55 unb im Beginn ber neueren Zeit in Spanien unb anderen Ländern bie Starrheit des Glaubens mit ber unmenschlichsten Härte lehrte, hat in Deutschlanb eine bleibenbe Stätte nicht gefunden; nach ber kurzen Blüthe unter Konrad von Mar¬ burg ist sie hier zu eigentlichem Leben nicht wieder erwacht. Die Erregung aber jener Zeit ist für einen deutschen Volksstamm so gefährlich worben, baß er seine Freiheit verlor. Zwischen ber Jahbe unb ber Weser wohnten bie Stedinger; hier hatte sich die altgermanische Volksfreiheit erhalten, wie bei den anderen an der Küste wohnenden Friesen den Dit- marsen unb den in der Schweiz wohnenden Alemannen. Waren im Süden die hohen Berge die Vesten, welche den alten Zustand erhalten halfen, so bildeten hier im Norden die Gräben und Dämme, durch welche Menschenhand das Land bewohnbar und fruchtbar machte, und die Moore, welche die Natur an ber Grenze ber Marschen hatte wachsen lassen, bie Schutzmittel, ben Versuchen ehrgeiziger Herren zu begegnen. „Viewer bueb as Slaw" war bas Losungswort ber tapfern unb braven Marschbewohner, mit ihm stürmten sie unb ver¬ theilten sich gegen bie geistlichen unb weltlichen Herren, welche nach ber Unterbrückung ihrer Freiheit trachteten. Von zwei Seiten aber brohete ihnen Gefahr, von dem Erzbifchof von Bremen unb bem Grafen von Olbenburg: bie Zehnten unb Lasten, welche jener auferlegte, und die Herrenrechte, welche dieser forderte, waren zu gleicher Zeit zurückzuweisen. Sie leisteten Widerstand, aber alles konnten sie nicht behaup¬ ten, sie mußten es sogar ertragen, daß der Graf von Olden¬ burg Burgen in ihrem Lande errichtete. Doch nicht lange dauerte es, da schaarten sie sich gegen die Ungebühr, welche sich der Graf erlaubte, zusammen, zerstörten die Burgen und vertrieben die Besatzungen. Daß sie aber die wiedergewonnene Freiheit doch wieder verloren, hatte feinen Grund in dem zu