Wohl der Unterthanen nach Kräften zu fördern, und dabei genoß jeder den Schutz der Freiheit. @in großes Jubelfest beging Bayern am 25. August 1880. Siebenhundert Jahre waren es, daß die Wittelsbacher über Bayern regierten, innig verbunden in guten und in böseu Tagen mit dem treuen Volke. Bereits damals zeigten sich bei dem Könige Spuren einer Krankheit des Geistes, die durch seine beständige Einsamkeit und das stete Trachten, unausführbare Träumereien zu verwirk¬ lichen, nur gesteigert wurde. Im Juni 1886 trat an die Glieder der königlichen Familie und an das Ministerium die schwere verfassnngs- mäßige Pflicht heran, eine Regentschaft einzusetzen. Diese übernahm des Königs Oheim, Prinz Luitpold, da Prinz Otto, des Königs Bruder, schon seit mehreren Jahren von unheilbarer Geistesum- \ nachtung befallen ist. Der Monarch konnte diese unglückliche Wendung seines Geschickes nicht ertragen, er schauderte vor dem Lose, das seinem Geiste und Gemüte bevorstand und suchte und fand am 13. Juni 1886 den Tod iit den Wellen des Starnberger Sees. Ganz Bayern, ja ganz Deutsch¬ land, trauerte ob des erschütternden Geschickes des reich begabten Königs, ob des herben Seelenleides der königlichen Mutter. Ludwig II. mag manches gefehlt haben, seit er krank am Geiste war, aber des Guten ge¬ schah unter ihm so viel, daß die Periode seiner Regierung für die Ge¬ schichte des bayerischen Staates eine segensreiche genannt werden muß. § 43. König Gtls I. seit 14. Juni 1886. Da der Monarch, wie bereits erwähnt, dauernd zur Regieruug ; verhindert ist, führt Prinz Luitpold die Regentschaft des Landes als { des Königreiches Verweser fort. Möge Gott ihn, seine Räte und Beamten segnen, auf daß sie zum religiösen, sittlichen und materiellen - Wohle des ganzen Landes ihrer schweren Aufgabe gerecht werden j können! Das walte Gott! Jeder wahre Bayer aber, ob jung, ob alt, ob hoch, ob niedrig, ; ob reich, ob arm, beherzige und befolge immer des Dichters Worte: i „Ans Vaterland, ans teure schließ' dick an, Das halte fest mit deinem ganzen Herzen, Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft, Dort in der fremden Welt stehst du allein, Ein schwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt!" Bibliofhek Cassianeum Donauwörfh