Das Mittelatter. I. Periode: Vom Einfall der Hunnen bis auf Pippin den Kleinen. Bis zur Gründung des Westgotenreichs in Spanien. Wir rechnen das Mittelalter von 375 an, von dem ersten Einbrechen der mongolischen Völkerrvellen in die abendländische Welt. Mongolische Stämme haben seitdem noch häufig den europäischen Osten und Südosten dauernd oder vorübergehend überflutet; die wichtigsten waren: die Hunnen, die Magyaren, die Avaren, die Bulgaren, die Mongolen im engeren Sinne im dreizehnten Jahrhundert, die Tataren, die Türken. Die Hunnen, ein Volk von asiatischen Nomaden, stießen 375 auf das ostgotische Reich unter Ermanrich, welches infolge dessen zerfiel. So wurden die Ostgoten und die denselben benachbarten Westgoten in Bewegung gesetzt. Da am Ende des vierten Jahrhunderts sich aus verschiedenen Ursachen auch die germanischen Völkerstämme am Rhein und an der Donau, sowie auch einige im Innern Deutschlands wohnende Stämme nach Süden und Westen aus die Wanderung begaben, so nennt man diese Zeit die der Völkerwanderung. Sie umfaßt hauptsächlich die Beziehungen der Ost-und Westgoten, Van¬ dalen, Burgunder, Sueven, Alemannen, Langobarden, Franken und Sachsen zum römischen Reiche oder zu ehemaligen Gebieten desselben; sie führte zur Zerstörung des abendländischen Reiches, an der fast alle germanischen Stämme Anteil hatten (aber nicht durch einen planmäßigen und mit Be¬ wußtsein geleiteten Angriff), zur Gründung der germanischen Reiche auf römischem Gebiete. Die Bewegung findet ihr Ende mit der Bildung des Frankenreichs und mit der Einwanderung der Langobarden in Italien. An Friedlaender, Mittelalter und Neuzeit. I