166. Nachklassisches oder silbernes Zeitalter. 347 cessu divi Augusti liber) in 16 Büchern, davon 7—10 verloren, behandelten die Zeit von Augustus bis zum Tode Neros und die Historiae setzten das Werk fort bis 96. e) Der dialogus de ora- toribus, ein Gespräch über den Verfall der Beredsamkeit, darf wohl unbedingt ihm zugeschrieben werden. Tacitus ist der römische Thukydides, Aveitaus der erste Historiker der Römer, wissenschaftlich gebildet, mit kritischem Scharfblicke und historischem Sinn ausgerüstet, von grofser Selbständigkeit und festem Charakter, der nach dem Wahren und Sittlichen ringt, ernst und gemessen. Die Quellen hat er sorg¬ fältig studiert und die politische Lage durchschaut er wie kaum ein zweiter. Dies macht ihn, den Republikaner, freilich bitter und herb, bisweilen elegisch, und für diese seine innere Stimmung schafft er sich einen eigenen, merkwür¬ digen Stil, der sich durch Kürze und Meidung der Ebenmäfsigkeit auszeichnet, aber auch in seiner vielsagenden Prägnanz bisweilen dunkel ist. Stilistisch steht der dialogus de oratoribus am höchsten. 5. Iulius F/orus, zur Zeit Hadrians, aus Spanien, verfafste Bellorum omnium annorum DCC 1. II ganz im Anschlufs an Livius, aber in schwülstigem, deklamierendem Stile die Geschichte Roms von Romulus bis Augustus erzählend. 6. C. Suetonius Tranquillus, geb. um 75, einige Zeit Geheim¬ schreiber Hadrians, dann ganz der Schriftstellerei lebend. Mit der Kaisergeschichte wohl vertraut schrieb er die vitae duodecim Cae- sarum (von Cäsar bis Domitian), die inhaltlich sehr wertvoll sind. Denn Sueton arbeitete sorgfältig nach Quellen und ist beflissen, nur AVahres zu erzählen; seine Sprache aber leidet an Härten. Wir haben ferner vod ihm de vir is illustribus, worin er die verschie¬ denen Vertreter der römischen Litteratur feiert. Darin auch eine vita Terenti, Horati, Persii etc. 2. Die Redner. Die öffentliche Rede, die einst zu so grofser Blüte sich entwickelt hatte, war fast gänzlich verschwunden. Da es keine Volksversammlungen mehr gab, war die politische Beredsamkeit auf den Senat, avo indes kaum ein freies Wort mehr gesprochen Averden durfte, beschränkt; die gerichtliche Rede da¬ gegen (eloquentia forensis, genus iudiciale) auf die Civilgerichte der Centum- viri. Desto üppiger Avucherte die Schulrhetorik, die nach und nach alle Zweige der Litteratur beeinflufste. Ein ergiebiges Feld für die rhetorisieren- den Redner war noch der panegyricus oder die Lobrede auf die Kaiser, in der die ,Panegyristenl ihre schAvülstigen, schmeichelnden Deklamationen anbringen konnten. — Die Schulübungen (declamation es) zerfielen in controversiae (fin¬ gierte Streitreden) und suasoriae (Reden, in denen ein Antrag oder Vorschlag empfohlen Avird). 1. Annaeus Seneca (54 v. Chr. bis 40 n. Chr.), der Rhetor und Vater des Philosophen, aus Corduba, lebte meistens in Rom.