VORBEMERKUNGEN ZU SPRUNER-MENKE HAID-ATLAS: MITTEIALTER USD NEUERE ZEIT. das ganze heutige Belgien), sowie die Franche-Comté und I ihre Fertinenzstücke Charolles und Noyers. Portugal, das seit 1580 mit der spanischen Krone vereinigt gewesen war, hatte sich 1640 von derselben un¬ abhängig gemacht und stand unter dem Hause Braganza. Frankreich hatte im Lyoner Frieden 1601 Bresse und Bugey und im westfälischen Frieden 1648 Metz, Toul und Verdun erworben. Im pyrenäischen Frieden 1659 kamen dazu bedeutende Landstriche von Flandern, Artois, Hennegau und Luxemburg, sowie die Grafschaft Roussillon und Cerdagne. Mit England, das seine Macht immer glänzender entfaltete, war seit dem Tode der Elisabeth und der Thron¬ besteigung der Stuarts auch Schottland vereinigt. Im Jahre 1649 wurde es Republik. Schweden war durch seine siegreichen Kriege eine Hauptmacht in Europa geworden. Es hatte 1645 Jämt- iand und Herjedalen von Norwegen, 1615 Carelien und Ingevmannland von Russland, 1595 Esthland und 1609 Livland von Polen erworben und endlich durch das Osna- briicker Friedensinstrument sich Bremen und Verden, Vor¬ pommern mit einem Theile Hinterpommerns, Rügen und Wismar zusichern lassen. Durch den Frieden von Roes- kilde 1658 erhielt es endlich Halland, Schonen, Blekingen, Bohuus-Län. In Deutschland waren neben dem h ab s hur gi¬ schen Hause das hohenzollern’sche, vergrößert durch die 1609 (1666) ererbten Gebiete von Cleve, Mark und Ravensberg und durch die 1648 erfolgte Einverleibung von Hinterpommern, Halberstadt und Minden, das wittels- bachische, welches 1609 (1666) Jiilich und Berg ge¬ wonnen, aber noch in zwei sich oft feindselig gegenüber- stehende Hauptlinien, die pfälzische und baieriscbe, ge¬ spalten war, und das kursächsische, dessen Kurfürst seit 1697 auch die polnische Königskrone trug, die he- ! deutendsten und mächtigsten. Die protestantischen Niederlande, gemeinig¬ lich die General Staaten genannt, machten bei kleinem Umfange durch ihre Thatkraft bald eine entscheidende Stimme im Rathe der europäischen Mächte geltend. Längst factisch von Deutschland getrennt, waren dieselben im west¬ fälischen Frieden auch rechtlich von diesem ihrem Mutter¬ lande abgerissen. Auch den schweizerischen Eidgenossen, von denen Bern 1564 Waadt und die Grafschaft Romont dem Hause Savoyen entrissen hatte, erkannte der westfälische Friede Souveränetätsrechte zu. In Italien behauptete neben den spanischen Gebie¬ ten Venedig noch seine alte Macht, welche jedoch gegen das Ende dieser Periode schon sehr gesunken war, obgleich gerade damals die Republik auf kurze Zeit ganz Mo re a eroberte. Das Herzogthum Toscana, unter den Medicäern stehend, hatte 1557 von der Krone Spanien Siena und sein Gebiet erhalten und 1569 den Titel Grossherzogthum an¬ genommen. Dem Herzogthum Savoyen wurde im west¬ fälischen Frieden bestätigt, was es 1631 durch den Frieden von Chierasco erworben hatte, nämlich Trino, Alba und ein Theil von Montferrat. Der Glanz des Halbmondes begann im Laufe der Periode za erbleichen. Durch den Heldeumuth der Deutschen und Ungarn ward der grösste Theil Ungarns wieder ge¬ wonnen; nur das Banat und ein Theil von Slavonien blieben noch in türkischen Händen; weit mehr wäre noch zu gewinnen gewesen, wenn nicht der bedächtige, miss¬ trauische Wiener Hof das Streben seiner tüchtigsten Feld¬ herren allerorten gehemmt hätte. Die Walachei, die Moldau, Siebenbürgen und d as Chanat der Krim Stauden unter seiner Oberherrschaft, ebenso Algier, Tunis und Tripoli. Mit Pölen waren 1569 Litthauen und die Ukraine ver- j einigt worden und 1618, 1634 nicht unbedeutende Stücke von Russland. Pr eusse n war seit 1618 polnisches Lehen des Hauses Brandenburg und erhielt erst 1657 Souveräne¬ tätsrechte. Russland dagegen war seit den Verheerungen, die es im Anfänge des XVII. Jahrhunderts von den Polen und Schweden erlitten, unter Herrschaft der Romanows bedeu¬ tend erstarkt.; die Eroberung von Sibirien griff immer weiter nach Osten; gegen die nogaischen Tataren bildete schon der Jaik (nun Ural) die Grenze. Die kaukasischen Reiche, vielfach getheilt, standen theils unter türkischem, thoils unter persischem Einfluss. (10) Europa Nr. X. Europa um 1740. A on K. v. Spruner; Revision von Th. Menke. Der Tod Karl’s II. von Spanien im Jahre 1700 be¬ wirkte eine bedeutende Veränderung in den staatlichen Ver¬ hältnissen von Westeuropa. Mit ihm erlosch der spanische Zweig des Hauses Habsburg, und das Uebergewicht des Hauses Bourbon begann. Im Besitz des französischen Thrones, gewann es durch das Testament Karl’s II. und die Stipulationen des Utrechter und Rastatter Friedens die Throne vonSpanien, Neapel und Parma. Der älteren habsburgischen Linie blieben aus dem erwähnten Erbe nur Mailand (wozu dieselbe 1708 als erledigtes Lehen Mantua widerrechtlich einzog) und die katholischen Niederlande, die als Burgundischer Kreis wieder an Deutschland fielen. Von diesem Erbe erhielt der Herzog von Savoyen das Königreich Sicilien, das er jedoch 1718 gegen Sardinien an Neapel vertauschte. Frankreich, seit dem westfälischen Frieden durch Metz, Toul, Verdun, die Reunionen im Eisass, die Er- ! Werbung von den spanischen Niederlanden und Franche- Comté vergrössert, erwarb im Jahre 1766 Lothringen nach König Stanislaus' Tode, nachdem diesem dasselbe 1738 vom Hause Lothringen gegen Toscana abgetreten war. Neben Frankreich fing das junge Preussen an em- porzuwachsen. Im Jahre 1701 wurde es ein Königreich. Seit dem westfälischen Frieden waren mit den prenssisch- brandenburgischen Ländern vereinigt worden: 1657 und 1668 Lauenburg, Bütow und Draheim, 1702 und 1707 Lingen, Meurs, Tecklenburg, 1707 Neuchâtel, 1713 Ober¬ geldern, 1720 Vorpommern. Unter Friedrich dem Grossen, dessen Regierungsanfang die Wahl des oben im Titel be- zeichneten .Jahres bestimmte, kamen dazu 1742 Schlesien, 1744 Ostfriesland, 1772 Westpreussen und der Netze- distriot, 1780 Mansfeld. Der dritte aufstrebende Staat der dargestellten Zeit ist Russland, das durch den nordischen Krieg die Ost¬ see gewonnen hatte und unter Katharina II. das schwarze Meer gewann. Die österreichischen Staaten, von denen Ungarn 1718 durch den Passarowitzer Frieden das Banat und Theile von Bosnien, Servien und der Walachei ge¬ wonnen, im Belgrader.Frieden 1739 aber diese Eroberungen mit Ausnahme des Banats aufgegeben hatte, kamen 1740 an das Haus Lothringen. Dasselbe verlor 1742 fast ganz Schlesien an Preussen und 1779 das 1 un viertel an Baiern, erwarb dagegen durch die erste polnische Theiluug 1772 die von da an Galizien und Lodomirien ge¬ nannten Theile Polens, sowie 1777 die Bukowina von der Moldau. Das schwedische Reich war von seiner Höhe lierab- gesunken und die polnische Republik in innerer Auf¬ lösung begriffen, die in den letzten Decennien des Jahr¬ hunderts zu ihrer allmäiigen Verschlingung durch die drei Nachbarstaaten führte. Die orste der Theilungen ist auf dem Blatte mit dünnen farbigen Strichen bezeichnet. VERLAG VON JUSTUS PERTHES IN GOTHA. 7