4 Mittelalter. Verteilung und Wahrung des Gesamtbesitzes anging, auch möglicherweise nach Beratung mit den Hausherren, der vornehmste, älteste oder mächtigste unter den Viehzüchtern, der als Gauvorsteher oder Niederlassungsherr geehrt ward. Und ähnlich wie Familien waren auch wohl Gauverbände innerhalb eines Stammes bestehend und geleitet; der Name König, Leiter- oder Regent, ist uralt und gemeinsam. — Gemeinsam ist dabei allen die Unterordnung unter eine höhere Macht. Über den sterblichen Menschen walten in höchster allgewaltiger Macht die unsterblichen Götter. Wie deren Verehrung gewesen, des Himmels- und des glänzenden und leuch¬ tenden Sonnengottes, des Mondes und der Sterne, der flammenden Früh¬ röte, wie der Götter, welche sich in Wetter und Regen offenbaren, ist schwer anzugeben. Nur scheint es, daß wie in größerer Gemeinschaft der König oder Gauherr, so in seinem Reiche der Familienvater als Priester dastand, das ausgehende Tageslicht oder den nächtigen Sternenhimmel begrüßte und um Abwendung von Unheil, um Segen und Gedeihen an¬ flehte für seinen Hausstand, für Weib und Kind, für Roß und Rind. Tiefes religiöses Gefühl ging durch die ganze arische Stammesgemein¬ schaft; es heiligte alle Verhältnisse des Lebens, der Familie und des Be¬ sitzes und setzte schon früh gewisse Normen fest, sittliche Regeln und rechtliche Begriffe, Fuge und Satzungen, deren Verletzung dem einzelnen vor Göttern und Menschen zum Übel, zu Schaden und Schande ge¬ reichte, einer Gesamtheit aber Krieg und Fehde eintrug. Solche Kriege und Fehden aus Rechtsverletzungen, wie sie wohl durch Übervölkerung entstehen, mögen es gewesen sein, welche einzelne größere Genossenschaften, dann ganze Stämme von der Urgemeinschaft sich abtrennen und zuerst weiter nach Westen ziehen ließen. Den abziehenden Stämmen drängten andere nach, und auch die nachfolgenden mochten alsbald erfahren, daß die Erde noch Raum genug zum Wohnsitz für viele hat. Aus der großen Urgemeinschaft waren, wie dies nun auch immer geschehen sein mag, die einen früher, die andern später ausgeschieden und hatten ihre Wanderung nach jenen Wohnstätten begonnen, darin wir sie in ihrer späteren Geschichte und Entwickelung antreffen. Inder und Perser zogen gegen Süden und Osten in das Innere von Asien. Die übrigen gelangten sämtlich, obzwar auf verschiedenen Wegen und zu verschiedenen Zeiten gegen Westen ziehend, nach Europa. Die in jüngster Zeit wieder verteidigte Annahme europäischer Ursitze für alle Arier, ist unhaltbar. Am frühesten hatten sich die Gräko-Jtaliker auf den Weg nach Europa gemacht; daraus folgte der Ausbruch der Celten; am längsten waren die Germanen mit den Letto-Slaven zusammen geblieben, viel¬ leicht bis in die Anfänge der Westwauderung hinein. Aus Gründen, welche wir nur erraten, nicht feststellen können, nahmen allmählich die