VORBEMEREÏÏMEI ZU STRUMR-MEME HAIB-ATIIS: MITTELALTER USB IEÏÏERE ZEIT. DEUTSCHLAND. 20 Karten. Laufende Nummern des Atlas: Nr. 31 bis 50. (81) Deutschland Nr. I. Deutschlands Gaue. I. Nörd¬ liches Lothringen. Friesland. — Nebenkarten: 1. Nordalbinger, Limes Saxonicus. — 2. Sclavania. Von Th. Menke. (32) Deutschland Nr. II. Deutschlands Däne. II. Mitt¬ leres Lothringen. — Nebenkarte: Gaue der Diö- eese von Verdun. Von Th. Menke. (33) Deutschland Nr. II. Deutschlands Gaue. III. Sachsen. Nördliches Thüringen. Von Th. Menke. Die Rechtfertigung der deutschen Gaugeographie, wie sie in den Nummern I—VI dieser Sektion kartographisch niedergelegt ist, würde einen sehr starken Band erforden Der Verfasser muss sich daher auf wenige Andeutungen beschränken. Seit Bessel’s epochemachendem Werke über die deutschen Gaue ist nicht bloss sehr viel neues, ihm noch unbekanntes Quellenmaterial an das Licht gezogen und zu seiner Zeit Bekanntes besser als früher ediert, sondern auch das von ihm Begonnene sehr wesentlich erweitert und berichtigt worden. Die Schriften, in denen dies geschehen ist, beschränken sich theils auf einzelne deutsche Bundesstaaten, theils auf einzelne Diöcesen, theils auf einzelne Gaue. Ein Plan des leider zu früh verstorbenen Landau, durch den Gesammt- verein der historischen Vereine Deutschlands allmälig eine umfassende Gaugeographie zustande zu bringen, ge- rieth nach Herausgabe der beiden von Landau selber be¬ arbeiteten Monographieen wegen mangelnder Theilnahme in’s Stocken. Wäre er in derselben Methode weiter geführt worden, so würde er an dem Widerspruch, in dem diese Methode zu den Grundsätzen der jetzigen historischen Forschung steht, bald gescheitert sein. Der Verfasser wurde durch diese Vorarbeiten, zumal da in einer grossen Anzahl derselben nicht klar hervortritt, was auf Quellenzeugniss, was auf Combination des Ver¬ fassers beruht, der Verpflichtung nicht überhoben, das ge¬ summte Quellenmaterial zu seinem Zwecke zu durchforschen. Es ist dies im Wesentlichen vollständig geschehen. Die Arbeit lag in unvollendeter Form der Berliner Akademie, die eine auf die deutsche Gaugeographie bezügliche Preis¬ aufgabe ausgeschrieben hatte, vor und erhielt von ihr den Preis. Ein zweites wichtiges Hülfsmittel für die Bestimmung der Gaugrenzen sind die Diöcesangrenzen des Mittelalters. Es mussten sowohl aus diesem Grunde, als um Ein¬ sicht darüber zu gewinnen, ob die Archidiaconatsgrenzen mit den Gaugrenzen coincidieren, wie vielfach angenommen wird, die sämmtlichen Diöcesen und Archidiaconate Deutsch¬ lands kartographisch entworfen werden. Es stellte sich dabei die Uebereinstimmung der Archidiaconate mit den Gauen in Austrasien — anders in Neustrien — als äusserst gering heraus; die Grenzen der Archidiaconate wurden hier zu einer Zeit, als die Gauverfassung bereits völlig in Verfall geraten war, fixiert. Eine genauere Untersuchung dieses Verhältnisses, die allerdings mühsam ist, wäre sehr wünschenswert]::. Ein drittes, noch weiter zu verwertendes Hülfsmittel sind die jetzigen Stammesgrenzen. Die Grenze zwischen Thüringen und Sachsen bestimmt sich beispielsweise, so weit positive Angaben fehlen, nicht nach der hierarchischen Eintheilung der Mainzer Diöcese, wie v. Ledebur annimmt, sondern nach der Grenze des Hoch- und Plattdeutschen. Da genaue Angaben darüber nicht veröffentlicht sind, habe ich ein Paar Nachtquartiere in Leinefekle, einer Ruhestation der vom Norden nach dem Süden gehenden Eisenbahnzüge, zu Nachfragen benutzt und nach dem erhaltenen Resultate i einen Theil der Grenze gezogen. Weitere Mittheilungen über diese Grenzlinie von seiten Ortskundiger würden mir sehr erwünscht sein. Die urkundlich als in bestimmten Gauen liegend be- j zeichneten Orte sind ihrer überwiegenden Mehrzahl nach auf den Karten angesetzt. Nur bei einigen wenigen Gauen reichte der Platz dafür nicht aus, namentlich auch nicht bei den sclavanischen Gauen, die leider in einem kleineren Massstabe gegeben werden mussten. Was die Rechtschreibung der Namen auf sämmtlichen deutschen Gaukarten angelit, so verdanke ich das, was in dieser Beziehung Gutes an ihnen ist, der Güte des Herrn Professor Müllen hoff, der sich bereitwilligst der grossen Mühe unterzog, mein umfangreiches Manuscript von diesem Gesichtspunkte aus durchzusehen und mit Be¬ merkungen zu begleiten. „Bei einem nach Ort und Zeit so verschiedenen Material“, bemerkt derselbe, „wie die deutschen aus dem früheren Mittelalter überlieferten Orts¬ namen, ist es unmöglich, eine sprachliche Gleichmässigkeit durchzuführen oder ohne Willkür und Verwegenheit her¬ zustellen. Das Bestreben soll nur darauf gerichtet sein, sprachliche Unformen und Unmöglichkeiten, auch wenn sie in den Urkunden durch die Schuld unkundiger oder nachlässiger Schreiber sich finden, so viel als möglich fern¬ zuhalten und zu beseitigen. Ueberliefert sind die Orts* namen gewöhnlich in dem Ortscasus, dem Dativ, und von vielen abgeleiteten und zusammengesetzten, wie Wlzun- oder Wtzanburg, Rotanbah u. dergl,, giebt es in Wahrheit gar keinen Casus rectus oder Nominativ, oder fungiert dafür die locale Dativform, wie heutzutage in Freienwalde, Rothen¬ hausen, Göttingen, Bremen, Preufsen, Sachsen, Hessen u. s. w. Wir haben daher auch den Dat. Sing, gelassen, auch wo er sich, wie in Asfo, Oulalio, in denen auf —leibu, —levo u. a., leicht durch den Nom. Sing, hätte ersetzen lassen und dieser auch oft überliefert ist. Nur wäre es thörieht gewesen, den Flussnamen Oulaha neben dem Orts¬ namen (zi) Oulaho im Dativ zu geben. Wir haben in Flussnamen, ausser den Compositis mit schwachem Adjectiv, überall den Nominativ gesetzt, sonst aber nur. um eine allzu auffallende Ungleichheit zu vermeiden, die Nominativ¬ form in den zahlreichen Namen auf —dorf, thorp und —heim, —hem durehzuführen gesucht. Bei gouui und seinen Formen musste auf Gleichmässigkeit schon wegen der Ungleichheit des urkundlichen Materials verzichtet werdend VERLAG VON JUSTUS PERTHES IN GOTHA. U