20 gestürzt. Da schon viele ums Leben gekommen waren, hatte die Königin Jokaste versprochen, daß der, welcher die Frage beantworten würde, ihre Hand erhalten und König werden solle. Das Ungeheuer stellte auch an Ödipus die Frage: „Wer geht morgens ans vieren, mittags auf zweien und abends auf dreien?" Der Jüngling antwortete: „Der Mensch." So hatte er das Rätsel gelöst, und die Sphinx stürzte sich vor Wut vom Felsen hinab. Ödipus übernahm nun die Herrschaft in Theben und vermählte sich mit seiner Mutter. Nachdem er jahrelang als mächtiger und weiser König geherrscht hatte, brach die Pest in Theben aus. Das Orakel erklärte, daß die Götter die Bestrafung des Königsmörders verlangten, der sich noch uuentdeckt im Lande aufhalte. Bei den Nachforschungen erfuhr Ödipus das furchtbare Geheimnis. In der Verzweiflung stach er sich die Augen aus; Jokaste erhängte sich. Ihre beiden Söhne Eteokles undPolynkes verstießen den Vater, und dieser irrte nun, von seiner Tochter Antigone geführt, im Lande umher, bis seine Schuld gesühnt war und die Götter ihn auf wunderbare, Weise von der Erde entrückten. (Vgl. Sophokles, „Antigone" und „Ödipus auf Kolönos".) 2. Der Krieg der Sieben gegen Theben. Die Söhne des Ödipus traten die Herrschaft in Theben gemeinsam an. Bald aber wurde Polyuices von seinem Bruder vertrieben. Er floh nach Argos und verband sich mit sechs anderen Fürsten. Sie zogen nach Theben und erstürmten die Stadt. Die beiden Brüder töteten einander im Zweikampf. Ihr Oheim Kreon übernahm nun die Regierung. Nach 10 Jahren erneuerten die Söhne der Sieben, die sogenannten Epigonen, d. h. Nachkommen, den Kampf gegen Theben. Sie eroberten die Stadt und übertrugen dem Sohne des Polyniees die Herrschaft. Der trx*fa«ipctj£ Sagenkreis. 1. Die historische Grundlage. Die zahlreichen Eroberungs¬ kämpfe, welche die Griechen bei der Besetzung der kleinasiatischen Küste zu bestehen hatten, und die Abenteuer und Gefahren, die ihnen bei ihren ersten Seefahrten begegneten, bilden die Grundlage zu den Werken Homers, des größten griechischen Dichters. Er soll um das Jahr 850 v. Chr. gelebt haben. In seinen Dichtuugen spiegelt sich nicht nur die griechische Göttersage wider, sondern der Dichter hat auch wirklich vorhandene Verhältnisse geschildert, wie die Ausgrabungen, die seit 1872 gemacht worden sind (S. 4), bewiesen haben. In der Ilias erzählt der Dichter von dem Kampfe der Griechen mit der kleinasiatischen Stadt Troja oder Ilion. Seine Schilderung umfaßt einen Zeitraum von 51 Tagen aus dem 10. Jahre