— 19 — Am meisten Not hatten die Römer mit den Westgoten . Diese waren bereits Christen , darum erhielten sie vom römischen Kaiser die Erlaubnis , sich dort niederzulassen , wo jetzt Bulgarien und Serbien liegt . Natürlich sollten sie ihre Massen vorher abgeben . Aber die bestechlichen römischen Beamten hatten ihnen diese gelassen . Als nun das Volk durch die Härte und Habgier der Statthalter aufs höchste gereizt wurde , da griffen sie zu den Waffen , schlugen die römischen Legionen und durchzogen raubend und verwüstend die Halbinsel bis zur Südspitze . Der Kaiser starb und sein Nachsolger , Theodosius der Große , schloß mit den tapsereu Goten Frieden . Sie bezogen nun das ihnen versprochene Land . — Theodosius teilte bei seinem Tode das Reich in das abendländische mit der Hauptstadt Rom und in das morgenländische mit der Hauptstadt Konstantinopel . Die Westgoten saßen im morgeuländischeu Reiche . Aber sie waren den Römern unbequem . Gern wären diese sie los geworden . Da beredeten sie den Gotenkönig , Alarich hieß er , nach Italien zu gehen , das schöner uud fruchtbarer sei . Es bedurfte nicht großer Mühe , gern folgten die wanderlustigen Germanen ihrem blondgelockten Heerkönige . Sie drangen bis vor Rom . Seit 800 Jahren hatten die Römer keinen Feind in ihren Mauern gesehen , und seit 400 Jahren hatte Rom die Herrschaft über die Welt ausgeübt . Da regte sich denn der römische Stolz gewaltig , als dre Goten eine ordentliche Belagerung begannen . Drohend forderten die Römer zum Abzüge auf , sonst würden sie , hieß es , den Zorn des zahlreichen Volkes in der Stadt erfahren . — Alarich foll darauf lachend geantwortet haben : „ Wenn ihr viel seid , desto besser ; das dichte Gras ist leichter zu mähen als das dünne . " Was würden die Römer sonst auf solche Rede erwidert haben ! Aber sie waren ja nicht mehr das einstige tapfere Volk . Sie nahmen darum eine andere Sprache an und fragten , womit sie den Frieden erlangen könnten . Da verlangte Alarich alles Gold , Silber nnd kostbare Gerät aus der Stadt , vor allem aber die Sklaven deutscher Abkunft . Endlich wurde ihnen jedoch gegen 5000 Psnnd Gold , 30 000 Pfund Silber , eine Menge kostbaren Geräts und die Sklaven der Friede bewilligt . Da sie indes nur einen Teil brachten und mit der rung des übrigen zögerten , gab Alarich das Zeichen zum Sturm , und Rom tourde das erste Mal von deutschen Völkern erstürmt und eingenommen . Solches geschah im Jahre 410 . Da ist freilich viel Blut geflossen . Aber bei aller Wut und Wildheit zeigten die Goten doch , daß sie das Christentum nicht vergebens empfangen hatten . Sie schonten der Wehrlosen und ließen die Kirchen unversehrt . Alarich blieb nicht in Rom . Über dieses entartete Volk zu herrschen , widerstand ihm . Er wollte mit seinen Goten nach Afrika , um sich hier ein großes , unabhängiges Reich zu gründen . Aber die kühnen Entwürfe machte der Tod zu schänden . Erst 34 Jahre alt , starb Alarich plötzlich in Unteritalien . Die Goten bestatteten ihn auf ganz eigentümliche Weife . Sie gruben dem Bufento , einem Küstenflusse , ein anderes Bett , leiteten ihn dahin ab und wühlten nun in der wogenleeren Höhlung ein Riesengrab , in das sie den Leichnam samt Pferd und Waffen einsenkten . Dann ließen sie den Fluß wieder darüber strömen und töteten alle Sklaven , die bei der 2 *