488 Die Säkularisation vom Providentiellen Standpunkt aus. Ursachen . . . Daß man bei dieser Verwandlung des Kirchengutes in weltliches, namentlich in Staatsgut, nach Rechtsgründen vergeblich forscht, trägt jetzt wohl kaum jemand Bedenken zu gestehen; es war eine Zeit, wo die Macht über jedwede Rechtfertigung ihres Beginnens sich hinwegsetzen zu müssen, wohl gar zu dürfen glaubte." Und der protestantische Geschicht¬ schreiber hat vollkommen recht, wenn er behauptet: „Deutschland hat nie eine sittlich tiefere Erniedrigung erlebt als damals; ja, nach einer Seite kann man sagen, daß sie tiefer war als die sittliche Erniedrigung Frankreichs in der Revolution." Aber dennoch wußte die Vor¬ sehung selbst aus einem so schreienden Unrecht, wie es die Säkularisation war, manches Gute hervorsprossen zu lassen. Erzherzog Karl und sein Stab bei Aspern 1809. Nach'einer Lithographie von F. Hanfstaengl im Besitze des t und k. Kriegsarchivs in Wien. Der ehemalige Nuntius Pacca hat als hochbetagter Kardinal in einer bei Eröffnung einer Akademie 1845 gehaltenen Rede die Antwort auf die Frage angedeutet, wie man die Säkularisation vom providentiellen Standpunkte zu beurteilen habe. „Wenn die Bischöfe keine weltlichen Domänen mehr besitzen, die zur Stütze der geistlichen Macht allerdings sehr mächtig sein könnten, wenn sie auf die rechte Weise angewendet würden, so leihen sie der Stimme des obersten Kirchenhirten ein um so willigeres Ohr und suchen nicht dem Beispiel des hochmütigen und ehrgeizigen Patriarchen von Konstantinopel zu folgen noch auch eine fast schismatische Abhängigkeit zu erringen. Auch das katholische Volk dieser Diözesen sieht gegenwärtig bei Pastoralbesuchen das Angesicht seiner eigenen Bischöse und hört, bisweilen wenigstens, die Stimme seiner Hirten. Bei Ernennung von Domherren und Besetzung von Kapitelwürden wird mehr auf das Verdienst als auf den Glanz der Geburt gesehen und es ist nicht mehr notwendig, die Papiere staubiger Archive zu durchstöbern, um zu den andern Erfordernissen der Bewerber auch den Beweis, daß man von 16 Ahnen abstamme, aufzu^