Sieg Dauns bei Hochkirch. Niederlage Friedrichs bei Kunersdorf. Maxen. Landshut. Liegnitz. 337 Löbau zurück und besetzte die Höhen bei dem Dorfe Hochkirch. Wohl auf Dauns Langsamkeit vertrauend, bezog auch Friedrich hier ein Lager. Die Stellung der Preußen war so un¬ günstig, daß der Feldmarschall Keith zum König sagte: „Wenn uns die Österreicher hier nicht angreifen, verdienen sie gehängt zu werden." Friedrich erkannte endlich selbst die Unhalt¬ barkeit der Stellung und dachte darauf, sich der Gefahr zu entziehen. Aber Daun kam ihm zuvor. Am 14. Oktober früh um 5 Uhr griff er die noch schlafenden Preußen von allen Seiten an. Ein dichter Nebel begünstigte den Überfall, und als der König vom heftigen Feuer erwachte, hatten sich die Österreicher schon mehrerer preußischen Batterien bemächtigt und sie auf die Preußen selbst gerichtet. Die Verwirrung war grenzenlos. Fünf Stunden wütete der Kampf, besonders in dem brennenden Dorfe und auf dem Kirchhofe. Endlich gelang es dem König, sich auf die Höhen bei Bautzeu zurückzuziehen, wo thu Daun nicht anzugreifen wagte. Aber 9000 Preußen waren gefallen, unter ihnen Keith und der Prinz Franz von Braunschweig. Moriz von Dessau siel schwer verwundet in die Hände der Feinde; auch der König und fast alle Generale waren leicht verwundet worden. Das Geschütz und das ganze Gepäck war verloren. Gleichwohl gelang es dem König, nach Schlesien vorzu¬ dringen uud Neisse und Cosel zu entsetzen. Dann eilte er nach Dresden und nötigte Daun, Sachsen zu verlassen und sich nach Böhmen zurückzuziehen, während die Reichsarmee, welche Leipzig belagerte, gezwungen wurde, nach Franken zu gehen. Noch ungünstiger gestaltete sich Friedrichs Lage im folgenden Jahre. Er konnte es nicht verhindern, daß ein mächtiges russisches Heer, welches im Frühling unter Soltikow aus Polen herbeizog, im Juli bis nach Frankfurt an der Oder vordrang und sich mit dem 18,000 Mann starken Heere vereinigte, welches der österreichische General Laudon anführte. Friedrich eilte demselben entgegen unb am 12. August kam es bei Kunersdorf zur .Schlacht. Schon waren bie Russen geschlagen unb Friebrich hatte bereits Boten mit ber Siegesnachricht nach Berlin geschickt. Da eilte Laubon aus bem hohlen Gruube herbei, wo er sich bisher als Nachhut versteckt gehalten hatte. Dem König selbst würben zwei Pferbe unter bem Leibe erschossen. Eine Pistolenkugel schlug ihm in bie Westentasche. „Kann mich benn keine ver¬ wünschte Kugel treffen?" rief er voll Verzweiflung ans. Vergebens suchte er nach ber Schlacht auf einem Strohlager in einer halbzerstörten Bauernhütte ben Schlummer. Kaum 5000 Mann sah er am nächsten Morgen um sich versammelt. Er war völlig trostlos unb niemand wagte sich ihm zu nähern. An seinen Minister Finfenstciu schrieb er: „Ich halte alles für ver¬ loren. Ich will die Vernichtung meines Vaterlandes nicht überleben. Leben Sie wohl auf immer!" Zum Glück für ihn verfolgten die Feinde den Sieg nicht; Friedrich konnte über die Oder zurückgehen und bald sah er sich wieder an der Spitze von 28,000 Mann und nötigte die Russen, sich nach Polen zurückzuziehen. Dagegen mußte sich Dresden der Reichs- armee ergeben und ein 13,000 Mann starkes Heer unter General Fink wurde am 21. November bei Maxen im Plauenschen Grunde umzingelt und fiel Daun in die Hände. Nicht glücklicher begann das Jahr 1760. Friedrich hatte kaum 80,000 Mann (großen¬ teils Ausländer) dem 250,000 Mann starken feindlichen Heere entgegenzustellen. Fouque entriß zwar den Österreichern die Höhen von Landshut, die diese besetzt hatten; aber das Regiment Grün-Laudon kam ihm in den Rücken, während die Dragoner von Löwenstein, eines der schönsten und bravsten Kavallerie-Regimenter, schäumend vor Ingrimm sich wie Rasende gegen die feindlichen Bajonette stürzten und das Karree sprengten. Fouque wurde am 23. Juni mit 8000 Mann gefangen. Im Juli siel auch Glatz in die Hände der Öster¬ reicher und Dann wollte nun, mit Laudon vereinigt, den König angreifen. Aber Friedrich fam ihm zuvor und besiegte Laudon am 15. August in der Schlacht bei Liegnitz, in welcher Schöppner-König, Charakterbilder. III. 4. Aufl. oo