich.
Preußen und Sachsen treten bei.
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1741—48. Östreichischer Erbfolgekrieg.
Einfall eines bayerisch-französischen Heeres in Östreich und Böhmen.
1742. Karl Albert in Frankfurt zum Kaiser gewählt. (Karl VII.)
1742. Friedrich II., in Böhmen eingerückt, besiegt die Öst-reicher unter Karl von Lothringen bei Czaslau oder Chotusitz. * *
1742. Friede zu Breslau. Friedrich erhält Schlesien und die Grafschaft Glatz.
Bayern von den Östreichern besetzt, Franzosen ziehen aus Böhmen ab.
1743. Sieg der mit den Östreichern verbündeten Engländer über die Franzosen bei Dettingen. Furcht Friedrichs II. vor Isolierung. Einfall Friedrichs mit 80 000 M. „kaiserlicher Hülfsvölker" in Böhmen.
1744—45. Zweiter schlesischer Krieg.
1745. Friedrich, von den Östreichern und den mit ihnen verbündeten Sachsen nach Schlesien zurückgedrängt, siegt bei Hohenfriedberg. (Striegau.)
Friedrich, von neuem in Böhmen eingedrungen, siegt bei Soor, geht aber aus Mangel an Lebensmitteln nach Schlesien zurück. Plan der Sachsen und Östreicher, nach Berlin vorzudringen, durch den Sieg Friedrichs über die sächsische Reiterei bei Gr. Hennersdorf und des alten Dessauers bei Kesselsdorf vereitelt.
1745. Friede zu Dresden. Friedrich behält Schlesien und Glatz, verspricht Franz von Toskana bei der Kaiserwahl zu unterstützen.
1745. Karl VII., von den Franzosen nach München zurückgeführt, stirbt. Sein Sohn Maximilian Joseph ver-
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spricht im Vertrage von Füßen Franz von Toskana bei der Kaiserwahl zu unterstützen.
Krieg zwischen Frankreich und Spanien einerseits und England und Östreich andererseits fortgeführt mit wechselndem Erfolge. Unterstützung der Stuarts durch die Franzosen. (Karl Eduard Stuart bei Culloden geschlagen.)
1748. Friede zu Aachen. Parma und Piacenza kommen an einen spanischen Prinzen. Bündnis Maria Theresias mit Elisabeth von Rußland (gereizt durch den Spott Friedrichs), Frankreich (Marquise von Pompadour) und Sachsen (Minister Brühl) gegen Friedrich II., um ihn zum Markgrafen von Brandenburg herabzudrücken.
[Rußland: Auf Peter d. Großen folgt Katharina I. (Minister Mentschikow), dann Peters Enkel Peter II. (Mentschikow nach Sibirien. — Altrussische Partei.) 1730. Peter stirbt als der letzte Romanow männlichen Stammes. 1730—40. Anna, Tochter des blödsinnigen Iwan. (Biron, Herzog von Kurland). 1741—62. Elisabeth, jüngste Tochter Peters des Großen, wird mit Hülfe der Truppen Kaiserin.]
Bündnis Friedrichs II. mit England. (Pitt.) Friedrich, von dem für 1757 ihm drohenden Angriffe durch den sächsischen Geheimkanzlisten Menzel benachrichtigt, kommt seinen Feinden zuvor und fällt in Sachsen ein.
1756—63. Siebenjähriger Krieg. Sachsen von Friedrich besetzt. Sächsische Armee im Lager bei Pirna. Anerbieten eines Bündnisses von August III. zurückgewiesen.
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1756. Das östreichische Entsatzheer unter Brown von Friedrich bei Lobositz geschlagen. Sachsen bei Pirna ergeben sich, August III. nach Polen. Sachsen Operationsbasis für Friedrich.
1757. Friedrich vom Regensburger Reichstag in die Acht gethan. (Plotho.) Reichsarmee aufgeboten. Schweden tritt dem Bunde gegen Friedrich bei (ohne große Bedeutung für den Krieg).
Friedrich fällt in Böhmen ein und drängt die Östreicher bis Prag zurück. Glänzender Sieg Friedrichs bei Prag. Schwerin fallt. Brown tödlich verwundet. Prag belagert. Daun mit einem östreichischen Entsatzheer besiegt Friedrich II. bei Kollin.
Die unter Apraxin in Preußen eingefallenen Russen besiegen den Feldmarschall Lehwaldt bei Groß-jägerndorf.
Herzog von Cumberland, von dem französischen Marschall d'Eströes bei Hastenbeck geschlagen, schließt die Konvention von Kloster Zeven, wonach die Truppen in die Heimat entlassen werden sollen.
Eine zweite französische Armee unter Soubise, mit der Reichsarmee unter dem Prinzen von Hildburghausen vereinigt, dringt in Thüringen ein. Schneller Anmarsch Friedrichs. (Gotha. Seydlitz.) Die in Berlin eingedrungenen Östreicher unter Haddik ziehen auf die Nachricht von Friedrichs Herannahen schnell ab.
5. Nov. Friedrich besiegt bei Roßbach mit 22 000 M. die 60 000 M. starken Franzosen und Reichsarmee. Seydlitz. Reißausarmee.
Konvention von Kloster Zeven auf Betrieb Pitts von Georg II. von England nicht bestätigt.
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Inzwischen in Schlesien Schweidnitz von den Öst-reichern erobert. — Friedrichs Liebling Winterfeldt fällt. Prinz von Braunschweig-Bevern bei Breslau geschlagen und gefangen. Breslau ergiebt sich. Friedrich nach Schlesien.
5. Dec. Friedrich besiegt durch Anwendung der schiefen Schlachtordnung mit 33000 M. das über 80000 M. starke östreichische Heer unter Karl von Lothringen bei Leuthen. (Potsdamer Wachtparade. — Friedrich in Lissa beinahe gefangen. — „Nun danket alle Gott".)
1758. Neuer Subsidienvertrag mit England. Ferdinand von Braunschweig, der bedeutendste Feldherr des Krieges außer Friedrich, tritt an die Spitze des englischdeutschen Heeres.
Die Franzosen von Ferdinand von Braunschweig bei Krefeld geschlagen und über den Rhein zurückgetrieben.
Die unter Fermor plündernd und brennend in die Mark eingedrungenen Russen von Friedrich bei Zorndorf (in der Nähe von Küstrin) geschlagen. (Seydlitz.)
Friedrich eilt nach Sachsen seinem von Daun bedrängten Bruder Heinrich zu Hülfe. Ungünstige Stellung Friedrichs gegenüber den auf den Höhen aufgestellten Ostreichern. Friedrich bei Hochkirch in der Nacht überfallen und geschlagen, rettet sein Heer durch einen meisterhaften Rückzug. Friedrichs Schwester Wilhelmine, Markgräfin von Baireuth, stirbt in derselben Nacht.
1759. Ferdinand von Braunschweig beim Versuch, die Franzosen zu überfallen, bei Bergen (b. Frankfurt a. M.) zurückgeworfen, besiegt die ihm folgenden Feinde bei Minden.
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Die Russen unter Soltykow vereinigen sich nach ihrem Siege über General v. Wedell bei Kay mit den Östreichern unter London. Friedrich nach einem anfänglichen Siege über die Russen bei Kunersdorf von den Östreichern völlig geschlagen. (Spitzberg.)
Russen unter Soltykow ziehen nach Polen zurück-Friedrich nach Sachsen. Der zur Wiedereroberung des verloren gegangenen Dresden in den Rücken der Feinde gesandte General Fink bei Maxen gefangen.
1760. General Fouqne bei Landeshut in Schlesien von London eingeschlossen und gefangen. Russen in Schlesien eingedrungen. Friedrich in Eilmärschen nach Schlesien. Daun ebenfalls dorthin. Friedrich, von London angegriffen, siegt glänzend bei Liegnitz. (Panten.)
Russen, Östreicher, Sachsen, Reichsarmee nach Berlin, ziehen aber auf die Nachricht von Friedrichs Ankunft schnell wieder ab.
Friedrich, nach Sachsen zurückgeeilt, besiegt Dann bei Torgau. (Zieten.)
Ferdinand von Braunschweig behauptet sich mit Glück gegen die Franzosen.
1761. Lage für Friedrich sehr ungünstig. Seine Mittel erschöpft. Der auf Georg II. gefolgte Georg III. von England hatte die Subsidienzahlung eingestellt. (Pitt entlassen.) Russen und Östreicher in Schlesien vereinigt, 130 000 M. stark. Friedrich mit 50000 M. in einem festen Lager bei Bunzelwitz. Schweidnitz von London, Kolberg von den Russen erobert.
1762. Elisabeth von Rußland stirbt. Peter III., Sohn des Herzogs von Holstein- Gottorp und Annas, Tochter Peters des Großen, verbündet sich mit Friedrich und bewegt die Schweden zum Frieden. Peter III. ermordet.
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1762 — 96. Katharina II., Peters Gemahlin, ruft ihre Truppen ab.
Friedrich erstürmt, im Angesichte des in Übereinstimmung mit seinem Befehlshaber Czernitschew zurückgehaltenen russischen Heeres, die Höhen von Burkersdorf. Schweidnitz ergiebt sich.
Prinz Heinrich siegt bei Freiberg über die Ostreicher. (Seydlitz.) Streifzug des Generals von Kleist nach Franken.
1763. Pariser Friede -zwischen Frankreich, Spanien und England. (Kanada kommt an England. Sieg des Generals Wolfe bei Quebeck.) Französische Truppen aus Deutschland abberufen.
Friede zu Hubertusburg mit Sachsen und Östreich. Friedrich behält Schlesien, verspricht Maria Theresias Sohn Joseph bei der Kaiferwahl zu unterstützen. Preußen europäische Großmacht.
Innere Regierung Friedrichs des Großen. Erste Aufgabe die Heilung der Wunden des Krieges.
1) Anbau des Landes gefördert durch Unterstützung der verarmten Landleute, Ansiedlung von Kolonisten, Trockenlegung des Oder-, Warthe- und Netzebruchs.
2) Heimische Industrie unterstützt durch Schutzzölle. Staatsfabriken.
3) Handel. Plauescher, Finow- und Brombergei Kanal. Preußische Bank- und Seehandelsgesellfchaft. Schädlich wirkt das harte Steuersystem. (Regie.)
4) Rechtswesen. Schnelleres Rechtsversahren, unabhängiger Richterstand, Abschaffung der Folter. Jus de non appellando für alle Länder gewonnen.
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Preußisches Landrecht. (Samuel von Cocceji und Graf Carmer.)
Wissenschaft und Kunst gepflegt. (Opernhaus, Akademiepalais, Domkirche in Berlin, Sanssouci und Neues Palais bei Potsdam.)
C. Joseph II. und Friedrich der Große.
1765—90. Joseph II., Kaiser von Deutschland.
Streben nach Nachahmung Friedrichs des Großen. Umgestaltung der kirchlichen Zustände in Östreich nach dem Tode seiner Mutter versucht. Bischöfe der päpstlichen Gewalt entzogen, viele Klöster und Orden aufgehoben. Toleranzpatent für alle Protestanten. (Rechtsgleichheit mit den Katholiken.) Widerstand der Geistlichkeit, besonders in den Niederlanden, erzwingt die Zurücknahme der Verordnungen. Widerstand des ungarischen Adels gegen die Einführung der deutschen Amtssprache.
1772. Erste Teilung Polens. Mißwirtschaft des Adels (liberum veto). Unduldsamkeit der römisch-katholischen Geistlichkeit gegen Griechisch-Katholische und Protestanten. Machtlosigkeit des durch russisch-preußischen Einfluß gewählten Stanislaus Poniatowski. Preußen erhält Westpreußen außer Thorn und Danzig und den Netzebezirk, Rußland große Strecken im Osten, Östreich im Süden.
Streben Josephs II. nach Vergrößerung des östreichischen Gebiets bringt ihn in Gegensatz zu Friedrich II.
Vertrag Josephs mit dem nach dem Tode Maximilian Josephs in Bayern regierenden kinderlosen Karl Theodor (v. d. Pfalz). Niederbayern und Ober-
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Pfalz an Östreich abgetreten (berechtigter Erbe Karl von Pfalz - Zweibrücken). Vertrag Friedrichs des Großen mit Sachsen, Rußland und Frankreich zur Verhinderung einer Vergrößerung Östreichs.
1778—79. Bayrischer Erbsolgekrieg endet mit dem Frieden von Teschen. Östreich erhält das Jnnviertel.
Tauschvertrag Josephs mit Karl Theodor von Bayern. Bayern gegen die östreichischen Niederlande eingetauscht. Protest Karls von Pfalz-Zweibrücken.
1785. Fürstenbund zwischen Friedrich dem Großen, Sachsen und Hannover zur Verhinderung einer Vergrößerung Östreichs. Anschluß mehrerer norddeutscher Staaten. (Erster Versuch eines norddeutschen Bundes.)
Handelsvertrag Friedrichs mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika.
17. August 1786. Friedrich der Große (der Einzige) stirbt, in der Garnisonkirche zu Potsdam begraben.
V. Periode.
Französische Revolution und ihre Folgen. A. Europa vor und während der Revolution.
1) Preußen.
1786—1797. Friedrich Wilhelm II., Sohn von Friedrichs II. ältestem Bruder August Wilhelm.
Milderung des harten Steuersystems. Schwankende Politik. Nach dem Ausscheiden Hertzbergs aus der Regierung Günstlingsregiment. (Bischofswerder, Wöll-ner, Gräfin Lichtenau.)
1787. Krieg gegen Holland wegen der Vertreibung Wilhelms V. (Vermählt mit Friedrich Wilhelms II. Schwester.)
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Amsterdam von Ferdinand von Braunschweig erobert, Wilhelm zurückgeführt.
Bündnis Preußens, Englands und Hollands zur Aufrechterhaltung der bestehenden Verhältnisse; Bund Östreichs und Rußlands. (Auf die Vernichtung der Türkei abgesehn.)
1790. Nach Josephs II. Tode schließt Friedrich Wilhelm II. mit Leopold II. den Vertrag zu Reichenbach. Auf; gebung der Politik Friedrichs des Großen.
2) Rußland.
1762 — 96. Katharina II. Günstlingsregiment. (Zuletzt Gregor Potemkin.) Erste polnische Teilung. Zwei Türkenkriege bringen Rußland Asow und die Krim ein. Vernichtung der Türkei gelingt nicht. In Polen Bildung einer „patriotischen Partei" zur Erhebung des Kurhauses in Sachsen aus den polnischen Thron. (Erblichkeit.) Neue Verfassung von Stanislaus Poniatowski (Krone bis zu feinem Tode zugestanden) beschworen. Einrücken eines russischen Heeres.
Polen unter Joseph Poniatowski und Thaddäus Kosciuzko bei Dubienka geschlagen. Anschluß Preußens an Rußland.
1793. Zweite Teilung Polens zwischen Preußen (erhält Danzig und Thorn und umfangreiches rein polnisches Gebiet) und Rußland.
Verschwörung in Polen. Kosciuzko Diktator.
Sieg der Russen bei Maciejowiee. (Finis Poloniae.)
Suwarow erstürmt Praga, Vorstadt von Warschau.
1795. Dritte Teilung Polens zwischen Rußland, Preußen und Östreich.
1796—1801. Paul I., Katharinas Sohn, stirbt durch Mord.
1801—1825. Alexander I.
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3) Pyrenäische Halbinsel.
1640. Portugal durch eine Revolution von Spanien losgerissen. Johann von Braganza König. Königsmacht e.1750. hergestellt durch Pombal, Minister Josephs I.
1773. Aufhebung des Jesuitenordens durch Papst Clemens XIV.
In Spanien Königsmacht unter Philipps V. Nachfolgern hergestellt.
4) Skandinavien.
c. 1770. In Dänemark Struensee (zuerst Leibarzt König Christians VII.) Begründer freiheitlicher Reformen. (Sturz und Hinrichtung.)
1808—1839. Friedrich VI., schon vorher Regent an Stelle seines Vaters Christian VII.
In Schweden durch Gustav III. die Macht des Adels gebrochen. Unzufriedenheit über einen unglücklichen Krieg mit Rußland und die großen Staatsschulden.
1792. Gustav III. erschossen durch Ankarström. Sein Nachfolger Gustav IV. abgesetzt.
1810. Karl XIII, Gustavs IV. Oheim und Nachfolger, adoptiert Bernadotte.
B. Nordamerikanischer Freiheitskrieg.
Die englischen Kolonien verlangen das Recht der Selbstbesteuerung, vom englischen Parlament bestritten. 1773. Theeladung in Boston ins Meer geworfen. Krieg.
George Washington.
1776. Unabhängigkeitserklärung der 13 nordamerikanischen Kolonien. Nach der Gefangennahme des englischen Generals Bourgoyne bei Saratoga Übergewicht auf seiten der Nordamerikaner. Teilnahme europäischer Freiwilliger am Kampfe, besonders Franzosen (Lafayette).
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Frankreich (Benjamin Franklin in Paris), Holland und Spanien treten auf die Seite der Amerikaner. Der Krieg durch die Gefangennahme des englischen Heeres bei Jorktown (Washington) entschieden.
1783. Im Frieden von Versailles die Unabhängigkeit der „Vereinigten Staaten von Nordamerika" anerkannt.
C. Französische Revolution.
Ursachen: 1) Ungleiche Verteilung der Steuerlast. Privilegien des Adels und der Geistlichkeit.
2) Große Schuldenlast des Staates infolge der glänzenden Hofhaltung.
3) Rühmlose Kriegführung.
4) Untergrabung des Ansehns von Staat und Kirche durch Schriftsteller, wie Voltaire, Rousseau u. s. ro. (Oben schon erwähnt.)
1774—93. Ludwig XVI., Enkel Ludwigs XV., vermählt mit Marie Antoinette, Tochter Maria Theresias.
Versuch der Minister Turgot, Malesherbes und zuletzt Neckers, die Neuordnung des Staates mit Sparsamkeit in der Hofhaltung und Befreiung des dritten Standes von den Lasten zu beginnen, scheitert am Widerstande des Hofadels und der Geistlichkeit.
Necker, zum zweiten Male berufen, bewirkt die Zusammenberufung der Reichsstände.
1789. Generalstände (etats genereaux) treten zusammen, je 300 von dem Adel und der Geistlichkeit, 600 vom Bürgerstande (tiers etat). Verlangen des letzteren auf Abstimmung nach Köpfen zurückgewiesen. Infolge dessen erklärt sich der dritte Stand für die Nationalversammlung. (Sieyes, Lafayette, Mirabeau.) Schwur
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im Ballhause. Zusammenziehung von Truppen durch den König.
14. Juli 1789. Erstürmung der Bastille. In den Provinzen Kampf des Volkes gegen Adel und Geistlichkeit. (Emigranten. Graf von Artois). Aufhebung der Privilegien des Adels. Erklärung der Menschenrechte. Einkammersystem und suspensives Veto des Königtums. Pöbelherrschast in Paris. (Herzog von Orleans.) Falsche Nachricht von einer drohenden Hungersnot verbreitet. Pöbelhaufen nach Versailles. König nach Paris gebracht. Nationalversammlung, nach Paris übergesiedelt, gerät unter den Einfluß des Pöbels. Jakobinerklub. Provinzen aufgehoben, 83 Departements. Kirchengüter eingezogen. (Talleyrand, Bischof von Autun.) Papiergeld.
14. Juli 1790. Schwur des Königs auf die Verfassung. Verbrüderungsfest. Mirabeau rät dem König zur gewaltsamen Niederwerfung der Revolution in Paris und Einberufung einer neuen Nationalversammlung nach Rouen. Schwanken des Königs. Tod Mirabeaus. Fluchtversuch des Königs vereitelt. (Postmeister Drouet.) Königliche Gewalt suspendiert. Republikanischer Aufstand, durch Danton und Robespierre erregt , von Lafayette niedergeschlagen. Verfassung (Gesetzgebende Nationalversammlung, ausübende Gewalt und suspensives Veto für das Königstum) von dem König beschworen.
1791—92. Gesetzgebende Nationalversammlung. Ueber-gewicht der Republikaner. (Girondisten gemäßigt, Jakobiner radikal.) Kriegserklärung an Ostreich. Anmarsch der mit diesem vereinigten Preußen. Veto des Königs gegen die Beschlüsse der Nationaler-
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sammlung und Entlassung des Girondistenministeriums. Sturm des Pöbels auf die Tuilerien. Flucht des Königs in die Nationalversammlung. Königliche Gewalt suspendiert, Königliche Familie in den Temple gebracht.
Nationalkonvent berufen zur endgültigen Entscheidung über die Verfassung. Septembermorde. (Danton.)
1792—95. Nationalkonvent. Monarchie abgeschafft. Republik erklärt. König als Ludwig Capet wegen Verrats angeklagt und zum Tode verurtheilt.
21. Jan. 1793. Ludwig XVI. hingerichtet. Königin ebenfalls hingerichtet. Dauphin stirbt unter den Mißhandlungen des Schusters Simon im Temple. Ueber-gewicht der Jakobiner. (Bergpartei, Danton, Robespierre, Metrat.) Wohlfahrtsausschuß. Hinrichtung der Girondisten. Aufstände gegen die Revolution (Bauern in der Vendee) niedergeworfen. Marat von Charlotte Corday ermordet. Schreckensherrschaft. Religion abgeschafft, Kultus der Vernunft, neue Zeitrechnung. Danton hingerichtet.
9. Thermidor -- 27. Juli 1794. Robespierre verhaftet und tags darauf hingerichtet.
1795. Direktorium (5). 2 Kammern: Rat von 500 und Rat der Alten (250).
Aufstand der Royalisten von Napoleon Bonaparte niedergeschlagen.
[Napoleon, geb. 1769 zu Ajaecio, Sohn eines Advokaten. Artillerieoffizier, verheiratet mit Josephine Beauharnais.^
1799. Direktorium gestürzt von Napoleon. Napoleon erster Konsul (3).
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1802. Napoleon durch allgemeine Volksabstimmung lebenslänglicher Konsul.
1804. Napoleon Kaiser der Franzosen.
D. Koalitionskriege.
Großer Einfluß der revolutionären Ideen auf die Bevölkerung in Westdeutschland. Emigranten in Östreich.
1792. Vertrag zu Pillnitz zum Schutze Ludwigs XVI. zwischen Friedrich Wilhelm II. und Leopold II.
1792—1806. Franz II. Kaiser von Deutschland.
1792. Kriegserklärung Frankreichs an Östreich, Preußens an Frankreich. Einfall Ferdinands von Braunschweig in Frankreich. Manifest an die Franzosen. Argonner-pässe von dem girondistischen General Dumouriez besetzt. Nutzlose Kanonade von Valmy. Rückzug der Preußen. Mainz von Custine erobert. Östreicher bei Jemappes von Dumouriez geschlagen. Flucht der rheinischen Fürsten. Verbrüderung des Volkes mit den „Neufranken". (Mainz.)
1793. Infolge der Hinrichtung Ludwigs XVI. tritt die erste Koalition zusammen; England, Holland, Spanien, Östreich, Preußen, das deutsche Reich, Rußland, Neapel, Portugal, Toskana.
1793—97. Erster Koalitionskrieg.
1793. Dumouriez bei Neerwinden vom Prinzen von Koburg geschlagen, (Erzherzog Karl von Östreich) flieht. In Frankreich levee en masse. (Carnot.) Mainz von den Preußen zurückerobert, glückliche Gefechte bei Kaiserslautern. (Blücher.)
1794. Ostreicher von Jourdan bei Fleurus geschlagen. Holland, von Pichegru erobert, batavische Republik.
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1795. Friede zu Basel. Friedrich Wilhelm tritt die linksrheinischen Besitzungen an Frankreich ab. Geheimer Artikel über Entschädigung Preußens in Deutschland. Demarkationslinie. Rücktritt Spaniens und Toskanas vom Kriege.
1796. Jourdan von Erzherzog Karl bei Amberg und bald darauf bei Würzburg geschlagen. Rückzug Moreaus. Napoleon in Italien. König von Sardinien zum Frieden und zur Abtretung Savoyens und Nizzas gezwungen. Erstürmung der Addabrücke bei Lodi. Wurmser bei Castiglione geschlagen und in Mantua eingeschlossen. Östreichisches Entsatzheer bei Arcole und Rivoli besiegt.
1797. Mantua ergiebt sich. Napoleon nach Steiermark.
1797. Friede von Campo - Formio. Frankreich erhält die östreichischen Niederlande. (Geheimer Artikel über Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich.) Östreich: Venetien. Cisalpinische und ligurische Republik. Kongreß nach Rastatt berufen zur Ordnung der deutschen Besitzverhältnisse.
Krieg mit England fortgeführt.
1798. Napoleon nach Ägypten. Sieg über die Marnluken bei den Pyramiden. Nelson verbrennt die französische Flotte bei Abukir. Vergebliche Belagerung Acres in Syrien. Türken von Napoleon bei Abukir geschlagen. Napoleon nach Frankreich zurück. (Sturz des Direktoriums.) Vertrag Menous mit den Engländern. Franzosen auf englischen Schiffen nach Frankreich zurück. Kongreß zu Rastatt beschließt Entschädigung der Reichsfürsten durch Säkularisation geistlicher Güter. Neue Gewaltthaten der Franzosen. Römische Republik
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aus dem Kirchenstaate (Berthier), helvetische Republik, parthenopeische aus dem (während des zweiten Krieges) eroberten Neapel.
1798—1802. Zweiter Koalitionskrieg. — England, Östreich, Rußland, das deutsche Reich und Neapel. Krieg von Frankreich erklärt. Rastatter Gesandtenmord. In Italien siegt Suwarow im Verein mit den Östreichern, aber abberufen nach der Schweiz. Erzherzog Karl siegt bei Stockach und in der Schweiz über Masssna bei Zürich, abberufen. Östreicher in der Schweiz geschlagen. Suwarow nach seinem berühmten Übergang über den St. Gotthard von Paul I. abberufen. Erzherzog Karl legt das Kommando nieder. Englischrussisches Heer unter dem Herzog von 8)ork in Holland. Kapitulation der Engländer. Paul I. tritt aus der Koalition aus.
1800. Napoleon (Zug über den großen St. Bernhard) siegt bei Marengo über Melas. (Desaix.) Waffenstillstand. Erzherzog Johann von Moreau bei Hohenlinden (bei München) geschlagen.
1801. Friede von Luneville. Linkes Rheinufer abgetreten. Kongreß nach Rastatt berufen. Allgemeine Werbung der deutschen Fürsten um die Gunst Napoleons. Friedensschlüsse mit den andern Verbündeten.
1802. Friede zu Amiens mit England. (Rücktritt des jüngeren Pitt.)
Kampf bricht sofort wieder aus.
1803. Reichsdeputationshauptschluß zu Rastatt. Geistliche Fürstentümer aufgehoben bis auf Mainz (Kurerzkanzler Karl von Dalberg), Reichsstädte bis auf 6: Nürnberg, Augsburg, Frankfurt a. M., Lübeck, Hamburg, Bremen.
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Mit den eingezogenen Ländern die übrig bleibenden Staaten sehr reichlich entschädigt, besonders Preußen: Erfurt, Hildesheim, Paderborn, Teil von Münster, die Reichsstädte Nordhausen, Mühlhausen, Goslar und einige Abteien. Württemberg, Baden, Hessen-Kassel Kurfürstentümer.
Übermut Napoleons grenzenlos, Verachtung alles Rechtes. Malta an England nicht zurückgegeben. Krieg erneuert. Hannover besetzt. Gedanke einer Landung in England. Royalistische Verschwörung entdeckt. Herzog von Enghien ermordet. Code Napoleon.
1804. Napoleon I. Kaiser der Franzosen, nach Aufhebung der eisalpinischen Republik auch König von Italien. (Stiefsohn Eugen Vizekönig.)
1804—35. Franz I. Kaiser von Östreich. (Franz II. von Deutschland.)
1805. Dritter Koalitionskrieg. England (Pitt) verbündet mit Schweden, Rußland, Östreich, Frankreich mit Spanien, Bayern, Württemberg und Baden.
Engländer vernichten die französische Flotte bei Trafalgar (bei Cadix), Nelson tödlich verwundet.
General Mack kapituliert in Ulm. Joachim Murat, Napoleons Schwager, besetzt Wien. Russen und Östreicher in Mähren vereinigt.
2. Dez. 1805. Napoleon siegt in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz. (Alexander I., Franz I., Napoleon I.) Waffenstillstand der Östreicher, Abzug der Russen.
Friede zu Preßburg. Östreich tritt Venetien, Tyrol und Vorderöstreich ab. Bayern, Württemberg Königreiche, Baden Großherzogtum (vergrößert).
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E. Preußens Erniedrigung und Wiedergeburt. Napoleons Weltherrschaft.
1797—1840. Friedrich Wilhelm III., einfach und sittenrein, pflichtgetreu und fromm, aber ohne Festigkeit des Charakters. Friedensliebe.
Gemahlin Luise von Meckl.-Str.
1805. Wegen Verletzung der preußischen Neutralität durch Bernadotte Anschluß an die dritte Koalition im Vertrage von Potsdam. (Alexander I. am Sarge Friedrichs II.) Haugwitz, von Napoleon bis nach der Schlacht bei Austerlitz hingehalten, schließt den Vertrag von Schönbrunn: Ansbach an Bayern, Kleve an Napoleon, Hannover an Preußen. Vertrag nach längerem Schwanken von Friedrich Wilhelm bestätigt.
Napoleons Plan eines Weltreiches.
Republiken wieder aufgehoben. In Neapel Joseph Bonaparte König, in Holland Ludwig Bonaparte. (Napoleons Brüder.) Joachim Murat Großherzog von Berg.
1806. Deutscher Rheinbund (16 Staaten mit Bayern, Württemberg, Baden) unter französischem Schutze. (Truppen stellen.) Abrundung der Staaten durch Beraubung kleiner Reichsstände. (Mediatisierung.)
1806. Franz I. legt die deutsche Kaiserwürde nieder. Ende des heiligen römischen Reiches deutscher Nation. Mordversuch des Buchhändlers Palm.
Napoleons Anerbieten einer Rückgabe Hannovers an England. Kriegserklärung von seiten Preußens.
1806—7. Krieg Napoleons gegen Preußen (und Rußland). Preußen isoliert (nur Sachsen auf seiner Seite), und schlecht gerüstet. Napoleon schon vor der Kriegs-
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erklärung herangerückt. Prinz Louis Ferdinand von Preußen mit der Vorhut bei Saalfeld geschlagen und erstochen.
14. October 1806. Hohenlohe bei Jena von Napoleon (Besetzung des Landgrafenberges), Ferdinand von Braunschweig bei Auerstädt von Davoust und Bernadotte geschlagen. Ferdinand verwundet, stirbt in Ottensen. Auflösung des Heeres. Blücher mit 20 000 M. nach Lübeck. (Straßenkampf.) Ergebung bei Ratkau. Schon vorher Spandau übergeben. Napoleon in Berlin. Kontinentalsperre. Sachsen Königreich, tritt dem Rheinbünde bei. Kapitulation Hohenlohes bei Prenzlau. Stettin, Küstrin, Magdeburg schmachvoll übergeben. Friedrich Wilhelm III. mit seiner Familie nach Königsberg.
(Februar) 1807. Unentschiedene Schlacht bei Preußisch-Eylau gegen Russen und Preußen. (Lestocq.) Tapfere Verteidigung von Graudenz durch de (Sourbiere und Kolbergs durch Neithardt von Gneisenau, Nettelbeck und Schill.
(Juni) 1807. Napoleon siegt mit überlegenen Streitkräften bei Friedland a. d. Alle über die tapfer kämpfenden Russen und Preußen. Vertrag Napoleons und Alexanders: Alexander erhält freie Hand gegen die Türken.
(vUili) 1807. Friede zu Tilsit mit Preußen. Bedingungen sehr hart (trotz der Bitten der Königin Luise): Land bis an die Elbe und Erwerbungen der zweiten und dritten Teilung Polens abtreten, 127 Mill. Mark bezahlen, nicht mehr als 42 000 M. halten. Danzig Freistaat, von den Franzosen besetzt.
Königreich Westfalen, aus den preußischen Besitzungen, Hessen-Kassel und Braunschweig gebildet.
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an Napoleons Bruder Jerome. Herzogtum Warschau an Len König von Sachsen. Napoleons Macht immer mehr ausgebreitet.
Dänemark, mit Napoleon im Bunde, von Len Engländern zum Anschluß und zur Auslieferung der Flotte aufgefordert, weigert sich.
1807. Beschießung Kopenhagens durch die Engländer.
Portugiesische Königsfamilie, von Napoleon vertrieben, flicht nach Brasilien, spanische nach Bayonne gelockt und zur Abdankung gezwungen. Joseph König von Spanien, Murat König von Neapel. Volksaufstand in Spanien, von Wellington unterstützt.
1808. Erneuerung des Bündnisses zwischen Napoleon und Alexander I. zu Erfurt.
1809. Volkserhebung in Östreich, durch die Nachrichten aus Spanien genährt. Graf Stadion. Franz I., jeder Volkserhebung abhold, wider Willen fortgerissen.
Napoleon, mit Hülfe der süddeutschen Fürsten schnell gerüstet, schlägt Erzherzog Karl in der Nähe von Regensburg. Karl nach Böhmen. Napoleon nach Wien. (Befehl zur Gefangennahme des Papstes Pius III.) Aufstand der Tyroler.
1809. Napoleon bei Aspern und Eßlingen von Erzherzog Karl geschlagen. Sieg nicht ausgenutzt. Napoleon siegt nach Heranziehung von Verstärkungen bei Wagram. Waffenstillstand zu Znaym.
1809. Friede zu Wien. Salzburg und Jnnviertel an Bayern, Galizien an Warschau und Rußland. Staat der illyrischen Provinzen gebildet, von Napoleon verwaltet. Metternich Leiter der östreichischen Politik. Inzwischen Aufstand der Tyroler unter Andreas Hofer, Speckbacher und Haspinger (Mönch Rotbart). Bayern
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Vertrieben, französisches Corps am Jselberge gefangen. Ein französisch-bayrisches Heer zum zweiten Male am Jsel vernichtet. Nach dem Waffenstillstand von Znaym Kampf fortgeführt. Dritter Sieg am Jselberge. Hofer Oberkommandant von Tyrol. Nach dem Wiener Frieden Unterwerfung. Infolge falscher Nachrichten aus Östreich neuer Kampf. Speckbacher und Has-pinger entkommen, Hofer durch Verrat gefangen und in Mantua erschossen.
Gleichzeitige Besreiungsversuche in Deutschland. Hessischer Volksaufstand unter Dörnberg mißlingt. Schill, nach Stralsund zurückgedrängt, fällt. 11 Offiziere in Wesel erschossen. Herzog Wilhelm von Braunschweig, Sohn Ferdinands, erobert seine Hauptstadt, muß aber vor überlegenen Feinden weichen und schlägt sich durch an die Wesermündung, zu Schiff nach Helgoland. („Deutsche Legion".) Mordversuch des Friedrich Staps aufNapoleon.
1807—12. Wiedergeburt Preußens.
Reichsfreiherr Karl von Stein, geb. zu Nassau, früher entlassen, jetzt wieder Minister.
Steinsche Reformen: 1) Aufhebung der Erb-unterthänigkeit der Bauern.
2) Städteordnung. Selbstgewählte Bürgermeister und Stadträte.
3) Gesammtministerium. 5 Fachminister.
4) Gedanke einer Nationalrepräsentation der Reichsstände.
1808. Stein aus Furcht vor Napoleon auf seinen eignen Wunsch entlassen, später nach Rußland. (Güter von Napoleon eingezogen. Acht.) Nachfolger Hardenberg. Heeresorganisation durch Gerhard David Scharnhorst, eines Bauern Sohn aus dem Hannoverschen. All-
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gemeine Wehrpflicht. Krümpersystem. (Landwehr.) Boyen, Grolmann, Clausewitz, Jork, Bülow, Gneisenau, Blücher (geb. zu Rostock).
Bedeutenden Einfluß auf die sittliche Wiedergeburt des preußischen Volkes hatten Johann Gottlieb Fichte (Reden an die deutsche Nation) und Schleiermacher. Damit verbunden Aufschwung der Wissenschaften. Philologen Friedrich August Wolf und Böckh; Niebuhr. Sinn für deutsche Sprache und Geschichte gehoben durch Wilhelm von Humboldt und Jakob und Wilhelm Grimm. Tugendbund in Königsberg. Romantische Schule. Uhlands Gedicht „Des Sängers Fluch". Heinrich von Kleist. Freiheitsdichter Ernst Moritz Arndt (Geist der Zeit schon 1805), Körner u. s. w.
Scheidung Napoleons von Josephine.
1810. Vermählung Napoleons mit Marie Luise, Tochter Franz' I. von Östreich. Sohn „König von Rom". (Napoleon II.)
Holland, wo Ludwig Bonaparte zu gunsten seines Sohnes abgedankt hatte wegen Streites um die Kontinentalsperre, als „Anschwemmung französischer Flüsse" (Maas und Schelde) zu Frankreich geschlagen. Hamburg, Lübeck, Bremen und Oldenburg mit Frankreich vereinigt.
Alexander I verlangt Wiedereinsetzung des Oldenburgers (Haus Holstein Gottorp) und Zurückziehung der französischen Truppen aus Preußen und Pommern. Forderung von Napoleon als Kriegserklärung angesehen. 1812. Napoleons Feldzug gegen Rußland. Östreich und der Rheinbund und, durch die Verhältnisse gezwungen,
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auch Preußen auf seiner Seite. Heer von '/% Million. Rechter Flügel unter Schwarzenberg mit den Östreichern, linker Flügel unter Macdonald mit 20 000 Preußen unter 2)ork, Centrum unter Napoleon mit 300 000 M., darunter 100 000 Rheinbündler.
Rückzug der Russen unter Barclay de Tolly. Unentschiedene Schlacht bei Smolensk. Altrusse Kutusow tritt an Barclays Stelle. Russen bei Borodino an der Moskwa von Ney geschlagen. Einzug Napoleons in Moskau. Brand Moskaus. (Gouverneur Rostoptschin.) Rückzug Napoleons nach fünfwöchentlichem Aufenthalt. Versuch, nach Süden durchzubrechen, von den Russen zurückgewiesen. Hunger. Kälte von 27°. Nach der Schlacht an der Beresina (Ney) nur noch 8000 M. übrig. Napoleon durch Deutschland zu Schlitten nach Paris.
Stein und Arndt nach Preußen. York folgt zögernd dem abziehenden Macdonald.
30. Dez. 1812. Jork, vom König ohne Nachricht, schließt mit General Diebitsch auf der Poscherunschen Mühle die Konvention zu Tauroggen. Preußisches Heer neutral.
F. Freiheitskriege.
Bestrafung Jorks durch die Ereignisse verhindert. Zusammentritt der preußischen Stände. (Stein.)
1813. Friedrich Wilhelm III. nach Breslau.
Aufforderung zur Bildung freiwilliger Jägercorps. Vertrag von Misch mit Rußland zur Wiedergewinnung der Grenzen von 1806. Schweden (Kronprinz Bernadotte) schließt sich an.
10. März. Stiftung des eisernen Kreuzes. (Geburtstag der 1810 zu Hohen-Zieritz verstorbenen Königin Luise.)
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16. März. Kriegserklärung.
17. März. Aufruf „An mein Volk". Allgemeine Begeisterung
und Opferwilligkeit.
Russen unter Wittgenstein säubern Berlin und Hamburg. Hamburg von Davoust zurückerobert und furchtbar geplündert. Sieg der Russen und Preußen unter Wittgenstein bei Möckern, aber die Verbündeten von Napoleon bei Großgörschen (Lützen) geschlagen. Scharnhorst verwundet, stirbt bald darauf in Prag. Napoleon siegt zum zweiten Male bei Bautzen. Waffenstillstand v- Poischwitz. Lützows Freicorps überfallen. Lützow, Körner und wenige Reiter schlagen sich durch. Versuch Napoleons, durch Vermittlung seines Schwiegervaters Frieden zu erlangen, scheitern an seinen eignen hohen Forderungen. Anschluß Englands und Östreichs an die Verbündeten.
3 Armeen: 1) Böhmische Armee unter Schwarzenberg; Östreicher, Russen und Preußen. 3 Monarchen.
2) Nordarmee unter Bernadotte; Preußen unter Bülow und Tauenzien.
3) Schlesische Armee unter Blücher; Russen unter Langeron und Sacken, Preußen unter Jork.
(23. August.) Marschall Oudinot von Bülow und Tauenzien bei Großbeeren (2 Meilen von Berlin) geschlagen. (Bernadotte unthätig.) Kampf des Lützowschen Freicorps (zur Nordarmee gehörig) mit Truppenteilen Davousts bei Gadebusch. Körner fällt bei Rosenberg, in Wöbbelin begraben.
Napoleon, zuerst selbst gegen Blücher gezogen, auf die Nachricht von dem Einrücken der böhmischen Armee in Sachsen dorthin gegangen.
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(26. August.) Franzosen unter Macdonald von Blücher an
der Katzbach vernichtet. („Fürst Blücher von Wahl-
statt.")
(26,. tu 27. August.) Napoleon besiegt in einer zweitätigen
Schlacht die Verbündeten bei Dresden. Der ver-
folgende Vandamme, von Prinz Eugen von Württemberg bei Kulm zurückgeworfen, von Kleist bei Nöllen-dors abgefangen, ergiebt sich. („Kleist von Nollendorf.") Übertritt Bayerns zu den Verbündeten gegen Garantie seines Besitztums.
(6. September.) Ney von Bülow und Tauenzien bei Denne-rvitz (in der Nähe von Jüterbogs) geschlagen. („Bülow von Dennewitz.")
Jork erzwingt den Übergang über die Elbe bei Wartenberg. („9)orf von Wartenberg.") Verbindung mit der Nordamtee hergestellt. Allseitiger Marsch auf Leipzig.
16—19. Oktober. Völkerschlacht bei Leipzig.
16. Oktober. Napoleon versucht vergeblich die böhmische
Armee bei Wachau und Liebertwolkwitz zu durchbrechen. Aork siegt glänzend bei Möckern.
17. Oktober. Sonntag. Waffenruhe. Friedensanträge Na-
poleons zurückgewiesen.
18. Oktober. Napoleon behauptet in heißem Kampfe seine
Stellung bei Probstheida. Sachsen und Württemberg« gehn zu den Verbündeten über. Durch das unaufhaltsame Vordringen Bülows und Blüchers, der sich freiwillig unter Bernadotte stellt, der Sieg zu gunsten der Verbündeten entschieden.
19-. Oktober. Rückzug der Franzosen. Eindringen der Ver-
bündeten in Leipzig. Elsterbrücke zu früh in die Luft gesprengt. (Poniatowski.)
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Napoleon schlägt den bayerischen General Wrede bei Hanau und entkommt über den Rhein. In Norddeutschland die Franzosen verjagt, Danzig, Hamburg, Magdeburg halten sich. Bernadotte zwingt Dänemark im Frieden von Kiel zur Abtretung von Norwegen gegen Vorpommern. Hauptquartier der Verbündeten in Frankfurt. Friedensvorschläge (trotz der Neigung Ostreichs, die Rheingrenze zuzugestehen) von Napoleon zurückgewiesen.
1. Januar 1814 (nachts). Blücher bei Caub über den Rhein, Schwarzenberg durch die Schweiz, Bülow nach Holland.
(1. Februar.) Napoleon von Blücher und Schwarzenberg bei La Rothiöre geschlagen. Nach der Trennung der Verbündeten wegen Proviantmangels Blücher durch siegreiche Gefechte Napoleons über die Marne zurückgeworfen. Schwarzenberg von Napoleon bei Montereau geschlagen. Friedensverhandlungen zu Chatillon. Rheingrenze von Napoleon verlangt, zurückgewiesen. (Drohung Alexanders, zu Blücher zu gehen.) Schwarzenbergs Sieg über Oudinot bei Bar (sur Aube).
Napoleon von Blücher und Bülow bei Laon geschlagen, bald darauf von Schwarzenberg bei Areis (sur Aube). Versuch Napoleons, durch einen Zug an den Rhein die Verbündeten hinter sich her zu locken, mißlingt. Blücher besiegt bei La Fere Champenoise Marmont und Mörder.
30. März. Blüchers Sturm auf den Montmartre.
31. März. Einzug Alexanders I. und Friedrich Wilhelms III.
in Paris. Abdankung Napoleons zu gunsten seines Sohnes in Fontainebleau zurückgewiesen. Napoleon abgesetzt, erhält Elba als Eigentum. Einzug Ludwigs XVIII., Bruders Ludwigs XVI., in Paris.
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30. Mai. Erster Friede von Paris. Grenzen von 1792. Zusammentritt des Wiener Kongresses zur Abgrenzung der deutschen Staaten. Liebeswerbung der deutschen Fürsten bei Frankreich (Talleyrand) und Rußland. Hauptstreit um das Herzogtum Warschau und Sachsen. Kampf zwischen Rußland und Preußen einerseits, Östreich und den übrigen Staaten andererseits in Aussicht.
1. März 1815. Napoleon, benachrichtigt von der Unbeliebtheit des bourbonischen Regiments und dem Streite unter den Verbündeten, landet in Cannes. Ney schließt sich an. Bourbonen fliehen. „Herrschaft der hundert Tage."
Einigkeit unter den Verbündeten hergestellt. Zwei Heere aufgestellt unter Blücher und Wellington.
(16. Juni.) Blücher bei Ligny von Napoleon geschlagen. (Blüchers Sturz mit dem Pferde.) Rückzug zu Wellington. Ney bei Quatrebras von Wellington zurückgeschlagen.
18. Juni 1815. Schlacht bei Waterloo oder Belle Alliance. Wellington schlägt alle Angriffe Napoleons zurück. Blücher greift nach ungeheuren Märschen in die Schlacht ein und vernichtet das französische Heer. Sturm auf das Dorf Plancenoit. Flucht Napoleons. Verfolgung durch Gneisenau „bis zum letzten Hauch von Roß und Mann." Napoleon in Paris zur Abdankung gezwungen, flieht in Rochefort auf ein englisches Schiff, um nach Amerika zu gehen, aber gefangen nach St. Helena gebracht (stirbt 1821).
Besetzung von Paris und zweiter Einzug der Monarchen in die Stadt.
(20. Nov.) 1815. Zweiter Pariser Friede. Grenzen von 1790, 700 Millionen Francs, 150 000 M. auf
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3—5 Jahre verpflegen. (Elsaß und Lothringen bleiben noch bei Frankreich, Forderung der preußischen Generale und Staatsmänner nicht beachtet.)
1815. Wiener Kongreß: Preußen erhält außer seinen alten Gebieten die Hälfte Sachsens (mit Halberstadt, Magdeburg, Erfurt iL f. w. zur Provinz Sachsen vereinigt), das Großherzogtum Posen, sowie Danzig und Thorn (teils Provinz Posen, teils mit Westpreußen vereinigt), Bistümer und mediatisierte Fürstentümer in Westfalen und am Rhein (mit Minden, Cleve, Jülich u. s. w. zur Provinz Westfalen und Rheinprovinz vereinigt). Das für Ostfriesland (an Hannover) erhaltene Lauenburg an Dänemark gegen Schwedisch Vorpommern umgetauscht
Östreich: Tyrol und Salzburg zurück; dazu Venetien und die Lombardei.
Rußland und. England erhalten ihre alten Grenzen, (letzteres außerdem Malta und Helgoland. Republik der ionischen Inseln unter englischem Schutze.)
Bayern, Württemberg, Baden behalten die erworbenen Besitzungen.
Holland und die östreichischen Niederlande zum Königreich der Niederlande vereinigt. (Wilhelm von Dramen.)
Italien völlig zersplittert. Sardinien um Genua vergrößert. Modena unter den Este. Toskana unter Ferdinand, Bruder des Kaisers Franz I. Kirchenstaat hergestellt. Neapel und Sicilien an Ferdinand IV. (Bourbon) zurückgegeben. Parma an die Exkaiserin Marie Luise.
In Spanien kehren die Bourbonen, in Portugal die Braganza zurück.
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Schweden und Norwegen durch Personalunion verbunden.
8.Juni 1815. Wiener Bundesakte: Deutschland (geographischer Begriff) ein Staatenbund aus 39 souveränen Bundesstaaten. Bundestag in Frankfurt (Engerer Rat von 17 Stimmen und Plenum von 69 Stimmen) unter Östreichs Vorfitz. Östreich nicht mit den transleithanischen Ländern, Preußen nicht mit Posen und Preußen dem Bunde angehörig; dagegen Dänemark für Holstein, die Niederlande für Luxemburg. — Heilige Allianz zwischen Alexander I., Franz I. und Friedrich Wilhelm III., nach dem Beitritt der meisten europäischen Staaten ein Bund Zur Herstellung der unumschränkten Monarchie. (Metternich.)
VI. Periode.
Zeitalter der Reaktion.
A. Deutschland.
Wiederherstellung Preußens durch rastlose Arbeit.
Militairgesetz: Allgemeine Wehrpflicht. Gneisenau, Boyen (Kriegsminister) und Witzleben (Adjutant des Königs).
Einheitliche Verwaltung der 10 (später 8) Provinzen. (Oberpräsident. Bülow in Sachsen, Vincke in Westfalen, Schön in Preußen.) Einteilung in Regierungsbezirke und Kreise. (Regierungspräsident. Landrat.) Provinzialschulkollegium, Konsistorium und Oberlandesgericht.
Staatsministerium, bestehend aus dem Staatskanzler und 5 Fachministern. Staatsrat (darin Prinzen).
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31. Dftofc. 1817. Union ber lutherischen unb reformierten Kirche.
1818. Aufhebung ber Zollschranken. Abschluß nach außen.
Währenbbessen Verfassungskämpfe in ben süb-beutfchen Staaten.
Württemberg (Kampf ums „alte Recht". — König Wilhelm I 1816—64), Bayern (Max Joseph), Baben (Hausgesetz Karls von ber Unteilbarkeit ber fiänber), Nassau, Darmstabt, Weimar (Karl August) unb einige kleinere erhalten Verfassungen.
Allgemeine Enttäuschung ber beutschen Patrioten über bie Erfolge bes Wiener Kongresses unb Sehnsucht nach Einheit unb Kaisertum besonbers unter ber Jugenb. Turnerei unter Friebrich Lubwig Jahn. („Turnvater".) Politische Bewegung unter Professoren unb Stubenten (besonbers in Jena). Grünbung ber Jenenser Burschenschaft burch Karl Horn aus Neustrelitz. (Schwarzrotgolbne Fahne.) Bilbung von Burschenschaften auf anbern Universitäten. (Wissenschaft, patriotischer Sinn, Sittlichkeit unb Religiosität gepflegt.) Aufruf ber Jenenser Burschenschaft zur Feier ber Reformation unb ber Leipziger Schlacht.
18. Lftob. 1817. Wartburgfest. Durch bie Verbrennung bes Gensbarmeriecobex (Maßmann ohne Wissen ber Mehrheit) erscheint bie harmlose Feier ben Fürsten (Friebrich Wilhelm III.) revolutionär. Absonberung ber „Unbebingten" unter Karl Folien. (Rabikale Republik.)
1818. Kongreß zu Aachen, von Metternich berufen, beschließt Zurückziehung ber Truppen aus Frankreich (zur Ver-minberung ber Aufregung im Lanbe) unb erneuert bie heilige Allianz. Wachsenber Einfluß Metternichs.
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1819. Der wegen seiner sittenlosen Theaterstücke gehaßte und für einen russischen Spion gehaltene russische Staatsrat Kotzebue in Mannheim von dem Jenenser Studenten Karl Sand (gehört zu den „Unbedingten") ermordet. Mordversuch auf den nassauschen Präsidenten von Jbell. Judenverfolgungen in Würzburg, Heidelberg, Frankfurt.
Glaube Friedrich Wilhelms III an eine weitverzweigte Verschwörung. Studenten aus Jena zurückberufen. (Turnplätze schon früher geschlossen.)
1819. Kongreß zu Karlsbad unter Metternichs Leitung. Karlsbader Beschlüsse: Überwachung der Presse, Aufhebung der Selbstverwaltung der Universitäten, Centraluntersuchungskommission zu Mainz. (Trotz des Mangels von Beweismaterial Professoren abgesetzt, wie Arndt.)
Wiener Schlußakte (Fortsetzung der Karlsbader Beschlüsse) vom Bundesrat bestätigt.
Verfassungen in Süddeutschland bleiben trotzdem bestehn. Verbindung von Liberalismns und Partikularismus.
Zolleinigung auf Grund des preußischen Zollsystems durch Beitritt anderer Staaten allmählich vorbereitet. (Eichhorn.) Durch „Hauptverwaltung der Schulden" Ordnung in die preußischen Finanzen gebracht. Große Sparsamkeit (in Militairwesen zu groß). Klassensteuer und indirekte Steuern auf Branntwein, Malz, Taback, Salz u. s. w. (Schäden der Kriegsjahre geheilt.)
Trotz des dringenden Wunsches Hardenbergs infolge der Ereignisse in Deutschland und der Revolutionen in andern Ländern die konstitutionelle Verfassung von Friedrich Wilhelm nicht bewilligt.
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1823. Provinzialstände eingeführt. Vertreter der Ritterschaft, des Bürger- und Bauernstandes. Hoffnung auf
Volksvertretung in Preußen verschwunden.
B. Südeuropa und Amerika.
Spanien und seine Kolonien. Ferdinand III.,
beherrscht von Günstlingen. (Kamarilla.) Reaktion. Aufstand. Verfassung beschworen. Kongreß zu Verona beschließt, trotz des Protestes Wellingtons, in die spanischen Verhältnisse einzugreifen.
1823. Durch den Herzog von Anjoulsme der Widerstand in Spanien niedergeschlagen.
Tochter Jsabella II. von Ferdinand zur Nachfolgerin bestimmt zu ungunsten seines Bruders Don Carlos. (Carlisten.)
Amerikanische Kolonien, abgefallen unter Joseph Bonaparte, bleiben selbständig oder befreien sich nach Rückkehr der Bourbonen: Argentinische Republik
(La Plata). Paraguay (Diktator Dr. Francia). — Chile. Vereinigte Staaten von Columbia, vom Diktator Simon Bolivar (Creole) befreit, trennen sich wieder in Venezuela, Neu - Granada (Columbia), Ecuador. Mexiko nach langen Kämpfen Republik. Peru und Bolivia von Bolivar befreit und mit Columbia verbunden, aber bald selbständig. Centralamerika Bundesrepublik, zerfällt wieder.
Portugal. Bei der Rückkehr Johanns VI. von Brasilien nach Portugal Brasilien unabhängiges Kaiserreich unter Johanns Sohn Don Pedro I. Verzicht Don Pedros auf Portugal Zu gunsten seiner Tochter Maria da Gloria, vermählt mit Ferdinand von Koburg. (Braganza - Koburg.) Abdankung
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Pedros I. von Brasilien zu gunften seines Sohnes Pedros II.
Italien. Revolution (weitverzweigte Verschwörung der Carbonari) nach einem Beschlusse des Kongresses zu Laibach von Östreich niedergeworfen. (1821.)
Griechenland. Verein der Philomusen zur Verbreitung von Bildung unter dem griechischen Volke. (Russischer Minister Kapodistrias aus Korsu.) Griechische Hetairie zur Befreiung des Vaterlandes. .(Alexander Dpsilanti aus der Moldau.)
1820. Aufstand der Sulioten unter Ali Pascha von Jannina nach langem Kampfe niedergeschlagen.
1821. Aufstand der Moldau und Wallachei. Ypsilanti geschlagen, flieht, von den Östreichern gefangen gesetzt in Munkatsch. Aufstand pflanzt sich fort nach Morea (Mainoten, Nachkommen der Spartaner) und den Inseln. (Hydrea.) Furchtbare Metzeleien unter den Christen. (Sultan Mahmud II.) Aufstand der asiatischen Griechen im Blutbad von Chios erstickt. Ibrahim Pascha, Sohn Mehmed Alis von Ägypten, kommt den Türken zur Hülfe. Belagerung von Mesolonghi.
1826. Mesolonghi fällt nach einem vergeblichen Ausfall.
Vertrag zwischen Nikolaus von Rußland (1825 bis 1855), Bruder Alexanders I., Frankreich und England. Weigerung Ibrahims, die Feindseligkeiten einzustellen.
1827. Türkische Flotte bei Navarino von der vereinigten Flotte der drei Mächte verbrannt. Ibrahim von einem französischen Heer aus Morea vertrieben. Russisches Heer in den Donaufürstentümern.
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1829. Friede zu Adrianopel unter preußischer Vermittlung: freier Verkehr aller Völker auf dem Bosporus und den Dardanellen, Donaufürstentümer erhalten eigne Verwaltung-, Griechenland einen eignen Fürsten.
1832. Otto von Bayern König von Griechenland.
VII. Keriode.
flie Revolutionen des neunzehnten Jahrhunderts und ihre Folgen.
A. Julirevolution.
1825—30. Karl X., Nachfolger und Bruder Ludwigs XVIII. Reaktion.
1830. Algier erobert. Seeräuberei ein Ende gemacht.
1830. Julirevolution infolge ber Auflösung ber Kammer, Einrichtung eines neuen Wahlrechtes unb Aufhebung ber Preßfreiheit.
28. Juli. Barrikaben gebaut. Truppen zurückgeschlagen. Lafayette Führer ber Nationalgarbe.
1830—48. Louis Philipp von Orleans König von Frankreich. Karl X. nach Östreich. (Enkel Heinrich, Graf von Chamborb.)
In ben Nieberlanben Aufstand der südlichen Provinzen wegen Einführung der holländischen Sprache und Gesetzgebung.
1831. Belgien felbftänbig. König Leopolb I. (Koburger) bis 1865. Sein Nachfolger Leopolb II. (Regent bes Kongostaates.)
Polnischer Aufftanb von Kaiser Nikolaus übergeschlagen. Sieg bei Ostrolenka.
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1832. Polnische Verfassung aufgehoben. Polen russische Provinz.
Deutschland. Verfassung in Sachsen, Hannover, Kurhessen und Braunschweig erzwungen.
1835—48. Ferdinand I., Kaiser von Ostreich. Metternichs System erhält sich.
1837. Ernst August von Hannover, seinem Bruder Wilhelm IV. von England gefolgt, (in England Viktoria, Tochter des ältesten Bruders Wilhelms), hebt die Verfassung auf. Ausweisung von 7 Göttinger Professoren wegen Verweigerung des Huldigungseides.
Preußische Zolleinigung weiter ausgedehnt. (Motz.)
1833. Vereinigung des preußisch-hessischen und bayrisch-württembergischen Zollvereins.
1834. Preußisch-deutscher Zollverein, der erste Versuch einer Einigung ohne Östreich.
Blüte ber Kunst: In Berlin: Schinkel (Schauspielhaus, neues Museum, neue Wache), Rauch (Statue der Königin Luise im Mausoleum, Denkmal Friedrichs des Großen). Seine Schüler: Kiß (Kampf der Amazone mit dem Tiger), Rietschel (Goethe und Schiller in Weimar, Entwurf zum Lutherdenkmal in Worms.) In München unter dem Schutze König Lnbwigs I. von Bayern: Schwanthaler (Bavaria), Klenze
(Glyptothek unb Wallhalla). Maler Cornelius aus Düsselborf. (Fresken in ber Glyptothek.)
Wissenschaft. Viele schon erwähnt. Dazu kommen: Alexanber von Humbolbt (Kosmos), bie Historiker Leopolb von Ranke (Altmeister ber Geschichtsforschung), Raumer (Hohenstaufen), Dahlmann, bie Philosophen Schelling unb Hegel, ber Geograph Karl
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Ritter. Poesie: Beginn der Feuilletonliteratur durch Börne. Heine.
Friedrich Wilhelm III., vermählt in morganatischer Ehe mit der Zur Fürstin von Liegnitz erhobenen Gräfin Harrach, lebt meist in Paretz. Kronprinz Friedrich Wilhelm, vermählt mit Elisabeth von Bayern, kinderlos. Prinz Wilhelm entsagt auf Befehl seines Vaters der Prinzessin Elise von Radziwill (weil unebenbürtig) und heiratet Augusta von Weimar.
1840—61. Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen.
1841. Konvention mit Rom. Den preußischen Bischöfen Verkehr mit Rom erlaubt. Katholische Abteilung im Kultusministerium.
Arndt wieder eingesetzt, Jahn freigelassen. Gebrüder Grimm nach Berlin berufen.
Antrag der preußischen Stände auf Bewilligung einer Repräsentativverfassung zurückgewiesen.
1842. Ausschüsse der Provinziallandtage nach Berlin berufen.
1847. „Vereinigter Landtag" (die gesamten Provinzialstände)
nach Berlin berufen.
B. Februarrevolution und ihre Folgen.
1. Frankreich. Der „heilige Krieg" Abdel Kaders in Algier. Gefangennahme des Häuptlings. Zweimaliger Versuch Louis Napoleons, Sohnes Ludwigs von Holland, sich zum Kaiser ausrufen zu lassen, mißlingt.
Liberales Ministerium Thiers. Forderung der Rheingrenze. Quadrupelallianz. (Rußland, England, Östreich, Preußen.) Ministerium Guizot. Herstellung des Friedens mit dem Auslande, aber Gährung im Innern.
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1848. Februarrevolution.
22.-24. Februar. Kampf zwischen Truppen und Pöbel. Flucht Louis Philipps. Siegreicher Kampf der Ordnungsparteien über die Socialdemokraten unter Louis Blanc. Republik. Louis Napoleon Präsident. Armee gewonnen.
1852. Louis Napoleon zum Präsidenten auf 10 Jahre und dann zum Kaiser der Franzosen gewählt. (Volksabstimmung. Gemahlin Eugenie.)
2. Italien. Revolution im Kirchenstaat (Pius IX.) von französisch-östreichischen, in Neapel von östreichischen Truppen niedergeworfen. In Oberitalien Aufstand (unter Karl Albert von Savoyen) gegen die östreichische Fremdherrschaft unterdrückt. (Radetzky. — Kustozza.) Karl Albert dankt ab.
1849—78. Viktor Emanuel König.
3. Deutschland. Forderung einer einheitlichen Volksvertretung. Versammlung zu Heidelberg. Vorparlament zu Frankfurt. Berufung einer aus direkten Wahlen hervorgegangenen Nationalversammlung.
18. Mai 1848. Nationalversammlung zu Frankfurt eröffnet. Heinrich von Gagern Präsident.
Wahl Erzherzogs Johann von Östreich zum Reichsverweser.
Revolutionen in deutschen Staaten.
a. In Bayern Ludwig I. zur Abdankung gezwungen. (Lola Montez.)
1848—64. Maximilian II., Ludwigs Sohn, König.
b. Östreich. Märzrevolution. (UngarischerOppositionsführer Kossuth.) Flucht Metternichs. Eroberung Wiens durch Windischgrätz. (Erschießung Robert Blums.) Der ungarische Aufstand unter Kossuth und
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Görgei erst mit russischer Hülfe niedergeworfen (1849). Abdankung Ferdinands.
1848. Franz Joseph, Ferdinands I. Neffe, Kaiser von Östreich, c. Preußen. Märzrevolution. Nach vorausgegangenen aufreizenden VolksversammlungenZusammenstoß zwischen Militär und Pöbel.
IS. März. Friedrich Wilhelm verspricht Verfassung für Preußen und Einberufung eines deutschen Parlaments. Ansammlung von Volksmassen vor dem Schlosse. Schüsse. Aufstand. Barrikaden von den Truppen genommen. Militär (gegen den Rat des Prinzen Wilhelm) entfernt. Prinz Wilhelm nach London. Nationalversammlung in Berlin eröffnet, beherrscht von der Straßendemokratie, nach Brandenburg verlegt. Ministerium Brandenburg-Manteuffel. Wrangel unterdrückt die Demokratie in Berlin. Nationalversammlung aufgelöst.
1850. Verfassung verkündigt mit 2 Kammern. Herrenhaus und Abgeordnetenhaus. (Klassenwahlsystem.)
cl. Schleswig-Holstein. Christian VIII. dehnt durch den „offenen Brief" das dänische Recht der weiblichen Erbfolge auf Schleswig - Holstein aus. Christians Sohn Friedrich VII. giebt eine gemeinsame Verfassung für Dänemark und die Herzogtümer.
1848. Erhebung Schleswig - Holsteins. (Losreißung von Dänemark erstrebt.) Bundestruppen unter Wrangel erobern Schleswig und rücken in Jütland ein. Dazwischenkunft Englands, Rußlands und Schwedens. Waffenstillstand von Malmö (mit Preußen) von den Dänen bald gekündigt. Bundestruppen erstürmen die Düppeler Schanzen. Östreich (aus Furcht vor Preußens
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Unionsbestrebungen) schließt sich den anderen Mächten an. Preußen giebt Schleswig an Dänemark preis.
1850. Schleswig - Holsteiner bei Jdstedt von den Dänen geschlagen. Östreichisches Heer hilft die Herzogtümer unterwerfen.
1852. Londoner Protokoll. Dänemark und die Herzogtümer (diese unteilbar) kommen an Christian von Glücksburg (nach Friedrich VII. Tode). Prinz von Augustenburg verzichtet gegen Geldentschädigung auf seine Anrechte.
Deutsche Einheitsbestrebungen. In der Nationalversammlung siegt die gemäßigte Partei unter Gagern und Dahlmann. Deutscher Bundesstaat mit Ausschluß Östreichs beschlossen.
28. März 1849. Friedrich Wilhelm IV. zum deutschen Kaiser gewählt, lehnt aber die Wahl ab. Abberufung der östreichischen und preußischen Abgeordneten. Rumpfparlament in Stuttgart durch Militär gesprengt.
Aufstände in Dresden, in Baden und der Pfalz durch preußische Truppen niedergeworfen. (Prinz Wilhelm.)
Friedrich Wilhelms Unionsbestrebungen.
1849. Dreikönigsbündnis zwischen Preußen, Sachsen und Hannover. Anschluß kleinerer Staaten. Sachsen und Hannover durch den östreichischen Minister Schwarzenberg den preußischen Bestrebungen abwendig gemacht. Vierkönigsbündnis zwischen Bayern, Sachsen, Württemberg und Hannover. (Bund mit Einschluß der ganzen östreichisch-ungarischen Monarchie geplant.)
1850. Berufung eines Reichsparlaments nach Erfurt durch Preußen. Neue Unionsverfassung angenommen. Dagegen Berufung sämtlicher Bundesmitglieder nach
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Frankfurt durch Östreich. Protest Preußens. (Bundestag 1848 einstimmig aufgehoben.)
Preußische Truppen besetzen Kassel zum Schutze der hessischen Verfassung. (Hassenpflug.) Auf den Hülferuf des Kurfürsten rücken Bundestruppen in Hessen ein. Preußen zu einem Kampfe mit Östreich, dem deutschen Bunde und Rußland (Nikolaus I. Feind der freiheitlichen Bestrebungen Preußens) nicht gerüstet.
1850. Vertrag zu Olmütz. (Manteuffel.)
Preußen giebt seine Unionsbestrebungen auf, unterstützt Östreich in der schleswig-holsteinschen Frage. Östreich beherrscht noch einmal die deutschen Staaten.
C. Übergewicht Napoleons III.
1853—56. Krimkrieg. Nikolaus I. verlangt Schutzherrschaft über die orientalischen Christen. Vertrag Napoleons mit England zum Schutze der Türkei. Türkische Flotte vernichtet. Vertrag Östreichs mit der Türkei zur Besetzung der Donaufürstentümer. Belagerung Sebastopols durch Engländer, Franzosen (Canrobert, Pelissier) und Türken. Verteidigung durch Totleben. Cholera. Neutralität Preußens. Anschluß Sardiniens an die Verbündeten. (Cavour.)
1855. Nikolaus I. stirbt.
1855—81. Alexander II.
1855. Nach einer furchtbaren Beschießung (Niel) Sturm auf Sebastopol. (Malakowturm. Mac Mahon.)
1856. Pariser Friede. Freiheit der Donauschiffahrt. Besitzstand der Türkei erhalten.
Die türkischen Vasallenstaaten erringen allmählich völlige Selbständigkeit.
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Vereinigung der Moldau und Wallachai zum Fürstentum Rumänien. Karl von Hohenzollern (1866). Serbien unter dem Hause Obrenowitsch. Milan (seit 1868).
Griechenland. Infolge eines Aufstandes dankt Otto von Griechenland ab. (1862.) Georgios I. (dänischer Prinz) König. Ionische Inseln mit Griechenland vereinigt. (1863.)
1859. Italienischer Krieg. Einheitsbestrebungen. (Nationalverein. Garibaldi.) Verbindung des sardinischen Ministers Cavour mit Napoleon III. (Attentat Orsinis.) Verlangen der Abrüstung von seiten Östreichs von Sardinien zurückgewiesen. Krieg. Ostreicher bei Magenta (Mac Mahon) und bald darauf bei Solferino (Benedek) geschlagen.
Friede zu Villafranca. Östreich tritt die Lombardei an Sardinien ab (außer Mantua und Peschiera). Allgemeine Erhebung gegen die übrigen italischen Regierungen.
1860. Toskana, Parma, Modena und die päpstlichen Legationen besetzt. Abtretung Savoyens und Nizzas an Frankreich.
Garibaldi erobert mit Freischaren ganz Neapel außer Gatzta.
Garibaldi Diktator, legt aber nach einem gemeinsamen Einzuge in Neapel seine Diktatur in Viktor Emanuels Hände. (Garibaldi nach Capri.)
1861. Gaeta ergiebt sich. Viktor Emanuel König von Italien.
1861 — 65. Unionskrieg in Nordamerika infolge der Wahl
Abraham Lincolns, Hauptgegners der Sklaverei, zum Präsidenten. Lossagung der Südstaaten (Konföderierte) von der Union. Kriegsglück schwankt lange.
1865. Bei Petersburg der konföderierte General Lee von
den Generalen der Nordstaaten völlig geschlagen.
(Grant, Sheridan, Sherman.) Lincoln im Theater zu Washington erschossen.
Mexiko.
1861. Wegen Einstellung der Zinszahlung der Republik (Präsident Juarez) Konvention zu London zwischen Frankreich, England und Spanien. Streben Napoleons nach Oberherrschaft über die lateinische Rasse. Eroberung von Mexiko. (Bazaine.)
1863. Maximilian von Östreich (Gemahlin Charlotte, Tochter Leopolds I. von Belgien) von einer von den Franzosen berufenen Notablen-Versammlung zum Kaiser von Mexiko erwählt. Trotz des entgegengesetzten Versprechens die französischen Truppen von Napoleon aus Furcht vor einem Kriege mit den Vereinigten Staaten abberufen.
1867. Maximilian in Queretaro durch Verrat des Obersten Lopez gefangen, zum Tode verurteilt und erschossen.
VIII. Periode.
Zeitalter Wilhelms I.
A. Gründung des Deutschen Reiches.
1858. Wilhelm Prinzregent an Stelle des erkrankten Friedrich Wilhelm IV. Neuordnung der Armee begonnen.
1859. Deutscher Nationalverein. (Herzog Ernst von Koburg-Gotha.)
2. Januar 1861. Friedrich Wilhelm IV. stirbt.
1861—1888. Wilhelm I. Attentat des Leipziger Studenten Oskar Becker in Baden-Baden. Krönung in Königsberg.
Neuordnung der Armee fortgeführt. (Roon Kriegsminister, Moltke Chef des Generalstabes.) Die dazu
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nötigen Summen vom Abgeordnetenhaus (Fortschrittspartei) verweigert. Verfassungskonflikt.
186*2. Otto von Bickmarck - Schönhausen tritt an die Lpitze des Ministeriums. Zielbewußte Politik in der schles-wig-holsteinschen Frage.
1863. Schleswig von Friedrich V H. in Dänemark einverleibt. Holstein tributpflichtige Provinz (gegen das Londoner Protokoll). Nach Friedrichs VII. Tode sein Nachfolger Christian IX. (von Glücksburg) durch den Pöbel und die „Eiderdänen" zur Annahme dieser Verfassung gezwungen. Erbprinz Friedrich von Augusten-bürg tritt durch eine öffentliche Erklärung die Regierung der Herzogtümer an (trotz des Verzichtes seines Vaters). Bundesexekution vom Frankfurter Bundestag beschlossen. Der östreichisch-preußische Antrag, Schleswig in Pfand zu nehmen, vom Bundestage abgelehnt. Von Preußen und Östreich (auf Bismarcks Betrieb) Zurücknahme der Verfassung verlangt, von Christian (gezwungen) abgelehnt. Kredit für den Krieg von der preußischen Volksvertretung nicht bewilligt.
Einrücken der Östreicher unter Gablenz und der Preußen unter Wrangel und dem Prinzen Friedrich Karl in Schleswig.
1864. Krieg gegen Dänemark.
(2. u. 3. Febr.) Sieg der Östreicher bei Oberselk und der Preußen bei Missunde. Danewerk von General Meza verlassen, Düppeler Schanzen besetzt. Friedrich Karl geht über die Schlei. Dänische Nachhut bei Översee von den Östreichern geschlagen. Eindringen der Verbündeten in Jütland.
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18. April. Düppeler Schanzen von den Preußen unter Friedrich Karl erstürmt. Ansprache Wilhelms an seine Offiziere auf dem Sundewitt. Vorschläge der Londoner Konferenz von den Dänen zurückgewiesen. Übergang Herwarths von Bittenfeld über den Alsen-sunb. ^ütland bis an die Nordspitze erobert. Der allgemeine Wunsch einer Übergabe der Herzogtümer an Friedrich von Augustenburg von Bismarck nicht geteilt. („Blut der Preußen nicht umsonst geflossen.") Friede zu Wien. Dänemark tritt Schleswig-Holstein und Lauenburg an Preußen und Östreich ab. Verlangen Bismarcks, daß das holsteinsche Heer in das preußische einverleibt und Rendsburg und der Kieler Hafen ausgeliefert werde, von Östreich und Friedrich von Augustenburg zurückgewiesen.
1865. Gasteiner Konvention. Lauenburg an Preußen, Verwaltung Schleswigs durch Preußen, Holsteins durch Ostreich. Aufreizungen der augustenburgischen Partei gegen Preußen von Östreich unterstützt. Bismarck verlangt die Einberufung eines deutschen Parlaments. Rüstungen Östreichs und der süddeutschen Staaten. Bündnis Preußens mit Italien (von Napoleon gebilligt, trotzdem geheime Verhandlungen mit Östreich). Berufung der holsteinschen Stände durch Gablenz und Überweisung der schleswig-holsteinschen Sache an den Bund von Preußen für einen Bruch der Gasteiner Konvention erklärt. Manteuffel rückt in Holstein ein, Gablenz zieht ab. Erregte Stimmung in Deutschland gegen König Wilhelm und Bismarck. (Attentat Karl Cohens auf Bismarck.)
14. Juni 1866. Antrag Östreichs auf Mobilmachung des Bundesheeres, obwohl von Preußen als Kriegsfall
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bezeichnet, von der Mehrheit des Bundestages (9 gegen 6) angenommen. Preußen erklärt die Bundesakte für gebrochen. Preußens Verlangen der Neutralität und Abrüstung gegen Garantie ihres Besitzstandes von Hannover, Sachsen, Kurhessen zurückgewiesen.
1866. Krieg Preußens und Italiens gegen Ostreich und seine deutschen Verbündeten.
1) Westlicher Kriegsschauplatz. Kurhessen von General von Beyer (Kursürst gefangen), Hannover von Vogel von Falckenstein und Manteuffel besetzt. König Georg V. versucht zu den Bayern sich durchzuschlagen.
(27. Juni.) Die Preußen von den Hannoveranern bei Langensalza zurückgeschlagen (durch Schuld Falckensteins), aber Durchbruch nicht mehr möglich.
29. Juni. Kapitulation von Langensalza. Heer entwaffnet. König Georg nach Wien. Mainarmee unter Vogel
von Falckenstein schlägt zuerst die Bayern unter Prinz Karl (Großoheim des Königs) bei Kissingen (Gäben), dann die Bundesarmee unter Alexander von Hessen, besonders bei Aschaffenburg. Einzug Falckensteins in Frankfurt. An Falckensteins Stelle (Oberkommandant von Böhmen) Manteuffel Befehlshaber der Mainarmee.
(23.—26. Juli.) Bayern und Bundesarmee in mehreren
Treffen, besonders bei Tauberbischofsheim, geschlagen.
Süddeutsche Armee zwischen Manteuffel und dem von
Sachsen heranziehenden Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg in Würzburg eingeklemmt.
(2. August.) Waffenstillstand zu Würzburg. Stadt besetzt. Bundestruppen heimgerufen.
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2) Östlicher Kriegsschauplatz. Östreicher, 270 000 M. stark, unter Generalfeldzeugmeister Benedek besetzen nicht rechtzeitig die böhmischen Pässe. Die erste preußische Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl und die dritte (Elbarmee) unter Herwarth von Bittenfeld dringen größtenteils durch Sachsen, die zweite unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm über die Sudeten in Böhmen ein. Sammelplatz Gitschin. (Moltke: „Getrennt marschieren, vereint schlagen".)
(27. Juni.) General v. Bonin bei Trautenau von Gablenz mit überlegener Macht geschlagen, aber General Steinmetz siegt bei Nachod und am folgenden Tage bei Skalitz und das Gardecorps bei Soor über Gablenz. Gleichzeitige Vereinigung der dritten (Sieg bei Hüner-wasser) und ersten Armee. (Mehrere siegreiche Gefechte, besonders bei Podol).
(28. Juni.) Sieg bei Münchengrätz und am folgenden Tage bei Gitschin. Verbindung mit der zweiten Armee hergestellt. Allgemeiner Jubel in Berlin. Ankunft König Wilhelms, Moltkes und Bismarcks beim Heere. Benedek in fester Stellung an der Bistritz, Königgrätz im Rücken. Im preußischen Hauptquartier Angriff beschlossen. Benachrichtigung des Kronprinzen durch einen Adjutanten gelingt.
3. Juli. Schlacht bei Königgrätz (Sadova). Tapferes Ringen der ersten und dritten Armee gegen die östreichische Übermacht (Fransecki) bis Mittag. Am Nachmittage Ankunft der zweiten Armee. Sturm auf die Höhen von Chlum. Entscheidender Sieg der Preußen. („Nun danket alle Gott".)
Vorrücken der preußischen Armeen gegen Wien, eines Corps gegen Preßburg.
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3) Italienischer Kriegsschauplatz.- Italiener an Zahl überlegen, aber schlecht geführt, von den Östreich em unter Erzherzog Albrecht bei Custozza geschlagen. Italienische Flotte von Tegethoff bei Lissa geschlagen. Versuch Östreichs, durch Abtretung Venetiens an Napoleon die Trennung Italiens an Preußen zu bewirken, scheitert, ebenso die Hoffnung Frankreichs, Preußen zu einer Abtretung deutschen Gebiets zu bewegen. Waffenstillstand.
(26. Juli.) Friedenspräliminarien zu Nikolsburg. 1) Auflösung des deutschen Bundes und Neugestaltung Deutschlands jenseits des Mains. (Selbständiger Bund der süddeutschen Staaten gestattet.) 2) Schleswig-Holstein wird preußisch. 3) Sachsen bleibt unberührt, aber schließt sich dem neuen Bunde an. 4) 20 Millionen Thaler Kriegsentschädigung. 5) Italien erhält Venetien.
Friedensschlüsse 1) zu Prag zwischen Preußen und Östreich auf Grund der Präliminarien. (23. August.) 2) zwischen Östreich und Italien. Venetien kommt an Italien. (Volksabstimmung.) 3) zu Berlin zwischen Preußen und den süddeutschen Staaten. Schutz- und Trutzbündnis Badens, Bayerns und Württembergs mit Preußen. (Eröffnungen Bismarcks über Napoleons Annexionsbestrebungen.) Sachsen und die Nordhälste Hessen-Darmstadts treten dem norddeutschen Bunde bei. Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. werden preußisch. Aussöhnung mit der Volksvertretung. (Indemnität.) Norddeutscher Bund unter Preußens Führung. Bismarck Bundeskanzler. Bundesrat. Reichstag.
24. Februar 1867. Eröffnung des ersten norddeutschen Reichstages.
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Erneuerung des Zollvereins. Zollparlament.
1867. Luxemburger Frage. Frankreich verlangt Räumung der von Preußen besetzten ehemaligen Bundesfestung Luxemburg. Beschluß der Londoner Konferenz, Schleifung der Festung und Neutralität Luxemburgs, von Preußen angenommen. (Frankreich damals schlecht gerüstet.)
Organisation der französischen Armee (Niel) steigert die französischen Kriegsgelüste. („Rache für Sadova.")
1868. Jsabella II. von Spanien vertrieben. Der Regent Serrano wirft die Aufstände der Karlisten (Anhänger Karls VII., Onkels des älteren Don Carlos) und Republikaner nieder.
1870. Die spanische Krone dem Erbprinzen Leopold von Hohenzollern angeboten. Große Aufregung in Frankreich. Die französische Forderung, die Annahme der Krone zu verbieten, von König Wilhelm zurückgewiesen, aber Krone vom Erbprinzen ausgeschlagen. Neue französische Anträge auf Verzichtleistung erfolglos. (Benedetti in Ems.) Weitere Erörterungen von König Wilhelm verweigert. Französische Kriegserklärung. (Napoleon gegen bessere Überzeugung von seinen Ministern Gramont, Ollivier, Leboeuf und der Kaiserin Eugenie dazu überredet.) Allgemeine Begeisterung in Deutschland. Anschluß der süddeutschen Staaten.
(Gramonts Drohung gegen Baden.)
1870—71. Französischer Krieg.
Schneller Aufmarsch der deutschen Armeen.
(Feldzugplan Moltkes.)
I. Armee unter Steinmetz rückt gegen die Mosel vor.
II. Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl sammelt sich in der Pfalz.
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III. Armee unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm (dabei die süddeutschen Truppen) dringt über Landau nach Süden vor.
Vogel von Falckenstein mit dem Schutze der Küsten beauftragt.
Fehlen eines einheitlichen Planes im französischen Heere.
2. Aug. Gefecht bei Saarbrücken. Rückzug der Preußen vor der Übermacht- (Napoleons Depesche von einer „Schlacht".)
4. Aug. Division Abel Douay (Vorhut Mac Mahons) bei Weißenburg von Teilen der dritten Armee geschlagen. (Erstürmung des Gaisberges durch Preußen und Bayern.)
6. Aug. Schlacht bei Wörth, von der Vorhut der dritten Armee begonnen, endet mit der völligen Besiegung Mac Mahons durch den Kronprinzen. Gleichzeitig die Spicherer Höhen erstürmt und das Corps Frossard zurückgeworfen. (Steinmetz.) Konzentrierung der französischen Armeen nach rückwärts. Vormarsch der Deutschen auf der ganzen Linie.
14. Aug. Durch die Schlacht bei Colombey Marschall Bazaine auf dem Marsche nach Chalons (über Metz) aufgehalten. Übergang der zweiten Armee über die Mosel.
16. Aug. Bazaine auf dem Abmarsche von Metz nach Westen durch General von Alvensleben (Brandenburgisches Armeecorps) bei Mars la Tour oder Vionville angegriffen und trotz seiner Übermacht zurückgeschlagen. (Zuletzt 38000 Deutsche gegen 150000 Franzosen. Todesritt der Kavalleriebrigade Bredow.)
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18. Aug. Schlacht bei Gravelotte. Die vereinigte erste und zweite Armee unter dem persönlichen Befehl König Wilhelms schlägt nach der Erstürmung von St. Privat durch die Garde (von den Sachsen unterstützt) und der Ankunft der Pommern die Armee Bazaines völlig und treibt sie nach Metz hinein. Metz von dem Prinzen Friedrich Karl belagert.
Neugebildete IV. Armee unter Kronprinz Albert von Sachsen, sowie die auf der Verfolgung Mac Mahons begriffene III. Armee marschieren auf Paris los. Mac Mahon nach Norden ausgewichen zur Entsetzung von Metz. Einschwenkung der dritten und vierten deutschen Armee nach Norden.
30. Aug. Der Kronprinz von Sachsen wirft die Armee Mac Mahons über die Maas durch die Schlacht bei Beaumont und geht selbst auf das rechte Ufer des Flusses. Der Kronprinz von Preußen verlegt auf dem linken Ufer den Franzosen den Rückzug nach Paris.
1. Sept. Schlacht bei Sedan. Die Franzosen von allen
Seiten umklammert, alle Durchbruchsversuche zurückgewiesen.
Napoleon übersendet König Wilhelm seinen Degen. Nächtliche Verhandlungen in Donchery zwischen Moltke und Wimpfen. (Mac Mahon verwundet.)
2. Sept. Zusammenkunft Napoleons mit Bismarck, um
bessere Bedingungen für seine Armee zu erlangen, erfolglos. Kapitulation von Sedan, Armee kriegsgefangen. Zusammenkunft Napoleons mit König Wilhelm in Schloß Bellevue. Napoleon nach Wilhelmshöhe.
Revolution in Paris. Republik erklärt. Eugenie nach England.
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Belagerung von Paris durch die dritte und vierte Armee. (Regierung der nationalen Verteidigung, darunter Favre, Gambetta; Trochu Generalgouverneur.) Kampf um die Festungen. Straßburg (am 28. Sept.) und Metz. (28 Okt. Bazaine mit 170000 M. kriegsgefangen) ergeben sich nach heftigen Kämpfen.
Zur Entsetzung von Paris von Gambetta (im Luftballon aus der Stadt entkommen) ein Massenaufgebot (levee en masse) erlassen. Der bayrische General von der Tann nach der Einnahme von Orleans durch überlegene Streitkräfte unter Aurelles de Paladine zum Rückzug gezwungen. Neue Armee unter dem Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg - Schwerin gebildet. Heftige Kämpfe. Nach dem Falle von Metz eilt Prinz Friedrich Karl herbei und übernimmt den Oberbefehl.
(28. Nov.) Aurelles de Paladine beiBeaune-la-Rolande geschlagen.
Franzosen in den nächsten Tagen überall zurückgeworfen. 4. Dez. Deutsche vor Orleans. Nachts kapituliert die Stadt. Chanzy, an Aurelles de Paladines Stelle getreten, in der viertägigen Schlacht bei Beaugeney geschlagen. Inzwischen der Versuch einer französischen Nordarmee, Paris zu entsetzen, von Mauteuffel durch den Sieg bei (27. Nov.) Amiens zurückgewiesen. Entsatzversuche von Ausfällen aus Paris begleitet, die abgeschlagen werden.
Französische Loirearmee geteilt, ein Teil unter Bourbaki nach Osten gezogen, ein Teil unter Chanzy um Le Mans versammelt. Nordarmee unter Faidherbe von neuem im Vorrücken begriffen.
(6.—12. Januar.) Prinz Friedrich Karl greift die West-armee an und vernichtet sie in einem siebentägigen Kampfe bei Le Mans.
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(19. Januar.) Die französische Nordarmee beim Vormarsch auf Paris von dem an Manteuffels Stelle getretenen General von Gäben bei St. Quentin völlig geschlagen.
Inzwischen General von Werder mit der Belagerung von Belfort beschäftigt. Garibaldi, der sich, begeistert für die französische Republik, nach Frankreich begeben hatte, an der Spitze von Freischaren in der Nähe von Dijon geschlagen. Beim Heranrücken der neugebildeten Ostarmee unter Bourbaki und auf die Nachricht von der Versammlung größerer Streitkräfte unter Garibaldi Manteuffel zum Oberbefehlshaber einer neugebildeten Südarmee ernannt. Vor seinem Eintreffen schlägt Werder alle Angriffe Bourbakis auf (15.-17. Jan.) die Lisaine-Linie ab. (43000 Deutsche gegen 150 000 Franzosen.) Manteuffel zieht nach Süden, schneidet dem Heere Bourbakis die Rückzugslinie nach Lyon ab und zwingt es so zum Übertritt auf schweizerisches Gebiet. 100 000 M. entwaffnet. Belfort kapituliert.
Hoffnung in Paris seit der Besiegung der West-unb Nordarmee völlig geschwunden. Heftige Ausfälle (Le Bourget) ohne Erfolg.
Nach dem Antrage Ludwigs II. von Bayern im Namen der deutschen Fürsten, auf die Bitten des norddeutschen Reichstages und mit Zustimmung der süddeutschen Kammern nimmt König Wilhelm die deutsche Kaiserkrone an.
18. Jan. 1871. Kaiserproklamation in Versailles.
19. Jan. Letzter Ausfall aus Paris (über 100 000 M.) von
dem fünften Corps allein zurückgewiesen.
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(28. Jan.) Kapitulation von Paris, von Favre und Bismarck vereinbart. Pariser Armee kriegsgefangen. Kontribution.
Waffenstillstand von 21 Tagen (mit Ausschluß Bourbakis) zur Zusammenrufung einer Nationalversammlung.
(1. März.) Einzug von 30000 Deutschen in Paris. Friedenspräliminarien zu Versailles. (Thiers und Bismarck.) Elsaß und der deutschredende Teil von Lothringen mit Metz an Deutschland. 5 Milliarden Francs.
10. Mai 1871. Friede zu Frankfurt auf Grund der Präliminarien.
Deutsches Reich ein Bundesstaat mit erblicher Kaiserwürde im Hause der Hohenzollern, besteht aus 26 Staaten. Bundesrat, aus Vertretern der deutschen Regierungen, Reichstag, aus gewählten (nach allgemeinem Stimmrecht) Vertretern des deutschen Volkes bestehend, haben die Gesetzgebung. Bismarck Bundeskanzler des deutschen Reiches.
(21. März) 1871. Erster deutscher Reichstag vom Kaiser Wilhelm I. eröffnet. (Thronrede.)
B. Europa von 1870—1890.
Italien. Vatikanisches Konzil. Verkündung der Jnfallibilität.
1870. Rom nach dem Abzüge der französischen Truppen von den Italienern besetzt. Kirchenstaat dem Königreich Italien einverleibt. Weltliche Herrschaft des Papstes hört auf. (Dem Papst verbleibt noch Vatikan und Peterskirche.) Rom Hauptstadt Italiens.
1878. Viktor Emanuel stirbt, Humbert König von Italien. (Crispi.)
Spanien.
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1870. Amadeus, zweiter Sohn Victor Emanuels, König von Spanien, legt bald wegen des Widerstandes von allen Seiten die Regierung nieder. Republik.
1874—85. Alfons XII., Sohn Jsabellas II., König von Spanien. Sein nachgeborner Sohn regiert unter Vormundschaft seiner Mutter Marie Christine von Östreich.
Frankreich.
Paris nach dem Abzüge der deutschen Truppen in die Gewalt der Commune geraten, wird von den Regierungstruppen erobert. (Brand der Tuilerien.) Thiers Präsident der Republik. Milliarden durch Anleihen schnell bezahlt. Allgemeine Wehrpflicht.
(1873.) Thiers von den vereinigten monarchistischen Parteien (Legitimisten, Orleanisten und Bonapartisten) gestürzt. Mac Mahcm Präsident. Septennat. Übergewicht der Republikaner über die uneinigen Monarchisten.
(1879.) Mac Mahon legt die Präsidentschaft nieder. Jnles Grevy Präsident. Ministerium Gambetta von kurzer Dauer. Gambetta stirbt. Schneller Wechsel der Ministerien. Grevy von neuem auf 7 Jahre gewählt. Boulanger Träger des Revanchegedankens. Abdankung Grevys. Carnot.
Rußland und die Türkei.
Verlangen der Großmächte, bei der Einsetzung von Gouverneuren in christlichen Provinzen mitzuwirken, von der Türkei zurückgewiesen.
1877—78. Russisch-türkischer Krieg.
Die Russen, bis an den Balkan vorgedrungen, von Osman Pascha bei Plewna in der Flanke gefaßt und geschlagen. Zwei weitere Angriffe auf Plewna trotz der Unterstützung durch Karl von Rumänien
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zurückgeschlagen. Festung Kars in Asien von den Russen erstürmt. Osman Pascha, durch eine regelrechte Belagerung unter Leitung Totlebens völlig eingeschlossen, versucht einen Durchbruch, wird aber geschlagen und ergiebt sich. Übergang über den Balkan. Türken überall geschlagen. (Suleiman Pascha.) Adrianopel besetzt. Friedenspräliminarien von San Stefano. Widerspruch Englands.
1878. Berliner Kongreß. Berliner Friede am 13. Juli unterzeichnet. Bulgarien tributpflichtiges Fürstentum. Ostrumelien türkische Provinz mit selbständiger Verwaltung. Griechenland erhält Gebietszuwachs in Thessalien und Epirus. (Erst nach einer vergeblichen Botschafterkonferenz und neuen Kämpfen festgesetzt.) Serbien und Montenegro unabhängig. (Milan König 1882.) Rumänien (Karl König 1881) tritt Bessarabien an Rußland ab und erhält die Dobrudscha. Rußland erhält einen Teil von Nordarmenien. Östreich besetzt Bosnien und die Herzegowina. (Nach harten Kämpfen die Ruhe hergestellt.) Freie Schiffahrt auf der Donau. Religionsfreiheit in der Türkei.
Nihilistische Verschwörungen und Attentate in Rußland.
1881. Alexander II. ermordet. Alexander III. Kaiser von Rußland, beeinflußt von der panslavistischen Partei. Streben nach einer französisch-russischen Allianz.
England.
1876. Königin Viktoria (Gemahl: Prinz Albert von Koburg) „Kaiserin von Indien". (Disraeli, Lord Beaconssield.) Kämpfe in Irland. Homeruler. (Forderung eines selbständigen irischen Parlaments.) Landliga. (Par-nelliten.) Gladstone Führer der liberalen Partei.
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Salisbury Führer der Konservativen (seit 1886 Minister).
Deutschland.
Verbot der Gesellschaft Jesu und anderer Orden. Preußische Maigesetzgebung. Kulturkampf. (Ultramontanismus—Centrum.) Milderung der Gesetze nach dem Tode Pius' IX. und Vereinbarung mit seinem Nachfolger Leo XIII.
1878. Mißlungene Attentate Hödels und Nobilings auf König Wilhelm. Sozialistengesetz zur Verhinderung der Ausschreitungen der Sozialdemokraten. Arbeiterschutzgesetzgebung zur Linderung der Not der arbeitenden Klassen. (Krankenkassen- und Unfallversicherungsgesetz.)
Erwerbung überseeischer Gebiete durch deutsche Handelsgesellschaften und Stellung derselben unter den Schutz des Reiches. Kolonialgesetzgebung.
Friedenspolitik. Dreikaiser - Zusammenkunft in Berlin (Wilhelm I., Franz Joseph, Alexander II. Bismarck, Gortschakow, Andrassy) bringt keine dauernde Vereinigung der Mächte. Deshalb Schutzbündnis zuerst mit Ostreich, dann mit Italien geschloffen. Dreibund.
9. März 1888. Wilhelm I. stirbt.
15. Juni. Friedrich III. stirbt, Wilhelm II. Kaiser von Deutschland und König von Preußen. Sorge für den Frieden. Fortführung der Arbeiterschutzgesetzgebung. (Jnvaliditäts- und Altersversorgungsgesetz.) Internationaler Arbeiterschutzkongreß in Berlin. Rücktritt des Fürsten Bismarck. General von Caprivi Reichskanzler. Vertrag mit England zur Abgrenzung der deutschen und englischen Besitzungen in Afrika. Wiedergewinnung Helgolands.
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C. Charakteristik der neuesten Zeit.
1) Großartiger Aufschwung der Technik. Einfluß der Dampfkraft und der Elektrizität auf die Entwickelung von Handel und Industrie. Damit zusammenhängend Zunahme der Bevölkerung in den Verkehrscentren. Anwachsen der arbeitenden Bevölkerung in den Jndustriebezirken. Verbreitung communistischer Ideen durch die ganze Welt. (Ferdinand Lassalle der Begründer der deutschen Sozialdemokratie.)
2) Wissenschaft. Starkes Hervortreten der Naturwissenschaften, deren Ergebnisse technisch verwertet werden. Verallgemeinerung höherer Bildung durch Vermehrung der höheren Lehranstalten. Verbreitung des Wissens durch Bildungsvereine u. s. w.
3) Poesie sinkt nach dem Tode Göthes von ihrer Höhe herab, aber Lyrik nicht ohne Schwung.
Romanlitteratur. In neuester Zeit Hervortreten einer naturalistischen Richtung. Ringen nach neuen dramatischen Formen. Musikdrama Richard Wagners. Lutherfestspiele.
4) Kunst. Bis 1850 überwiegt noch die klassische Richtung. Dann macht sich in der Architektur die Rückkehr zur Renaissance geltend, in der Malerei dagegen ein starker Realismus, weniger in der Skulptur.
B. Ahrendt'sche Hofbuchdruckerei in Neubrandenburg.
Die Kohmzollern in Brandenburg - Hreuljen.
(Kurfürsten und Könige sind gesperrt gedruckt.)
Friedrich I. 1415—40. (Friedrich ¥1, Burggraf von Nürnberg.)
Friedrich II. (Eisenzahn) 1440—70. Albrecht Achilles 1470—36.
Johann Cicero 1486—99. Friedrich von Ansbach. (Stammvater der ansbachschen Linie, stirbt 1603 aus.)
Joachim ^Nestor 1499—1535. Albrecht Herzog von Preußen. Wlhelm d. Reiche v. Cleve, Jülich u.s.w.
"Jet&TmTT HektoTÜSö—71. Johann von del^eümärk? Albrecht Friedrich hmn5Mt . ' Marie ~ Johann Anna, verm. mit
^ von Preußen, vermayu Ml Eleonore, Wilhelm. Pfalzgras v. Neuburg.
h^n^l^e^^g°^^571^9^°^^ Anna, verm. m. Eleonore, verm. m.
| Johann Sigismund. Joachim Friedrich.
Joachim Friedrich 1598—1608.
Johann Sigismund 1608—19. Johann Georg v. Jägerndorf.
Georg Wilhelm 1619—40.
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, 1640—88, vermählt mit Luise Henriette von Dramen.
Friedrich I. (III.) König in Preußen 1688—1713.
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Friedrich Wilhelm I. 1713— vermählt mit Sophie Charlotte von
Friederike Wilhelmine, Friedrich II., der Große, 1740-36, August Wilhelm. Heinrich. Ferdinand.
Markgräfin von Baireuth. vermählt mit Elisabeth Christine v. Braunschweig. | j
Friedrich Wilhelm II. 1786—97. Ludwig Ferdinand.
Friedrich Wilhelm III. 1797—1840, Ludwig. Wilhelm,
vermählt mit Luise von Meckl.-Str.' j j
Friedrich.
Alexander. Georg.
Friedrich Wilhelm IV. 1840-61, Wilhelm I. 1861-83, Karl,
vermählt mit Elisabeth v. Bayern. vermählt mit Auguste v. Weimar. j
Friedlich IIL 1888, Luise, verm. m. Friedrich Kar!. Albrecht, ,
verm. m. Viktoria v. England. Friedrich v. Baden. } Regent v. Braunschwerg.
"^^ilhelm^^888^ vermählt mit Auguste Viktoria v. Schl.-Holst.
Kaösöurger und Aouröonen.
(Könige und Kaiser sind gesperrt gedruckt.)
Friedrich 1H. 1440—93.
Karl der Kühne von Burgund, stirbt 1477.
Ferdinand der Katholisches. Aragonien, Maximilian I. 1493—1519, vermählt mit Maria von Buraund. verm. m. Jsabella v. Castrüen. i .
Johanna d. Wahnsinnige, verm. m. Philipp 1, d. Schöne.
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Ladislaus II. v. Böhmen und Ungarn.
Karl Y. (I.) 1520—56, Philipp II. 1556—98.
Ferdinand I. 1556—64, verm. m. Anna. Ludwig II. (fällt 1526).
Maximilian II. 1564—76.
Karl von Steiermark.
Henrich IV. 1589-1610. Philipp III. (1598-1621). Rudolf II. 1576-1612. Matthias 1612-19. Ferdinand II. 1619-37. Ludwig 1616—43, verm. m. Anna. Philipp IV. (1621—65.) Maria Anna, vermählt mit Ferdinand III. 1637—57.
Karl HI. Margarete Theresia, vertu, in. Leopold I. 1657—1705.
Philipp v.Orleans Ludwig XIV. Maria
(jüngerer Bruder L. XIV.) 1643-1715, Demt m> Theresia. (1665-1700)
Philipp. (Egalite.)
Ludwig der Dauphin.
Ludwig von Burgund. Philipp V. von Spanien
(1700-46), Stammvater der spanischen Linie.
Maria Antonia, Joseph I. 1705—11. verm. m. Max Emanuel von Bayern.
üarl 'VII.. 1711—40.
Joseph Ferdinand.
Louis Philipp Ludwig XV. (1715—74)
1830—48. —........ -..
| Ludwig der Dauphin.
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Maria Theresia 1740—80. verm. m. Franz v. Lothringen-Toskana. (Franz L, Kaiser von Deutschland 1745—65.)
Ludwig Philipp, Graf von Paris.
Ludwig XVI. r _ m Marie (1774-92), üerCT- m- Antoinette.
Ludwig XVII.
Ludwig XVIII. 1813-24.
Karl X. 1824—30.
Joseph II. 1780—90.
Leopold II. 1790—92.
Marie
Antoinette.
Karl von Berry.
Gras Chambord. (Heinrich V.)
Franz II. (I. als Kaiser von Östreich) 1792—1835.
Ferdinand' I. 1835—48.
Franz Karl.
Franz Joseph.
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