Pskow Libau Mitau DUnaburg VTauroggen Königsberg Wilna »molens! Graudanz i\ Thora" Mohilew Berlin Posen \ ■äga 1794) ichau N tjlaciojowico 38 1794 Kalisch .Pinsk / Radom f . 1,767 . e 8 t g r oLublin »Dubienka 1792 O Wielicaka Gal i ^Lemberg Zipa 1769 an Ungarn Czernowitz Targowicz 1793 \ JVfaros Jdoskau Kaluga Die Teilung Polens und seine spätere Entwicklung. Nr. 15. Die drei Teilungen Polens: 1772,1793,1790. Die erste Teilung 1772. A. ©er unter der Mitwirkung russischer Bajonette gewählte, politisch schwache König Stanislaus Poniatowski (1704/95) konnte der Einmischung des Auslandes (Rufsland und Preufsen) um so weniger Widerstand leisten, als die Unduld¬ samkeit der Polen gegen die Dissidenten (Pro¬ testanten und Orthodoxe) der Intervention einen gerechtfertigten Anlafs bot. Noch mehr machte die unglückliche Verfassung (Wahl¬ königtum, liberum veto) und das soziale Elend den Staat nahezu lebensunfähig und nach aufsen hin wehrlos; denn nur Adel und Geistlichkeit hatten Rechte, ein Bürgerstand war kaum vor¬ handen und der Bauer lebte in stumpfer Ab¬ hängigkeit teilnahmlos dahin. — Die Reform¬ versuche brachten auch die russische Ein¬ mischung in Flufs. Gegen die von Katharina II. erzwungenen Zugeständnisse an die Dissiden¬ ten (Radom 1767) bildete sich in Bar 1768 die bewaffnete Conföderation der Patrioten. B. Im Kampfe mit dieser bemächtigen sich die russischen Truppen unter Repnin „zum Schutze der Dissidenten“ des ganzen Landes bis an und über die türkische Grenze hinaus (Balta). Um nun nicht das gesamte Polen den Russen zu lassen, verständigt sich Friedrich d. Gr. mit Joseph II. über eine Beteiligung an der Beute. Auch Maria Theresia giebt weinend ihre Zustimmung. Den vereinigten Neben¬ buhlern gegenüber versteht sich Katharina zur ersten Teilung. C. „Zur Wiederherstellung der Ruhe und Ord¬ nung“ nehmen 1. Rufsland das Land bis zu den Flüssen Düna, Drusch und Dniepr, 2. Österreich Ostgalizien und Lodomirien, 3. Preufsen das einst dem Deutschen Orden entrissene Westpreufsen nebst dem Netze¬ distrikte und Ermeland (aber nicht Thorn und Danzig). Diese Wiedergewinnung deutschen Bodens war doppelt erfreulich, da das Land noch immer vorwiegend deutsch und sein Erwerb auch für die Erhaltung Ostpreufsens notwendig war. Die zweite Teilung 1793. A. Die Beschäftigung Rufslands mit den Türken und Österreichs und Preufsens mit den Fran¬ zosen ermutigte die. polnischen Patrioten zu Reformversuchen (Kosciuszko). Polen sollte ein Erbkönigtum, das liberum* veto abgeschafft, Bürger und Bauern zur Regierung heran¬ gezogen und den Dissidenten die Religions¬ freiheit zugestanden werden. Diese Bestre¬ bungen fanden anfänglich auch Preufsens Unter¬ stützung. Dagegen aber, also für die Anarchie, sprach sich die von den Russen bestellte Con¬ föderation von Targowicz aus. B. Unter dem Eindrücke der wachwerdenden pol¬ nischen Parteiwut ändert Friedrich Wilhelm II. seine Anschauung. „Gegen den demokratischen Jakobinismus“ rücken Russen und Preufsen in das Land und erzwingen vom „stummen Reichstage“ in Grodno die Zustimmung zur 2. Teilung. C. 1. Rufsland erhält das östliche Litauen und Wolynien. 2. Preufsen bekommt Südpreufsen nebst Danzig und Thorn (auch Kalisch). Die dritte Teilung 1795. A. Die polnischen Patrioten (Kosciuszko) rufen in ihrer Verzweiflung von Krakau aus das Volk zur Freiheit auf. B. Kosciuszko vernichtet die russische Streitmacht in Warschau und behauptet dasselbe gegen die Preufsen, verliert aber gegen Fersen die Schlacht bei Maciejowice (finis Poloniae) und gegen den furchtbaren Suwörow die Warschau deckende Festung Praga (1794). Die Russen besetzen dasselbe unter erbarmungslosen Greueln (12000 Wehrlose gemordet) und brechen damit den Widerstand. C. Rufsland, Österreich und Preufsen (letzteres schlofs, um besser berücksichtigt zu werden, den Frieden von Basel) teilen „aus Liebe zum Frieden und um der Wohlfahrt ihrer Unter- thanen willen“ den Rest Polens. 1. Rufsland erhält das westliche Litauen, also den Löwenanteil, und nimmt dazu das Herzogtum Kurland. 2. Österreich bekommt Westgalizien (auch Krakau). 8. Preufsen gewinnt Neuostpreulsen mit War¬ schau und Neuschlesien. Vom sittlichen Standpunkte aus begegnet die Teilung Polens manchem Tadel. Für Preufsen ist jedoch geltend zu machen, dafs es sich in einer Art Zwangslage befand und nur durch seine Beteiligung an der Zerstücke¬ lung seine östlichste Provinz und seine offenen Grenzen gegen das immer mächtiger werdende Rufsland schützen konnte. Vom polnischen Gesichtspunkte aus ist nicht zu vergessen, dafs nur der faule polnische Staat, nicht aber die polnisfehe Nation zu Grunde ge¬ gangen ist. In den 100 Jahren, die seit der Teilung verflossen sind, hat sich in den preufs. Landesteilen die polnische Bevölkerung von etwa 500000 Einwohnern auf 1300 000 Einwohner ge¬ mehrt, deren Lage gegen früher eine beneidens¬ werte ist. Wüste Strecken Landes sind dem Ackerbau erschlossen worden (Netzebruch, kolo¬ nisiert durch Württemberger), Land- und Wasser- strafsen gebaut (Bromberger Kanal) und blühende Städte befinden sich da, \yo sonst elende Dörfer waren. (Bromberg damals 500 Einwohner, jetzt 42000 Einwohner; ähnlich entwickelten sich Posen, Elbing, auch Danzig.) Besonderes Verdienst er¬ warb sich Preufsen durch Einrichtung von Schulen, Ordnung der Rechtspflege und der Verwaltung und auch durch die Zucht, die der Dienst in der Armee mit sich bringt. So sind die an Preufsen gekommenen pol¬ nischen Gebiete jetzt blühender, denn je. Das Gleiche gilt von Galizien und selbst das russische Polen ist trotz aller brutalen Behandlung in wirtschaftlicher Beziehung in einem viel besseren Stande, als es je zuvor gewesen. Die staatliche Selbständigkeit ist allerdings für Polen verloren; aber war dies nicht eine geschicht¬ liche Notwendigkeit? 1772: ■i an Rufsland 2000 QM. 1500000 E. ,, Preufsen 630 „ 400000 „ I—-—1 „ Österreich 1300 „ 2 500000 „ 1793: an Rufsland 4500 □ M. 3 000 000 E. ,, Preufsen 1000 „ 1000000 „ 1795: an Rufsland 2500 Q M. 1 200 000 E. „ Preufsen 900 „ 1000000 „ „ Österreich 800 ,, 1000 000 „ 3930 □ M. 4 400 000 E. 5500 □ M. 4 000 000 E.. 3200 □ M. 4 200 000 E. Von den 12 630 QM. mit 12 600 000 E. hat Rufsland demnach 9000 QM. mit 5 700 000 E., also weitaus das meiste, an sich gerissen. Das Ganze zu erhalten ist ihm glücklicherweise nicht gelungen. o Charkow O Kursk