VORBEMERKUHGEI Zïï SPRUHER-MEHKE HMD-ATLAS: MITTELALTER UM HEUERE ZEIT. Johanna, der Tochter Ferdinand’s und Isabellens, war die Vereinigung der österreichischen Staaten mit dem spani¬ schen Reiche erfolgt. 1501 wurde Neapel, 1509 Oran in Africa und von 1492 bis 1532 die neue Welt Spanien unterworfen, und so war endlich unter Karl V. jenes un¬ geheuere Reich gebildet, in dem die Sonne niemals unter¬ ging, und auf welches sich das Uebergewicht des Habs¬ burgischen Hauses im XVI. und XVII. Jahrhundert grün¬ dete. 1540 wurde auch Mailand dauernd den spanischen Besitzungen einverleibt. 1556 erfolgte die Theilung des Reichs, durch welche Karl V. die eigentlichen österreichischen Erb-Staaten — mit Ausnahme der burgundischen Lande und der Franche- Comté — nebst dem römischen Kaiserthum seinem Bruder Ferdinand überliess. Unter Karl’s Nachfolger in Spanien, Philipp II., wurden 1571 die Manilen (1520 entdeckt und nun ihm zu Ehren Philippinen genannt) besetzt, die americanischen Besitzungen immer mehr erweitert und 1581 Portugal erobert ; aber der nördliche Theil der Niederlande riss sich von der spanischen Herrschaft los. Andauernde Religions-Kriege mit den Niederländern, mit England und in Deutschland, an denen Spanien thätigen Antheil nahm, sowie die Vertreibung der Moriscos unter Philipp III. schwächten die Kräfte des Landes, das nun immer tiefer sank. 1640 trennte sich Portugal von Spanien und bildete unter Herrschaft der Braganza wieder einen eigenen Staat. 1640 gingen Artois und mehrere Grenzfestungen in den Niederlanden, 1659 die Grafschaften Roussillon mit Conflans und einem Theile von Cerdagne an Frank¬ reich verloren, welches 1678 im Nymweger Frieden auch die Franche-Comté mitCharolais erhielt. Der 1700 erfolgte Tod Karl’s II., des Letzten der Habsburg-spanischen Linie, gab endlich das Signal der Zersplitterung der grossen Monarchie. Nach dreizehnjährigem, durch den Utrechter Frieden beendeten Erbfolgekriege erhielt Ludwig’s XIV. Enkel, Philipp von Anjou, die spanischen Länder, von denen jedoch Minor ca und Gibraltar den Engländern abgetreten werden mussten, dann die Besitzungen in Asien, Africa und America, letztere gleichfalls durch Holland und England geschmälert. Die italienischen und nie¬ derländischen Provinzen fielen theils an die deutsche Linie de3 Hauses Habsburg, theils an Savoyen ; doch er¬ hielt Philipp V. für seinen Sohn Carlos, und somit die Spanisch-Bourbonische Linie, 1736Neapelund Sicilien als abgesondertes Königreich wieder zurück, und Ferdinand VI. erwarb seinem Halbbruder Philipp 1748 die Herzogthümer Parma, Piacenza und Guastalla. 1782 räumten auch die Engländer M i n o r c a wieder. Die im grossen französisch-spanischen Kriege von 1808 bis 1814, sowie die in der neuesten Zeit merkwürdig ge¬ wordenen Orte sind auf dem Blatte vermerkt. Portugal hatte in den letzten Jahren des XV. Jahr¬ hunderts, besonders aber in den ersten Decennien des XVI., gleichzeitig mit den Eroberungen der Spanier in der neuen Welt, einen grossen Theil der Küsten von Mittel- und Süd-Africa und unter den heldenmüthigen Führern Pereira, Albuquerque und Atayde die wichtigsten Besitzungen in Arabien, Ostindien und auf dessen Inseln errungen, so wie es auch durch Pabst Alexander’s VI. bekannte De- marcations-Linie und durch Cabral’s Entdeckung von Bra¬ silien 1500 diesen herrlichen Antheil der neuen Welt erhielt, dessen Werth jedoch erst gegen Ende des XYI. Jahrhunderts gehörig erkannt und benutzt wurde. Die Hauptzüge der Geschichte Portugals sind bereits bei Spanien aufgeführt worden, und bleibt hier nur noch nachzuholen, dass das transmarine Algarbe nach dem Tode Sebastian’s bis auf Ceuta verloren ging und diese Stadt auch bei der Thronbesteigung der Braganza bei Spanien blieb, dem auch die wichtige Grenzfestung Oli¬ ve nga 1801 abgetreten werden musßte. (20) Iberische Halbinsel Nr. VII. Besitzungen der Spanier und Portugiesen im XVI. Jahr¬ hundert. — Nebenkarten : 1. Peru zur Zeit des Pizarro. — 2. Mexico zur Zeit des Gottes. — 3. Um¬ gegend der Stadt Mexico zur Zeit des Cortes. — 4. Gebiete des Hauses Moisburg in Europa um die Mitte des XVI. Jahrhunderts. — 5. Hindostan um 1520. Von K. v. Spruner; Rev. von Th. Menke. Was Nr. V der Section „Britische Inseln“ für das XIX. Jahrhundert, das soll vorliegendes Blatt für das XVI. bieten, in welchem die Spanier und Portugiesen die meorbeherrscbenden Völker waren. Die auf allen Punkten der Erde zerstreuten Besitzungen von Portugal und Spanien sind nebst den, durch sie oder andere in jener Zeit ge¬ machten, wichtigen Entdeckungen nach Barrot, Humboldt, Schäfer, Dato, den fleissigen Zusammenstellungen in Wimmer 8 und Merlekers Werken, dem Pierer sehen Lexikon, in Baum¬ gartens Welthistorie, Daniels Handbuch der Geographie etc. angegeben. Von den Nebenkarten dient das Gebiet des Hauses Habsburg in Europa um die Mitte des XVI. Jahrhunderts zur Uebersicht der grossen Ländermasse, über welche Karl's V. Scepter gebot; die Details finden sich auf den betreffenden Blättern von Deutschland, Frank¬ reich, Italien und Spanien. Die Mexico und Peru betreffenden Nebenkarten sind nach Prescott, Hindostan um 1 520, nach Jodo de Barro’s Asia und Daw’s Geschichte von Hindostan entworfen, wobei auch „ Breitenbauch’s Ergänzungen der Geschichte von Asien und Africa im mittleren Zeitalter“ benutzt wurden. VERLAG VON JUSTUS PERTHES IN GOTHA. 12