Der Krieg im Westen. Ostende O Brügge ntwerpen Hover Nieupoort Dünkirchen Dixmuiden Owiais Meeheln Maastricht 25/8 öwen Aachen Ypern O Tirlemont üssel VöCourtray ^ St. Omer Hazebrouk— N O O Armentferes Boulogne OTurcoing ORoub Pe.stubert 21/120 Bethuneo -J'3, Bassfee Seraing Doaai Mons o LensO Valencienne Oharlerqi^rg«t«^1'e Koblenz O Arras aubeug 719 Dinant Oambrai 26/8 Bapaume o b bevüie Albert o Dieppe Diekirch Amiens Kreuznach Guise 29/8 Fecamp Lihon Neuf chateau Charleville Le ) Luxemburg Le Havre Bayr, Kaiserslautern q Pfalz Noyon Anizy O . - ^ ^ , ^ Tracy°leVal |Orouy * ** O0^'S##* Rouen StenaylO oBeauvais Compifegne 1/9 Vai I tJ^^Brimont Yaudoncourt ° Soissom 17 /9 Diedenhofen 'S 12-14* 15 Elbeuf Saarlouis ontfauco o Bethei*viUe OOrnes Senlis 0 arbrücken Souain O 0 Vienne Perthes Chateau Thi«ry <fx /VadRmes VJiverdun ^“QOlermont-JJf^ ** St. Men|hould ^ O Suippes Metz Ma>'ne Epernay Meau La Fert6 NaMteuil Chalons ontroirai! St. Mihiel Normfee o Delme * ♦ * * Versailles V A. -Pont-ä-Mousson des Romains oApremont Kl. Jifnr , Salins Di^uze * o —\ Nancy Luneville Pinstingen Ca Bar le Duc Lenhaiffee o o Lagarde ' — 10/8 Pfere-OhjEapenoise r itry le Prancais St. Dizier Sezanne o Zabern O aarburg Straßburg CirevV /ÜÜ Donon Vaucouleurs i k Schirmeck ontereau 0 Rambervilierg \ » m l wt, Di6 ) ScbldKstadt -Q [ fo Fc O \ S Markir la Ohapelle ) ) eufchäteau O Mirecourt Spinal Ohaumont Oolmar O Starke, englisch-französische Bedrohungen des rechten Kluckschen Flügels Orleans Öferadmer, / weilei O Auxerre o Thann o <#teinbacb ‘ O Sennaeim .. 10/« °Mülhfusen Stand am 4. September. Genommene Festungen und Forts Münsterollo Belfort Basel Der Krieg Im Westen. A. Es war gewiß kein geringes Wagnis, als man sich ent¬ schloß, fast die ganze Armee gegen die Franzosen aufzubieten und die russische Grenze nahezu unbeschützt zu lassen. Allerdings wußte man, daß die Mobilisierung der östlichen Feinde viel Zeit koste; aber — diese hatten vorgearbeitet, da sie längst losschlagen wollten. Um so mehr mußten die Deutschen die kurze Spanne Zeit, in der sie es mit Frankreich allein zu tun hatten, auf das sorgfältigste ausnutzen und wenn möglich sofort den westlichen Gegnern wuch¬ tige, entscheidende Schläge versetzen. B. Zu diesem Zwecke wurden an den französischen Grenzen 7 Armeen aufgestellt, jede mindestens 3 Korps stark. Die erste unter Kluck zog über Brüssel und bildete im Westen den rechten Flügel. Daran reihte sich als zweite die Bülows. Die dritte führte Hausen, der die Maas hinaufging. Die vierte Armee unter dem Kronprinzen von Württemberg marschierte durch Luxemburg über Neufchäteau. Dann kam, gewissermaßen den Drehpunkt bil¬ dend, die fünfte Armee unter dem Kronprinzen von Preußen. Die dann folgende sechste Armee, die von Metz ausging und vom Kron¬ prinzen von Bayern geführt wurde, hatte ebenso wie die letzte oder siebente unter Heeringen das Ziel westwärts, während die ersteren fünf, nachdem sie Belgien verlassen, südwärts vorzudringen hatten. Die ersten Angriffe gingen von den Franzosen aus im Gebiete der Vogesen. Außer kleineren Gefechten bei Lagarde, Schirmeck, Weiler kam es am 10. August zu einem ernsteren Kampfe bei Mülhausen — Sennheim, wo die Franzosen mit einem Verluste von 500 Mann und 4 Geschützen vollständig zurückgeschlagen wurden. Einen großen Vorstoß machte Joffre, der Führer der franzö¬ sischen Truppen, vom 17. bis 20. August mit etwa 300 000 Mann südlich von Metz auf die Saar und die bayrische Pfalz zu. Seine Absicht war, den großen deutschen Einfall über Belgien zu durch¬ kreuzen und rheinabwärts die rückwärtigen Verbindungen der Gegner zu gefährden. Joffre kam aber nur bis Finstingen—Zabern und wurde vom 20. bis zum 25. August vom bayrischen Kronprinzen auf seine Lothringer Festungen wieder zurückgetrieben. Die Ver¬ luste der Franzosen in dieser größten Schlacht, die die Geschichte bislang gesehen, betrugen u. a. über 50 Geschütze und 10000 Ge¬ fangene. (S. die folgende Karte.) — Mit der französischen „Offen¬ sive“ war es damit für längere Zeit vorbei. Inzwischen war auch der Aufmarsch der fünf westlichen Armeen für den Einmarsch in Frankreich beendet. Der Kronprinz von Preußen, der von Trier und Luxemburg kam, zog das Chierstal hinab und nahm bereits am 26. August Longwy. Auch Montm^dy wurde durch Überraschung gewonnen. Bei Dun wurde die Maas überschritten und am Sedanstage (1. Sept.) ein glänzender Sieg über acht feindliche Korps gewonnen. Die Lage der sehr starken Festung Verdun, die man im Westen um¬ ging, machte den Marsch auf Varennes zu sehr gefährlich und zwang mit starken Kräften, in ihrer Nähe zu bleiben. Weiter westlich ging, ebenfalls von Luxemburg kommend, der Kronprinz von Württemberg vor. Er kreuzte die Ardennen, hatte dann heftige Kämpfe von Neufchäteau aus und den Semois ab¬ wärts, gelangte dann aber ebenfalls siegreich auf den französischen Boden. Hausen mit seinen Sachsen zog die Maas aufwärts über Dinant, das gestürmt wurde, nach Givet, das vor den österreichischen Mörsern fiel, nahm die Feste Les Ayvelles bei Meziferes, auch Reims, das merkwürdigerweise unverteidigt war, und gelangte schlie߬ lich, die Marne überschreitend, bis Normte, wo wieder siegreiche Kämpfe stattfanden. Die großartigsten Märsche aber waren die voii Bülow und Kluck. Sie waren am meisten westlich, hatten mithin den größten Bogen zu machen und mußten darum, wenn alle Armeen in einer Linie bleiben sollten, gewaltige Anforderungen an die Marschfähig¬ keit des Fußvolkes stellen; zuweilen legte es 45 km an einem Tage zurück. Nr. 10. Sie siegten über die Engländer und Franzosen bei Mons und Charleroi, gingen um die sehr starke Festung Maubeuge herum und schlugen weiter dieselben Gegner bei St. Quentin und Guise. Schon am 1. September waren sie bei Compiegne, um dann aber nicht, wie auch die Franzosen erwarteten, auf Paris vorzugehen, sondern östlich nach der Marne einzubiegen. Die entmutigten Franzosen trauten, nachdem die 42-cm-Ge¬ schütze so furchtbar gewirkt, ihren Festungen nicht mehr. Die Grenzfestqn Cond6, Hirson, Les Ayvelles ergaben sich noch rascher, als wie es Givet, Montmedy und Longwy getan. Auch die zweite Linie La Ffere, Laon und Reims ergab sich. Von Paris flüchtete die Regierung nach Bordeaux, und die 1871 so gefürchtete große Festung Lille verlangte und erreichte von der eigenen Behörde, daß sie eine „offene Stadt“ wurde. Die nunmehrige weitere Aufgabe der deutschen Armeen konnte es aber nicht sein, die feste und umfangreiche Stadt Paris zu be¬ lagern und zu erobern. Dazu fehlte unbedingt die Zeit, und nicht eine große Stadt, sondern das feindliche Heer und seine Zertrüm¬ merung war anzustreben. Joffres Armee aber befand sich hinter der Marne in einer strategisch nicht schlechten Lage. Von zwei großen Festungen im Westen und Osten gedeckt (Paris und Verdun), vor sich eine Reihe dem Feinde gefährlicher Wasser¬ läufe (Ourcq, Marne, Gr. und Kl. Morin, Ornain), im Rücken die besten Eisenbahnverbindungen, konnte sie wohl noch eine Ent¬ scheidungsschlacht wagen, die, wenn sie günstig ausfiel, für die Deutschen verhängnisvoll werden konnte. Wohl hatten die Franzosen auf ihrer jähen Flucht von der belgischen Grenze ungeheure Verluste gehabt; hatte doch Bülow allein mit seiner Armee bis Ende August 6 Fahnen genommen, dazu 233 schwere Geschütze, 116 Feldgeschütze, 79 Maschinen¬ gewehre und 13000 Gefangene. Aber — die Widerstandskraft des Feindes hatte doch nicht ausreichend gelitten, und Kluck und Bülow, die vor Paris nach S.O. ausgewichen, hatten an Marne, Ourcq, Morin schwere Kämpfe zu bestehen gehabt. Dazu kamen nun ernste Angriffe von Paris aus auf Flanke und Rücken. Die Festungsarmee zählte mehr wie 5 Korps und war noch erheblich von Engländern verstärkt worden. Kluck und Bülow mußten dem¬ nach fürchten, daß die Umklammerung des Flügels, die sie den Franzosen zugedacht hatten, nunmehr ihnen selber widerfahre. So faßten sie — und die anderen Feldherren mußten natürlich ent¬ sprechend handeln — den großartigen Entschluß, angesichts des Feindes schleunigst zurückzugehen und hinter der Aisne eine aus¬ gedehnte Verteidigungsstellung einzunehmen. Wunderbar rasch wurde zurückgegangen, nicht deshalb, weil der Feind zwang und siegreich gewesen, sondern weil man Zeit gewinnen mußte, die neue Stellung vorzubereiten. Verluste an Menschen und an Waffen konnten dabei nicht ausbleiben. Auch Mißmut und Verstimmung fanden sich wohl, daß man weichen solle, obwohl man doch immer siegreich gewesen. Den Franzosen aber schwoll der Kamm, als ob sie in den Marnekämpfen gesiegt und den Einbruch in Frankreich und Belgien nunmehr endgültig abgewiesen hätten. Daß die Kraft der Deutschen nicht gelitten hatte, zeigte ihr Verhalten am Schlüsse des Rückmarsches. Ungebrochenen Mutes gingen sie nur bis an die Nordufer der Aisne und verschanzten sich hier so, daß sie nun das Weitere — eingeschlojssen den Vormarsch der Russen — in Ruhe abwarten konnten. Die fortgesetzten Umklammerungsversuche der Franzosen auf dem westlichen Flügel führten jetzt zu einer ununterbrochenen Verlängerung der Kluckschen Rechten, wozu die Verstärkungen von allen anderen Armeen herangezogen wurden. Entsprechend wurden auch die Feldbefestigungen verlängert, zuletzt bis an die Küste. Bis von den anderen Armeen die nötigen Truppen ange¬ langt, besorgten zahlreiche Kavalleriedivisionen den einstweiligen Schutz. C. Damit war zunächst der blitzschnelle Angriffskrieg im Westen beendet, und es begann jetzt eine ganz andere Art der Kriegs¬ führung.