122. Die Festspiele. 239 Statilius Taurus das erste steinerne Amphitheater und Vespasian das grofsartige amphitheatrum Flavium. — Als Kämpfer wurden Sklaven, Kriegsgefangene, Verbrecher und zuletzt gedungene Leute verwendet. Diese wurden in eigenen Fechtschulen (lucli cjladia- torii) für ihr AVaffenhandwerk herangebildet. Die Fechter, die in grofser Zahl herangezogen wurden, zerfielen je nach der Waffe, in der sie sich übten, in verschiedene Klassen (familiae), an deren Spitze der Fechtmeister (lanista) stand, welcher die Gladiatoren einübte und an diejenigen, welche ein munus gladiatorium veranstalten wollten, verkaufte oder vermietete. Nach Bewaffnung und Kampfesart gab es: retiarii, welche ohne Rüstung am Leibe mit einem Netze (rete) und einer dreizinkigen Gabel (tridens, fus- cina) bewaffnet waren und dem Gegner (meist ein secutor) das Netz über den Kopf zu werfen trachteten, um ihn dann mit der Gabel anzugreifen. Secutores trugen Schwert und Schild und haben ihren Namen daher, dafs sie gewöhnlich dem retiarius nachsetzten, bis dieser sein Netz zum Wurfe bereit hatte. Mir- millones und Galli, die mit dem gallischen Helme, auf welchem ein Fischbild (p.'jpjj.uXo;, murmillo) statt des Helmbusches sich befand, bewaffneten Gladia¬ toren. Sammtes, Fechter in der Rüstung der samnitischen Soldaten, nämlich einem Helm mit Visier und Flügeln (pinnae), einem Langschilde und einer ocrea am linken Beine. Threces (Thrax, Thraex und Threx), thrakische Fechter in den Waffen der eingebornen Thraker. Diese führten eine krumme Klinge (sicct) und den kleinen thrakischen Schild. Der Thrax erwartete seine Gegner gewöhnlich in kauernder oder kniender Stellung. Die hoplomachi kämpften in schwerer Rüstung, die dimachaeri (von (Acr/atpa) führten zwei kurze Messer; die essedarü fochten vom britischen Streitwagen (essedum) herab, die auda- batae zu Pferde mit Visieren. Um künstliche Seegefechte, besonders Darstellungen von historisch be¬ rühmten Seeschlachten, z. B. ein Seetreffen zwischen Athenern und Persern, zu geben, leitete man entweder Wasser in die Arena des Amphitheaters oder man baute eigene Naumachien,. riesige Bassins, in welchen 30 und mehr Schiffe Schlachten nachabmten. Cäsar baute 46 v. Chr. die erste Naumachie, Augustus 2 v. Chr. eine zweite; die gröfste aber Claudius 52 n. Chr. auf dem Fuciner- see, wo 19 000 Mann in Kostümen ein Seetreffen zwischen Rhodiern und Si- ciliern nachahmten (Tac. ann. 12, 56). ß) Die Tierhetzen, venationes. Die erste venatio gab 186 v. Chr. M. Fulvius Nobilior bei seinen Spielen (Liv. 39, 22: venatio data leonum et pantherarum). Anfänglich wurden die Tierkämpfe im Cirkus, später im Amphitheater mit den Grladiatorenspielen ge¬ geben, und zwar fanden vormittags die Tierhetzen, nachmittags die Fechterspiele statt. Immer glänzender und kostspieliger wur¬ den diese Hetzen, und aus allen Teilen des Reiches die wilden liere in grofser Zahl nach Rom geführt oder in Menagerien (vi¬ varia) herangezogen. Die Tierkämpfer, bestiarii, venatores, waren wie die Gladiatoren in Familien eingeteilt, rekrutierten sich aus