108 Pflichten der Liebe und rer Verehrung ledig, jetzt brauche ich nicht mehr an Frieren und Versöhnung zu denken." Dahin war es also gekommen: der Papst hatte sich zum Richter über den Kaiser ausgeworfen, die Strase, welche er erkannte, war nicht geistlicher, sondern weltlicher Art; was er that, war Anmaßung; dieses Vergehen war der letzte Schritt auf dem Wege, welchen das Papstthum hatte zurücklegen müssen, um als der oberste Gerichtshof über alles dazustehen. Hatte der, gegen welchen der Spruch erfolgte, auch manche Sünre auf dem Gewissen und waren manche Beschuldigungen nicht ohne Grund — das Verfahren des Oberhauptes der Kirche gegen den römischen Kaiser deutscher Nation war in sachlicher und in formeller Hinsicht nicht zu rechtfertigen; und war auch nach dem Gange, welchen die geschichtliche Entwickelung ein¬ mal genommen hatte, der Kampf zwischen Papst nnd Kaiser unausbleiblich — die Handlungsweise von Jnnocenz IV., welche seiner Lehre, daß Christus seinen Nachfolgern geboten habe, nicht allein als Priester*, sonrern auch als Fürsten der Welt zu gebieten, entsprach, war verwerflich unr mußte, wie sie dem Staate verderblich wurde, endlich auch für die Kirche den größten Schaden herbeiführen. Zehntes iäapitßl. Das Ende. ^Jn den ersten Jahren, nachdem Friedrich mit dem Papst in neuen Streit gerathen war, hielten sich die Deutschen auf seiner Seite; die fortgesetzten Bemühungen aber der päpst¬ lichen Senrlinge, der Legaten, der Dominikaner und der Franziskaner blieben doch nicht wirkungslos; denn immer gab es in dem deutschen Reiche eine zahlreiche Partei, welche in