141 wollte ward Heinrich Plötzlich — zum Reformator. Er hei- rathete die junge und schöne Anna Boleyn, erklärte sich für das äußerlich-sichtbare Haupt der englischen Kirche, schaffte die katholische Lehre ab, hob 376 Klöster auf, zog viele Kirchen¬ güter ein — und wer sich hierbei widersetzte, büßte es mit dem Leben. So starben der edle und greise Kanzler Thomas Morus, der fromme und treffliche Bischof Fischer auf dem Blutgerüste. Wer zu einem Amte kommen wollte, mußte den sogenannten Supremateid schwören, d. H. den König als das Oberhaupt in geistlichen Dingen anerkennen. Jeder, der sich weigerte diesen Eid zu leisten oder sich eine Abweichung von seiner anbefohlenen Lehre erlaubte, wurde un- nachsichtlich verfolgt und mit dem Tode bestraft. Dieselbe Anna Bolehn, welche die Veranlassung zu seiner Trennung von der katho¬ lischen Kirche gegeben, die Mutter der nachmaligen Königin Elisabeth, ließ er wegen Untreue — hinrichten. Er heirathete nun eine andere Hofdame, Johanna Seymonr (die Mutter des nachherigen Königs Eduard's VI.), welche aber bald starb. Hernach ward eine Prinzessin von Kleve seine Gemahlin, von der er sich jedoch bald scheiden ließ. Auch seine fünfte Gemahlin, Katharina Howard, ließ er wegen Untreue enthaupten. Seine sechste und letzte Gemahlin, Katharina Parr, kam glücklich mit dem Leben davon, ja überlebte ihn noch — doch das Schaffst hatte auch ihr gedroht. Luthern aber haßte Heinrich VIII. immerdar, er wollte selbst eine neue Lehre machen, nicht einem Andern folgen. Nachdem er das Leben unzähliger Men¬ schen seinen mordgierigen Launen geopfert, ja auf dem Sterbebette noch Hinrichtungen befohlen, starb endlich Heinrich VIII. (1547). Es folgten ihm nun hintereinander auf dem Throne seine Kinder Eduard VI., Marie Tudor (Tochter erster Ehe) und dann Elisabeth. Da Eduard VI. (1547—1553) beim Tode seines Vaters erst zehn Jahre alt war, trat eine vormuudschastliche Regierung ein, unter der die Lehren Luthers und Calvins großen Eingang in England fanden. Der frühe Tod des Königs machte der weiteren Verbreitung des Protestantismus vorläufig ein Ende, denn seine Schwester Maria (1553—1558), die ihm folgte, war der katholischen Kirche mit Treue er< geben, und suchte die Wiederherstellung derselben in ihrem Lande mit allem Eifer zu bewerkstelligen. Doch bestrafte sie die sich dagegen auflehnen¬ den Protestanten in harter unbilliger Weise. Sie starb ohne Erben und es folgte ihr daher ihre Halbschwester Elisabeth (1558—1603).