380 Bertrand löst sich aus der Gefangenschaft. Neuer Sieg. tausend Mann stark lagerten. Er zeigte ihnen die Gelegenheit, sich in Spanien zu bereichern, und versprach ihnen außerdem große Summen, die der König von Frankreich auszahlen würde, wenn sie sein Land verließen. Dies lockte sie; die meisten gingen auf den Vorschlag ein und zogen, Bertrand an der Spitze, auf Avignon zu. Papst Urban V. erbot sich zur Aufhebung des Baunes, welcher über die Kompagnie ausgesprochen war, aber Bertrand er¬ widerte: „Es sind viele unter uns, die nicht nach Absolution fragen, Geld ist den meisten lieber," und so mußte ihre Entfernung mit zweimalhnuderttauseud Franken erkauft werden. In Kastilien leistete Gnesclin dem Prinzen Heinrich höchst ersprießliche Dienste. Allein trotz der angestrengtesten Tapferkeit konnte er doch nicht verhindern, daß der schwarze Prinz, der Pedros Sache verteidigte, bei Navarette am 3. April 1367 den dritten Sieg in seinen Lorbeerkranz flocht. Als er den Verlust der Schlacht fast entschieden sah, sprengte Bertrand auf Heinrich zu, der seine fliehenden Truppen schon dreimal zum Stehen gebracht hatte und noch immer mitten in dem schwersten Getümmel focht, nahm dessen Pferd beim Zügel und führte ihn trotz seines Widerstrebens aus der Schlacht. Er selbst stürzte sich dann wieder ins Gefecht; als er sich aber endlich umringt sah und Eduard erblickte, rief er: „Diesem er¬ gebe ich mich; denn er ist der Tapferste." Der Prinz dachte auch edel und ritterlich genug, ihn dem König Pedro, der gern Rache an diesem Gegner geübt hätte, trotz aller Anerbietungen nicht auszuliefern, sondern nahm ihn mit sich nach Bordeaux. Ein Zufall beschleunigte Ber¬ trands Befreiung. Man unterhielt sich eines Tages bei dem Prinzen von Wales über seine Siege und die Gefangenen, die er dabei gemacht. „Prinz," sagte der Herr von Albret, „man spricht, Ihr hättet jemanden in Euerm Gewahrsam, den Ihr nicht loszulassen wagt, nämlich Bertrand du Guesclin." Eduard fühlte durch dieses Gerücht seine Ehre gekränkt und befahl, den Ritter sogleich herbeizuführen. „Wie geht's, Bertrand?" fragte der Prinz. „Traun," erwiderte dieser, „es langweilt mich, nur immer die Mäuse vou Bordeaux zu hören, die Vögel meines Vaterlandes wären mir lieber." „Es wird bloß von Euch ab- hängen," entgegnete Eduard; „schwört nur, nicht gegen uns und nicht für Heinrich von Kastilien zu kämpfen, so entlasse ich Euch ohne Lösegeld." — „Was hälfe mir da meine Befreiung, dann gäbe ich mich ja erst recht in die Gefangenschaft." — „Nun," sagte der Prinz, „dann sollt Ihr wenigstens nicht ohne Geld wegkommen." „Ich will gern zahlen," entgegnete Bertrand, „nur erinnert Euch, daß ich ein armer Ritter bin, der nichts besitzt, als was er mit den Waffen erwirbt." Der Prinz überließ es ihm, den Preis selbst zu be¬ stimmen, und jener bot hunderttausend Goldgulden, um sich nicht zu niedrig zu schätzen. Verwundert fragte ihn Eduard, woher er so viel Geld nehmen wolle. „Der König von Frank¬ reich," erwiderte dieser, „und Heinrich von Kastilien, welcher nun als König sterben wird, werden es aufbringen." Doch schon in Bordeaux fand er unter den Engländern Freuude, die ihm ansehnliche Geschenke machten, und die Gemahlin Eduards selbst gab ihm eine be¬ deutende Summe. Dann verließ er die Stadt, um sich das Übrige zu verschaffen. Aber freigebig und großmütig, wie er war, unterstützte er noch andere gefangene Ritter, die er auf dem Wege traf, daß sie ihr Lösegeld bezahlen und sich von neuem ausrüsten konnten. Er begab sich hierauf zum Herzog von Anjou, dem Bruder König Karls, der für Heinrich von Kastilien Truppen werben ließ; vou diesem erhielt er das Fehlende und stellte sich wieder an die Spitze von sechshundert Lanzen, um den vertriebenen Prinzen zum zweitenmal in sein Reich zurückzuführen (1368). Seine Tapferkeit trug wesentlich zum Gewinn der Schlacht bei Montiel bei, mit welcher die Herrschaft Pedros des Grausamen ihr Ende erreichte. Der Krieg war den kühnen Helden dieser Zeit oft ein bloßes Spiel ihrer Kräfte und schien nur ein fortgesetzter Zweikampf. In diesem Sinne sandte einst der Befehlshaber einer