Neue Kriegserscheinungen Nr. 8. Anweisungen zum Stürmen zu neuen Eingrabungen. Französische Gräben. Deutsche Gräben. o o«S ’oO,. l£_Ä-2 2_2o°o° oOW oo o 82 OO o Oq o OO -OO "O-Q Q O O o O o o Oq n °o o//2o° 0 ° ° Q i°Qooir6b"- Q-°^'80 /o OO °°n 00° (T~o P 8? ^ 00 0 Oooo®o C3 Maßstab etwa 1: 20 000. 250 m 500 m l1 /a km Neue Kriegserscheinungen. Der Krieg ist in seiner Größe, seiner Furchtbarkeit, auch in seinen Kampfmitteln und seinen Folgen mit keinem Kriege in der Geschichte zu vergleichen. England scheute sich nicht, tunlichst die ganze Welt hineinzuziehen, und auf der ganzen Erde wurde demnach gekämpft. Auch rief es alle Rassen, die Gelben und die Schwarzen, zur Teilnahme auf und trug auch dadurch, wie durch vieles andere, dazu bei, die Schrecken und Roheiten nach allen Seiten zu steigern. Auch kämpfte es nicht bloß gegen das deutsche Heer und die deutsche Flotte, sondern gegen das ganze deutsche Volk, gegen Männer und Frauen, gegen Alte und Junge. Verhungern sollten sie! Und jedes Eigentum, sachliches t*1© geistiges (Patentrechte), raubten sie, wo immer sie können. Schulden an Deutsche auszu¬ zahlen, wurde zum Verzechen erklärt und mit Zuchthaus bestraft. Das alles geschah aasschließlich, um recht bald die Seg¬ nungen des Friedens dar ganzen Welt wieder zuzuwenden und alle frei und glücklich zu machen! — Und dieser Lüge entsprach der planmäßig eingerichtete Lügenfeldzug. Um die ganze Welt für England zu gewinnen, wurde künstlich überall die „öffentliche Meinung“ gemacht. Alle deutschen Kabel wurden zerstört und dann durch die eng¬ lischen in bewußter Lüge verkündet, wie die Deutschen den Krieg gewollt, wie verbrecherisch und reich an Greueln ihre Handlungen seien und wie schlecht es um sie stehe. Ihre Sache gelte schon überall als verloren. Man erzählte von der Ermordung des deutschen Kaisers und seiner feierlichen Auf¬ bahrung im Dom zu Berlin, von dem Attentat auf den Kronprinzen, der Zerstörung von Düsseldorf und Köln, der Vernichtung des Frankfurter Bahnhofes, dem Selbstmorde des Generals v. Emmich, der über seine Niederlage bei Lüttich sich so gegrämt habe, usw. usw. Selbst eine ganze Schlacht (bei La Basste) wurde eingehend amtlich beschrieben, die ein ewig denkwürdiges Ereignis in der Geschichte Englands bleiben werde, obgleich man später eingestehen mußte, daß die sieg- und ehrenreiche Schlacht niemals stattgefunden habe. Man habe die Schilderung der öffentlichen Meinung wegen verfaßt. So handelten dieselben Engländer, von denen wir in der Schule hörten, daß sie niemals lögen. So feige seien sie nicht. — Jedenfalls hatten die Lärmrufe der Engländer die Wirkung, daß die denkbar größten Heere aufgeboten wurden. Die Russen brachten Mil¬ lionen Krieger zusammen, die Franzosen nicht viel weniger, und auch die Engländer, die sich zu 150 000 M. verpflichtet hatten, taten nun ein Übriges; zuletzt versprachen auch sie sich ein Millionenheer zu werben. Verdrießlich war es, daß die Deutschen auch auf diesem Gebiete durch Neubildungen folgen konnten. Aus den 25 deutschen Korps wurden 100. Das war aber wieder ein neuer Grund zu Anklagen, und jetzt wußte man es — Deutschlands Militarismus sei an allem Unheil schuld und deshalb niederzukämpfen. Solange zu Anfang die Franzosen die eigentlichen und einzigen Gegner der Deutschen waren, suchten diese sie im stürmischen Anlauf niederzuringen. Als aber später die russischen Millionen herankamen und auch die Franzosen und Engländer zahlreicher wurden, ging man gegen die Überzahl vom Bewegungskrieg zum Stellungskrieg über. Man baute Schützengräben, die für die einstweilige Verteidigung genügten und gegen Beschießung und Überfall tunlichst ein Unterkommen ge¬ währten. Das Gleiche taten auch die Gegner; und indem dann beide Parteien ihre Linien und Gräben immer mehr verlängerten, um den Feind zu umklammern, reichten bald dementsprechend ihre Linien und Schützen¬ gräben von den Vogesen bis zum Kanal. Die unregelmäßig und winkelig gebauten Erdgänge konnten von feindlicher Artillerie nie der Länge nach bestrichen werden, und da hinter dem ersten Graben gewöhnlich ein zweiter und dahinter ein dritter lief, war eine einzelne Erstürmung fast zwecklos und doch äußerst verlustreich und oft fast unmöglich. — Aber auch der Aufenthalt in diesen Gräben war der Artillerie gegenüber doch nichts weniger als ungefährlich und gesundheitlich nicht leicht zu tragen. Eine Folge dieser Stellungen war es, daß Siege an einer Stelle nicht leicht ein Vorschieben der ganzen Linie gestatteten. So bekam der in der Ferne Beobachtende leicht den Eindruck, daß der ganze Krieg stille stehe, während doch in Wirklichkeit fortwährend und erbittert gekämpft wurde. Neue Kampfmittel hatte man von mancherlei Art. Flieger beob¬ achteten den Gegner von oben her, bekämpften einander auch wohl in Luftgefechten. Unterseeboote zerstörten von der Tiefe des Meeres aus die furchtbarsten Panzerschiffe, und selbst unter der Erde baute man Minen gegen den Feind und sprengte ihn plötzlich in die Luft. — Die Eisenbahnen erhielten eine erhöhte Bedeutung. Hier war Deutsch¬ land im Vorteil, und die hervorragende Tüchtigkeit sowie die Einheitlich¬ keit der Verwaltung steigerten noch die Überlegenheit. Da Deutschland die innern Linien besaß, konnte es oft auch in umfassendster Weise die Truppen von dem einen Schauplatz auf den ändern werfen. Zu den ge¬ wöhnlichen Zügen kamen jetzt auch Panzereisenbahnzüge und Panzer¬ autos, wie denn überhaupt die Autos eine ganz hervorragende Rolle in diesem Kriege spielten. Zu den nicht gewöhnlichen Mitteln, den Widerstand zu brechen, ge¬ hörte der oben erwähnte Versuch, Zentraleuropa „auszuhungern“. Alles, was für unsere Industrie und auch für das Leben notwendig war, wurde für „verbotene Ware“ (Konterbande) erklärt und selbst den Neutralen die Verschiffung untersagt. Die Wirkung ist noch nicht zu übersehen. Un¬ liebsam vermißte man in Mitteleuropa dies und jenes. Aber man lernte auch sich einzurichten und zu behelfen, und wenn man vom Petroleum¬ brand zum elektrischen Licht überging, wenn man, um das Weniger an Getreide auszugleichen, Kartoffelmehl zusetzte, und um in Zukunft mehr zu gewinnen, mit Hilfe von Kriegsgefangenen weite Ödländereien urbar machte, wenn man statt der teuren Salpetersäure aus Chili solche jetzt aus deutscher Luft herstellte, wenn man gewisse unentbehrliche Öle aus der heimischen Braunkohle gewann und statt des fremden Benzins hei¬ misches Benzol nehmen konnte, so hatte schließlich doch Deutschland und nicht das Ausland den dauernden Gewinn von den böse gemeinten Maßregeln Englands. So kamen deutscher Fleiß, deutsche Wissenschaft und deutsche Willenskraft wieder einmal zu Ehren!